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Sprachmischung – Mischsprachen

Vom Nutzen und Nachteil gegenseitiger Sprachbeeinflussung

von Thorsten Burkard (Band-Herausgeber:in) Markus Hundt (Band-Herausgeber:in)
©2018 Sammelband 322 Seiten

Zusammenfassung

Sprachen stehen und standen mit anderen Sprachen in Kontakt. Sie übernehmen Wörter, syntaktische Strukturen, Textmuster, kommunikative Praktiken und Handlungsmuster aus anderen Sprachen. So sind natürliche Sprachen immer auch Mischsprachen. Damit stellt sich die Frage, ab wann es sinnvoll ist, von einer Mischsprache zu sprechen. Zu unterscheiden ist zwischen Übernahmen, die so einschneidend sind, dass sie die sprachsystematischen Grundlagen der Nehmersprachen verändern, und Übernahmen, die eher Erweiterungen und Ergänzungen der aufnehmenden Systeme darstellen. Darüber hinaus ist die Perspektive der Nehmersprachen um die der Gebersprachen zu erweitern. Der Sammelband thematisiert Sprachmischungsphänomene aus unterschiedlichen Perspektiven und am Beispiel diverser Sprachen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung
  • 1. Sprachmischungen in der Gegenwart
  • Verwendungsweisen und Bewertungen der „Mischsprachen“ Spanglish und Portuñol
  • Sprachmischung und Prosodie: Spanisch, Italienisch und Chinesisch in Buenos Aires
  • Wie Jugendliche sprechen und im Internet schreiben. Mehrsprachigkeit im Spannungsfeld zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit
  • Welcome to the city where the dialects aren’t pretty? On some developmental processes in urban multiethnic areas in Oslo, Norway
  • Über Dialektgebrauch und Dialekteinschätzung in einer beweglichen Welt
  • 2. Sprachmischungen aus historischer Perspektive
  • Ist Englisch noch germanisch? Sprachkontakt und Sprachmischung in der englischen Sprachgeschichte
  • Schwedisch ist gut, Latein ist besser? Spätmittelalterliche Sprachmischung aus normativer Perspektive
  • Makkaronisches Latein und fidenzianisches Latein. Hybridwörter in lateinisch-volkssprachlichen Sprachmischungen der frühen Neuzeit – Versuch einer Typologie
  • Pedantenlatein, Küchenlatein und Unsinnslatein. Lateinisch-volkssprachliche Sprachmischungen in William SHAKESPEARES Love’s labour’s lost und Andreas GRYPHIUS’ Horribilicribrifax
  • Sprachmischungen im Deutschen. Sprach- und Fremdwortpurismus im 17. Jahrhundert
  • Sowjetrussisch vs. Russisch. Zur satirischen Auseinandersetzung mit künstlichem Sprachmaterial in der russischen Literatur
  • Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes
  • KIELER FORSCHUNGEN ZUR SPRACHWISSENSCHAFT

Thorsten Burkard / Markus Hundt (Hrsg.)

Sprachmischung – Mischsprachen

Vom Nutzen und Nachteil gegenseitiger Sprachbeeinflussung

Bibliografische Information der DeutschenNationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung von Alumni und Freunde der CAU e.V. sowie der Philosophischen Fakultät, des Germanistischen Seminars und des Instituts für Klassische Altertumskunde der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

Cover Design: © Olaf Gloeckler, Atelier Platen, Friedberg

Umschlagabbildung:
Textzusammenstellung: Thorsten Burkard, Bilddesign: Sebastian Veletić.

ISSN 1868-8365

ISBN 978-3-631-74389-8 (Print)

E-ISBN 978-3-631-74578-6 (E-PDF)

E-ISBN 978-3-631-74579-3 (EPUB)

E-ISBN 978-3-631-74580-9 (MOBI)

DOI 10.3726/b13265

© Peter Lang GmbH

Internationaler Verlag der Wissenschaften

Berlin 2018

Alle Rechte vorbehalten.

