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Kirchenkunst des 19. Jahrhunderts in der Erzdiözese Salzburg

Erhaltenes, Verschwundenes und Wiedererstandenes

von Roland Peter Kerschbaum (Autor:in)
©2022 Dissertation 784 Seiten
Reihe: Wissenschaft und Religion, Band 31

Zusammenfassung

Kirchliche Kunst des 19. Jahrhunderts galt bis vor wenigen Jahrzehnten noch eher als stiefmütterlich behandeltes Thema. Zu sehr litt die Kunst dieser Zeit unter vorgefassten Vorurteilen: Schreinergotik, süßliches Nazarenertum und Kitsch – unter diesen negativen Begriffen wurde diese Kunst zusammengefasst. Zunehmend zeigt sich heute ein anderes Bild. Das kirchliche Kunstschaffen in der Erzdiözese Salzburg bildet hier auf der Hintergrundfolie geschichtlicher und geistesgeschichtlicher Zusammenhänge einen Mikrokosmos in der Neubewertung dieser Zeit und ihrer künstlerischen Produktionen. Exemplarisch sollen erhaltene Beispiele behandelt werden, daneben auch verschwundene Kirchen und Kunstwerke. Zudem gibt es auch Restaurierungsbeispiele, die das 19. Jahrhundert in seiner Kunst wiedererstehen lassen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Abstracts der Dissertation
  • Inhaltsverzeichnis
  • 1 EINLEITUNG
  • 2 KIRCHLICHE KUNST IM SALZBURG DES 19. JAHRHUNDERTS IN DER BISHERIGEN LITERATUR – ÜBERBLICK ÜBER DEN FORSCHUNGSSTAND
  • 2.1 Zur Erforschung kirchlicher Kunst des 19. Jahrhunderts in den Nachbarländern Österreichs
  • 2.2 Die Erforschung sakraler Kunst des 19. Jahrhunderts in Österreich
  • 2.3 Literatur zur kirchlichen Kunst des 19. Jahrhunderts in der Erzdiözese Salzburg
  • 2.3.1 Sammelwerke
  • 2.3.2 Publikationen zu einzelnen Gebäuden und Kunstwerken
  • 2.3.3 Literatur zu Architekten und Künstlerpersönlichkeiten
  • 2.3.4 Spezielle Bereiche Salzburger Kunst im 19. Jahrhundert
  • 2.3.5 Notizen zum kirchlichen Baugeschehen in Arbeiten zu den Salzburger Erzbischöfen
  • 3 DIE POLITISCHE ENTWICKLUNG DES LANDES SALZBURG IM 19. JAHRHUNDERT – VOM SPIELBALL DER MÄCHTE ZUM EIGENSTÄNDIGEN KRONLAND
  • 3.1 Salzburg von 1803–1816 – ein Spielball der Mächte
  • 3.2 Salzburg als „fünftes Viertel“ vom Land ob der Enns – ein Dornröschenschlaf von 1816–1849
  • 3.3 Überblick über die Geschichte des Kronlandes Salzburg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
  • 4 DIE KIRCHE SALZBURGS IM 19. JAHRHUNDERT
  • 4.1 Vom Fürsterzbistum zur bischofslosen Zeit – der Kampf um den Fortbestand der Erzdiözese von 1803–1823/1824
  • 4.2 Geistliche Verunsicherung und innere Erneuerung der Erzdiözese Salzburg in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts
  • 4.3 Das kirchliche Binnenleben zwischen Tradition und neuen Aufbrüchen
  • 4.4 Kirchen-, Klerusfinanzierung und die Pfarrerhebungen ab Mitte des 19. Jahrhunderts
  • 4.4.1 Die Kirche in der vielfältigen Abhängigkeit des Staates
  • 4.4.2 Ausbau des Seelsorgenetzes und der bischöflichen Verwaltung ab Mitte des 19. Jahrhunderts
  • 4.5 Das Aufblühen der Ordenslandschaft im 19. Jahrhundert
  • 4.6 Die neuen Möglichkeiten der Zeit – Presse und Vereinswesen im kirchlichen Bereich
  • 4.7 Die katholische Kirche im Spielfeld der Politik und Parteienlandschaft des 19. Jahrhunderts
  • 4.8 Zusammenfassende Entwicklungslinien der Salzburger Kirche im 19. Jahrhundert
  • 5 ÜBERBLICK ÜBER DIE KIRCHENKUNST DES 19. JAHRHUNDERTS IN DER ERZDIÖZESE SALZBURG – VON DER UNGLEICHZEITIGKEIT DES GLEICHZEITIGEN
  • 5.1 Vorbemerkungen
  • 5.2 Kirchenkunst im Tiroler Teil der Erzdiözese
  • 5.2.1 Summarischer Überblick über Bauten, Erweiterungen und Ausstattungen
  • 5.2.2 Gründe zum Neubau von Kirchen
  • 5.2.3 Verwendete Stilrichtungen
  • 5.2.4 Abgerissene Kirchen im Tiroler Unterland
  • 5.2.5 Von der Ungleichzeitigkeit gleichzeitiger Stile – zusammenfassende Gedanken zur kirchlichen Kunstlandschaft im Tiroler Unterland des 19. Jahrhunderts
  • 5.3 Exkurs: Kirchenbauten und deren Pflege und Erhaltung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – eine allgemeine Einführung
  • 5.4 Kirchenbau und Kirchenkunst in Stadt und Land Salzburg
  • 5.4.1 Überblick über kirchliches Kunstschaffen in Salzburg vom Ende des Erzstiftes bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
  • 5.4.2 Das kirchliche Bauen und Kunstschaffen von 1850–1914 im statistischen Überblick
  • 5.4.3 Gründe zum Neubau von Kirchen
  • 5.4.4 Verwendete Stilrichtungen
