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Normierung der Rechnungslegung und internationale Kapitalströme – Eine Analyse für Schwellenländer

Eine Analyse für Schwellenländer

von Julie Thies (Autor:in)
©2022 Dissertation 226 Seiten

Zusammenfassung

Die finanzielle Globalisierung drängt institutionell verfasste Kapitalmärkte in einen stärker werdenden Wettbewerb um Kapital. Die perspektivische Beschränkung auf den Nationalstaat ist zunehmend aufzugeben. Dennoch bleiben internationale Akteure bei der Suche nach geeigneten Investitionsmöglichkeiten mit verschiedenartigen nationalen Institutionen konfrontiert, was Informations- und Suchkosten verursacht. Die vorliegende Arbeit untersucht die Rechnungslegungsnormierung als Teil des nationalen Institutionengeflechts. In einer leximetrischen Langzeitbetrachtung werden die Regulierungsinstrumente Publizität und Enforcement für Schwellenländer analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass strukturschaffende Reformen etabliert worden sind und mit Kapitalmarkteffekten einhergehen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • Abkürzungsverzeichnis
  • Tabellenverzeichnis
  • Abbildungsverzeichnis
  • 1 Einleitung
  • 1.1 Problemstellung und Zielsetzung
  • 1.2 Struktur der Arbeit
  • 2 Finanzielle Globalisierung und Institutionenwandel
  • 2.1 Finanzielle Globalisierung
  • 2.1.1 Relevanz und historische Einordnung
  • 2.1.2 Länderunterschiede und Lucas-Paradoxon
  • 2.2 Institutionen im Sinne der Neuen Institutionenökonomik
  • 2.2.1 Institutionenbegriff und Annahmen
  • 2.2.2 Persistenz und Economics of Institutions
  • 2.2.3 Konzept der Pfadabhängigkeit
  • 2.3 Bisherige Befunde für die Finanzmarktintegration
  • 2.4 Identifikation von Forschungslücken und Forschungsprogramm
  • 3 Empirische Analyse zur Normierung der Rechnungslegung177
  • 3.1 BRICS-Länder als Untersuchungsobjekt
  • 3.2 Rechnungslegungssysteme und Regulierungsinstrumente
  • 3.2.1 Rechnungslegungssysteme
  • 3.2.2 Publizität
  • 3.2.3 Enforcement
  • 3.3 Operationalisierung von Regulierung
  • 3.3.1 Vorüberlegung
  • 3.3.2 Methodik zur Messung des Regulierungsniveaus
  • 3.3.3 Messung des Regulierungsniveaus in den Länderfällen
  • 3.3.3.1 Brasilien
  • 3.3.3.2 Russland
  • 3.3.3.3 Indien
  • 3.3.3.4 China
  • 3.3.3.5 Südafrika
  • 3.4 Diskussion der Ergebnisse
  • 3.5 Zwischenfazit
  • 4 Empirische Analyse zur Wirkung von Rechnungslegung auf internationale Investitionen
  • 4.1 Länderübergreifende M&A-Studien
  • 4.2 Datensatz
  • 4.2.1 Grenzüberschreitende M&A-Transaktionen
  • 4.2.2 Regulierungsniveaus in den OECD-Ländern
  • 4.2.3 Regulierungsdistanzen403
  • 4.2.4 Interaktionsterm
  • 4.2.5 Kontrollvariablen
  • 4.3 Modellspezifikation
  • 4.4 Merkmale der Paneldatenanalyse
  • 4.5 Deskriptive Statistiken
  • 4.6 Regressionsergebnisse
  • 4.6.1 Schätzung des linearen Paneldatenmodells
  • 4.6.2 Ergebnisse der Hauptregression und Subsamples
  • 4.6.3 Robustheitstests
  • 4.7 Zwischenfazit
  • 5 Schlussbetrachtung
  • Appendix
  • Literaturverzeichnis
  • Verzeichnis der verwendeten Rechtsquellen

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1:Rechtssysteme der BRICS-Länder

Tabelle 2:Zusammensetzung und Berechnung des Publizitätsindex

Tabelle 3:Zusammensetzung und Berechnung des Enforcementindex

Tabelle 4:Publizitäts- und Enforcementindex Brasilien

Tabelle 5:Publizitäts- und Enforcementindex Russland

Tabelle 6:Publizitäts- und Enforcementindex Indien

Tabelle 7:Publizitäts- und Enforcementindex China

Tabelle 8:Publizitäts- und Enforcementindex Südafrika

Tabelle 9:Überblick empirischer Forschungsergebnisse ausgewählter Länderstudien

Tabelle 10:Deskriptive Statistik der grenzüberschreitenden M&A-Transaktionsanzahl und -wert