Peter Lang – Berlin · Bern · Bruxelles · New York

Oxford · Warszawa · Wien

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Dieses Buch wurde vor Erscheinen peer reviewed.

www.peterlang.com← 4 | 5 →

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Sprachmischungen in der Gegenwart

Elmar Eggert

Verwendungsweisen und Bewertungen der „Mischsprachen“ Spanglish und Portuñol

Christoph Gabriel

Sprachmischung und Prosodie: Spanisch, Italienisch und Chinesisch in Buenos Aires

Elin Fredsted

Wie Jugendliche sprechen und im Internet schreiben.
Mehrsprachigkeit im Spannungsfeld zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit

Toril Opsahl

Welcome to the city where the dialects aren’t pretty?
On some developmental processes in urban multiethnic areas in Oslo, Norway

Helen Christen

Über Dialektgebrauch und Dialekteinschätzung in einer beweglichen Welt

2. Sprachmischungen aus historischer Perspektive

Lieselotte Anderwald

Ist Englisch noch germanisch?
Sprachkontakt und Sprachmischung in der englischen Sprachgeschichte

Steffen Höder

Schwedisch ist gut, Latein ist besser?
Spätmittelalterliche Sprachmischung aus normativer Perspektive
← 5 | 6 →

Thorsten Burkard

Makkaronisches Latein und fidenzianisches Latein.
Hybridwörter in lateinisch-volkssprachlichen Sprachmischungen der frühen Neuzeit – Versuch einer Typologie

Thorsten Burkard

Pedantenlatein, Küchenlatein und Unsinnslatein.
Lateinisch-volkssprachliche Sprachmischungen in William SHAKESPEARES Love’s labour’s lost und Andreas GRYPHIUSHorribilicribrifax

Markus Hundt

Sprachmischungen im Deutschen.
Sprach- und Fremdwortpurismus im 17. Jahrhundert

Michael Düring

Sowjetrussisch vs. Russisch.
Zur satirischen Auseinandersetzung mit künstlichem Sprachmaterial in der russischen Literatur

Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes

Einleitung

Omnes linguae inter se permixtae sunt, quia, cum regiones inter se sint vicinae, mutuatur altera ab altera aliqua vocabula. (Martin LUTHER)1← 6 | 7 →
Nam puto hodie linguas omneis nonnihil esse mixtas, et puram nullam. (Beatus RHENANUS)
2
Es gibt keine völlig ungemischte Sprache. (Hugo SCHUCHARDT)3

Frei nach GOETHE bildet sich eine ideale Sprache in der Stille, ein kommunikationstaugliches, lebendiges Idiom dagegen im Strom der Welt. Jede menschliche Sprache muss sich nicht nur tagtäglich in Tausenden, Millionen oder gar Milliarden kommunikativer Situationen bewähren, sondern steht ständig im Austausch mit anderen Varietäten, und dieser Austausch hinterlässt in allen Sprachen notwendigerweise Spuren. Die „reine“ Sprache findet sich allenfalls im abstrakten Universum der Sprachplaner (Esperanto, Volapük), im Fall toter Kunstsprachen, die sich aus lebendigen Sprachen entwickelt, sich aber ab einem gewissen Zeitpunkt allen äußeren Einflüssen verschlossen haben (Sanskrit, Latein), oder bei Sprachen, deren Sprecherzahl extrem gering ist und die aufgrund geografischer und sozialer Gegebenheiten keinerlei Kontakte zu anderen Varietäten haben (können). Für lebende Sprachen sind der kontinuierliche Kontakt und der Austausch mit anderen Sprachen geradezu ein Lebenselixier und nicht – wie manche kritische Stimmen meinen – eine lebensbedrohende Gefahr. Umso weltläufiger eine Sprache wird, desto welthaltiger wird sie auch, das bedeutet: desto mehr sprachliche Einflüsse aus ihren Kontaktsprachen nimmt sie nicht nur ad hoc und temporär, sondern dauerhaft in sich auf. Das einstmals Fremde wird so zum Eigenen; besonders augenfällig ist dieses Phänomen im Fall der Fremdwörter, die sich zum Lehnwort wandeln, wenn aus fenestra „Fenster“, aus cakes „Keks“ und aus bureau „Büro“ wird oder wenn man „Telefon“ und „Handy“ als „natürlicher“ empfindet als jede Eindeutschung („Fernsprecher“).← 7 | 8 →

Alle unsere Sprachbezeichnungen sind insofern idealisierende Abstraktionen. Die puritas des Klassischen Lateins? Nichts als ein Gemisch aus Latein, Etruskisch, Griechisch, angereichert mit gar nicht so wenigen Wörtern aus dem Keltischen und dem Germanischen. Reines Englisch? Eine Mischung aus Germanisch, Keltisch, Latein und Französisch, bei der man sich aus typologischer Sicht fragen muss, ob man sie überhaupt noch als „germanisch“ bezeichnen kann (s. den Beitrag von Lieselotte ANDERWALD in diesem Band). Gleiches gilt für die Vorstellung eines „reinen“ Deutsch, das es so, wie es sich manche publizistischen Sprachkritiker vorstellen, niemals gegeben hat und auch niemals geben kann.