  • 5.4.5 Kirchenausstattungen und Innenräume des 19. Jahrhunderts
  • 5.4.6 Förderer kirchlichen Bauens in Salzburg
  • 5.4.7 Profanierte, stark veränderte und abgerissene Kirchen
  • 5.4.8 Zusammenfassende Gedanken zu Kirchenkunst und Zeitgeschichte
  • 6 DENKMALPFLEGE ALS NOVUM IN DER KUNST DES 19. JAHRHUNDERTS
  • 6.1 Die Einführung der staatlichen Denkmalpflege in Österreich
  • 6.2 Die Hauptaufgaben der staatlichen Denkmalpflege
  • 6.3 „Denkmalpflege“ unter Mitbeteiligung der Kirche
  • 7 DAS BAU- UND KUNSTGESCHEHEN IM SPIEGEL KIRCHLICHER VERORDNUNGEN VON DEN ANFÄNGEN BIS INS 19. JAHRHUNDERT
  • 7.1 Kirchliche Aussagen zu Bild und Kunst im allgemeinen Überblick
  • 7.2 Das Bilderdekret des Tridentinums und die Folgezeit
  • 7.3 Das allgemeine Lehramt der Kirche und seine Stellungnahmen zur Kunst an der Wende zum 20. Jahrhundert
  • 7.4 Kirchliches Bauen in Salzburg zwischen staatlicher Abhängigkeit und Autonomie
  • 7.4.1 Die Baulastfrage als Thema für das kirchliche Bauen im 19. Jahrhundert
  • 7.4.2 Die Neubegründung des eigenständigen kirchlichen Bauwesens in der Mitte des 19. Jahrhunderts
  • 7.5 Kirchliches Bauen, Kunst und Denkmalpflege im Spiegel diözesaner Verordnungen
  • 7.5.1 Vorbemerkungen
  • 7.5.2 Allgemeine Bestimmungen zu den kirchlichen Gebäuden
  • 7.5.3 Bemerkungen zur Qualität und Pflege der Kirchenausstattung – Brandversicherung und Brandschutz
  • 7.5.4 Verbote zur unerlaubten Veräußerung kirchlicher Kunstgegenstände
  • 7.5.5 Hinweise zu denkmalpflegerischen und künstlerischen Aspekten
  • 7.5.6 Bestimmungen zu Pfarrhöfen, Vikariats- und Mesnerhäusern
  • 7.5.7 Hinweise zu den Friedhöfen und ihren Baulichkeiten und Denkmälern
  • 7.5.8 Zusammenfassung
  • 8 DAS ERHALTENE 19. JAHRHUNDERT
  • 8.1 Die Pfarrkirche von Bruck an der Glocknerstraße – Musterbau und Gesamtkunstwerk der Neogotik
  • 8.1.1 Literatur und Quellen zur Pfarre und Pfarrkirche Bruck
  • 8.1.2 Geschichte der Seelsorge in Bruck
  • 8.1.3 Notizen zu den Vorgängerbauten der heutigen Kirche
  • 8.1.4 Der Dorfbrand von 1867 – Anlass für eine neue Kirche
  • 8.1.5 Architekt Friedrich von Schmidt und sein erster Kontakt zu Bruck durch die Restaurierung von Schloss Fischhorn
  • 8.1.6 Vorbemerkungen zu den Kirchenbauten Friedrich von Schmidts und ihrer Stilistik
  • 8.1.7 Der Architekt als ein bestimmender Faktor der Stilwahl
  • 8.1.8 Die Planung und Ausführung der Brucker Pfarrkirche und ihre Finanzierung
  • 8.1.9 Architektonische Beschreibung des Außenbaues im Vergleich zu anderen Kirchen Friedrich von Schmidts
  • 8.1.10 Die Architektur und Raumwirkung des Innenraumes
  • 8.1.11 Die Ausstattung der Brucker Kirche
  • 8.1.12 Die Altaraufbauten in Bruck
  • 8.1.13 Exkurs zur Gestaltung der Tabernakelzone im 19. Jahrhundert
  • 8.1.14 Kanzel, Taufbecken und die späteren Ausstattungselemente der Kirche
  • 8.1.15 Exkurs: Zur Rolle der Musterbücher und Vorlagenwerke bei der Ausstattung und Ausmalung von Kirchen im 19. Jahrhundert
  • 8.1.16 Zeitgenössische Stellungnahmen zum Brucker Kirchenbau
  • 8.1.17 Baugeschehen und Renovierungen der letzten Jahrzehnte
  • 8.1.18 Zusammenfassung – die Brucker Kirche als Beispiel für den neogotischen Kirchenbau in Salzburg
  • 8.2 Die Pfarrkirche von Hollersbach im Oberpinzgau – „Neoromanik“ contra Denkmalschutz
  • 8.2.1 Literatur zur Pfarre und Pfarrkirche von Hollersbach
  • 8.2.2 Überblick über die Entwicklung der Seelsorge in Hollersbach
  • 8.2.3 Geschichte der Vorgängerbauten
  • 8.2.4 Die Gründe für einen neuen Kirchenbau in Hollersbach
  • 8.2.5 Die Stilwahl und ihre möglichen Hintergründe
  • 8.2.6 Die Planung und Ausführung der neuen Pfarrkirche – Bauherrenwille contra Denkmalschutz?
  • 8.2.7 Architektur und Baubeschreibung des Äußeren
  • 8.2.8 Der Innenraum der Hollersbacher Kirche
  • 8.2.9 Exkurs: Zum Stellenwert der Wand- und Dekorationsmalerei im Kirchenbau des 19. Jahrhunderts
  • 8.2.10 Die heutige Ausstattung der Pfarrkirche Hollersbach
  • 8.2.11 Exkurs: Die Neoromanik – mehr als nur ein Rundbogenstil?
  • 8.2.12 Zur Stilfrage in Hollersbach – „stilreine Neoromanik“ oder Musterbeispiel für den Stileklektizismus?
  • 8.2.13 Zusammenfassung – die Hollersbacher Kirche als Beispiel für die „Bauflut“ des Historismus im Oberpinzgau
  • 8.3 Erhaltene Neorenaissance in den Altären der Stadtpfarrkirche Neumarkt am Wallersee
  • 8.3.1 Literatur zur Pfarre und Pfarrkirche Neumarkt
