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Innovationsstrategien

Grundlagen, Gestaltungsansätze und Handlungsbedingungen

von Axel Faix (Band-Herausgeber:in) Jan-Philipp Büchler (Band-Herausgeber:in)
©2018 Sammelband 418 Seiten

Zusammenfassung

«Innovationsstrategien» ist der zweite Herausgeberband der Dortmunder Forschungsgruppe «Innovationsexzellenz». Er betont die wichtige Rolle, die Innovationsstrategien insbesondere in volatilen, komplexen Marktumfeldern für einen hohen Erfolg von Unternehmen haben. Der Band schafft durch eine abgestimmte Mischung von Beiträgen aus Unternehmenspraxis, Wissenschaft und Institutionen eine ganzheitliche Perspektive, die einen hohen Anwendernutzen sicherstellt. Inhaltlich werden 1) innovationsstrategisch bedeutsame Grundlagen (primär in Bezug auf Ressourcen- und Fähigkeitsausstattungen), 2) die verfügbaren Gestaltungsoptionen (unter Berücksichtigung der digitalen Transformation) sowie 3) unternehmensexterne wie -interne Handlungsbedingungen problem- und anwendungsorientiert diskutiert.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autoren-/Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Vorwort der Herausgeber
  • I. Innovationsstrategische Grundlagen
  • Strategische Antizipationsfähigkeit von Unternehmen – Konstrukt und Determinanten im Planungskontext von Unternehmen (Axel Faix / Jan-Philipp Büchler)
  • Qualitative Marktforschung im Innovationsmanagement – Ein systematischer Ansatz (Gaby Kepper / Frank Wermeyer)
  • Entwicklung von organisationaler Anpassungs- und Innovationsfähigkeit (Tessa Christina Flatten)
  • Entdecken der Möglichkeiten – Wissenstransfer aus den Geistes- und Sozialwissenschaften (Christoph Köller / Mario Dompke / Jennifer Wockenfuß)
  • II. Gestaltung von Innovationsstrategien
  • Konsistente Gestaltung marktorientierter Innovationsstrategien (Axel Faix)
  • Konsistente Technologie- und Innovationsstrategien – Der Ausgleich von Market Pull und Technology Push durch Integration von Technologie- und Innovationsprozess (Armin Tietjen / Manfred Weidlich)
  • Digitale Innovationen – Strategien, Geschäftsmodelle und Voraussetzungen (Myriam Jahn / Michael Marhofer)
  • Innovationsstrategien im InsurTech-Bereich (Matthias Beenken)
  • BioGenius GmbH: Strategische Neuorientierung im Spannungsfeld zwischen “Exploration” und “Exploitation” (Axel Faix / Werner Frese)
  • Auslandsverlagerungen von kleinen und mittleren Unternehmen – Effekte auf die Innovationsfähigkeit (Fabian Kreutzer / Rüdiger Hamm)
  • Soziale Innovationen: Eine Einführung in Theorie und Praxis (Christoph Zacharias)
  • Strategische Logik zur Durchsetzung Sozialer Innovation – SARI als ressourcen- und fähigkeitsorientierte Bewertungssystematik (Jan-Philipp Büchler / Jennifer Decker)
  • III. Innovationsstrategische Handlungsbedingungen
  • Wettbewerbsdifferenzierung durch systematisches Innovationsmanagement – Analysen und Ergebnisse des IHK-InnoMonitor (Axel Faix / Jan-Philipp Büchler)
  • Zielgerichtete Stärkung des unternehmerischen Innovationsmanagements – Beitrag des IHK-InnoMonitor (Axel Faix)
  • Der Beitrag der Organisation zur Ausrichtung des Innovationsmanagements auf die Erzielung von Wettbewerbsvorteilen – Empirische Analysen auf Basis der Erhebungen des IHK-InnoMonitor (Axel Faix)
  • Standortanforderungen innovativer und wissensintensiver Unternehmen (Rüdiger Hamm / Fabian Kreutzer)
  • Regionale Innovationsstrategien – Impulse durch Kompetenzzentren für den Innovationsstandort Dortmund (Guido Baranowski)
  • Bestimmungsfaktoren und Methoden der Pre-Money-Valuation innovativer Start-Ups (Fabian Dittrich)
  • Autorenprofile
  • Reihenübersicht

