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Fremdsprachliche Lehrer*innenbildung digital?

Beiträge aus den romanischen Sprachen

von Mark Bechtel (Band-Herausgeber:in) Lara A. Dittmann (Band-Herausgeber:in) Johanna Fricke (Band-Herausgeber:in)
©2023 Konferenzband 182 Seiten

Zusammenfassung

Die Digitalisierung in der Hochschullehre ist bereits seit einigen Jahren ein bildungspolitisches Anliegen. Durch den pandemiebedingten Lockdown hat sie einen deutlichen Schub erhalten hat, was auch für die fremdsprachliche Lehrer*innenbildung gilt. Neben den Vorteilen digitaler Lehr- und Lernformate wurden dabei schnell auch die Grenzen einer ausschließlich online stattfindenden Lehre sichtbar. Der vorliegende Band fokussiert die universitäre Lehrer*innenbildung der Fächer Französisch, Spanisch und Italienisch. Er enthält zum einen Beiträge, die digital unterstützte Lehr- und Lernarrangements vorstellen und ihre Möglichkeiten und Grenzen diskutieren. Zum anderen gibt er Einblicke in universitäre Lehrveranstaltungen, die eine digital unterstützte Förderung fremdsprachendidaktischer Kompetenzen zum Ziel haben.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort
  • Kohärenz und Kohäsion schaffen: Ein Vergleich des Vorbereitungsseminars auf das Praxissemester als Blended-Learning- und als digitale Lehrveranstaltung
  • Ein Masterseminar in zwei Lernumgebungen. Potentiale und Grenzen digitaler Tools für die Digital- und Präsenzlehre
  • Potenziale der Digitalisierung für die Internationalisierung der fremdsprachlichen Lehramtsfächer: Digitale Lehr- und Lernmodule und interaktive Videos
  • Zur Strukturierung von Interaktions- und Kommunikationsprozessen mittels digitaler Medien im internationalen Projekt Virtual Multilingual Learning Encounters in the Language Classroom (ViMuLEnc)
  • Forschendes Lernen im Rahmen des Lehramtsstudiums Französisch
  • Der Einsatz einer digitalen concept map zur Förderung des kooperativen Schreibens in der Sprachpraxis Italienisch
  • Muss man auf jeden digitalen Zug aufspringen? – Zur Förderung digitaler Medienkompetenz in der universitären Fremdsprachenlehrer*innenbildung
  • Problem- und projektbasiertes Lernen mit und über Erklärvideos in der Hochschullehre
  • Fremdsprachenunterricht mit Unterrichtsvideos beobachten, analysieren und reflektieren – Konzeption und Evaluation eines fachdidaktischen Onlineseminars mit unterschiedlichen Lehr-Lern-Settings

Vorwort

Die Digitalisierung in der Hochschullehre ist bereits seit einigen Jahren ein bildungspolitisches Anliegen. So stellt die Kultusministerkonferenz (KMK) in ihrem Strategiepapier Bildung in der digitalen Welt von 2016 in einem eigenen Kapitel anhand von zehn Handlungsfeldern die Herausforderungen der Digitalisierung in diesem Bereich heraus (KMK 2016: 46–54). In den Empfehlungen zur Digitalisierung in der Hochschullehre (KMK 2019), die in acht Punkten eine Konkretisierung vornimmt, wird einführend postuliert, dass „alle Akteure ein Verständnis für die mit der Digitalisierung verbundenen strukturellen, organisatorischen und finanziellen Erfordernisse entwickeln (müssen)“ und „das Engagement in der Lehre, insbesondere in der Entwicklung geeigneter digitaler Formate und damit der Gestaltung des digitalen Wandels innerhalb der Hochschullehre, als ein zentrales Element der Betätigung der Hochschulangehörigen verstanden wird“ (ebd.: 4). Betont wird hierbei, dass Digitalisierung kein Selbstzweck sei, sondern der „Erfüllung der hochschulischen Kernaufgaben der Lehre und Forschung“ diene (ebd.: 2). Zudem sollen „digitale Lehr-/Lernformate nicht als Konkurrenz zur klassischen Präsenzlehre verstanden werden, sondern als Weiterentwicklung qualitätsgesicherter Hochschullehre im digitalen Zeitalter“ (ebd.: 6). Der bildungspolitische Wille, der in diesen Dokumenten deutlich wird, hat dazu geführt, dass sowohl auf Bundesebene als auch auf Länderebene die Entwicklung und Evaluierung von Projekten im Bereich der Digitalisierung in der Hochschullehre unterstützt wurden und werden. Auf Bundesebene ist etwa das Programm Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft (BMBF 2016) zu nennen. Auf Länderebene kann die vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderte Maßnahme Qualität Plus – Programm zur Entwicklung des Studiums von morgen (2019–21)1 als Beispiel dienen, in dessen Rahmen das am Institut für Romanistik/Latinistik der Universität Osnabrück angesiedelte DigiRom-Projekt gefördert wurde.2