Tabelle 11:Publizitätsdistanz im Länderpaarvergleich

Tabelle 12:Enforcementdistanz im Länderpaarvergleich

Tabelle 13:Übersicht der im Modell verwendeten Kontrollvariablen

Tabelle 14:Univariate deskriptive Statistiken

Tabelle 15:Test auf Stationarität

Tabelle 16:Multivariate deskriptive Statistiken

Tabelle 17:Ergebnisse der Paneldatenregression (Hauptregression)

Tabelle 18:Schätzungen mit Ländergruppen

Tabelle 19:Schätzungen mit fixen Effekten für Erwerbsländer und für Zielländer

Tabelle 20:Schätzung mit euklidischen Distanzen

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1:Weltweite FDI, 1991–2017

Abbildung 2:FDI inflows im Ländergruppenvergleich, 1991–2017

Abbildung 3:Institutions of Economics

Abbildung 4:Bevölkerungsentwicklung und Anteil am weltweiten BIP der G7 und BRICS-Länder

Abbildung 5:FDI inflows BRICS-Länder, 1991–2017

Abbildung 6:Determinanten nationaler Rechnungslegungssysteme

Abbildung 7:Publizitätsindex, 1991–2017

Abbildung 8:Enforcementindex, 1991–2017

Abbildung 9:Entwicklung des durchschnittlichen Publizitäts- und Enforcementindex auf Ländergruppenebene

Abbildung 10:Übersicht über die M&A-Transaktionen nach Zielland, 1991–2017

Abbildung 11:Publizitätsdistanzen 1991–2017 (Boxplots)

Abbildung 12:Enforcementdistanzen 1991–2017 (Boxplots)

Abbildung 13:Mögliche Variablenbeziehungen

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1

Einleitung

1.1 Problemstellung und Zielsetzung

Rechnungslegungssysteme1 gelten als national verschiedenartig konstituiert. Sie existieren in Abhängigkeit von den nationalen sozialen, politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen sowie weiterer rechnungslegungsrelevanter Institutionen.2 Institutionell bauen sie Informationsasymmetrien zwischen Informationsbereitstellern und -nutzern ab. Folglich stellt qualitativ hochwertige Rechnungslegung eine wesentliche Voraussetzung für effiziente Vertragsabschlüsse dar.3

Die finanzielle Globalisierung impliziert, die perspektivische Beschränkung auf den Nationalstaat bei Investitionen zunehmend aufzugeben. Jedoch bleiben internationale Akteure bei der Suche nach geeigneten Investitionsmöglichkeiten mit verschiedenartigen nationalen Rechnungslegungssystemen konfrontiert. Diese unterschiedlichen nationalen Rechnungslegungssysteme erschweren die Vergleichbarkeit von Informationen bei Investitionsentscheidungen. So entstehen Marktunvollkommenheiten, die den finanziellen Globalisierungsprozess einschränken.4 Der Abbau dieser Unvollkommenheiten erklärt die Erfolgswahrscheinlichkeit bei der Konkurrenz um Kapital für Investitionen. Somit erfordert dieser Internationalisierungsprozess laufend regulatorische Anpassungen, um steigenden Kapitalbedürfnissen zu begegnen und attraktive Rahmenbedingungen bei der Kapitalbeschaffung zu ermöglichen.

Insbesondere für Schwellenländer legt die ökonomische Theorie große Partizipationschancen in der globalen Finanzmarktintegration nahe.5 Sie profitieren besonders von der Deregulierung des internationalen Zahlungsverkehrs, wenn Kapital ungeachtet der geografischen Distanz in die Länder transferiert werden ←19 | 20→kann, in denen die höchste Produktivität vorzufinden ist.6 Dieser theoretischen Annahme steht die empirische Beobachtung entgegen, dass Schwellenländer – in Abgrenzung zu entwickelten Ländern – regelmäßig das wesentliche Merkmal institutioneller Schwächen (institutional voids) aufweisen. In der Konsequenz gehen institutionelle Lücken mit einem Misstrauen von internationalen Investoren einher. Ob die Liberalisierungswelle der Finanzmärkte der letzten Jahre die entwicklungsökonomischen Hoffnungen in Schwellenländern langfristig erfüllt, bleibt damit unbeantwortet.