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Vorwort der Herausgeber

Treffsicher und vorausschauend angelegte Innovationsstrategien sind in einem Marktumfeld, das durch Volatilität, Komplexität und Mehrdeutigkeit gekennzeichnet ist, wichtiger denn je. Aus unserer angewandten Forschungsarbeit mit dem Mittelstand in unserer Region wissen wir, dass die wahrgenommene Dynamik des Wandels zugenommen und dadurch die Gültigkeit von etablierten Annahmen über die Spielregeln in bekannten Märkten abgenommen hat. Während Dynamik und Vernetzung steigen und neue Handlungsoptionen eröffnen, wird deren Beurteilung zunehmend unsicher. Die bekannten Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge und Erfahrungen taugen immer weniger als Grundlage zur Bestimmung der Richtung künftigen Handelns – Missdeutungen und Fehlinterpretationen von Erscheinungen und Entwicklungen in der Umwelt nehmen zu. Linear geprägte Denkmuster im Management und in der Strategieentwicklung sind in einer volatilen, veränderungsstarken und mehrdeutigen Welt keine Lösung, sondern ein Problem.

Soll Strategie zur Antizipation von Veränderungen, zum systematischen Verstehen der Informationsflut (“Big Data”), zur rechtzeitigen Erfassung frühester Signale und zur Ableitung von Konsequenzen für die Gestaltung von Innovationen beitragen, sind besondere Fähigkeiten erforderlich. Wir unternehmen mit dem vorliegenden Werk „Innovationsstrategien. Grundlagen, Gestaltungsoptionen und Handlungsbedingungen“ den Versuch, die Spielräume für die Entwicklung von Innovationsstrategien unter den beschriebenen Umweltbedingungen aus wissenschaftlicher, unternehmerischer und institutioneller Perspektive zu beleuchten und dazu in einen regionalen Kontext zu stellen. Insofern gliedert sich das Werk in drei nachfolgend näher charakterisierte Teile, die innovationsstrategisch relevante Grundlagen, die maßgeblichen Gestaltungsoptionen und unternehmensexterne wie -interne Handlungsbedingungen betreffen und jeweils Beiträge unterschiedlicher Autoren beinhalten.

I Innovationsstrategische Grundlagen

Im ersten Teil dieses Buches werden die grundlegenden Voraussetzungen für das Verständnis der Entstehung und Ausarbeitung von Innovationsstrategien erläutert, die wir in erster Linie in den Ressourcen und Fähigkeiten eines Unternehmens, multiple und diffuse Signale eines volatilen Marktumfeldes zu erkennen ← 9 | 10 → und zu analysieren und schließlich in strategische Handlungsweisen zu überführen, verorten.

Die zentrale Bedeutung von Ressourcen und Fähigkeiten im Unternehmen für das erfolgreiche Hervorbringen von Innovationen greifen Axel Faix und Jan-Philipp Büchler (Forschungsgruppe Innovationsexzellenz, FH Dortmund) in ihrem einführenden Beitrag „Strategische Antizipationsfähigkeit von Unternehmen“ auf. Fähigkeiten werden darin als aktuelles Handlungspotenzial auf organisationaler Ebene eines Unternehmens zur Zielerreichung verstanden. Eine entscheidende Rolle für das Erzielen nachdrücklicher Innovationserfolge spielt mit der Strategischen Antizipationsfähigkeit ein besonderes Wahrnehmungs- und Handlungsmuster von Unternehmen, dessen Existenz und Weiterentwicklung an spezifische Aktivitäten und Voraussetzungen geknüpft ist. Nach einer Definition und Charakterisierung dieses Konstrukts stehen Überlegungen im Mittelpunkt, die das systematische Fördern dieser Eigenschaft betreffen. Die Aussagen stützen sich auf empirische Befunde aus dem IHK-InnoMonitor.

