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Arbeitswelten von gestern bis heute

Neue Studien in der Germanistik, Übersetzungswissenschaft und DaF

von Isabella Leibrandt (Band-Herausgeber:in) Kathrin Jahn (Band-Herausgeber:in) Irene Doval (Band-Herausgeber:in)
©2022 Sammelband 326 Seiten

Zusammenfassung

Das Thema Arbeit in der germanistischen Forschung, Übersetzungswissenschaft und der Vermittlung von DaF steht im Mittelpunkt des Bandes. Dabei zeigen die Beiträge die Vielseitigkeit dieses aktuellen Gegenstands und den Ertrag von vertiefenden Forschungsanalysen, mit denen eine Brücke zwischen den Arbeitsverhältnissen des 20. und 21. Jahrhunderts geschlagen wird. Sie geben Einblick in die Reproduktion gesellschaftlicher Praxis, tragen aber auch dazu bei, DaF-Lernende auf die Anforderungen im Beruf vorzubereiten. Der zweite Teil vereint außerdem aktuelle Themen aus den genannten Forschungsfeldern. Die ausgewählten Beiträge sind das Ergebnis des spanischen Germanistenkongresses FAGE (Federación de las Asociaciones Germanistas Españolas), der 2019 unter dem Motto «Wer schafft, der schafft’s» in Logroño stattfand.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Autorenverzeichnis
  • Einleitung (Isabella LEIBRANDT)
  • TEIL 1. EINSICHTEN IN ARBEITSWELTEN AUS DER GERMANISTISCHEN PERSPEKTIVE
  • Die Kritik am Kapitalismus in Annette von Droste-Hülshoffs Die Judenbuche (1842) (Mireia VIVES MARTÍNEZ)
  • Literarische Rekonstruktion von NS-Zwangsarbeit in Natascha Wodins Sie kam aus Mariupol und Irgendwo in diesem Dunkel (Ana R. CALERO VALERA)
  • Intervention mit anderen Mitteln: Der deutsche Filmexport nach Spanien im Spiegel der Zensur 1936–1945 (Cristina JARILLOT-RODAL)
  • Fremdsprachenunterricht als Effekt des globalen Arbeitsmarkts und als Ort des poetischen Widerstands. Argumente für ein paradoxes Selbstverständnis zeitgemäßer Fremdsprachendidaktik (Michael DOBSTADT)
  • Zur Charakteristik des berufsbezogenen DaF-Unterrichts im Allgemeinen und in spanischen DaF-Hochschullehrplänen (Matthias PRIKOSZOVITS)
  • Zur Implementierung der phraseologischen Kompetenz universitärer DaF-Lernender in berufs- und fachsprachlichen Unterrichtsfächern (Nely M. IGLESIAS IGLESIAS)
  • Kontrastive Fehleranalyse Deutsch-Spanisch der NMT in verschiedenen Textsorten (Elke CASES)
  • Barrierefreiheit: ein wachsender Arbeitsmarkt für Übersetzer am Beispiel von Deutschland (Christiane LIMBACH)
  • „Ich übersetze unter anderem deutsche Literatur ins Baskische“. Analyse der Übersetzung deutschsprachiger Literatur ins Baskische (Naroa ZUBILLAGA-GOMEZ und Zuriñe SANZ-VILLAR)
  • Parallelkorpora: Ergänzung oder Ersatz bilingualer Wörterbücher? Möglichkeiten und Grenzen der didaktischen Nutzung von Parallelkorpora vs. bilingualen Wörterbüchern für den Fremdsprachenunterricht (Irene DOVAL)
  • TEIL 2. SPEZIFISCHE BEITRÄGE ZU DAF UND KOMPARATIVER LINGUISTIK
  • Effizienter lernen durch Lern(er)strategietraining? Erkenntnisse zu Strategievermittlung im universitären DaF-Unterricht (Martina KIENBERGER)
  • Der Satzakzent als Unterstützung für das Erlernen der Satzstellung (Roswitha ALTHOFF)
  • Blick auf die Formulierung des Widerspruchs in deutschen und spanischen Gesprächen (Pau BERTOMEU PI)
  • Müssen als Ausdruck der Unvermeidbarkeit (Rute SOARES, Judite CARECHO)
  • Unter Berücksichtigung der aktuellen Situation: Die unter-Präpositionsmuster mit Deverbativa und ihre Äquivalenz im Spanischen. Eine korpusbasierte Studie anhand von Parallelkorpora (Carmen MELLADO BLANCO)
  • Übersetzung Deutsch-Portugiesisch und ingressive Verbalperiphrasen (Judite CARECHO, Rute SOARES)
  • Reihenübersicht

