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Multimodalität in Wissensformaten

von Sylvia Jaki (Band-Herausgeber:in) Matthias Meiler (Band-Herausgeber:in) Jana Pflaeging (Band-Herausgeber:in) Janina Wildfeuer (Band-Herausgeber:in)
©2024 Sammelband 384 Seiten
Open Access

Zusammenfassung

Wissen wird vor allem multimodal vermittelt – das wird kaum noch bezweifelt. Wenig Aufmerksamkeit wurde bislang jedoch der begrifflichen Modellierung von Wissen vor dem Hintergrund multimodaler Vermittlungsprozesse sowie ihrer empirischen Analyse gewidmet. Das DFG-Netzwerk Multimodalität in Wissensformaten (MWissFo) nahm sich dieses Aufgabenfeldes an und bearbeitete es in wesentlichen Dimensionen. Der vorliegende Band dokumentiert Ergebnisse von Diskussionsrunden, Workshops und Kollaborationen während der dreijährigen Netzwerkarbeit zu diesem Phänomenbereich. Neben konkreten Vorschlägen zur Theoriebildung und Weiterentwicklung bestehender Methodenrepertoires bietet dieser Band vor allem auch ein breites Spektrum von Fallstudien zur Multimodalität in verschiedensten wissensbezogenen Formaten. Darüber hinaus zeigt er aus Sicht der Wissenschaft und der Wissenschaftskommunikationspraxis Desiderate für die Erforschung von multimodalen Wissensformaten auf.
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Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • 6Inhalt
  • I. Einleitung und Grundlegendes
  • Multimodalität – Wissen – Formate. Zur Einleitung in den Band
  • Zum Wissensbegriff im Forschungsfeld multimodaler Wissenskommunikation
  • II. Information – Unterhaltung – Politik
  • Zwischen Informieren und Unterhalten. Multimodale außerschulische Wissensvermittlung für Kinder aus pragmasemiotischer Sicht
  • Unterhaltung in der Kriegsberichterstattung? Europäische Fernsehnachrichten im Vergleich
  • ‚Beschwerte‘ Unterhaltsamkeit in einem politischen Aufklärungsversuch. Schwarzeneggers audiovisueller Social-Media-Auftritt gegen Putin
  • Sichtbarkeit, Provokation und Wissenstransfer. Zur Interaktion von Textualität, Modalität und Rezeptionsdiskurs in einer antidiskriminierend-sprachkritischen Plakatkampagne
  • III. Materialität – Medialität – Interaktivität
  • Blättern, Begreifen, Entdecken. Materielle semiotische Ressourcen von Print-Wissenschaftsmagazinen
  • Forenkommunikation als kooperative Wissenskonstruktion? Eine Analyse multimodaler Elemente des Heimwerkerforums bastler-treffpunkt.de
  • Von Neutrinos und Röntgenblicken. Multimodale Wissenskommunikation in Virtual-Reality-Umgebungen aus produkt- und rezeptionsanalytischer Perspektive
  • Performing Science. Multimodale Analysen zu Wissenschaftskommunikation auf TikTok
  • IV. Praxisperspektiven
  • Vermittlung historischen Wissens durch audiovisuelle Medien, Social-Media-Formate, Mixed Reality und Gamification. Konzept und Ergebnisse des Modellprojekts „KuLaDig Rheinland-Pfalz“
  • Thesen zur Entwicklung multimodaler Wissensformate und ihrer Erforschung – mit Kommentaren aus dem Praxisfeld der Wissenskommunikation
  • Für mehr Partizipationsmöglichkeiten und Austausch, zum Beispiel durch das Aufbrechen fachsprachlicher Komplexität in multimodalen und alltagsnahen Formaten
  • Für eine Annäherung zwischen Forschung und Wissenschaftskommunikationspraxis, zum Beispiel durch format- und zielgruppenorientierte Wirkungsforschung
  • Zu Chancen und Risiken der KI-Automatisierung in der Text- und Bildgenerierung – und zu Abgrenzungen und Verschränkungen von Medienkonsumräumen
  • Zur steigenden Gatekeeper-Bedeutung von Technologien und Plattformbetreibern – nebst Anregungen zur multimodalen Gestaltung in der digitalen Kommunikation
  • Transformation auf allen Ebenen: Externe und interne Wissenschaftskommunikation im Zeitalter generativer KI

Sylvia Jaki y(Hildesheim) / Matthias Meiler (Chemnitz) / Jana Pflaeging (Salzburg) / Janina Wildfeuer (Groningen)

