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Endzeiten: Wie G.W.F. Hegel, Dietrich Bonhoeffer, Heinrich Mann, Bertolt Brecht, Herbert Marcuse, Heiner Müller und Christa Wolf ihr nahes Ende lebten, bevor sie auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof von Berlin begraben wurden

Was der Tod mit ihrem Werk machte und wie er mit der Geschichte zusammenhing

von Karl Heinz Götze (Autor:in)
©2023 Monographie 292 Seiten

Zusammenfassung

Der Dorotheenstädtische Friedhof in Berlin ist zwischen Hegels Tod und der Gegenwart allmählich zu einem Mausoleum deutscher Kulturgeschichte geworden. Er bezeugt steinern die Größe deutscher Literatur und Philosophie wie die Irrungen und Wirrungen deutscher Geschichte. In sieben Porträts von dort Begrabenen (Hegel, Bonhoeffer, Heinrich Mann, Brecht, Marcuse, Heiner Müller und Christa Wolf) wird ihr letzter Lebensabschnitt, werden ihre letzten Werke, ihre Auseinandersetzungen mit dem nahen Tod, ihre Beerdigungen und ihr Nachleben dargestellt. Ihre Endzeiten reflektieren das Ende der Goethezeit, den Widerstand gegen den Nationalsozialismus, das Exil und das Scheitern der sozialistischen Hoffnungen, die sich mit der DDR verbanden.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Vorwort
  • Die Himmelfahrt des Philosophen. Hegels Ende
  • 1. Auf der Höhe des Ruhms
  • 2. Am Ende der Kunstperiode. Zwischen zwei Revolutionen
  • 3. Idealitätsphilosophie und schwarze Totenkörbe. Hegels Philosophie im Zeichen der Cholera
  • 4. Plötzlich und unerwartet. Hegels Sterben und Verhimmelung
  • 5. Ende der Grabesruhe. Hegel wird zum Paten der radikalen Religionskritik
  • „Bildung muß der Gefahr und dem Tod gegenüber treten können“. Bildung, Glaube, Diesseitigkeit und Widerstand bei Dietrich Bonhoeffer
  • 1. Unter denen, die zum Schwert griffen
  • 2. Popstar des Protestantismus. Bonhoeffers erstaunliches Fortwirken
  • 3. „Rehabilitierung des Bürgertums von Christlichen her?“ Bonhoeffers familiäre Herkunft
  • 4. Bildungsromane angesichts des Todes
  • 5. Diesseitsbejahung an der Grenze des Jenseits
  • „E poi? … La morte. E il nulla.“ Vom leichten Sterben und geteilten Nachleben Heinrich Manns
  • 1. Bodenlos, jenseits
  • 2. „Wiederholt jemand noch immer sein Leben, erklärt, rechtfertigt und bekennt“. Besichtigung des Zeitalters und späte Romane
  • 3. Heimkehr in die Fremde? „Will und will nicht.“
  • 4. Zwischen politischer Indienstnahme und ignoranter Missachtung. Heinrich Manns Nachleben in Ost und West.
  • „Er ist nicht ohne Heiterkeit“. Brecht und der Tod
  • 1. Vom Gebrauchswert des Todes
  • 2. Rechtzeitig. Der Tod kommt mit dem Ruhm
  • 3. „Lasst mich in Ruhe.“ Wie Brecht starb, wann, wo, weshalb
  • 4. Hinterlassenschaften, Grabsteine, Grabreden
  • 5. „Er / Hat Vorschläge gemacht Wir haben sie / Nicht angenommen“. Heiner Müller über Brecht 1995
  • Die Asche der Revolte. Spätheimkehrer Herbert Marcuse
  • 1. Der Philosoph der Studentenbewegung
  • 2. Philosophie des Todes
  • 3. Langer Abschied. Zwischen Marcuses Tod und Beerdigung
  • „Es kommt Wahrscheinlich / Nichts Neues mehr sondern es kommt Wahrscheinlich / Nichts Was immer das sein mag“. Heiner Müller
  • 1. Ich bin die Schreibmaschine
  • 2. Endzeiten. Müller Medienstar, Präsident, Intendant, Regisseur, Historiker seiner selbst
  • 3. „aber Neues ist nicht greifbar“. Müllers Block und Warum sein letztes Stück scheiterte
  • 4. „das rendez-vous mit dem tod hat stattgefunden.“
  • 5. „Zeit ist Frist“. Poetische Reflexionsbilder von Tod und Sterben
  • 6. Eine schöne Beerdigung
  • 7. Müller Erblasser
  • „Ich kann viele Lieder.“ Christa Wolf und die Engel
  • 1. Notate aus den Jahren 2001–2011. Im Warteraum des Gevatters
  • 2. Himmelsturz und Selbsterforschung
  • 3. Bleibt etwas?
  • 4. „An ihr, der Kenntlichen, rieben sich die Debatten.“
  • Zitierte Literatur