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Autorenverzeichnis

Roswitha Althoff

EOI Vigo

Pau Bertomeu Pi

Universitat de Válencia

Ana R. Calero Valera

Universitat de Válencia

Judite Carecho

Universidad de Coimbra

Elke Cases

Universidad Complutense de Madrid

Michael Dobstadt

TU Dresden

Irene Doval

Universidad Santiago de Compostela

Nely M. Iglesias

Universidad de Salamanca

Cristina Jarillot-Rodal

Universidad del País Vasco

Martina Kienberger

Universidad de Salamanca

Christiane Limbach

Universidad de Granada

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Carmen Mellado Blanco

Universidad de Santiago de Compostela

Matthias Prikoszovits

Universität Wien

Zuriñe Sanz-Villar

Universidad del País Vasco

Rute Soares

Universidad de Coimbra

Mireia Vives Martínez

Universitat de Valencia

Naroa Zubillaga-Gomez

Universidad del País Vasco

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Einleitung

Isabella LEIBRANDT

Universidad de Navarra

Seit seinen Anfängen hat der Mensch gearbeitet, zunächst auf dem Feld, dann im Stall schließlich auch in mühsamer Heimarbeit. Unterschiedliche Konnotationen und Entwicklungsstufen umringen den Begriff ‚Arbeit‘: von der Industrialisierung bis zum heutigen Homeoffice war es ein langer Weg, auf dem wir Erfolge, aber auch die Schattenseiten finden können. In seiner Wortbedeutung steht Arbeit für eine selbstgewählte, bewusste, schöpferische Handlung, eine zweckgerichtete Tätigkeit, die erledigt wird, um Geld zu verdienen. Volkswirtschaftlich gesehen, handelt es sich um einen Produktionsfaktor, aber physikalisch auch um Kraft, um etwas, das Anstrengung, Mühe kostet und das Ergebnis, eben ein Produkt einer Tätigkeit ist. Das mittelhochdeutsche Wort ‚Arebeit‘ bedeutete bereits ‚Beschwernis, Leiden, Mühe‘. Heutzutage benutzen wir Synonyme wie Erwerbstätigkeit, Beruf, Job. Redewendungen wie Arbeit Arbeit sein lassen, ganze Arbeit leisten, sich vor der Arbeit drücken, zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen vermitteln eine ganze Spannbreite an unterschiedlichen Konnotationen dieses lebensbegleitenden Schaffens. Als vita activa steht Arbeit für das gestaltende menschliche Handeln und die elementarste Verortung des Menschen oder des animal laborans der modernen Gesellschaft.

Dahingegen bewirkten der Kapitalismus und seine sozialen Auswirkungen die ersten negativen Auswirkungen und Bewertungen dieser Entwicklung. Das moderne Begriffsverständnis ist demnach zwiespältig geprägt. Aufschwung und Fortschritt ist die eine progressive Seite, eine ganz andere zeigt die harten Arbeitsbedingungen der frühen Industriearbeiter. Auch wenn sich vieles geändert hat in Bezug auf Arbeiterrechte, die heutigen negativen Begleiterscheinungen des ←11 | 12→Wachstums und Aufstiegs sind immer noch vorhanden. Wer schafft, der schafft’s. Nicht Plage, Freude solle es sein. Fluch oder Segen? An sich ist die Arbeit durch technische Innovationen so leicht geworden, dass sie kein Fluch mehr ist, denn die Geräte und Instrumente haben die Arbeitstätigkeit so außerordentlich erleichtert wie nie zuvor. Mit der heutigen Terminologie können wir die Entwicklung von Industrie und Arbeit 1.0 bis zur heutigen Arbeit 4.0 verfolgen, die verspricht, dass Roboter neue Freiräume im Arbeitsalltag schaffen. Das sind kollaborative Arbeitsräume, die Denken und neue Ideen verbinden wollen, um jedoch wiederum die Produktivität zu steigern.

