Faszination Komposition
Grundelemente der Komposition im bildnerischen Bereich – Ein Werkbuch – 2., unveränderte Auflage
Zusammenfassung
Der schöpferische Weg, der im malerischen Prozess auf dem Wechselspiel von verschiedenen kognitiven und emotionalen Vorgängen fußt, wird zum Gegenstand der Beobachtung und der Reflexion. So kann ein differenziertes Verstehen im malerischen Tun erreicht werden.
Anhand von Themenschwerpunkten wie Fläche, Linie und Hell-Dunkel hilft dieses systematisch aufgebaute, praktische Übungsbuch, handwerkliche Fähigkeiten zu erweitern und Bilder bewusst zu gestalten. Die Übungen dienen jedoch nicht nur als Leitfaden, sondern schulen auf besondere Weise Aufmerksamkeit und Gestaltungskräfte des Schaffenden im bildnerischen Prozess.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Autorenangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhalt
- Vorwort
- Bildnerisches Denken lehren und lernen
- Einleitung
- Zur Intention des Buches und über seine Autorinnen
- 0 Das leere Blatt
- 1 Entstehung einer Fläche
- 2 Format
- 3 Proportion und Rotation
- 4 Größe und Proportion
- 5 Grundformen und ihre Ausdehnung im Bildraum
- 5.1 Grundformen und ihre Dynamisierung
- 5.2 Übung zu den Grundformen
- 6 Oberflächenstruktur, Textur und Kontur
- 7 Flächendialog
- 7.1 Zwei Flächen im Gespräch
- 7.2 Heranzoomen
- 7.3 Flächendialog mit Polaritäten
- 7.4 Beziehungsforschung
- 7.5 Metamorphosenreihe von zwei Flächen oder: Wie die Flächen laufen lernten
- 7.6 Flächendialog wird zur Bildsprache
- 8 Raum
- 8.1 Vorder-, Mittel-, Hintergrund
- 8.2 Das vielfältige Zusammenspiel der Elemente
- 9 Flächenkomposition
- 9.1 Grundelemente im malerischen Prozess
- 9.2 Methoden des Flächenaufbaus
- 9.2.1 Komposition durch Flächenaufbau – analytische Methode
- 9.2.2 Komposition durch Flächengliederung – synthetische Methode
- 9.2.3 Flächengliederung mit bestimmten Vorgaben
- 9.2.4 Spiel mit der Festlegung von Kompositionsaufbau und Mitte
- 9.3 Flächengliederung und Hintergrund
- 9.4 Flächengliederung und Hintergrund mit Linien im Vordergrund
- 9.5 Intervall
- 9.6 Flächenkomposition in verschiedenen Grau-Schwarz-WeißStufen mit Linie
- 10 Linie und Fläche
- 10.1 Charakterisierung einer Fläche durch die Linie
- 10.2 Linie als Ausgangspunkt einer Gestaltung
- 10.3 Linie + Fläche + Raum
- 11 Geste
- 12 Negativ-Positiv-Gestaltung
- 13 Experimentieren mit komplexen Vorgaben
- 13.1 Ausgangspunkt: eine vorgegebene Fläche
- 13.2 Ausgangspunkt: ein vorgegebener Bildausschnitt
- 13.3 Variationen mit Dekomposition einer Bildvorlage und neuer Gestaltung
- 13.4 Arbeiten mit Fotokopien
- 14 Arbeitshaltung und individuelle Arbeitsweise
- Schlusswort
- Danksagung
- Literaturverzeichnis
Bildnerisches Denken lehren und lernen
von Jochen Krautz
Ist es demnach für den Maler von äußerster Wichtigkeit, sich die volle Kenntnis der künstlerischen Mittel mit ihren Wirkungsmöglichkeiten anzueignen, so mag dies auch für den kunstsinningen Beschauer von Interesse sein.