  • 8.3.2 Neumarkt und seine kirchliche Entwicklung
  • 8.3.3 Bemerkungen zur Vorgängerkirche in Neumarkt
  • 8.3.4 Der Kirchenbrand von 1887 – Anlass für den Wiederaufbau
  • 8.3.5 Der Wiederaufbau der Neumarkter Kirche
  • 8.3.6 Die Außenansicht der Pfarrkirche Neumarkt
  • 8.3.7 Kurze Charakteristik des Innenraumes
  • 8.3.8 Exkurs: Neorenaissance und Neobarock als kirchliche Baustile des 19. Jahrhunderts
  • 8.3.9 Neorenaissancealtäre für Neumarkt – ein stilistischer Sonderfall in Salzburg und ihre möglichen Hintergründe
  • 8.3.10 Das ikonographische Programm der Neumarkter Altäre
  • 8.3.11 Altäre zwischen Abtransport und Erhaltung – eine spannungsreiche Restaurierungsgeschichte der letzten Jahrzehnte
  • 8.3.12 Zusammenfassende Gedanken
  • 9 DAS VERSCHWUNDENE 19. JAHRHUNDERT
  • 9.1 Die abgerissene Klosterkirche der Herz-Jesu-Missionare – verschwundene Neorenaissance in Liefering
  • 9.1.1 Literatur und Quellen zur ehemaligen Klosterkirche der Herz-Jesu-Missionare
  • 9.1.2 Die Entstehung des Klosters der Herz-Jesu-Missionare in Salzburg
  • 9.1.3 Der Anlass – Kloster und Schule brauchen eine eigene Kirche
  • 9.1.4 Die Stilwahl, Planung und Ausführung der Klosterkirche
  • 9.1.5 Architektonische Beschreibung des Äußeren der Klosterkirche anhand von Plänen und Fotos
  • 9.1.6 Der Innenraum der Klosterkirche
  • 9.1.7 Notizen zum Hochaltar und zur Ausstattung der Kirche
  • 9.1.8 Die alte Klosterkirche und die Gründe ihres Abrisses
  • 9.1.9 Stilgeschichtliche Zusammenfassung
  • 9.1.10 Exkurs: Verschwundene Klosterkirchen in Salzburg
  • 9.2 Die Umgestaltungen der Dreifaltigkeitskirche und ihre Korrektur im 20. Jahrhundert
  • 9.2.1 Literatur zur Salzburger Dreifaltigkeitskirche
  • 9.2.2 Kurze Geschichte zur Gründung und zum Bestand des Salzburger Priesterseminars bis zum beginnenden 19. Jahrhundert
  • 9.2.3 Das Priesterseminar und seine Gebäude im wechselvollen 19. Jahrhundert
  • 9.2.4 Planung und Durchführung der Renovierung 1842/1843
  • 9.2.5 Die Renovierung der Dreifaltigkeitskirche im Jahr 1865 unter Georg Pezolt
  • 9.2.6 Exkurs: Pezolts Einstellung zu barocker Kunst – Notizen aus seinen Vorträgen zur Kunstgeschichte
  • 9.2.7 Georg Pezolt als Restaurator einer barocken Kirche – eine Zusammenschau
  • 9.2.8 Die Wiederherstellung des ursprünglichen Raumes durch die Renovierungen von 1947/48, 1955/1956 und die Restaurierungen der letzten Jahrzehnte
  • 9.2.9 Die Renovierungen des 19. Jahrhunderts in der Dreifaltigkeitskirche – zusammenfassende Gedanken zu einem fast verschwundenen Kapitel der Salzburger Kunstgeschichte
  • 9.3 Die entfernte neogotische Ausstattung der Pfarrkirche Kuchl – ein später Sieg des Barock in der Mitte des 20. Jahrhunderts?
  • 9.3.1 Literatur zur Pfarre und Pfarrkirche von Kuchl
  • 9.3.2 Kuchl und seine Pfarr- und Kirchengeschichte
  • 9.3.3 Notizen zur barocken Ausstattung des 18. Jahrhunderts
  • 9.3.4 Die „Renovierung“ von 1855/1856 – Rückkehr der Gotik
  • 9.3.5 „100 Jahre Neogotik“ sind genug – ein später Sieg des Barock durch die „Renovierung“ um 1955
  • 9.3.6 Metamorphosen im Kirchenraum und in der Kunst und Denkmalpflege – eine Zusammenschau zwischen Historismus, Historismuskritik und ihrer Aufarbeitung
  • 10 DAS WIEDER ERSTANDENE 19. JAHRHUNDERT
  • 10.1 Die Pfarrkirche Niedernsill – der lange Weg zurück zur Neoromanik
  • 10.1.1 Literatur zur Pfarre und Pfarrkirche von Niedernsill
  • 10.1.2 Niedernsill und die Geschichte von Seelsorge und Kirche
  • 10.1.3 Der Vorgängerbau der heutigen Kirche
  • 10.1.4 Die Pfarrerhebung von 1857 – Motiv für eine neue Kirche?
  • 10.1.5 Fragen zur Stilwahl und zur Planung der Kirche
  • 10.1.6 Die Errichtung der Kirche und ihre kurze Baubeschreibung
  • 10.1.7 Der Kirchenbrand von 1877 und die Wiederherstellung der Niedernsiller Kirche in den Folgejahren
  • 10.1.8 Die Purifizierung der Kirche ab den frühen Sechzigerjahren
  • 10.1.9 Eine späte Rückkehr zur Neoromanik – die Renovierungen am Ende des 20. Jahrhunderts
  • 10.1.10 Purifizierung und Reromanisierung – zusammenfassende Bemerkungen zu einem allgemeinen Phänomen
  • 10.2 Ein Zeitfenster zurück in das 19. Jahrhundert – die Pfarrkirche St. Johann und eine freigelegte Musterachse im „Pongauer Dom“
  • 10.2.1 Literatur und Vorbemerkungen zur Pfarre und Pfarrkirche von St. Johann
  • 10.2.2 Kurzer Abriss der Entwicklung der Seelsorge in St. Johann im Pongau