Vorwort

Sie sind nicht alle in Berlin gestorben, die sieben Toten, deren langes Ende Gegenstand dieses Buches ist. Hegel schon, der Schwabe, aber Bonhoeffer, der Berliner, wurde am 9. April 1945 von der SS im KZ Flossenbürg hingerichtet, einem kleinen Ort in der Oberpfalz nahe der tschechischen Grenze. Heinrich Mann starb fern von seinem geliebten Europa am 11.3. 1950 in Santa Monica und wurde zweimal beerdigt, einmal ziemlich einsam im kalifornischen Exil, das zweite Mal viele Jahre später in Berlin mit einem bombastischen Staatsakt. Dem versuchte Brecht, gestorben 1956, bevor es medizinisch hätte sein müssen, mit mäßigem Erfolg zu entkommen. Marcuse wurde in Berlin geboren, in Berlin gefeiert, aber seine Asche stand verloren von 1979 bis 2003 im Urnenlager eines Bestatters in seiner amerikanischen Wahlheimat, bevor sie in seine Geburtsstadt zurückkehrte. Heiner Müller kehrte aus der Münchner Klinik zum Sterben zurück nach Berlin, wo er wie Christa Wolf seit Jahrzehnten seine Adresse hatte.

Wo sie auch gestorben sind – im Tode sind sie alle hier, auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof der Hauptstadt des Landes, das sie häufig nicht wollte, manchen von ihnen nach dem Leben trachtete und zu dessen bestem Teil sie doch gehören. Um ihr Lebensende soll es gehen, um die Zeit, bevor sie ihr Tod fand, vorbereitet oder nicht. Wie haben sie mit dem Tod gelebt? Wie haben sie ihn gedacht? Wie erwartet? Oder wie verdrängt? Wie haben sie ihn genutzt für die Produktion? Hat sich aufs Ende zu ihr Stil geändert? Wie haben sie das gemacht, mit dem Sterben zu leben bis Leben nicht mehr war? Und wie haben wir es mit ihnen gemacht, wir, die Hinterbliebenen?

Der Tod, wenngleich doch fast immer von etwas Unheimlichem umgeben, ist nicht unbedacht in der abendländischen Tradition. Wer über ihn wissen will, kann sich schon mit der Auffassung Platons und Ciceros auseinandersetzen, dass der Denker möglichst nahe am Gestorbensein leben solle, weil der Leib letztlich ein Hindernis sei für die Erkenntnis der Ideen. Man kann sich an Epikurs Spitzfindigkeit erfreuen, dass der Tod nichts Schlechtes sein kann, denn schlecht sein kann nur, was wir zu empfinden imstande sind, und den Tod kann man ja nicht empfinden. Man kann, wenn nur der Abstand zum eigenen Tod stimmt, nicken zu Senecas Empfehlung, ständig an den Tod zu denken, um ihn niemals zu fürchten, zu Montaignes Auffassung, philosophieren sei nichts anderes, als sterben zu lernen. Man kann Freud beistimmen, man müsse sich auf den Tod einrichten, um das Leben auszuhalten. Man kann auch Heidegger glauben, die bewusste Konfrontation mit dem Tod, das „Vorlaufen zum Tode“ könne uns aus dem „Man“ befreien und dazu verhelfen, „Selbst“ zu sein.

Derlei theoretische Überlegungen gewinnen mit zunehmendem Lebensalter auf dringliche, häufig wenig erwünschte Weise Konkretion. Die Perspektive auf den Tod ändert sich mit der verringerten Länge der verbleibenden Frist. Jedenfalls wusste schon Goethe, der Langlebige: „Wenn einer 75 Jahre alt ist, kann es nicht fehlen, dass er an den Tod denkt […]“ (Bloch/Unseld, 322). Anders. Intensiver. Weniger so, als sei er nur ein Gedanke.