Räume sind auch immer Ausdruck von Kultur, die heutzutage ein Ort der gelebten Vernetzung sind. Jeder soll jetzt Verantwortung übernehmen, mitdenken, sich einbringen und Flexibilisierung, das sind die zentralen Elemente. Die Frage ist, wie viele Arbeitsstunden erfordern diese neuen Anforderungen. Deshalb ist jetzt die intelligente Work-Life-Balance gefragt, um Beruf und Familie besser miteinander zu vereinbaren. Dafür braucht es die Möglichkeit, Arbeit in vielerlei Formen anzulegen: Homeoffice, Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit, Arbeitszeitkonten oder Jobsharing. Die Herausforderungen der Digitalisierung werden zwar von vielen Seiten schöngeredet, aber führen auch zu wachsendem Stress und neuen Überlastungssymptomen.

Nach wie vor müssen wir uns mit der Leistungsgesellschaft, ihren Arbeitsverhältnissen und -formen arrangieren, in denen die zu erbringende Leistung immer mehr als eigenverantwortliche Arbeit forciert wird. Dass das Thema Leistungsgesellschaft kein Neuling aktueller Betrachtungen ist, beweist Hans Falladas Welterfolg Kleiner Mann was nun?, in dem die moralisch desolate Lage des Menschen ohne Arbeit veranschaulicht wird. Nur um ein aktuelles literarisches Beispiel zu diesem Themenkomplex zu nennen, soll hier Kathrin Röggla mit ihrem Roman Wir schlafen nicht (2004) aufgeführt werden, die die Idee der Identität von kreativer Arbeit und Selbstverwirklichung, den Mythos der gemäßen Arbeit dementiert und den Leser mit der Dokumentation einer gewöhnlichen Arbeitswelt der Angestellten, die ihre Arbeit selbst als fremdbestimmt und ihre flexiblen Arbeitszeiten als belastend erleben präsentiert. Arbeit hat in Deutschland kein positives Image, so kommentiert Ariane Bemmer im Tagesspiegel vom 27.02.2019 und mag damit so manch einen überraschen, denn gerade in vielen Ländern ist das Bild vom fleißigen Deutsch ←12 | 13→sehr präsent. Das Thema Arbeit steht ganz ohne Zweifel im Fokus von vielseitigen Betrachtungen und einem gesellschaftlichen Diskurs wie vielleicht nie zuvor, die zwar antagonistische Sichtweisen beinhalten, aber immer wieder auf die Frage nach der Bedeutung, den sozialen Auswirkungen und Veränderungen der Arbeit rekurrieren.

Einigen dieser hier in aller Kürze aufgezeigten kulturwissenschaftlichen Fragestellungen im Zusammenhang von Arbeit und Beruf widmen wir uns in diesem Band anhand von ausgewählten Beiträgen, die das Ergebnis des spanischen Germanistenkongresses FAGE (Federación de las Asociaciones Germanistas Españolas) ‚Wer schafft, der schafft’s‘ sind, der vom 17. bis zum 19. Oktober 2019 in Logroño stattgefunden hatte. Das Kulturphänomen Arbeit ermöglicht uns hier neue und ergänzende Betrachtungen aus der Literatur, Kultur, aber auch dem DaF-Bereich sowie Linguistik und Übersetzung. Diese Auseinandersetzungen mit der den menschlichen Alltag strukturierenden und konstituierenden menschlichen Arbeit erweitern den sehr aktuellen Gegenstand von Diskussionen, Leitartikeln, aber auch wissenschaftlichen Ausführungen zu diesem Thema.