  • 10.2.3 Die Vorgängerbauten der heutigen Pfarrkirche
  • 10.2.4 Der Ortsbrand von 1855 – Anlassfall für eine neue Kirche
  • 10.2.5 Der Bau einer neuen Pfarrkirche in St. Johann
  • 10.2.6 Die Neuplanung der Kirchenfassade
  • 10.2.7 Die architektonische Gestalt des „Pongauer Domes“ – Fragen der Stilwahl und mögliche Vorbilder
  • 10.2.8 Kurze Notizen zur Ausstattungsgeschichte
  • 10.2.9 Renovierungen der letzten Jahrzehnte – eine freigelegte Musterachse als Zeitfenster in die Vergangenheit
  • 10.2.10 Abschließende Bemerkungen, Bewertungen und zeithistorische Aspekte
  • 10.3 Altäre und Kunstwerke des 19. Jahrhunderts auf Wanderschaft – Wiederaufgestelltes und Erneuertes der letzten Jahrzehnte
  • 10.3.1 Vorbemerkungen – Von der Migrationsbewegung kirchlicher Kunst
  • 10.3.2 Ein Kuchler Hochaltar für Jenbach
  • 10.3.3 Schwoicher Altäre und Piesendorfer Gemälde für Niedernsill
  • 10.3.4 Der Hochaltar von Mariapfarr – wiederhergestellte Neogotik im 21. Jahrhundert
  • 10.3.5 Zusammenfassende Gedanken – der Dialog zwischen historischer Ausstattung und neuen liturgischen Orten
  • 11 VOM KUNSTWERK ZUM GLAUBENSZEUGNIS – GEISTESGESCHICHTE, IKONOGRAPHIE UND IKONOLOGIE IN DER KIRCHENKUNST DES 19. JAHRHUNDERTS
  • 11.1 Der politische und geistesgeschichtliche Kontext von Kunst in der Kirche des 19. Jahrhunderts – eine allgemeine Einführungsskizze
  • 11.2 Die entstehende moderne Kunst und die Kirche im 19. Jahrhundert – zwei geschiedene Partner?
  • 11.3 Aspekte der Frömmigkeit und Spiritualität des 19. Jahrhunderts und ihre Auswirkungen auf die Kunst in der Kirche – eine Hinführung
  • 11.4 Christologische Frömmigkeitsformen und ihre Auswirkungen auf die Bilderwelt der Kirchen
  • 11.4.1 Die Verehrung Jesu in der Eucharistie im Kontext der Tabernakelkunst
  • 11.4.2 Die Herz-Jesu-Verehrung, ihre Ikonographie und Ikonologie
  • 11.5 Die Verehrung Marias im 19. Jahrhundert und ihre Bilderwelt
  • 11.5.1 Frömmigkeitsformen im „marianischen“ Jahrhundert
  • 11.5.2 Die Verehrung der Immaculata
  • 11.5.3 Die Erscheinungen von Lourdes, ihre Auswirkungen auf die Kunst und ihre Reproduzierbarkeit im Zeitalter der Technisierung
  • 11.5.4 Die Verehrung des Herzens Mariä
  • 11.6 Die Heilige Familie – Bild und Vorbild der christlichen Familie
  • 11.7 Wichtige Heilige für das 19. Jahrhundert und ihre Präsentation im kirchlichen Bereich
  • 11.7.1 Der heilige Josef, Patron der katholischen Kirche
  • 11.7.2 Namenspatrone von Stiftern und berühmten Persönlichkeiten
  • 11.7.3 Zur Heiligenikonographie im 19. Jahrhundert – Konventionelles und Spezielles im Blick auf die Frömmigkeit der Zeit
  • 11.7.4 Aloisius von Gonzaga und der Erzengel Michael – Beispiele für kirchliche „Vereinspatrone“ im 19. Jahrhundert
  • 11.8 Exkurs: Zur Ikonographie von Kanzeln im 19. Jahrhundert
  • 11.9 Zur Ikonographie in den evangelischen Kirchen Salzburgs
  • 11.10 Christlicher Glaube im 19. Jahrhundert und seine Auswirkungen auf die Bilderwelt – Versuch einer Zusammenschau
  • 12 ZUSAMMENFASSUNG UND EPILOG
  • 13 INDEX
  • 13.1 Kirchenneubauten 1800–1914, Wiederaufbauten und Erweiterungen
  • 13.1.1 Ausführliche Überblickstabellen im Text
  • 13.1.2 Kirchen- und Kapellenneubauten im Bundesland Salzburg von 1800–1914
  • 13.1.3 Nach Bränden oder Naturkatastrophen wieder aufgebaute Kirchen in Salzburg von 1800–1914
  • 13.1.4 Kirchenneubauten im Tiroler Teil der Erzdiözese Salzburg 1800–1914
  • 13.1.5 Nach Bränden wieder aufgebaute Kirchen im Tiroler Teil
  • 13.1.6 Kirchenerweiterungen im Tiroler Teil
  • 13.2 Abgerissene, zerstörte bzw. total umgebaute Kirchen der Erzdiözese Salzburg aus der Bauzeit 1800–1914
  • 13.3 Bauinspizienten und Diözesanarchitekten von 1860–1914
  • 13.4 Priester und Ordensleute im Bereich der staatlichen Denkmalpflege von 1850–1914 in der Erzdiözese Salzburg
  • 13.4.1 Ehrenamtliche Konservatoren
  • 13.4.2 Ehrenamtliche Korrespondenten
  • 14 ANHANG
  • 14.1 Archivbericht
  • 14.2 Quellenverzeichnis
  • 14.2.1 Nichtkirchliche Archive und Bibliotheken
  • 14.2.2 Diözesane Archive
  • 14.2.3 Klosterbibliotheken und klösterliche Archive
  • 14.2.4 Pfarrarchive
  • 14.3 Literaturbericht
  • 14.4 Literaturverzeichnis
  • 14.5 Zeitungen, Zeitschriften und Periodika
  • 14.6 Abkürzungsverzeichnis
  • 14.7 Abbildungsnachweis
  • 14.8 Abbildungsverzeichnis
  • Reihenübersicht