Vereinfacht formuliert hat jede Mischsprache einmal als Sprachmischung begonnen. Spontane ad-hoc-Übernahmen werden allmählich dauerhaft integriert, lexikalisiert und grammatikalisiert. Während der Sprachmischer bewusst und freiwillig in einer Äußerung zwei Sprachen verbindet, obwohl er auch anders könnte, ist der Mischsprachler gezwungen zu mischen, weil das jeweilige Mischelement zum Standard geworden ist. Wie soll jemand den (nota bene nichtauffälligen, sondern alltäglichen) Satz „Telefon und Computer im Büro meiner Sekretärin sind defekt“ anders formulieren, ohne skurril zu wirken – obwohl alle Inhaltswörter „nicht-deutsch“ sind? Hält man sich allein die Zahl jener Fremd-und Lehnwörter, die nicht nur fest integriert sind, sondern häufig auch lexikalische Lücken füllen oder spezifische Bedeutungsnuancen zum Ausdruck bringen, vor Augen, so ist es durchaus berechtigt, das Deutsche als eine lexikalische Mischsprache zu bezeichnen. Diese Aussage ist zunächst eine rein beschreibende, die in dem obigen Beispiel die griechische, lateinische, englische und französische Herkunft der Wörter verzeichnet, ohne die Frage zu stellen, als wie fremd die jeweiligen „fremden“ Elemente von den Sprachverwendern empfunden werden. Eine Mischsprache ist zuerst einmal ein linguistisches Faktum; wie dieses Faktum bewertet wird (sei es von Laien, sei es von der Wissenschaft), ist eine ganz andere Frage.

Der Bereich der Sprache, der sich bekanntlich mit weitem Abstand am schnellsten ändert, ist der Wortschatz. Durch die rasante Entwicklung der modernen Technologien in den vergangenen vierzig Jahren ist unser Wortschatz enorm gewachsen: Hardware, Internet, E-Mail, SMS, downloaden (oder herunterladen), Spam, Browser, chatten, Tablet und all ihre Geschwister waren vor nicht allzu langer Zeit unbekannt, sind aber inzwischen aus der täglichen Kommunikation nicht mehr wegzudenken. Gerade der Wortschatz ist also ein Einfallstor für das „Fremde“. Dieser Teil einer fremden Sprache ist am einfachsten und schnellsten in die Nehmersprache zu integrieren, zumal wenn es sich um lexikalische Lücken in der aufnehmenden Sprache handelt. Hier wird von den vier Möglichkeiten der Wortschatzerweiterung in einer← 8 | 9 → Sprache (Wortbildung, semantische Erweiterungen bestehender Lexeme, gänzliche Wortneuschöpfungen, Entlehnungen) eben jene genutzt, die für diejenigen, die dieses Verfahren anwenden, am einfachsten ist. Daher ist es kein Zufall, dass sich die meisten Beiträge dieses Bandes mit denjenigen Übernahmen einzelner Wörter beschäftigen, die entweder spontan und ephemer als ad-hoc-Übernahmen in die eigene Sprache eingeflochten werden oder die als Fremd- oder Lehnwörter langfristig im Lexikon Aufnahme finden. Wesentlich schwerer nachzuweisen sind strukturelle Einflüsse auf die Matrixsprache. Der Aufsatz von Christoph GABRIEL befasst sich mit dem Faktor der Prosodie, indem er die Frage stellt, inwiefern die italienische bzw. chinesische Prosodie das argentinische Spanisch nachhaltig beeinflusst hat und noch beeinflusst. Der Beitrag von Lieselotte ANDERWALD stellt neuere Theorien vor, die sich der Frage widmen, inwiefern das Keltische einen dauerhaften strukturellen Einfluss auf das Englische ausgeübt haben könnte.

Die in der einschlägigen Literatur zu findenden Bezeichnungen für Sprachmischungen und Mischsprachen sind vielfältig, und die Herausgeber haben sich gegen einheitliche Definitionen der Begriffe entschieden, um den unterschiedlichen Fachtraditionen und den divergierenden Herangehensweisen und Begriffs-perspektivierungen gerecht zu werden. Letztlich geht es auch weniger um die Arbeit an einer ohnehin volatilen Begrifflichkeit als vielmehr um eine möglichst präzise Darstellung und eine eingehende Analyse der einzelnen Phänomene, um auf der Grundlage einer notgedrungen schmalen Auswahl einen Überblick über die Spielarten von Interferenzen zwischen einzelnen Varietäten zu bieten.

