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Zyklusbildung in Novalis’ „Hymnen an die Nacht“ (1800)

by Mario Zanucchi (Author)
28 Pages
Open Access
Journal: Zeitschrift für Germanistik Volume 35 Issue 3 Publication Year 2025 pp. 521 - 541

Summary

Friedrich von Hardenbergs Hymnen an die Nacht begründen den lyrischen Zyklus der deutschen Romantik, indem sie im Unterschied zu der bis dahin herrschenden Praxis additiver oder äußerlicher Gedichtsammlungen den dichterischen Zyklus als organische Gesamtstruktur etablieren. Hardenbergs geschichtsphilosophische Konzeption einer zyklisch-progressiven Evolution liefert hierfür den theoretischen Hintergrund. Die Untersuchung zeigt, wie Novalis den traditionellen Tageszeitenzyklus der Aufklärung transformiert und dessen Struktur durch die spirituelle Entwicklung des lyrischen Ichs angesichts der Nachterfahrung verinnerlicht. Die Analyse der drei Binnenzyklen (Hymne 1–2, 3–4, 5–6) legt eine spiralförmige Progression von einer allgemeinmenschlichen über eine personalbiographische hin zu einer religiösen Ebene frei, wobei die Nacht von einem Symbol der Vergänglichkeit zur Metapher christlicher Erlösung avanciert. Auch formalästhetisch, durch die progressive Versifikation und den Übergang von der poetischen Prosa der ersten Hymne zur durchgängigen Versform der sechsten und letzten Hymne, erweisen sich die Hymnen als ein geschlossenes Ganzes. Bisher übersehene intertextuelle Bezüge, insbesondere zu Justus Friedrich Wilhelm Zachariäs hexametrischem Langgedicht Die Tageszeiten (1756), zur Tradition des Kirchenliedes und zu Gottfried August Bürger, erlauben eine präzisere Verortung von Hardenbergs Hymnen im literarhistorischen Kontext und beleuchten dessen poetische Dialoge.

Details

Pages
DOI
10.3726/92175_521
Publication date
2025 (September)
Keywords
zyklusbildung novalis’ hymnen nacht
Product Safety
Peter Lang Group AG

Biographical notes

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Title: Zyklusbildung in Novalis’ „Hymnen an die Nacht“ (1800)