Aber es verändert sich nicht nur der subjektive Blick auf den je eigenen Tod, sondern der Tod, die sicherste der anthropologischen Grundtatsachen, verändert sich mit der Geschichte, wie uns nicht erst Philippe Ariès und Norbert Elias gezeigt haben.

Das christliche Mittelalter wusste, worauf es hinauslief und entwickelte mit den Ars moriendi standardisierte Anweisungen für den Ablauf des Lebensendes. Die werden schon am Ende des 15. Jahrhunderts in Hunderten von Drucken und Manuskripten verbreitet, die in Predigten, moralischen Wochenschriften und vielerlei Erbauungsschriften bis ins 18. Jahrhundert hineinwirken. Die Regieanweisungen für die letzten Szenen des Lebens, die übrigens im Allgemeinen im Gegensatz zur Gegenwart vor großem Publikum statthatten, lagen also fest, auch die Protagonisten, ebenso der Text und alle wussten, worum es geht: ums Ganze. Die Vorstellung war, dass Engel und Teufel am Totenbett um die Seele des Sterbenden kämpfen. Der Priester befragt den Moribunden, der brav und furchtsam seine Sünden bekennt, seine Reue formuliert, die Sakramente empfängt und dann Jesu letzten Satz nachspricht: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände“ (Luk. 23, 46). Die letzte Szene, ja, das letzte Wort entscheidet über alles, über Himmel oder Hölle.

Neben dem sozusagen standardisierten kirchlichen Verfahren zur Platzanweisung für die Ewigkeit entstehen aber auch individualisierte Konzepte, die nun davon ausgehen, dass jeder auf seine Weise sterbe und dieses Sterben individuelle Bedeutung habe. Montaigne formuliert in seinem Text mit dem Titel „Philosophieren heißt sterben lernen“: „[…] über nichts informiere ich mich so gerne, wie über den Tod der Menschen: Was sie gesagt, welches Gesicht sie gemacht, welche Haltung sie gezeigt, nichts anderes nehme ich so aufmerksam wahr. […] Wenn ich Verleger wäre, dann publizierte ich ein kommentiertes Register der verschiedenen Toten. Wer die Menschen lehrte, zu sterben, würde sie zu leben lehren“ (Montaigne 88; deutsche Übersetzung vom Autor).

Montaigne hat dieses Register schließlich leider nicht verfertigt, aber wir wissen durch eine reiche Studie von Karl S. Guthke, dass die fromme Gebrauchsliteratur fürs Lebensende allmählich und über viele Zwischenstufen abgelöst wurde durch Anthologien „Letzte[r]‌ Worte“, die im 19. Jahrhundert vor allem im englischsprachigen Raum, aber auch in Deutschland und Frankreich zu Buchhandelserfolgen wurden und eine Gattung konstituierten, die heute immer noch heimliche Bestseller hervorbringt.

Derlei Anthologien stehen nicht im besten Rufe. Das gilt selbst für Ernst Jüngers Sammlung Letzte Worte, ein seltsames Seitenstück seiner Sammlung aufgespießter Käfer. Er hat sie mit Fleiß gesammelt und muss doch feststellen, dass bei der Beschäftigung mit dem Thema die Enttäuschungen nicht ausbleiben und man gut daran tut, sich weder auf die Originalität noch auf die Authentizität zu verlassen (11). Ein hübsches Beispiel dafür sind Goethes letzte Worte. Jedermann glaubt zu wissen, dass Goethes letzte Worte waren: „Mehr Licht.“ Das passt zur Sterbestunde, zur Aufklärung und zu Goethe überhaupt. Es ist aber wohl eine literaturfromme Legende, die die Wahrheit eher verdunkelt. Nach verlässlicher Auskunft seines Dieners hat Goethe zuletzt nach dem „Botschanper“ verlangt, nach dem „pot de chambre“, dem Nachttopf (Spiegel, 2017).

Hier soll es jedenfalls nicht vornehmlich um letzte Worte gehen, obwohl sie als kulturelle Artefakte durchaus Interesse verdienen und Aufschlüsse über das Nachleben prominenter Verstorbener geben können. Aber selbst wenn sie ausnahmsweise einigermaßen sicher überliefert sind, gilt doch, dass man ein Buch kaum allein nach der letzten Seite beurteilen kann.