Der fähigkeitsorientierten Perspektive folgend schließt der Beitrag „Entwicklung von organisationaler Anpassungs- und Innovationsfähigkeit“ von Tessa Flatten (TU Dortmund) mit einer Untersuchung der sog. Absorptive Capacity von Unternehmen an. Diese Fähigkeit, welche die Offenheit gegenüber neuen Informationen und das kreative Denken im Unternehmen fördert, kann Unternehmen (besser) in die Lage versetzen, sich unter veränderten Umständen strategisch flexibel umzuorientieren. Der Beitrag untersucht die Zusammenhänge zwischen organisationaler Absorptionsfähigkeit und Unternehmenskultur sowie Führungsstilen und greift dabei auf eine Vielzahl an empirischen Studien zurück.

Inwieweit sich die Informationsgewinnung und -verarbeitung systematisch gestalten lassen, um die strategische Vorausschau von Unternehmen zu verbessern und Anpassungserfordernisse zu erfüllen, stellen Gaby Kepper und Frank Wermeyer (FW Consulting) in ihrem Beitrag „Qualitative Marktforschung im Innovationsmanagement“ dar. Sie konzentrieren sich auf Forschungsansätze, die geeignet sind, den auf Kundenorientierung und marktliche Akzeptanz zielenden Informationsbedarf im Innovationsprozess, der in hohem Maße auf Entdeckung, Strukturierung, Offenlegung und Verstehen von unternehmensexternen wie -internen Phänomenen ausgerichtet ist, durch suchende und erklärende Fragestellungen zu erfassen und geeignete Methoden zur Beantwortung einzusetzen. Sie entwickeln ein tiefes Verständnis darüber, was qualitative Marktforschung leisten kann und will sowie welcher Art die unterschiedlichen Einsatzfelder qualitativer Forschung sind. So zeigen sie die Chancen für eine werthaltige Unterstützung der Informationsbedarfe im Innovationsmanagement anschaulich auf. ← 10 | 11 →

Die Transformation von geistes- und sozialwissenschaftlichen Informationen in neues Wissen und dessen Transfer in die Gesellschaft beleuchten Christoph Köller (G&K GmbH), Mario Dompke (DLR e.V.) und Jennifer Görgen (G&K GmbH) in ihrem Beitrag „Entdecken der Möglichkeiten – Wissenstransfer aus den Geistes- und Sozialwissenschaften“. Der Beitrag stellt zunächst die – gegenwärtig vielfach sicherlich noch unterschätzten – Potenziale dar, die für Unternehmen im Wissenstransfer aus den Geistes- und Sozialwissenschaften liegen und diskutiert Anforderungen, die sich im Rahmen ihrer Nutzung ergeben. Anschließend wird mit Blick auf verschiedene Barrieren ein systematischer Ansatz zur Förderung des Wissenstransfers aus den Geistes- und Sozialwissenschaften vorgestellt.

II Gestaltung von Innovationsstrategien

Um ein Gesamtbild zu erzielen, das der Vielfalt der realen Erscheinungsformen innovationsstrategischen Agierens gerecht werden kann, wird die Entwicklung von Innovationsstrategien im zweiten Teil des Werkes sowohl aus übergreifend-wissenschaftlicher Perspektive (auf Basis quantitativer empirischer Untersuchungen mit dem IHK-InnoMonitor) als auch aus unternehmerischer Perspektive (auf Basis qualitativer Fallstudien aus dem gehobenen Mittelstand) behandelt. Die hohe Bedeutung der digitalen Transformation für die Gestaltung von Innovationsstrategien spielt dabei in den Beiträgen dieses Teils fortlaufend eine entscheidende Rolle – sie übt durch eine entsprechende Markt- und Kundenorientierung Einfluss auf die Strategieentwicklung aus, treibt massiv die Technologieentwicklung voran und führt zu neuen Geschäftsmodellen, sie ermöglicht die dezentrale und vernetzte Arbeitsteilung im weltweiten Maßstab in Bezug auf innovationsorientierte (und andere unternehmerische) Aktivitäten z.B. durch Offshoring und ist ein “Enabler” für Soziale Innovationen.