Thematisch kreisen fast alle Aufsätze um germanische und romanische Varietäten (die Muttersprache Latein eingeschlossen).4

Obwohl daher das Spektrum der behandelten Sprachen zwangsläufig durch die disziplinäre Herkunft der Beiträger und Beiträgerinnen eingeschränkt wird, so hoffen wir dennoch, einen repräsentativen Querschnitt bieten zu können, der veranschaulicht, welche vielfältigen Möglichkeiten der Sprachmischung es sowohl in der Gegenwart gibt als auch in der Vergangenheit gegeben hat. Dabei ist der Status der an den Mischungsprodukten beteiligten Sprachen unterschiedlich. Es werden nicht nur prestigeärmere mit prestigereicheren Sprachen gemischt (Latein mit der Volkssprache, Englisch mit Keltisch), sondern auch Sprachen und Dialekte, die denselben Status besitzen (Spanisch mit Portugiesisch, Dänisch mit Deutsch, schweizerdeutsche Dialekte). Mehrere Beiträge gehen der Frage nach, ← 9 | 10 →wie die entstehenden Mischprodukte von der jeweiligen Community bewertet und inwiefern Sprachmischungen als identitätsstiftend (EGGERT) oder identitätsbedrohend (CHRISTEN, HUNDT) beurteilt wurden und werden. Der Schwerpunkt anderer Aufsätze liegt (auch) auf der Fragestellung, inwiefern Autoren mit Sprachmischungen spielerisch-parodistisch umgehen (FREDSTED, DÜRING, BURKARD, Makkaronische Poesie).

Die Corpora, denen die jeweiligen Daten entnommen wurden, sind disparat und vermitteln so einen ersten Eindruck von den Textsorten, in denen sich Sprachmischungen und Mischsprachen niederschlagen: Im Zentrum der ersten Sektion stehen mündliche Textsorten im weitesten Sinne (neben Geprächsprotokollen auch Internetquellen), im Mittelpunkt der zweiten Sektion naturgemäß schriftliche, zumeist literarische Texte.

Die erste Sektion des Sammelbandes umfasst synchron arbeitende Beiträge zu Mischsprachen und Sprachmischungen der Gegenwart. Mit zwei typischen Mischsprachen beschäftigt sich der erste Beitrag des Bandes: Elmar EGGERT untersucht die in Amerika gesprochenen Idiome Spanglish und Portuñol, Mischungen des Spanischen mit dem Englischen bzw. dem Portugiesischen, und kann zeigen, wie Mischsprachen nicht nur linguistische, sondern auch soziale Phänomene sein können, welche die hybride Identität der Sprecher zum Ausdruck bringen. Ebenfalls auf Mischsprachen, die auf amerikanischem Boden gesprochen werden, konzentriert sich der Aufsatz von Christoph GABRIEL. Ihm geht es um die prosodischen Einflüsse auf das argentinische Spanisch, die dadurch entstehen, dass eingewanderte Italiener bzw. Chinesen die lautlichen Muster ihrer Sprachen auf das Argentinische übertragen (Porteño und Argenchino). Elin FREDSTED analysiert die Sprachmischungen der dänischen Minderheit in Deutschland bzw. der deutschen Minderheit in Dänemark auf der Grundlage von Daten, die auf Facebook und mittels Gesprächsprotokollen erhoben wurden. Hier liegen multiple spontane Mischungen vor, bei denen zwischen verschiedenen Varietäten des Dänischen und des Deutschen sowie dem Englischen gewechselt wird. Ebenfalls mit multiplen Sprachmischungen befasst sich der Beitrag von Toril OPSAHL, in dessen Fokus die Multiethnolekte in Oslo sowie die Einstellung der Sprecher zu diesen Sprachmischungen stehen. Helen CHRISTEN untersucht schließlich schweizerdeutsche Dialektmischungen und die laienlinguistischen Beurteilungen „reiner“ Dialekte (hier des Engelberger Dialekts) sowie deren Verknüpfung mit einer Region in den Aussagen der Sprachverwender.