Gemeint ist aber auch nicht nur die Zeit, in der die Betroffenen wie ihre Umgebung um den sicheren baldigen Tod wissen, also etwa die zehn Wochen, in denen der Tod mit dem Kammerherrn Christoph Detlev Brigge auf Ulsgaard kämpfte, sein Tod, den er „sein ganzes Leben in sich getragen und aus sich genährt hatte“, wie es Rilke in den Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (720) beschrieben hat. Gemeint ist der letzte Lebensabschnitt vor dem Tod. Ihn einfach nach dem seit der Antike verbreiteten Lebensalterschema von Kindheit, Jugend, Mannes- und Greisenalter mit letzterem gleichzusetzen, wäre allerdings für die von uns Ausgewählten nicht zutreffend: Manche sind längst vor Erreichen des Greisenalters gestorben und längst, bevor der Ausdruck aus der Mode kam. Wann die letzte Lebensphase einsetzt, wird also im einzelnen Falle zu bestimmen sein. Biologische Faktoren spielen eine Rolle, aber nicht unbedingt die entscheidende. Häufig sind es äußere Ereignisse, die da einwirken, manchmal eine Seuche, manchmal die Politik.

Als die Familien noch groß waren, fragte man die Alten nach dem Alter, wenn man darüber etwas wissen wollte. Die gemeinen Toten konnte man schließlich nicht befragen. Wer lebenslang daran gewöhnt ist, mangels besseren Rats die Philosophen, die Literaten, die Männer und Frauen „des Geistes“, wie man in Frankreich sagt, zu befragen, nicht als Lebensberater, sondern als Erfahrungsüberträger, der findet bei den Toten reichlich Stoff auch zu den Fragen der letzten Lebensphase. Die Verstorbenen können, wie Schelling formulierte, „gleichsam einen anderen Teil der großen Familie ausmachen“ (nach Bloch/Unseld, 315). Heiner Müller sprach gern über den Dialog mit den Toten. „Wie nah sind uns manche Tote, doch wie tot sind uns manche, die leben“ (Biermann, 143). Durch ihre Texte und manchmal auch durch die Texte, die über sie verfasst wurden, reden die Toten noch mit und geben freimütig vieles preis, wenn man ihnen denn zuhört.

Freilich sind Papier und Druckerschwärze reiche, aber wenig intensive Mittel, mit den Toten ins Zwiegespräch zu treten. Vielen Menschen kann eher der Besuch auf dem Friedhof die Verstorbenen näher rücken. So lupenrein materialistisch ist derlei wohl nicht, und es funktioniert auch nicht immer. Aber es ist kein Aberglaube, Nähe an dem Ort zu suchen, wo der Verstorbene zuletzt gesehen wurde und Zeichen hinterließ für Nachgeborene. Christa Wolf berichtet, dass das erste, was Lew Kopelew bei seinem spontanen Besuch Berlins beim Fall der Mauer besuchen wollte, der Dorotheenstädtische Friedhof war: „Das erste, was er sehen wollte, waren die Gräber von Brecht und Anna Seghers“ (Wolf 2011,100). Selbst Brecht, nicht zur Sentimentalität neigend, führte 1931 seinen russischen Übersetzer Tretjakow auf den Augsburger Friedhof, den seiner Heimatstadt.

„Mein“ Friedhof, der, wo große Teile der wahlverwandtschaftlich konstituierten Familie begraben sind, ist seit den sechziger Jahren der Dorotheenstädtische Friedhof in Berlin. Familien brauchen einen Ort, brauchen ein Haus mit vielen Wohnungen, auch die imaginären. Für mich war die Entdeckung des Friedhofs zunächst zufällig, im Nachgang eines Besuchs im Brecht-Archiv, untergebracht im Wohnhaus von Brecht und Helene Weigel am Rande des Friedhofs. Für mich war es damals der „Brecht-Friedhof“ und in gewisser Weise ist er es ja sozusagen unterirdisch auch geblieben. Viele „seiner“ Frauen sind ihm dorthin mit untrüglichem Sinn für Genie willig gefolgt, Helene Weigel, aber auch Elisabeth Hauptmann, Ruth Berlau und seine letzte Geliebte Isot Kilian, seine Töchter wie Hanne Hiob und Barbara Brecht-Schall, seine Regieschüler wie Besson, Bunge und Palitzsch, seine Schauspieler von Geschonneck bis Schall, seine Interpreten von Hecht über Hans Mayer bis Schumacher, seine Komponisten von Eisler bis Dessau.