Der in den zweiten Teil einführende Beitrag „Konsistente Gestaltung marktorientierter Innovationsstrategien“ von Axel Faix (Forschungsgruppe Innovationsexzellenz, FH Dortmund) untersucht die unternehmensinternen und -externen Bedingungen für ein erfolgreiches innovationsstrategisches Vorgehen, das unter primär zeitbezogenem Blickwinkel (Pionier- versus Folgerstrategie) verschiedene marktorientierte Variablen in die an der Stimmigkeitsanforderung ausgerichteten Gestaltungsüberlegungen einbezieht. Der Beitrag stützt sich als wesentliche Informationsgrundlage der Argumentation auf die empirischen Befunde des IHK-InnoMonitor im Westfälischen Ruhrgebiet.

Ergänzend zur angeführten zeitbezogenen Perspektive von Innovationsstrategien beschreiben Armin Tietjen und Manfred Weidlich (GEA Group AG) in ihrem ← 11 | 12 → Beitrag „Konsistente Technologie- und Innovationsstrategien“ die vermeintlich gegensätzlich wirkenden markt- und technologiebezogenen Treiber von Innovationen. Sie zeigen – im Hinblick auf das im M-DAX notierte Unternehmen GEA Group AG aus dem Maschinen- und Anlagenbau – strategische Maßnahmen zum Ausgleich von “Market-Pull” und “Technology-Push” auf. Wesentlich ist hierbei ihr Ansatz, Technologie- und Innovationsprozesse des Unternehmens konzeptionell zu integrieren und das Ziel, technologische Neuerungen in marktfähige Anwendungen und Produkte zu überführen, durch Einsatz eines abgestimmten, situativ angelegten Instrumentenmix zu erreichen.

Die Bedeutung von digitalen Innovationen als Technologietreiber ersten Ranges unterstreichen Myriam Jahn (TISC AG) und Michael Marhofer (ifm Stiftung & Co. KG) in ihrem Beitrag „Digitale Innovationen – Strategien, Geschäftsmodelle und Voraussetzungen“ am Beispiel des als Stiftung geführten Familienunternehmens ifm, einem klassischen Hidden Champion und Pionier im Internet der Dinge. Der Beitrag zeigt konkrete unternehmerische Gestaltungsparamater im Kontext der digitalen Transformation auf und leitet Implikationen für die Strategie und das Geschäftsmodell ab. Dabei differenzieren die Autoren technologische, betriebswirtschaftliche und verhaltensbezogene Gestaltungsparameter. Die Autoren schlussfolgern, dass eine Integration dieser drei Dimensionen für die erfolgreiche Gestaltung der digitalen Transformation erforderlich ist.

Die Auswirkungen der digitalen Transformation auf die Innovationsstrategien in der Finanz- und Versicherungsbranche untersucht Matthias Beenken (FH Dortmund) in seinem Beitrag „Innovationsstrategien im InsurTech-Bereich“. Dabei geht er auf die seit mehreren Jahren aktiven digitalen Start-Ups im Finanzbereich und die neuerdings entstehenden InsurTechs im Versicherungsgewerbe ein. Anhand der Wertschöpfungskette im Versicherungsbereich und der Angriffspunkte, die sich für InsurTechs bieten, erklärt der Autor die Geschäftsmodelle der InsurTechs, wobei er disruptive und inkrementelle Innovationen zu Grunde legt, die die Wertschöpfung sowohl von Versicherungs- als auch von Vermittlerunternehmen verändern. Ein empirischer Überblick über die fraglichen Akteure sowie eine Bewertung und Ausblick runden die Darstellung ab.