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1EINLEITUNG

Tafel I: Pfarrkirche St. Andrä am Mirabellplatz in Salzburg (1892–1898 erbaut), Aquarell aus dem Jahr 1903 (Pfarre St. Andrä in Salzburg)

Sieht man von den großen Namen der Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts einmal ab, so befindet sich die Erforschung der Kunst zwischen 1800 und dem beginnenden 20. Jahrhundert noch in einem gewissen Entwicklungsstadium. Statistisch gesehen greifen Studierende an den Universitäten etwa in Salzburg und anderen österreichischen Hochschulorten eher zu Themen der Moderne oder der Epochen bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert.

Wird der Blick noch etwas stärker auf die kirchliche Kunst des 19. Jahrhunderts fokussiert, so reduziert sich der Forschungsstand wiederum um einen beträchtlichen Teil. Erst ungefähr seit den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts begann nach einer Phase der Ablehnung und Negierung das langsame Interesse an der kirchlichen Kunst des 19. Jahrhunderts wieder zu erwachen. Stand am Beginn fast ausschließlich die Architektur im Vordergrund der Untersuchungen, so zeigt sich im Lauf der Jahrzehnte ein stärker werdendes Interesse auch an kirchlichen Ausstattungen und Künstlerpersönlichkeiten dieser Zeitspanne.

Auch in Salzburg sind viele Themen der profanen und kirchlichen Kunst des 19. Jahrhunderts bislang noch unbehandelt geblieben, wobei die Architektur und Ausstattungsgeschichte (z. B. ehemalige Schwarzenbergkapelle in der Alten Residenz, Schlosskapelle von Anif, Kirche von Leopoldskron) sowie namhafte Architekten und Baumeister in den letzten Jahrzehnten bereits stärker in den Blick genommen worden sind (z.B. Josef Wessicken, die Baumeisterfamilie Ceconi, Karl Pirich und Paul Geppert). Verdiente Künstlerpersönlichkeiten wie etwa der Maler Sebastian Stief (1811–1889) oder der überaus produktive Kirchenmaler Josef Gold (1840–1922) wurden in der Forschung noch kaum berücksichtigt. Auch der Bereich der Sakralplastik und des Altarbaues stellt in Salzburg noch großteils ein Forschungsdesiderat dar.

Gerade das Gedenkjahr 2016 „200 Jahre Salzburg bei Österreich 1816–2016“ hat im lokalen Bereich Salzburgs mit zahlreichen Ausstellungen, Publikationen und Artikeln das öffentliche Interesse für das 19. Jahrhundert, seine Geschichte, Kunst und Kultur wieder stärker geweckt1.←27 | 28→

Die vorliegende Arbeit versteht sich als kleiner Beitrag zur näheren lokalen Erforschung des 19. Jahrhunderts und beschäftigt sich vor allem mit dem kirchlichen Kunstschaffen in der Erzdiözese Salzburg, wobei auch der Tiroler Teil der Erzdiözese mit integriert ist. Die katholischen Kirchen bilden hier natürlich den Hauptschwerpunkt, zumal im Betrachtungszeitraum nur zwei evangelische Kirchen in Salzburg errichtet worden sind (Christuskirche in Salzburg und Christophoruskirche in Bad Gastein, Abb. 223-224).

Die Kunstentwicklung macht freilich an den jeweiligen Jahrhundertwenden nicht halt. So ist die Kunst um 1800 im Kontext des ausgehenden 18. Jahrhunderts zu sehen. Auch die Periodisierung am Ende des Betrachtungszeitraumes ist weiter zu fassen und dehnt sich bis ins beginnende 20. Jahrhundert aus, wobei sicher der Erste Weltkrieg nicht nur in Salzburg einen entscheidenden Einbruch bedeuten sollte. Kunstströmungen des 19. Jahrhunderts setzen sich aber auch noch über den Ersten Weltkrieg hinaus fort, wie etwa das Beispiel der neobarocken Klosterkirche von Bischofshofen-Kreuzberg (errichtet 1925–1929) anschaulich verdeutlichen mag.

Diese Arbeit versteht sich nicht als flächendeckende Untersuchung und bietet keinen vollständigen Katalog aller kirchlichen Bauten und Kunstwerke des 19. Jahrhunderts in Salzburg. Vielmehr geht es nach der Darlegung des ausführlich geschilderten Forschungsstandes um die vernetzte Darstellung historischer und kirchlicher Faktoren, die sich im Kontext der geistesgeschichtlichen Entwicklung im kirchlichen Kunstschaffen manifestieren.

In diese Hintergrundfolie werden die Impulse der neu entstandenen Denkmalpflege und die kirchlichen Verordnungen für den sakralen Kunstbetrieb hineinverwoben.