Multimodalität – Wissen – Formate. Zur Einleitung in den Band

Neben der Informationsgesellschaft und der Netzwerkgesellschaft sprechen wir heute im öffentlichen Diskurs häufig auch von einer Wissensgesellschaft. Charakteristisch für diese Wissensgesellschaft ist, dass die Aneignung von Wissen (außerhalb der klassischen Bildungsinstitutionen) über sehr individuelle Wege erfolgt und dies mittels einer kaum zu überblickenden Vielfalt an (medialen) Formaten. Diesen Formaten ist gemein, dass sie versuchen, Sach- und Fachinformationen für ein breites Publikum verständlich und ansprechend aufzubereiten. Dies tun sie in den meisten Fällen, indem sie auf verschiedenste Ausdrucksformen und Bedeutungsressourcen zurückgreifen und auf vielfältige Weise miteinander kombinieren – sie sind folglich multimodal. Die oftmals hohe Komplexität dieser Kommunikate, die Wissen für unterschiedliche Zielgruppen aufbereiten, ist in den letzten Jahren zunehmend ins Interesse der Multimodalitätsforschung gerückt, die sich mit der zentralen Frage befasst, wie durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Zeichenressourcen Bedeutung generiert und entsprechend Wissen vermittelt wird.

DFG-Netzwerk Multimodalität in Wissensformaten (MWissFo)

Trotz zahlreicher exemplarischer Analysen des Zusammenspiels verschiedener Bedeutungsressourcen in Wissensformaten kann durchaus ein gewisses Desiderat in der systematischen Erfassung multimodaler Strategien der Wissensvermittlung konstatiert werden. Dies motivierte die Mitglieder des Netzwerks MWissFo dazu, die Arbeit am Thema Multimodalität in Wissensformaten aufzunehmen.

Das Netzwerk, das von 2020 bis 2023 durch die DFG gefördert wurde, vereint die Perspektiven von Wissenschaftler*innen an Universitäten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Dänemark. Es setzt sich sowohl aus Nachwuchswissenschaftler*innen in verschiedenen Qualifikationsphasen als auch aus erfahrenen Hochschullehrer*innen zusammen. Gemeinsam haben sie sich der Aufgabe gewidmet, unter Berücksichtigung der Entwicklungstendenzen multimodaler Wissensformate aus medienlinguistischer und medienwissenschaftlicher Perspektive Medienübergreifendes und Medienspezifisches in der multimodalen Gestaltung solcher Formate herauszuarbeiten. So stand beispielsweise die Erprobung verschiedener Ansätze aus der Multimodalitätsforschung zur Beschreibung der Orchestrierung bzw. der Interaktion der jeweiligen Zeichenmodalitäten und aller weiteren Ressourcen sowie der Annotation multimodaler Daten im Fokus der Analysen. Die mit dem Thema verbundenen Fragestellungen wurden in sechs Arbeitstreffen diskutiert, die wiederum Gelegenheit für zahlreiche Fachvorträge sowie die gemeinsame Arbeit an themenspezifischen Fragestellungen boten.

Insbesondere durch die Dynamik der anhaltenden Digitalisierung entwickeln sich ständig neue, innovative und interaktive Formate, in denen das Zusammenspiel der Zeichenmodalitäten wieder aufs Neue eingeordnet und analysiert werden muss. Aus diesem Grund besteht über das Ende des Netzwerks hinaus weiterhin Bedarf, sich mit der Multimodalität von Wissensformaten zu befassen, verbunden mit entscheidenden methodischen Fragen wie der Erschließung, Erhebung und Annotation von Daten aus solchen innovativen Formaten. So schließt unser Band auch mit thesenhaften Reflexionen des Netzwerks zu bevorstehenden Entwicklungen im Feld der Wissenskommunikation.