Grundsätzlichere Fragen der strategischen Neuorientierung von Unternehmen im Spannungsfeld zwischen “Exploration” und “Exploitation” untersuchen Axel Faix und Werner Frese (Forschungsgruppe Innovationsexzellenz, FH Dortmund) im Research Case “BioGenius”. Sie untersuchen interviewbasiert am Beispiel eines forschungsintensiven und innovativen Dienstleisters für die chemische und biotechnologische Industrie, wie ein Unternehmen die künftige Entwicklung auf Basis einer angepassten strategischen Ausrichtung erfolgreich gestalten kann, ← 12 | 13 → ohne die aktuelle Konstellation der Erfolgsfaktoren zu gefährden und aus dieser im günstigsten Fall nachdrückliche Vorteile für die weitere Entwicklung des Unternehmens abzuleiten. Das damit angesprochene Spannungsverhältnis wird in der Managementwissenschaft gegenwärtig intensiv unter dem Begriff der „Ambidextrie“ erörtert und von den Autoren anschaulich ausgeführt.

Eine bislang noch eher wenig im Blickfeld stehende Strategieoption zur Steigerung der Innovationsleistung besteht für Unternehmen im Offshoring, wie Fabian Kreutzer und Rüdiger Hamm (Niederrhein Institut für Regional- und Strukturforschung, HS Niederrhein) im Beitrag „Auslandsverlagerungen von kleinen und mittleren Unternehmen – Effekte auf die Innovationsfähigkeit“ erläutern. Um die positiven Konsequenzen eines zunehmenden Cross-Border-Wissensaustauschs zu realisieren, dürfen jedoch die besonders innovativen, produktiven und Offshoring orientierten KMU nicht durch Barrieren an der Realisierung eines solchen Ansatzes gehindert werden. Zur Unterstützung der Offshoring-Aktivitäten von KMU halten die Autoren staatliche Subventionen allerdings für ein weniger probates Mittel als z.B. die Bereitstellung von Informationen, die den Zugang zu neuen Märkten erleichtern.

Inwieweit Soziale Innovationen zielsicher gestaltet werden können und welche Bedeutung solche Innovationen für die Gesellschaft und die Unternehmensentwicklung haben können, führt Christoph Zacharias (Institut für Soziale Innovationen, HS Bonn-Rhein-Sieg) in seinem Beitrag „Soziale Innovationen: Eine Einführung in Theorie und Praxis“ aus. Sein Aufsatz stellt ein soziologisch fundiertes Konzept zur Theorie Sozialer Innovationen vor, das die Nachahmung von Neuheiten als Antrieb der Veränderung sozialer Praktiken betont. Relevanz und praktischer Nutzen des Ansatzes werden anhand von ausgewählten Fallbeispielen aufgezeigt, wobei verschiedene Arten von Sozialen Innovationen bedeutsam sind.

Auf diesen Überlegungen aufbauend entwickeln Jan-Philipp Büchler (Forschungsgruppe Innovationsexzellenz, FH Dortmund) und Jennifer Decker (Leuphana Universität Lüneburg) in ihrem Beitrag „Strategische Logik zur Durchsetzung Sozialer Innovationen“ eine ressourcen- und fähigkeitsbasierte Bewertungssystematik zur näheren Prüfung der Frage, ob bzw. inwieweit bestimmte Neuheitsphänomene den Anforderungen und Mechanismen Sozialer Innovationen genügen. Der Ansatz versteht sich als konzeptionelle Grundlage für Sozialunternehmer, um Ressourcen und Fähigkeiten zur erfolgreichen Durchsetzung Sozialer Innovation gezielt aufzubauen, zu gestalten und messbaren Social Impact zu realisieren. Er bietet ferner mit seiner umgreifenden ← 13 | 14 → Prüflogik vielfältige Anregungen für die weitere Theoriebildung in diesem sich rasch entwickelnden Feld.