Anhand von einzelnen Fallbeispielen werden in einem Dreischritt die stilistische Bandbreite, das bewegte Schicksal von Bauten und Kunstwerken des 19. Jahrhunderts und ihre teilweise Neubewertung und Revitalisierung in der jüngeren Vergangenheit näher vor Augen geführt.

Kirchliche Kunst atmet aber nicht nur mit dem Lungenflügel der Ästhetik und der zeitverorteten Stilmittel, sondern immer auch mit der Glaubens- und Frömmigkeitspraxis der jeweiligen Zeit. Deshalb spielen bestimmte Patronate und eine spezifische Heiligenverehrung auch in der oft normierten Frömmigkeit des 19. Jahrhunderts eine große Rolle, die sich im Kunstschaffen ausdrucksstark manifestiert. Auf diesem Hintergrund theologischer Inhalte und philosophischer Geistesströmungen wie der Neuscholastik des 19. Jahrhunderts lässt sich auch die Sakralkunst des 19. Jahrhunderts etwas besser verstehen und einordnen.←28 | 29→

Die vorliegende Untersuchung versteht sich weder als eine Apologie kirchlicher Kunst des 19. Jahrhunderts noch als bloße Beschreibung eines in vielen Fällen oft längst vergangenen Zustandes. Es kann auch nicht um die oft geäußerte und bloß kritische Abrechnung mit einem Kunstbetrieb gehen, der sich aufgrund verschiedener Faktoren mehr und mehr von allgemeinen Strömungen künstlerischer Entwicklungen der Zeit abgekoppelt hat2. Wie jede Kunstepoche hat das 19. Jahrhundert im kirchlichen Bereich Werke von teilweise beachtlicher aber auch bescheidener Qualität hinterlassen, wobei sich die immer wieder vorkommenden ökonomischen Probleme oft erschwerend ausgewirkt haben.

Diese mit einem lokalen Schwerpunkt versehene Arbeit möchte aber vielleicht als geistige Einladung vor einer gewissen Kurzsichtigkeit und Kurzatmigkeit bewahren, in der nachfolgende Generationen über jüngst vergangene Epochen mit Worten und auch Werken (z. B. Kirchenausräumungen und Vernichtung von Kunstgütern) geurteilt bzw. gerichtet haben. Das Verständnis der Zeit und ihren geistesgeschichtlichen, religiösen, sozial und ökonomisch bedingten Zusammenhängen scheint hierfür ein kleiner geeigneter Schlüssel zu sein. Neben der Lieferung einiger neuer Erkenntnisse kann diese Arbeit zudem vielleicht auch das Interesse anderer an der Erforschung der kirchlichen Kunst des 19. Jahrhunderts wecken.

In der Dissertation und der hier vorliegenden Buchpublikation wurde die Forschungsliteratur bis Ende 2016 berücksichtigt.

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2KIRCHLICHE KUNST IM SALZBURG DES 19. JAHRHUNDERTS IN DER BISHERIGEN LITERATUR – ÜBERBLICK ÜBER DEN FORSCHUNGSSTAND

2.1 Zur Erforschung kirchlicher Kunst des 19. Jahrhunderts in den Nachbarländern Österreichs

Überblickt man den gegenwärtigen Stand der kunsthistorischen Literatur, so ergibt sich für die einzelnen Regionen des deutschen Sprachraumes ein recht unterschiedliches Bild der Erforschung kirchlicher Kunst des 19. Jahrhunderts.

Im Wesentlichen erwacht das Interesse für das künstlerische Schaffen dieser Zeitepoche in Anfängen erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wobei kirchliche Kunstschöpfungen teilweise in allgemeinen Publikationen zur Kunst des Historismus, zu seinen Stilausprägungen bzw. zur Malerei der Nazarener angeführt werden3. Waren für Österreich die im Folgenden behandelten Arbeiten Renate Wagner-Riegers ausschlaggebend, so stellte 1963 das in München und Schloss Anif bei Salzburg abgehaltene Symposium unter dem ←31 | 32→Titel „Historismus und bildende Kunst“ gleichsam eine Initialzündung für eine Vielzahl von Publikationen und Neubewertungen zur Kunst des 19. Jahrhunderts dar4.

Flächendeckende Untersuchungen stellen aber nach wie vor eher eine Ausnahme dar. So verfasste André Meyer bereits 1973 eine bis heute richtungsweisende Publikation über die neogotische und neoromanische Kirchenarchitektur des 19. Jahrhunderts in der Schweiz, in der er nach einem chronologischen Überblick über die Sakralarchitektur von 1800–1920 anhand von Einzelbeispielen Stilelemente der Neogotik und Neoromanik aufzeigt.5

Für Deutschland liegen derzeit vor allem groß angelegte Untersuchungen für den rheinischen, norddeutschen und bayerischen Raum vor.

Bereits Mitte der Fünfzigerjahre begannen im rheinischen Raum Untersuchungen zum historistischen Kirchenbau des 19. Jahrhunderts6. Diesen grundlegenden baugeschichtlichen Arbeiten folgten in den letzten Jahrzehnten etliche Detailuntersuchungen zu einzelnen Kirchengebäuden, sakralen Ausstattungselementen bzw. Architekten des kirchlichen Baugeschehens7.←32 | 33→

Die Erforschung der norddeutschen Sakrallandschaft des 19. Jahrhunderts setzte später ein, wobei es auch hier in letzter Zeit einige Untersuchungsergebnisse gibt8.