Multimodalität – Wissen – Formate

Was wir von der Welt wissen können, muss uns durch unsere Sinne, die auf wahrnehmbares Material gerichtet werden, zugänglich sein (Sinnesmodalitäten). Dieses Material kann natürlich selbst bereits zeichenhaft sein – ganz i.S.v. Luhmanns (1996: 9) bekanntem Diktum „Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Medien“. Denn was wir anderen über die Welt mitteilen können, muss durch Zeichen wahrnehmbar gemacht werden (Zeichenmodalitäten) und bedarf diverser Medien, die diese prozessieren können. Und obwohl die Geschichte menschlicher Kommunikation Formen von Monomodalität nur in Ausnahmefällen hervorgebracht zu haben scheint, hat die wissenschaftliche Beschäftigung mit Multimodalität erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts so stark verfangen können, dass mittlerweile davon gesprochen werden kann, dass „many, perhaps all, disciplines concerned with signifying practices of some kind […] appear to exhibit what may be termed ‚multimodal phases‘“ (Bateman 2022: 43). Multimodalität als grundlegende Eigenschaft kultureller Signifikationsprozesse veranlasst also mittlerweile alle betreffenden Disziplinen, in eine Phase multimodalen Denkens einzutreten und ihre Gegenstände und Methoden entsprechend zu (re-)konstituieren. Unterschiedliche Forschungsfelder sind darin v.a. auch aufgrund ihrer je eigenen und mitunter sehr unterschiedlichen Fachgeschichten unterschiedlich weit vorangeschritten. Das Feld der Erforschung von Wissensformaten ist darunter eines, das lange Zeit von der Prämisse getragen wurde, dass Wissen und Wissensvermittlung genuin sprachlicher Natur seien. Dieses Bias in Richtung Sprache hat seinen Ursprung sicher zu großen Teilen in der typographischen Transformation menschlicher Kommunikation, die sich durch die Etablierung des Buchdrucks und seiner Infrastruktur vollzog und damit für mehrere Jahrhunderte ein Medium gesellschaftlicher Selbstverständigung als Leitmedium setzte (Giesecke 1994). Die mit dem Leitmedium Buchdruck verbundene Sonderstellung von Sprache – gerade für Fragen der Wissenskommunikation – wurde schließlich durch die elektronische und digitale Zeichenverarbeitung gesellschaftlich und schließlich auch wissenschaftlich gebrochen; auch wenn die Realität der typographischen Kommunikationsnetze bereits von Anfang an und gerade auch für die Wissensvermittlung ebenso von Multimodalität gekennzeichnet war.

‚Wissenskommunikation‘ ist auf den ersten Blick ein eigentümlicher Begriff. Leicht könnte man ihn als tautologisch abqualifizieren. Denn welche Kommunikation wäre ohne einen Bezug auf Wissen denkbar? Kein Wort würde gesagt, keine Geste getan, wenn A voraussetzten könnte, dass B bereits wisse, dass A ihn bspw. später anrufen werde. Aber gerade aufgrund dieser Omnipräsenz von Wissen in jeder Kommunikation erschiene es auch nur wenig sinnfällig, mit Hilfe eines solchen weiten Wissensbegriffs den Gegenstandsbereich ‚Wissenskommunikation‘ zu umreißen. Manchmal mehr im- als explizit wird deswegen in diesem Forschungsfeld davon ausgegangen, dass es einerseits um Wissen einer besonderen Art geht: In aller Regel wird hier Kommunikation untersucht, die Wissen zum Gegenstand hat, das sich als intersubjektiv belastbar und als transsituativ gültig erweisen wird – oder von dem zumindest in actu davon ausgegangen wird, dass es sich so verhält. Andererseits wird Wissenskommunikation in der Regel als eine Kommunikation untersucht, die aus wiederkehrenden Problemkonstellationen hervorgeht, für die Gesellschaften geeignete Lösungen ihrer Bewältigung gefunden haben. Wenn die Eltern ihrem Kind am Geburtstag erklären, wie man die Uhrzeit von der geschenkten Uhr abliest, mag hier vor dem Hintergrund einer reflexiv zu erkennen gegebenen Wissensasymmetrie durchaus Wissen vermittelt werden, für das ganz sicher Intersubjektivität und Transsituativität gilt. Die Erforschung von Wissenskommunikation interessiert sich demgegenüber jedoch traditionell mehr für den Schulunterricht am Vormittag, der mit Blick auf den zu vermittelnden Gegenstand des Wissens indes exakt dasselbe Ziel wie die Eltern verfolgen wird. Es sind also v.a. die unterschiedlichen soziokulturell bestimmten, medialen Formate der Wissensvermittlung, die das Zentrum des Gegenstandsbereichs bilden, der für uns maßgeblich von Interesse ist.