III Innovationsstrategische Handlungsbedingungen

Die anspruchsvolle Aufgabe der erfolgreichen Entwicklung und Durchsetzung von Innovationen setzt regelmäßig voraus, dass die maßgeblichen Akteure über ein tief greifendes Verständnis der relevanten Handlungsbedingungen verfügen – und auf diese Bedingungen zudem im Rahmen ihrer gegebenen Möglichkeiten zielorientiert einwirken. Im dritten Teil des Werkes erfolgt zunächst eine markt- und wettbewerbsorientierte Betrachtung der prozessualen, organisatorischen und kulturellen Handlungsbedingungen, die das Innovationsmanagement im günstigen Fall systematisch auf Kundenwünsche ausrichten helfen. Daran schließt sich eine regionalökonomische und institutionelle Perspektive an, die auf die Relevanz von „harten“ und „weichen“ Standortfaktoren für Unternehmen und deren Gestaltung aus Sicht von Wirtschaftsförderung und Technologiezentren eingeht und mit den konkreten Bedingungen für die Finanzierung von innovativen Start-Ups endet.

Der Beitrag „Differenzierung im Wettbewerb durch systematisches Innovationsmanagement“ von Axel Faix und Jan-Philipp Büchler (Forschungsgruppe Innovationsexzellenz, FH Dortmund) konzentriert sich auf die Beantwortung der Frage, welche Bedingungen für den Erfolg innovierender Unternehmen im spezifischen Kontext der Wirtschaftsregion Westfälisches Ruhrgebiet verantwortlich sind. Auf Basis der Daten des IHK-InnoMonitor werden die signifikant erfolgswirksamen unternehmensinternen (z.B. Maßnahmen zur Kundenintegration in Innovationsprozesse, organisatorische Maßnahmen zur effektiven Zusammenarbeit der an der Innovationsentstehung beteiligten Funktionen) wie -externen Faktoren (z.B. Merkmale der anvisierten Märkte und Kooperationsnetzwerke) analysiert und in den Mittelpunkt von Gestaltungsüberlegungen zu einem Innovationsmanagement gerückt, durch das Unternehmen letztlich treffsichere Innovationen für ihre Kunden und Vorteilspositionen im Wettbewerb erreichen können.

Eine wesentliche Voraussetzung für marktfähige Innovationen ist ein leistungsfähiges Innovationsmanagement der Unternehmen, das sicherstellt, dass Entscheidungen systematisch und mit angemessener methodischer sowie organisatorisch-kultureller Unterstützung getroffen werden. Im Zeichen geänderter Bedingungslagen ist das Innovationsmanagement selbst regelmäßig daraufhin zu überprüfen, ob die richtigen Maßnahmen und Aktivitäten mit den richtigen Prioritäten vollzogen werden oder ob nicht etwa zu wenig Wert auf die ← 14 | 15 → Förderung der tatsächlich erfolgskritischen Aktionsbereiche gelegt wird. Axel Faix (Forschungsgruppe Innovationsexzellenz, FH Dortmund) zeigt in seinem Beitrag „Zielgerichtete Stärkung des unternehmerischen Innovationsmanagements“, wie dieses – etwa ja auch im Rahmen von “Innovations-Audits” verfolgte – Anliegen unter direktem Rückgriff auf die empirischen Informationen aus dem IHK-InnoMonitor verfolgt werden kann. Neben der Case-Study artigen Nutzung der Unternehmensprofile, die allen den Teilnehmern des IHK-InnoMonitor zur Einschätzung der Lage in ihren Unternehmen zur Verfügung gestellt werden, wird die sog. InnoMonitor-Matrix entwickelt. Mit Hilfe dieses Werkzeugs können Unternehmen gesamthaft die maßgeblichen Faktoren ihres Innovationsmanagements unter dem Blickwinkel der (1) angestrebten Ausprägungen wie auch der (2) gegenwärtig realisierten Zustände erfassen und diesbezüglich prioritätengerechte Maßnahmenpläne ableiten.