Für den Freistaat Bayern liegt mittlerweile eine Vielzahl an Arbeiten mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen vor. So verfasste bereits 1971 Heinrich Habel eine übersichtshafte Arbeit zur Architektur der Kirchenbauten von München in der Zeit von 1800 bis zum Ersten Weltkrieg, die inzwischen durch weitere Detailstudien in Form einiger Baumonographien ergänzt worden ist9. Mit den rund 150 historistischen Kirchenneubauten Niederbayerns und ihrer Ausstattung hat sich Georg Brenninger in einer umfassenden lexikalisch genauen Arbeit beschäftigt. Neben sämtlichen Architekten und Künstlern setzte er sich vor allem mit den einzelnen Ausstattungselementen der Kirchen (Altäre, Kanzeln, Gestühl, Orgeln, Glocken…) detailreich auseinander, wobei seine Arbeit eher quantifizierenden Charakter hat10. Ebenso umfangreich hat Johannes Sander den Kirchenbau unter den ersten beiden bayerischen Königen Max I. Joseph und Ludwig I. aufgearbeitet11. Sein Ausgangspunkt sind die Rekonstruktionen der Baubiographien sämtlicher Kirchen dieser Epoche, wobei diese mikrohistorischen Forschungen aber über einen bloß summarischen ←33 | 34→Katalog hinausreichen und zu umfassenden Auseinandersetzungen mit dem historischen Kontext und den kunsthistorischen Strömungen führen. Zudem bietet Sander auch einen umfassenden Forschungsbericht zur Sakralarchitektur Bayerns in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts12.

Die profanen und nicht sehr zahlreichen kirchlichen Kunstdenkmäler des 19. Jahrhunderts im Bereich der ehemaligen Fürstpropstei Berchtesgaden wurden in der mehrbändigen Geschichte von Berchtesgaden von Prälat Walter Brugger genau aufgelistet und historisch sowie kunstgeschichtlich fundiert beschrieben13. Für den fränkischen Raum z. B. hat Gertrud Fels die Ausstattungen von Kirchen im Hinblick auf das Atelier von Franz Wilhelm Driesler untersucht. Hier liegt der Schwerpunkt auf dem Altarbau, seinen allgemeinen Voraussetzungen und der Beschreibung der einzelnen Altarwerke14.

Alexander von Knorre hat sich in seiner Dissertation von 1974 mit dem 19. Jahrhundert als der Epoche der Vervollkommnung der Neogotik beschäftigt, wobei er den besonderen Schwerpunkt auf die Fertigstellung unvollendeter mittelalterlicher Turmprojekte in Deutschland gelegt hat15.

Dem gleichen Zweck der Stilperfektion dienten im 19. Jahrhundert auch die vielen entstehenden Musterbücher und Vorlagenwerke zur stilgerechten Ausführung von kirchlichen und weltlichen Sakralbauten. Claudia Grund hat sich mit diesem Thema umfassend auseinandergesetzt16. Ihre Arbeit zeichnet sich nicht nur durch den ausführlichen Katalog der meisten Vorlagenwerke aus, sondern auch durch eine gediegene Aufarbeitung der Geschichte und des Typus der Vorlagenwerke sowie dem Versuch, diese auch thematisch zu ordnen.

Die neuere pastoraltheologische Dissertation von Christian Karl Steger mit seinen Recherchen über drei Kirchenbauten des Erzbistums Bamberg ist ←34 | 35→insofern interessant und wegweisend für die hier vorliegende Arbeit, als er nicht nur das historische und kirchliche Umfeld stärker in die Arbeit integriert, sondern sich auch neben den hier freilich weniger stark ausgeprägten kunstgeschichtlichen Details in einem eigenen Kapitel mit der Programmgestaltung historistischer Kirchen und ihren geistes- und frömmigkeitsgeschichtlichen Wurzeln beschäftigt17.

Darüber hinaus gibt es natürlich auch etliche monographische Arbeiten über historistische Kirchen bzw. ihre Restaurierungen, auf die hier im Einzelnen nicht näher eingegangen werden kann18. Herausgegriffen werden soll hier nur u.a. eine Publikation von Bernd Konrad, die sich speziell mit der sonst kaum behandelten Thematik der historistischen Glasmalereikunst am Beispiel des Konstanzer Münsters beschäftigt, wobei technische und künstlerisch-gestalterische Fragen den Hauptschwerpunkt bilden19.

Da im Königreich Bayern des 19. Jahrhunderts zahlreiche namhafte Architekten (u.a. Leo von Klenze, Friedrich von Gärtner, Georg von Hauberrisser, Gottfried von Neureuther u.a.) gewirkt haben, finden sich in Abhandlungen zu ihrem Werk stets wichtige Hinweise auf ihre zahlreichen kirchlichen Bauprojekte20.←35 | 36→

Was den explizit evangelischen Kirchenbau in Deutschland betrifft, so lassen sich auch hier allgemeine Untersuchungen neben Einzelarbeiten zu verschiedenen Architekten bzw. Kirchenbauten feststellen, wobei hier die neueren Arbeiten von Eva-Maria Seng besondere Beachtung verdienen21.

Im Bereich von Südtirol liegen für den historistischen Altarbau und die Wandmalerei des 19. Jahrhunderts flächendeckende Arbeiten und Einzelpublikationen durch Maria Hölzl Stifter vor22. Hier sind neben dem detaillierten Katalog von Altären und Künstlern die neu aufgearbeiteten Archivfunde von Entwürfen und Altarrissen sowie die Auseinandersetzung mit den Ausbildungsstätten der Künstler sowie den Produktionsabläufen hervorhebenswert. Ihre überarbeitete Dissertation zur Wandmalerei zwischen 1820 und 1914 ←36 | 37→bietet im ersten Buchdrittel wertvolle allgemeine Einführungen zur religiösen Malerei und ihre besonderen Ausprägungen in Südtirol in dieser Zeitepoche. Den Großteil des Werkes bildet dann ein umfassender alphabetisch geordneter Künstlerkatalog.