Der erste Beitrag der historischen Sektion von Lieselotte ANDERWALD beschäftigt sich zwar mit einer höchst lebendigen Sprache, nämlich dem Englischen, allerdings unter einer primär historischen Fragestellung, nämlich inwiefern die Entstehung der modernen englischen Sprache nicht nur auf die Übernahme← 10 | 11 → lexikalischer Elemente aus verschiedenen prestigeträchtigen Kontaktsprachen (Latein, Französisch), sondern auch auf die Übernahme grammatikalischer Strukturen aus dem Keltischen zurückzuführen ist – ein Prozess, der im frühen und hohen Mittelalter zu verorten wäre. Chronologisch schließt sich daran der Überblick von Steffen HÖDER über die Mischung der schwedischen Volkssprache mit der lateinischen Prestigesprache in religiösen Texten des späten Mittelalters an. Ebenfalls mit lateinisch-volkssprachlichen Sprachmischungen beschäftigen sich die beiden Beiträge von Thorsten BURKARD, deren zeitlichen Fokus die frühe Neuzeit bildet: Im Beitrag zum makkaronischen und fidenzianischen Latein werden Texte mit lexikalischen Hybridbildungen untersucht, bei denen der Wortstamm volkssprachlich bzw. lateinisch ist, die Endung hingegen aus der jeweils anderen Sprache stammt. Hier steht die Sprachmischung im Dienste artifizieller Codes, die bestimmte literarische Absichten verfolgen. Mimetische Sprachmischungen sind das Thema von BURKARDS zweitem Aufsatz, nämlich die Darstellung von Sprachmischern in zwei Barockkomödien (SHAKESPEARES Love’s labour’s lost und GRYPHIUSHorribilicribrifax). Dabei werden von den beiden Autoren nicht nur korrekte (pedantenlateinische), sondern auch gegen die lateinischen Sprachnormen verstoßende Sprachmischungen (Küchenlatein und Verballhornungen) zu komischen Zwecken verwendet. Mit der Bewertung von Sprachmischungen in derselben Epoche beschäftigt sich der Aufsatz von Markus HUNDT, welcher der Frage nachgeht, welche verschiedenen Haltungen es im 17. Jahrhundert zu der Frage gab, wie man mit Entlehnungen umgehen sollte; das Spektrum reicht dabei von einer fremdwortliberalen Auffassung bis zu einem radikalen Fremdwortpurismus. Die Sprachmischung innerhalb einer Sprache ist schließlich das Thema des Beitrags von Michael DÜRING: In der UdSSR wurden offizielle Verlautbarungen und Dokumente in einem Mischcode aus Russisch und Sowjetrussisch abgefasst. Dieser Mischcode reizte zu literarischen Parodien (bspw. BULGAKOW, SINOWJEW), die der Aufsatz exemplarisch analysiert.

Die Herausgeber sind vielen Personen zu Dank verpflichtet: Zunächst möchten wir den Autoren und Autorinnen des Sammelbandes herzlich danken, die uns durch ihre vorbildliche Kooperation die Arbeit sehr erleichtert haben. Michael Elmentaler, dem Herausgeber der Reihe Kieler Forschungen zur Sprachwissenschaft, danken wir für die Bereitschaft, den Band in die Reihe aufzunehmen. Dem Lang-Verlag, insbesondere Herrn Michael Rücker, danken wir für die reibungslose und immer konstruktive Zusammenarbeit. Ein besonderer Dank gilt dem Verein Alumni und Freunde der CAU e.V., der sowohl die Ringvorlesungen, aus denen dieser Band hervorgegangen ist, als auch die Drucklegung dieses Bandes großzügig finanziell unterstützt hat. Für ihre zusätzliche finanzielle Unterstützung des Druckes danken wir dem Dekan der Philosophischen Fakultät der Christian-← 11 | 12 →

Albrechts-Universität zu Kiel, dem Seminar für Klassische Altertumskunde und dem Germanistischen Seminar.

Schließlich möchten wir allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich danken, die sich um den Redaktionsprozess des Bandes verdient gemacht haben. Ohne ihr Engagement, ihre Gründlichkeit und ihren Scharfblick wäre so manche Unachtsamkeit stehen geblieben: Christian Harmes, Sebastian Hille, Swaantje Otto, Marrit Sophie Petzolt, Sebastian Veletic und Ulrike Zander.

Kiel, im Oktober 2017       Thorsten Burkard, Markus Hundt

Details

Seiten
322
Jahr
2018
ISBN (PDF)
9783631745786
ISBN (ePUB)
9783631745793
ISBN (MOBI)
9783631745809
ISBN (Hardcover)
9783631743898
DOI
10.3726/b13265
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Mai)
Schlagworte
Sprachwissenschaft Mehrsprachigkeit Kontaktlinguistik Kontrastive Linguistik Sprachgeschichte Sprachmischung Kunstsprachen
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2018. 321 S., 1 farb. Abb., 13 s/w Abb., 5 Tab.

Biographische Angaben

Thorsten Burkard (Band-Herausgeber:in) Markus Hundt (Band-Herausgeber:in)

Thorsten Burkard studierte Latein, Griechisch, Deutsch und Mittellatein in Freiburg im Breisgau, Wien und München. Er ist Professor für Klassische Philologie mit Schwerpunkt Latinistik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Markus Hundt studierte Deutsch, Geschichte und Philosophie in Tübingen und Freiburg im Breisgau. Er ist Professor für deutsche Sprachwissenschaft an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

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