Die strategisch bedeutsame Rolle der organisatorischen Gestaltungsvariablen eines Unternehmens erörtert Axel Faix (Forschungsgruppe Innovationsexzellenz, FH Dortmund) im anschließenden Kapitel „Der Beitrag der Organisation zur Ausrichtung des Innovationsmanagements auf die Erzielung von Wettbewerbsvorteilen“. Die Kalibrierung der Innovationsentwicklung auf die Erreichung überlegener Wettbewerbspositionen stellt eine Anforderung dar, an der grundsätzlich viele Aktionsfelder des Managements (z.B. Personalführung, strategische Planung, Informationsbereitstellung durch Marktforschung) beteiligt sind. Der Beitrag erörtert unter Rückgriff auf die Koordinations- und die Orientierungsfunktion die Rolle, die die Organisation im Zusammenspiel mit den oben angeführten Faktoren bei der angeführten Aufgabe einnehmen kann. Die empirischen Analysen auf Basis der Erhebungsergebnisse des IHK-InnoMonitor 2015 betreffen organisatorische Gestaltungsvariablen, die die auf Dauer angelegte Organisation des Unternehmens charakterisieren (z.B. Spezialisierung, Zahl der Hierarchieebenen) wie auch vorübergehende, unmittelbar innovationsbezogene Organisationsregelungen (Nutzung der Projektorganisation, Einsatz von Projektmanagern u.a.). Die verwendete Kausalanalyse erlaubt die differenzierte Einschätzung der Wirksamkeit der angeführten Variablen unter Beachtung ihrer Wechselwirkungen und verdeutlicht insbesondere den hohen Stellenwert prozessorganisatorischer und funktionsübergreifender Regelungen.

Eine regionalökonomische Perspektive nimmt der Beitrag „Standortanforderungen innovativer und wissensintensiver Unternehmen“ von Fabian Kreutzer und Rüdiger Hamm (Niederrhein Institut für Regional- und Strukturforschung, HS Niederrhein) ein. Die Autoren untersuchen unter Rückgriff auf eine umfassende Unternehmensbefragung im IHK Bezirk Mittlerer Niederrhein den – im ← 15 | 16 → Regelfall interdependenten – Zusammenhang von Entscheidungen von Unternehmen und ihrem Standort, wobei sie auf „harte“ (z.B. Qualität der Verkehrsinfrastruktur) und „weiche“ (z.B. Image eines Standortes) Standortfaktoren eingehen. Die Analysen und konkreten Empfehlungen berücksichtigen die Perspektive der Unternehmen aus der Wissenswirtschaft wie auch aus innovativen Industrien und adressieren Wirtschaftsförderer, Wirtschaftspolitik sowie die Unternehmen selbst.

Die konkrete Umsetzung von standortspezifischen Handlungsempfehlungen stellt Guido Baranowski (TechnologieZentrumDortmund) in seinem Beitrag „Regionale Innovationsstrategien – Impulse durch Kompetenzzentren für den Innovationsstandort Dortmund“ anschaulich vor dem Hintergrund des spezifischen regionalen Strukturwandels von der Montan- zur Wissensindustrie im Westfälischen Ruhrgebiet dar. Die Rolle des Technologiezentrums als aktiver Gestalter von regionalen Handlungsbedingungen, die den Innovationsstandort Dortmund nachhaltig prägen, wird detailliert ausgearbeitet. Dabei geht der Autor dezidiert auf die strategische Ausrichtung, die Definition und Entwicklung von Kompetenzfeldern, die Realisierung effizienten Technologietransfers zwischen Unternehmen und Wissenschaft, das Netzwerkmanagement und das Schaffen einer innovationsoffenen Kultur, die insbesondere Gründungen (Start-Ups, Ausgründungen etc.) fördert und stimuliert, ein. Hierdurch werden zahlreiche Anregungen für Akteure geliefert, die vergleichbare Aufgaben bearbeiten.