Darüber hinaus hat sich Elisabeth Perfler in ihrer Diplomarbeit nach allgemeinen Einführungen zum historistischen Sakralbau mit ausgewählten Kirchenbauten des 19. Jahrhunderts in Südtirol beschäftigt, die sie katalogartig in ihrer Geschichte und Architektur beschreibt, wobei eine allgemeine Auswertung und Zusammenschau der Einzelergebnisse nicht erfolgt23.

Zusammenfassend ergibt sich so für die deutschsprachigen Nachbarländer Österreichs eine Vielzahl unterschiedlicher Forschungsarbeiten und Schwerpunkte, wobei speziell seit den Achtziger- und Neunzigerjahren ein stärkeres Anwachsen der Publikationszahlen zu Themen kirchlicher Kunst des 19. Jahrhunderts festzustellen ist. Neben der schon länger behandelten Architektur wurden in diesen letzten Jahrzehnten immer mehr auch Themen der Ausstattungsgeschichte (z. B. Altarbau, Malerei etc.) aufgegriffen.

2.2 Die Erforschung sakraler Kunst des 19. Jahrhunderts in Österreich

Für die Erforschung der Kunst des Historismus in Österreich waren neben zeitgenössischen Schriften des 19. Jahrhunderts vor allem die Veröffentlichungen von Renate Wagner-Rieger über die Ringstraße und die Baukunst des 19. Jahrhunderts in Wien seit den Sechzigerjahren wegweisend24. Rupert Feuchtmüller und Wilhelm Mrazek haben bereits 1964 in ihrem Buch über die Kunst ←37 | 38→in Österreich von 1860–1914 eine positive Sichtweise historistischer Kunst in Österreich eingeleitet25.

In neueren Sammelwerken wie der „Geschichte der bildenden Kunst in Österreich“ wird dem Kirchenbau dieser Zeit nur wenig Beachtung geschenkt, wobei hier mit Ausnahme des Linzer Domes ausschließlich nur Wiener Beispiele herangezogen werden26. Michael Krapf hat in diesem Sammelband Ausführungen zu religiösen Bildern und zur monumentalen Kirchenmalerei verfasst. Wien als Zentrum nazarenischer Malerkunst bildet auch bei ihm den unverkennbaren Schwerpunkt seiner Ausführungen, die anderen Bundesländer bleiben fast unerwähnt27. Cornelia Reiter setzte sich in Nebenbemerkungen auch mit der religiösen Plastik auseinander, wobei im anschließenden Katalog nur zwei Beispiele ebenfalls aus Wien Erwähnung finden28. Im Katalog zum Kunstgewerbe finden sich vereinzelt liturgische Gegenstände, allesamt aus Wiener Beständen29.←38 | 39→

Neben einer neueren Untersuchung von Inge Scheidl über den katholischen Kirchenbau im Wien der Jahrhundertwende gibt es vor allem zu einzelnen Wiener Kirchengebäuden bzw. ihren Architekten und Künstlern zahlreiche Bau- und Architektenmonographien30. Scheidl beschäftigt sich vor allem mit der Wiener Kirchenarchitektur zwischen Historismus und moderneren Ansätzen von Otto Wagner sowie anderen Zeitgenossen, wobei es ihr dankenswerterweise mehr um eine synthetische Zusammenschau der Einzelaspekte als um einen Katalog von Einzelschilderungen geht.

Als frühes Beispiel der Wertschätzung neugotischer Arbeiten in Niederöstereich hat Franz Eppel in einem kurzen Artikel bereits 1962 auf die hohe künstlerische Qualität des Eggenburger Hochaltars hingewiesen31. Ebenfalls im Bereich des Bundeslandes Niederösterreich hat sich Susanne Kronbichler-Skacha ausführlich im Rahmen eines Ausstellungskataloges mit der Sakralkunst der Diözese St. Pölten beschäftigt, wobei hier neben der Architektur, der Ausstattung und Malerei auch den sonst selten behandelten Vasa sacra und ←39 | 40→den Paramenten des 19. Jahrhunderts ein gebührender Raum gewidmet wird32. Ansonsten finden sich in Niederösterreich weiters nur gelegentlich Publikationen zu einzelnen Kirchen bzw. Notizen in Sammelwerken33.

Was die kirchliche Kunst des 19. Jahrhunderts betrifft, so ist das erst seit 1921 zu Österreich gehörende Burgenland im Bundesländervergleich derzeit am wenigsten erforscht34. Informationen beschränken sich im Wesentlichen auf einzelne Kirchenführer zu verschiedenen Sakralbauten (z.B. Mariasdorf, Müllendorf) oder spärliche Notizen in der ÖKT, die aber nicht für das ganze Burgenland vorliegt35. Etwas besser ist der Bereich des evangelischen Kirchenbaues aufgearbeitet, zu dem sich einige Notizen in größeren Sammelwerken zum evangelischen Kirchenbau bzw. zur evangelischen Kirche im Burgenland finden36.←40 | 41→

Details

Seiten
784
Jahr
2022
ISBN (PDF)
9783631873625
ISBN (ePUB)
9783631873632
ISBN (Hardcover)
9783631793961
DOI
10.3726/b19445
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (Februar)
Schlagworte
Nazarenerkunst Spiritualität Kirchenkunst Historismus Kirchenbauten Kirchenausstattung Denkmalpflege 19. Jahrhundert Geistesgeschichte Salzburg
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2022. 784 S., 396 farb. Abb., 6 s/w Abb., 8 Tab.

Biographische Angaben

Roland Peter Kerschbaum (Autor:in)

Roland Peter Kerschbaum studierte Fachtheologie, Selbständige Religionspädagogik, Kunstgeschichte sowie Geschichte in Salzburg und Innsbruck. Nach seiner Promotion in Kunstgeschichte ist er unter anderem als Lehrbeauftragter im Fachbereich Bibelwissenschaften und Kirchengeschichte der Universität Salzburg tätig.

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Titel: Kirchenkunst des 19. Jahrhunderts in der Erzdiözese Salzburg
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