— Adolf Hölzel
Der vorliegende Band bildnerischer Elementarübungen steht in einer langen Tradition der Moderne, die angesichts der empfundenen Krisenhaftigkeit der naturalistischen Kunst im Übergang zum 20. Jahrhundert begann, die bildnerischen Mittel zu elementarisieren, zu systematisieren und auf dieser Grundlage zu didaktisieren. Wesentliche Impulse hierzu gingen von Adolf Hölzel aus, wurden aber v.a. von seinen Schülern sowie weiteren Künstlern, die später am Bauhaus tätig waren, wie Kandinsky, Klee und Itten, ausgearbeitet und in verschieden akzentuierte Lehrsysteme übersetzt (vgl. Wick 1994). Nach 1945 setzte sich dieser Impuls v.a. im Lehrkonzept der Hochschule für Gestaltung Ulm fort, die versuchte, Gestaltungslehre zu „verwissenschaftlichen“ (vgl. Plaum 2009; Wick 2009). Während die Bildende Kunst schon früh Abstand von solchen Gestaltungssystematiken nahm und sie heute weitgehend aus der künstlerischen Lehre ausgeschieden hat, setzte sich diese Tradition in der Grundlehre angewandter Gestaltungsbereiche wie Design, Medien, Architektur recht ungebrochen fort – freilich ohne die gewisse weltanschauliche Dogmatik der frühen, oft spirituell unterfütterten Gestaltungslehren fortzuschreiben. Die schulische Kunstdidaktik griff diese Impulse im Sinne einer „Erziehung zum Bildnerischen Denken“ (Pfennig 1964) auf, trug damit aber zugleich zur später zurecht kritisierten Verabsolutierung dieses Ansatzes bei.
Aktualität und Potenzial
Insofern mag man fragen, worin Aktualität und Potenzial eines solchen Buches liegen. Braucht es ein weiteres Buch über Gestaltungslehre? Ist nicht alles gesagt und gezeigt seit der frühen Moderne? Ist die zur Schematisierung tendierende Problematik solcher Lehren des bildnerischen Gestaltens nicht hinlänglich diskutiert? Ist die Kunst selbst nicht längst andere Wege gegangen?
Das berüchtigte Diktum von Joseph Beuys, der vom „Scheißbegriff des Bildnerischen“ sprach und hier eine „isolierte Ratlosigkeit“ am Werke sah (Beuys 1969, S. 39), wandte sich bei näherer Betrachtung durchaus nachvollziehbar gegen eben jene im damaligen Kunstunterricht verbreitete formalisierte Einübung bestimmter Gestaltungsregeln, die die Inhalts- und Darstellungsdimension weitgehend ausblendete.
Es ist also richtig: Durch die Isolierung, Systematisierung und Einübung der bildnerischen Mittel unter Ausblendung aller inhaltlichen Motive entsteht nicht notwendig Kunst. Dies hat allerdings auch nie ein Künstler (und auch kein Kunstdidaktiker) behauptet. Und das unterstellen auch die Autorinnen dieses Bandes nicht, denn auch ihnen geht es „nicht um eine Gebrauchsanweisung zur Konstruktion ‚guter‘ Bilder.“ Vielmehr möchte Béatrice Cron „neben einer gesteigerten Wahrnehmung ein Grundgefühl für kompositorische Zusammenhänge schulen“. Ganz im Sinne der Tradition der Moderne versucht sie also zu zeigen, dass es bestimmte bildnerische Mittel gibt, die der Kunst, genauer der Malerei zugrunde liegen und deren Einübung Wahrnehmungsfähigkeit, Vorstellungskraft und Darstellungsmöglich ← 8 | 9 → keiten erweitern. Insofern kann die Einübung in Bildnerisches Denken nach wie vor als relevant gelten, wenn es nach wie vor Kunstformen und Gestaltungsbereiche gibt, die auf den Grundlagen der flächigen Gestaltung basieren. Gleichwohl wäre zu fragen, ob nicht auch eine Performance im öffentlichen Raum in gestalterischer Hinsicht vor Fragen der Verteilung von Massen, Gewichten, Bewegungen etc. auf oder vor einer Fläche oder in einem Raum steht, die keineswegs so völlig anders geartet sind. Zudem zeigen die Autorinnen hier einen eigenen Weg, der es nicht bei isolierten Übungen zu einzelnen Bildmitteln belässt, sondern auf den Aufbau kompositorischer Komplexität und damit auf die Realisierung eigener Bildwirkungen zielt.
Details
- Seiten
- 190
- Erscheinungsjahr
- 2016
- ISBN (PDF)
- 9783653036947
- ISBN (PDF)
- 9783653065305
- ISBN (ePUB)
- 9783653960860
- ISBN (ePUB)
- 9783653997354
- ISBN (Paperback)
- 9783631673140
- DOI
- 10.3726/978-3-653-03694-7
- Sprache
- Deutsch
- Schlagworte
- Kompositionslehre Gestaltungslehre bewusstes Gestalten
- Erschienen
- Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2016. 190 S.
- Produktsicherheit
- Peter Lang Group AG