Traditionell eine große Affinität zu Termini, die von ‚Form‘ sprechen, hat die Disziplin der Linguistik, wenn sie sich z.B. mit der Laut-, Wort-, Satzform, der Formenlehre, Textform, Diskursform, Kommunikationsform, Darstellungsform, Formatierung, dem Format oder der diskursiven Formation beschäftigt. Der Formbegriff scheint in besonderer Weise als Scharnier geeignet zu sein, das zwischen der unübersichtlichen Empirie und ihrer noch unbereinigten Substanzialität einerseits und andererseits dem gesellschaftlich Typisierten und begrifflich Erkannten zu vermitteln in der Lage ist (vgl. dazu auch Bucher/Boy/Christ 2022, 39–42). Die Form-Termini zeigen sich in diesem Spektrum flexibel und im jeweiligen Fall mal eher dem einen, mal eher dem anderen Pol zugeneigt – insbesondere darin kann (gerade vor jeder expliziten Terminologisierung) ihre heuristische Leistungsfähigkeit gesehen werden. Der Formatbegriff leistet (auch im Diskussionszusammenhang des Netzwerks) eben dies: Er stellt eine Heuristik zu Verfügung, die unterschiedliche Ebenen empirischer Granularität in den Blick kommen lässt, um diverse formale Typen multimodaler Wissenskommunikation analytisch zu fokussieren. Dabei erfasst der Begriff des (medialen) Formats einerseits kommunikative Ereignisse, die auch für die Kommunizierenden selbst salient und von Relevanz sind. Wir haben ein alltagssprachliches Vokabular über diese Ereignisse (Doku, Nachrichten, Sachbuch, Podcast), suchen sie als Rezipient*innen bewusst auf (indem wir etwa gezielt zur Tagesschau einschalten), richten unsere Aufmerksamkeit als Produzent*innen in der Gestaltung auf sie als kommunikative Ganzheiten (so werden Nachrichtenfilme als abgeschlossene Einheiten produziert, die ihren Platz im Rahmen einer konkreten Sendung finden). Andererseits zeigt sich der Formatbegriff – im Vergleich etwa zum Textsortenbegriff – flexibel im Hinblick auf die Typisierung kommunikativer Ereignisse: Geht es um die formalen Charakteristika einzelner kommunikativen Gattungen (wie etwa Wissensmagazine oder Dokumentationen im Vergleich zu Dokumentarfilmen) oder um die Spezifika konkreter, v.a. seriell angelegter Vertreter (wie etwa TerraX oder PUR+; so etwa Jacobs/Lorenz 2014: 33)? Mit dem Attribut ‚medial‘ (s.o.) wird dann zudem deutlich herausgestellt, dass diese formalen Eigenschaften, anders etwa als beim strukturalistischen Formbegriff, nicht ohne ihre jeweiligen medialen und materiellen Voraussetzungen zu denken sind – Luginbühl (2018) spricht nicht ohne Grund von medialer Durchformung von Kommunikation –, von diesen also nicht ohne Weiteres abstrahiert werden kann. Damit ist der Anschluss an die medienlinguistische Diskussion gegeben.

Überblick über den Band

Der Band bietet uns die Möglichkeit, die Forschungsthemen und -ergebnisse des Netzwerks MWissFo zu dokumentieren, zueinander in Beziehung zu setzen und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Einen Grundstein des Bandes bilden daher die aktuellen Arbeiten der Netzwerkmitglieder, die durch Beiträge einiger der zu den Netzwerktreffen eingeladenen externen Gäste fruchtbar ergänzt werden. Wenngleich der Band einen klaren Forschungsfokus besitzt, schließt er ebenso Perspektiven aus der Praxis mit ein, die von der Umsetzung von Forschung in Anwendung berichten, die Überlegungen des Netzwerks einem kritischen Blick unterziehen und ihrerseits wichtige Impulse für künftige Forschungsarbeit bieten. Wir freuen uns daher besonders, dieser Perspektive im Rahmen des Sammelbandes einen gebührenden Stellenwert einräumen zu können. Sie beschließt den Band und dokumentiert neben konkreten Einblicken in das Praxisprojekt „KuLaDig Rheinland-Pfalz“ auch Thesen zur Wissenskommunikation aus dem Netzwerk und darauf antwortende Kommentare von Praktiker*innen aus dem Feld professioneller Wissenskommunikation.

Im Eröffnungsbeitrag des Sammelbands widmen sich Matthias Meiler, Janina Wildfeuer und Martin Siefkes dezidiert einem der drei Schlüsselbegriffe des Netzwerks. Unter dem Titel Zum Wissensbegriff im Forschungsfeld multimodaler Wissenskommunikation geben sie einen komprimierten Überblick darüber, wie sich spezifisch die Linguistik und in disziplinär unterschiedlichen Kontexten die Multimodalitätsforschung dem Wissensbegriff bisher zugewendet haben, welche seiner Dimensionen besondere Beachtung fanden und welche weitgehend ausgeblendet blieben. Vor diesem Hintergrund umreißen sie schließlich wichtige Bestimmungsstücke für einen Wissensbegriff, der geeignet ist, kommunikative Vermittlungsprozesse von ganzheitlichen Wissensgegenständen in unterschiedlichen multimodalen Formaten zu erfassen.