Der vorliegende Band beantwortet unterschiedliche Fragestellungen und Analysen des Menschen mit der Arbeit, deren Konstanten Veränderung und Erneuerung sind. Die literarische und kulturelle Darstellung findet hier genauso ihre Sichtweise wie die ästhetisch-literarische im DaF-Unterricht, welche eine didaktische Haltung des angehenden 21. Jahrhunderts nahe bringt. Die unterschiedlichen Beiträge sollen es dem Leser und der Leserin ermöglichen, neue Einblicke in wissenschaftliche Felder der Germanistik, der Literatur, Kultur, DaF-Vermittlung, Übersetzung und Linguistik bezüglich des Themenschwerpunkts ‚Arbeit und Beruf‘ zu erwerben. Aufgrund dieser großen Vielfalt der Ansätze haben wir uns für eine chronologische Anordnung entschieden.

Zu den Beiträgen

In welchen Ausprägungen sich Arbeit in literarischen und kulturellen Darstellungen entfaltet, analysieren am Anfang drei Beiträge. Ihren ←13 | 14→Blick auf den Anfang des 20. Jahrhunderts richtet zunächst Mireia Vives mit ihrem Beitrag Die Kritik am Kapitalismus in Annette von Droste-Hülshoffs Die Judenbuche. In diesem Klassiker der deutschen Literatur werden schon Mitte des 19. Jahrhunderts soziale Spannungen geschildert, sodass der Beitrag die implizite Kapitalismuskritik entlarvt. Die Autorin macht deutlich, dass zusammen mit den wirtschaftlichen Entwicklungen und rechtlichen Änderungen der Übergang von einer Agrar- und Feudalgesellschaft zu einer in Klassen geteilten Industriegesellschaft eine der bedeutendsten Veränderungen Mitte des 19. Jahrhunderts ist und innerhalb dieser neuen Gesellschaftsordnung werden die Beziehungen zwischen Menschen neu gestaltet. Ana R. Calero skizziert in ihrem Beitrag Literarische Rekonstruktion von NS-Zwangsarbeit in Nataschas Wodins Sie kam aus Mariupol und Irgendwo in diesem Dunkel die NS-Zwangsarbeit in Deutschland. Die Autorin widmet ihren Beitrag der Darstellung und Unterscheidung von Fremdarbeit im Zusammenhang mit Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus, mit einem besonderen Fokus auf die Vernachlässigung dieses historischen Kapitels, das sich zwischen Vergessen und Erinnern verortet und dem erst im 21. Jahrhundert erhöhte Aufmerksamkeit zu Teil wird. In der Zeit des Nationalsozialismus ist auch der Aufsatz Intervention mit anderen Mitteln: Der deutsche Filmexport nach Spanien im Spiegel der Zensur 1936–1945 von Cristina Jarillot Rodal verortet, in dem sie den Themen der Filmzensur unter Francos Diktatur nachgeht. Die Autorin stellt hier die deutsch spanische Kooperation in den Fokus, die vor allem unter propagandistischen Absichten so eng verlief, dass spanische Filme in Deutschland produziert wurden, wobei die Zensur nach deutschem Vorbild eine wichtige Rolle spielte und somit der hier untersuchte Kulturtransfer von Interesse ist.