Mit den grundsätzlichen Bewertungsfragen von innovativen Start-Ups, deren Wert zunächst vor allem in Wissen, Managementfähigkeiten und nicht-materiellen Vermögensgegenständen besteht, beschäftigt sich der Beitrag „Bestimmungsfaktoren und Methoden der Pre-Money-Valuation innovativer Start-Ups“ von Fabian Dittrich (FH Dortmund). Der Autor differenziert in seiner Untersuchung markt-, unternehmens-, investoren- und umfeldspezifische Bestimmungsfaktoren, die vielfach unmittelbar an Erfolgsmerkmale und -mechanismen im innovativen Wettbewerb anknüpfen und abgewogen werden müssen, bevor es zu einer begründeten Bewertung neuer Unternehmen kommen kann. Für diese Zwecksetzung werden sodann allgemeinere wie auch Start-Up-spezifische Methoden problembezogen vorgestellt, sodass Entscheider im fraglichen Feld diesbezüglich eine Auswahl treffen können.

Nach diesen einführenden Skizzen zu den Beiträgen in diesem Band bleibt uns noch, allen Autoren einen herzlichen Dank für die Zusammenarbeit auszusprechen. Das Erzielen wissenschaftlicher Fortschritte – die in unserem Verständnis in erheblichem Maße anwendungsorientierte Fortschritte sind – lebt stark von der intensiven, offenen Interaktion zwischen allen Beteiligten mit ihren unterschiedlichen Domänen und Sichtweisen, die letztlich neue Einsichten und Ideen erbringt. ← 16 | 17 → Die im gesamten Entstehungsprozess des Werkes geführten Gespräche und der vollzogene Gedankenaustausch waren sehr anregend und haben aus unserer Sicht zu äußerst gehaltvollen Ergebnissen geführt, von denen wir uns wünschen, dass sie möglichst vielfältig aufgegriffen werden. Außerdem danken wir Herrn Gültekin Cakir, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter am CASEM den Veröffentlichungsprozess und die Lektoratsarbeit sehr gewissenhaft unterstützt hat.

Abschließend sei auf unsere Internetpräsenz www.innovationsexzellenz.de verwiesen, über die Sie direkt mit uns in Kontakt treten und sich über aktuelle Veröffentlichungen, Konferenzen oder Workshops informieren können.

Details

Seiten
418
Erscheinungsjahr
2018
ISBN (PDF)
9783631763193
ISBN (ePUB)
9783631763209
ISBN (MOBI)
9783631763216
ISBN (Hardcover)
9783631762226
DOI
10.3726/b14459
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Oktober)
Schlagworte
Innovationsmanagement Digitale Transformation Soziale Innovation Innovationsprozess Mittelstand Regionale Innovationsökosysteme
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2018., 417 S., 28 farb. Abb., 70 s/w Abb., 36 Tab.

Biographische Angaben

Axel Faix (Band-Herausgeber:in) Jan-Philipp Büchler (Band-Herausgeber:in)

Axel Faix ist Professor für Betriebswirtschaftslehre/Unternehmensführung an der Fachhochschule Dortmund. Er entwickelt Planungs- und Analysetools für das Innovationsmanagement und verfügt über Erfahrungen aus zahlreichen empirischen Projekten zur Innovations- und Technologieentwicklung. Jan-Philipp Büchler ist Professor für Unternehmensführung & Global Business Management an der Fachhochschule Dortmund und Leiter des Center for Applied Studies & Education in Management (CASEM). In internationalen Managementpositionen im Marketing und Business Development in der Konsumgüterindustrie hat er u.a. die Optimierung von Innovationsprozessen mitverantwortet. Die Herausgeber sind Gründer und Mitglieder der Forschungsgruppe Innovationsexzellenz.

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