Nina Janich und Maike Sänger diskutieren in ihrem Beitrag Zwischen Informieren und Unterhalten. Multimodale außerschulische Wissensvermittlung für Kinder aus pragmasemiotischer Sicht, wie Wissensvermittlung und Unterhaltung begrifflich und methodisch ge- und erfasst werden kann, wenn sie in Infotainmentformaten für Kinder aufeinandertreffen. Der Beitrag umfasst eine Diskussion des Begriffs ‚Infotainment‘ aus semiotischer Perspektive sowie die Problematisierung des Aspekts der Unbeschwertheit, den Klein (1997) neben Abwechslung, Interessantheit und Eingängigkeit für unterhaltsame Kommunikationsangebote als zentral sieht. Die Diskussion wird illustriert durch je ein Beispiel eines Kinderbuchs und einer TV-Kindersendung.

Im Beitrag Unterhaltung in der Kriegsberichterstattung? Europäische Fernsehnachrichten im Vergleich setzt sich Martin Luginbühl einerseits mit dem Begriff der Unterhaltung selbst auseinander und kommt dabei ebenso zu einer Problematisierung des Unbeschwertheitsaspekts (i.S.v. Klein 1997). In einer kontrastiven Analyse von Nachrichtenbeiträgen über den Einmarsch Russlands in die Ukraine zeigt er anschließend, in welchem Umfang unterschiedliche Redaktionskulturen selbst für Themen wie dieses auf unterhaltende Strategien emotionaler Involvierung zurückgreifen und damit in der Gestaltung ihrer Beiträge eine eher niedrige oder eine eher hohe Marktorientierung (i.S.v. Hanitzsch 2007: aufklären vs. bewegen) zu erkennen geben.

Werner Holly zeigt in ‚Beschwerte‘ Unterhaltsamkeit in einem politischen Aufklärungsversuch. Schwarzeneggers audiovisueller Social-Media-Auftritt gegen Putin an einem Dokument der Zeitgeschichte, das eine unbeschwerte Unterhaltung (i.S.v. Klein 1997) gerade nicht ermöglicht, wie Information und Unterhaltung zum Zwecke des Überzeugens auf hohem Niveau rhetorisch inszeniert und multimodal orchestriert werden kann. Besondere Beachtung finden in seiner an Ludwig Jägers (z.B. 2002) Transkriptivitätstheorie anschließender Analyse v.a., wie die Prosodie Schwarzeneggers und sein individueller Akzent das in den Untertiteln schriftsprachlich Sichtbargemachte ‚anders lesbar machen‘. Ebenso wird aufgezeigt, wie im Bild einerseits seine Mimik und Gestik transkribierend am multimodalen Gesamttext teilhaben, wie andererseits der aufwendig gestaltete Raum, in dem er spricht, oder wie die eingeblendeten Foto- und Videoaufnahmen seinen aufklärerischen Appell argumentativ wie auch hochgradig emotionalisierend zu verstehen geben.

Details

Seiten
384
Erscheinungsjahr
2024
ISBN (PDF)
9783631912034
ISBN (ePUB)
9783631912041
ISBN (Hardcover)
9783631912027
DOI
10.3726/b22228
Open Access
CC-BY
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2024 (Oktober)
Schlagworte
Pragmatik Semiotik Rezeptionsanalyse Virtual Reality Soziale Medien KI Storytelling Unterhaltung Multimodalität Wissenskommunikation Journalismus Interaktivität Medialität Materialität Wissensbegriff Wissenschaftskommunikation
Erschienen
Berlin, Bruxelles, Chennai, Lausanne, New York, Oxford, 2024. 384 S., 86 farb. Abb., 6 s/w Abb., 14 s/w Tab.
Produktsicherheit
Peter Lang Group AG

Biographische Angaben

Sylvia Jaki (Band-Herausgeber:in) Matthias Meiler (Band-Herausgeber:in) Jana Pflaeging (Band-Herausgeber:in) Janina Wildfeuer (Band-Herausgeber:in)

Sylvia Jaki arbeitet seit ihrer Promotion (2013, LMU München) am Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation der Universität Hildesheim, wo sie sich 2021 habilitierte. Matthias Meiler promovierte am Graduiertenkolleg „Locating Media“ (Siegen) und ist jetzt am Institut für Germanistik und Interkulturelle Kommunikation der TU Chemnitz tätig. Jana Pflaeging ist an der Universität Salzburg tätig, wo sie 2022 in der Englischen und Angewandten Linguistik promoviert wurde (Cotutelle, Universität Halle-Wittenberg). Janina Wildfeuer ist seit 2019 Assistant Professor in Communication and Information Studies an der Universität Groningen, NL.

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