Für mich aber war damals die Entdeckung auf dem Friedhof das Grab Hegels, verborgen unter wucherndem Grün. Damals gab es noch keinen der heute zahlreichen Friedhofsführer, jedenfalls besaß ich keinen. Es war wirklich ein Zufallsfund. Unversehens stand ich an dem Ort, an dem der Weltgeist in die Erde gefahren war. (Hegel ist von seinem ursprünglichen Begräbnisort wenige hundert Meter weiter an der heutigen Hannoverschen Straße mit vielen anderen berühmten Toten des 19. Jahrhunderts hierher umgebettet worden, aber das wusste ich nicht. Es wäre auch nicht wichtig gewesen). Ich staunte. Er hatte wirklich gelebt. Hier. Vielmehr: bis hierher.

Von dort aus, von Hegel und Brecht aus, begann ich bei jedem gelegentlichen Besuch in Ostberlin die Erkundung des damals noch ziemlich wilden, unaufgeräumten, grün überwucherten Friedhofs, wo viele der Grabsteine noch Einschusslöcher aus den Kämpfen des 2. Weltkriegs hatten, wo manche Eingänge zu den großen Grabanlagen provisorisch zugemauert waren, andere unbekannten Besuchern zu unbekannten, aber dunklen Zwecken offen standen, wo schöne Metallzäune um die eingefassten Gräber ihres Materialwertes wegen abhanden gekommen waren.

Klar, Heinrich Mann fand sich leicht, schon wegen der ziemlich realistischen Bronzebüste von Seitz, Becher daneben, auch mit großem Grab an der Mauer der Staatsbegrabenen. Nicht weit Anna Seghers, Eisler, Dessau, Ruth Berghaus. Neben Hegel Fichte, nahe bei Eduard Gans, der Philosoph, dessen Sarg 1839 30 000 Studenten hierher folgten. Auf vielen Steinen viele Namen, die mir, jung, nichts sagten und später dann schon. Auf der anderen Seite, zur Charité hin, der Gedenkstein für die Widerstandskämpfer. Auch da kannte ich zunächst nur den Namen Bonhoeffer.

Und dann kamen immer mehr frische Grabsteine dazu mit Namen von Menschen, mit denen ich über Jahrzehnte gelebt hatte, sie als Autoren, ich als Leser. Namen, die ich hier nicht vorfinden wollte, jedenfalls jetzt noch nicht. Vor allen anderen Heiner Müller und Christa Wolf. Irgendwann fand sich dann auch, mit Verspätung, Herbert Marcuse hier ein, den ich von der anderen Seite der Mauer her kannte, von den Teach-Ins in der Freien Universität.

Details

Seiten
292
Jahr
2023
ISBN (PDF)
9783631907238
ISBN (ePUB)
9783631907245
ISBN (Hardcover)
9783631907221
DOI
10.3726/b21384
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (September)
Schlagworte
Lebensende Letzte Werke Begräbnis Hegel Bonhoeffer Heinrich Mann Brecht Marcuse Heiner Müller Christa Wolf
Erschienen
Peter Lang – Lausanne · Berlin · Bruxelles · Chennai · New York · Oxford. 2023. 292 S.

Biographische Angaben

Karl Heinz Götze (Autor:in)

Karl Heinz Götze ist Professor em. für deutsche Literatur, Ideengeschichte und Civilisation an der Universität Aix-Marseille (Frankreich) sowie langjähriger Mitherausgeber der Cahiers d’Études Germaniques. Zahlreiche Bücher zur deutschen Literatur- und Kulturgeschichte sowie zu den deutsch-französischen Verhältnissen.

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Titel: Endzeiten: Wie G.W.F. Hegel, Dietrich Bonhoeffer, Heinrich Mann, Bertolt Brecht, Herbert Marcuse, Heiner Müller und Christa Wolf ihr nahes Ende lebten, bevor sie auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof von Berlin begraben wurden
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