Drei Aufsätze in diesem Buch umfassen das Thema Arbeit und Beruf aus der Sicht des 21. Jahrhunderts und zwar aus der DaF-Vermittlung: Michael Dobstadt widmet sich diesem Thema aus den Anliegen des modernen, kommunikativen Fremdsprachenunterrichts, der aus seiner Sicht sich zunehmend einseitig an den Belangen und Anforderungen der globalisierten Ökonomie orientiert. In seinem Aufsatz erörtert er dagegen den ästhetisch-literarischen Ansatz anhand von literarischen sowie filmischen Sequenzen zur modernen Arbeitswelt und gibt damit ein interessantes Beispiel, wie Lernende auf diese Weise ←14 | 15→auf die Anforderungen in Beruf gerade im Umgang mit sprachlicher Ambivalenz und Mehrdeutigkeit vorbereitet werden können. Matthias Prikoszovits geht der Frage nach, wie die heutigen Krisengeschehnisse der Pandemie sich auf den Bildungsbereich auswirken. Er stellt fest, dass die zuvor 2008 ausgebrochene Wirtschaftskrise auf den berufsbezogenen DaF-Unterricht große Bedeutung erlangt hatte. In den von ihm untersuchten DaF-Hochschullehrplänen zeigt sich ein deutlicher Berufsbezug, jedoch vermisst er berufsrelevante Textsorten sowie Hinweise auf Projektarbeit als auch didaktisch innovative berufsbezogene Formate wie Fallstudien, Planspiele oder DaF-Übungsfirmen. Auch die berufsrelevante Lexik bzw. berufsrelevante Sprachhandlungen sind in den DaF-Lehrplänen nur äußerst selten festgeschrieben. Der Thematik Beruf und Arbeit nähert sich Nely M. Iglesias anhand von Beispielen zur phraseologischen Kompetenz spanischer fortgeschrittener DaF- Lernender. Sie geht dazu von berufs- bzw. fachsprachlichen Glossaren aus, die sowohl zur Erweiterung des Lernwortschatzes als auch zu einer metalinguistischen Reflexion herangezogen werden.

Die nächsten vier Beiträge fokussieren bezüglich der Blicke auf Arbeitswelten aus der Perspektive von Übersetzern. Der neuronalen maschinellen Übersetzung widmet sich Elke Cases. Sie präsentiert hier die digitalen Herausforderungen und Erneuerungen, denen sich Übersetzer anpassen müssen. Anhand von der Fehleranalyse von deutschen und spanischen Fachsprachentexten analysiert sie begangene Fehler bei der maschinellen Übersetzung, um herauszustellen, welche Zweige der Übersetzungsbranche von dieser Art der Übersetzung profitieren. Den Arbeitsmarkt für Übersetzer untersucht auch Christiane Limbach, die der barrierefreien Übersetzung, z.B. Audiodeskription oder der Gebärdensprache nachgeht, indem sie barrierefreie Inhalte, Produkte und Dienstleistungen betrachtet. Es werden weiterhin Ausbildungs- sowie das Weiterbildungsangebot in Deutschland geprüft, um herauszufinden, welche Arbeitsmöglichkeiten es gibt bzw. wie die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt in diesem Bereich aussieht, um auch den bestehenden Handlungsbedarf aufzuzeigen. Zum Arbeitsbereich der Übersetzung bieten Naroa Zubillaga-Gomez und Zuriñe Sanz-Villar einen Überblick zur literarischen Übersetzung aus dem Deutschen ins Baskische, indem sie zwei Subkataloge, den der Kinder- und Jugendliteratur als auch den der Erwachsenenliteratur aktualisieren und den Schluss ←15 | 16→daraus ziehen, dass eine Vielzahl unterschiedlicher deutscher Autoren ins Baskische übertragen wird, jedoch die meisten Übersetzer höchstens zwei Bücher ins Baskische übersetzt haben. Ein unersetzliches Instrument für Übersetzer sind Wörterbücher. Irene Duval vergleicht hierzu zweisprachige Wörterbücher und Parallelkorpora von Originaltexten und deren Übersetzungen, die ihrer Meinung nach jene Funktionen, die bisher die zweisprachigen Wörterbücher geleistet haben, vorteilhafter übernehmen können. Ausgehend von Suchbeispielen wertet sie den Parallelkorpus als auch Online-Wörterbücher aus.