Ein wesentlicher institutioneller Aspekt für die Finanzmarktglobalisierung ist die Rechnungslegung. Die vergleichende Rechnungslegungsforschung zeigt, dass sie als Teil der institutionellen Infrastruktur bei der Finanzmarktintegration von großer Bedeutung ist. Dabei wird den Regulierungsinstrumenten Publizität und Enforcement die Bedeutung gewichtiger Parameter in Entscheidungssituationen internationaler Akteure zugesprochen.7 Publizität umfasst die kodifizierten Offenlegungsanforderungen in der Rechnungslegung und das Enforcement deren Durchsetzung.8 Aufgrund der nationalen Verschiedenheit der Rechnungslegungssysteme bestehen folglich in beiden Regulierungsbereichen heterogene Strukturen im Ländervergleich, was zu einem Anstieg von Informationskosten führt.9 Die Orientierung hin zu der international üblichen informatorischen Rechnungslegung dient demnach dem weiteren Abbau von Informationsasymmetrien.10

Das Spannungsfeld zwischen den bestehenden nationalen Rahmenbedingungen und dem internationalen Anpassungsdruck an die Rechnungslegungssysteme bietet vielversprechende empirische Anknüpfungspunkte. Bisherige Forschungsbeiträge beziehen sich oftmals auf einzelne regulatorische Ereignisse. Zudem ergibt sich empirische Evidenz zu Systemangleichungsprozessen ←20 | 21→aus Langzeitstudien überwiegend für entwickelte Länder.11 An dieser Stelle setzt die vorliegende Arbeit an. Die Arbeit widmet sich einerseits der Frage, inwiefern institutionell schwache Länder auf den Internationalisierungsdruck in der Rechnungslegung reagieren und ob dies andererseits mit positiven Effekten bei der internationalen Kapitalverflechtung einhergeht. In einem ersten Schritt wird bei einer Gruppe von Schwellenländern (hierbei handelt es sich um die Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika; BRICS) die Entwicklung ihrer Rechnungslegungssysteme im Zeitablauf beurteilt. Die Arbeit nimmt eine Bestandsaufnahme über die Entwicklung der Regulierungsinstrumente vergleichend für die beiden Bereiche Publizität und Enforcement der einzelnen Länder vor.

Ob sich aus der Angleichung von Publizität und Enforcement ökonomische Effekte beobachten lassen, soll in einem zweiten Schritt geprüft werden. Hierbei steht der Zusammenhang internationaler Kapitalströme zu inkrementellen Rechnungslegungsregulierungsmaßnahmen im Vordergrund. Die im ersten Schritt gewonnenen Erkenntnisse über die Entwicklungsverläufe der Rechnungslegungsregulierung werden für die Beurteilung genutzt. Dabei sollen auch Wechselwirkungen von Publizität und Enforcement betrachtet werden.

Die Arbeit bietet durch die Betrachtung der institutionsökonomischen Besonderheiten einen Beitrag zum besseren Verständnis der internationalen Finanzmarktintegration von Schwellenländern. Eine besondere Bedeutung wird der Rechnungslegung als integraler Bestandteil des nationalen institutionellen Umfelds beigemessen. Sie trägt zur Beantwortung der Frage bei, ob die Regulierungsentwicklung in den BRICS-Ländern die Möglichkeiten verbessert, sich erfolgreich an der Globalisierung der Finanzmärkte zu beteiligen.

1.2 Struktur der Arbeit

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in drei Hauptteile, die jeweils in einem Kapitel gefasst sind. Der Einleitung folgt im Kapitel 2 zunächst eine Darstellung des finanziellen Globalisierungsprozesses sowie unterschiedlicher Ländergruppen, die in abweichender Intensität am Globalisierungsprozess partizipieren. Aufbauend darauf wird die Identifikation und Bedeutung von Institutionen und deren Änderungsdynamik beschrieben, da bedingt durch den Internationalisierungsprozess individuelle Änderungsprozesse auf mehreren Ebenen ←21 | 22→innerhalb eines Landes notwendig sind. Innerhalb dieses Spannungsverhältnisses werden im Anschluss zwei Teilbereiche bestimmt, die für die beiden nachfolgenden Kapitel die zu behandelnden Forschungsfragen aufzeigen.

Details

Seiten
226
Jahr
2022
ISBN (PDF)
9783631873977
ISBN (ePUB)
9783631873984
ISBN (MOBI)
9783631873991
ISBN (Paperback)
9783631862421
DOI
10.3726/b19480
DOI
10.3726/b19544
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (März)
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2022. 226 S., 13 s/w Abb., 20 Tab.

Biographische Angaben

Julie Thies (Autor:in)

Julie Thies studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bremen und der Udayana University Bali. Sie war als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Unternehmensrechnung und Controlling der Universität Bremen tätig, wo auch ihre Promotion erfolgte.

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