Im zweiten Teil des Bandes werden vor allem linguistische Betrachtungen als auch Methoden zum DaF-Unterricht vorgestellt. Im Mittelpunkt von Martina Kienbergers Aufsatz steht die Strategievermittlung, d.h. die Beschäftigung mit Lernstrategien, um ein effizientes und autonomes Lernen anzuregen und zu fördern. Es wird ein aktueller Überblick über vorliegende Erkenntnisse eines Forschungsprojekts dargeboten, das sich konkret mit Erschließungsstrategien für unbekannten Wortschatz befasst. Eine weitere linguistische und sich häufig bietende Problematik im DaF-Unterricht betrifft die Satzstellung im Deutschen, insbesondere wenn die Erstsprache eine SVO-Sprache wie das Spanische ist. Roswitha Althoff bietet dazu konkrete Anregungen sowie ein Gesamtkonzept, das allen Lehrenden, die mit dieser Kommunikationskomplexität zu tun haben, eine Hilfe bieten kann. Anhand einer linguistischen Sondierungsstudie untersucht Pau Bertomeu die Formulierung des Widerspruchs in deutschen und spanischen Gesprächen, um sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschiede zwischen beiden Sprachen festzuhalten und kommt zu dem Schluss, dass die Ähnlichkeiten in beiden Sprachen überwiegen. Das Modalverb ‚müssen‘ als Ausdruck der Unvermeidbarkeit untersuchen ebenso kontrastiv die beiden Autorinnen Rute Soares und Judite Carecho, hier Deutsch-Portugiesisch. Anhand von Korpusbeispielen zeigen sie auf, wie das Portugiesische und andere romanische Sprachen unvermeidbare Ereignisse formulieren und kontrastiv dazu, wozu im Deutschen müssen gewählt wird. Eine korpusbasierte Studie anhand von Parallelkorpora dient Carmen Mellado zur Untersuchung der unter-Präpositionsmuster mit Deverbativa und ihre Äquivalenz im Spanischen. Auf der Grundlage von aus dem DeReKo extrahierten Frequenzlisten bestimmt sie seine häufigsten substantivischen Slotfüller und präsentiert anhand ←16 | 17→des PaGes-Parallelkorpus die prototypischen Äquivalente des Musters im Spanischen. Den Abschluss dieses linguistischen Teils bildet der Beitrag von Rute Soares und Judite Carecho, in dem sie anhand von Daten eines Übersetzungskorpus Portugiesisch-Deutsch der Frage nachgehen, was für Merkmale im Ausgangstext die Übersetzung durch eine ingressive Verbalperiphrase bedingen. Für deren Gebrauch in der Übersetzung erweisen sich folgende Aspekte als wichtig: deutsche Verben und Adverbialausdrücke zur Bezeichnung des Beginns einer Situation, narrative Sequenzen und andere Kontextfaktoren sowie die Interaktion zwischen Verbalperiphrasen und Tempora. Die Korpusanalyse ermöglicht, die Eigenschaften der einzelnen Periphrasen zu erkennen, mit bereits vorhandenen Bedeutungsbeschreibungen zu vergleichen und diese ggf. zu ergänzen.

Details

Seiten
326
Jahr
2022
ISBN (PDF)
9783034344074
ISBN (ePUB)
9783034344081
ISBN (Paperback)
9783034340960
DOI
10.3726/b18775
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Dezember)
Schlagworte
Arbeitswelten didaktische Umsetzung Lernstrategien komparative Linguistik phraseologische Kompetenz kontrastive Fehleranalyse Übersetzung
Erschienen
Bern, Berlin, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2022. 326 S., 23 s/w Abb., 23 Tab.

Biographische Angaben

Isabella Leibrandt (Band-Herausgeber:in) Kathrin Jahn (Band-Herausgeber:in) Irene Doval (Band-Herausgeber:in)

Isabella Leibrandt ist Dozentin für deutsche Sprache und Literatur an der Universidad de Navarra/Spanien. Ihr Spezialgebiet ist die Literaturdidaktik. Kathrin Jahn war als DAAD-Lektorin an der Universität des Baskenlandes tätig und arbeitet derzeit als freiberufliche DaF-Lehrerin. Irene Doval ist Professorin für Germanistische Linguistik an der Universität Santiago. Ihre Forschungsgebiete sind Kontrastive Linguistik und Korpuslinguistik.

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Titel: Arbeitswelten von gestern bis heute
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