Mittels solcher Förderprogramme, aber auch unabhängig davon, sind im nationalen und internationalen Hochschulbereich eine Vielzahl von digitalen Lehr- und Lernformaten konzipiert und eingesetzt worden. Einen Überblick bis 2016 liefert die vom „Hochschulforum Digitalisierung“ in Auftrag gegebene Studie Digitale Lernszenarien im Hochschulbereich des HIS-Instituts für Hochschulentwicklung (2016), bei der mittels einer Literatur- und Internetrecherche 57 nationale und 188 internationale Fallstudien von digitalen Lehr- und Lernformaten gesammelt und ausgewertet wurden. Die Bandbreite reicht von einer punktuellen digitalen Anreicherung der Präsenzlehre über Blended-Learning-Konzepte bis zur vollständigen Digitalisierung der Lehre im Rahmen von Online-Studiengängen (vgl. ebd.: 10). Es handelt sich vorwiegend um Einzelinitiativen, die an bestimmte Standorte und Fächer gebunden waren und die hinsichtlich des Reifegrades eine große Bandbreite aufweisen (vgl. auch KMK 2019: 3). Insgesamt wurden digitale Formate an den meisten deutschen Hochschulen bis zu diesem Zeitpunkt jedoch eher zurückhaltend genutzt (vgl. HIS-Institut für Hochschulentwicklung 2016: 9).

Der pandemiebedingte flächendeckende Lockdown im Frühjahr 2020 hat der Digitalisierung im Hochschulbereich einen merklichen Schub gegeben, mussten doch fast alle Lehrveranstaltungen ad hoc in ein digitales Format überführt werden. Auch bislang wenig digitalaffine Hochschullehrende mussten sich zwangsläufig mit digitalen Lehr- und Prüfungsformaten auseinandersetzen. Studierende wie Lehrende mussten sich im Laufe der drei Lockdown-Semester auf rein digitale Lehr- und Lernformate umstellen. Während man einerseits die Möglichkeiten und Vorteile digitaler Formate zur Aufrechterhaltung des Lehrbetriebs schätzen lernte, wurden andererseits wie in einem Schnelldurchlauf auch die Grenzen einer rein online stattfindenden Lehre augenfällig. Die Rückkehr zur Präsenzlehre im Wintersemester 2021/22 wirft die Frage auf, welche digitale Lehr- und Lernformate, mit denen während der reinen Online-Lehre in den einzelnen Fächern experimentiert wurde, in den Normalbetrieb übernommen werden sollten und auf welche Art und Weise.

Eine der oben bereits erwähnten „Empfehlungen zur Digitalisierung in der Hochschullehre“ (KMK 2019: 4) besagt, dass sich „[d]‌ie Lehrende[n][…] in ihren Fachdisziplinen zum Einsatz digitaler Medien aus[tauschen] und geeignete Konzepte zur curricularen Integration digitaler Elemente in die Lehre und neuer digitaler Lern- und Lehrformate [entwickeln]“. In diesem Sinne wurde am 18./19. März 2021 am Arbeitsbereich „Didaktik der romanischen Sprachen“ des Instituts für Romanistik/Latinistik der Universität Osnabrück ein zweitätiges Online-Symposium mit dem Titel Digitalisierung in der fremdsprachlichen Lehrer*innenbildung ausgerichtet. Insgesamt nahmen 17 Vortragende daran teil, darüber hinaus waren fünf Kolleg*innen als Zuhörende beteiligt. Ziel war es, Hochschullehrende aus den Teildisziplinen der Romanistik (Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaft, Fachdidaktik, Sprachpraxis) in einen Austausch zu bringen, die für ihre universitären Lehrveranstaltungen Konzepte einer sinnvollen Integration digitaler Tools entwickelt, diese in der Praxis erprobt und evaluiert bzw. begleitend erforscht haben. Der Fokus lag auf den romanischen Fächern Französisch, Spanisch und Italienisch. Die vorgestellten Ansätze sollten vor dem Hintergrund folgender Leitfragen diskutiert werden: Wie müssen Lehr- und Lernkonzepte beschaffen sein, um eine sinnvolle Integration digitaler Tools zu gewährleisten? Worin besteht der Nutzen des Einsatzes konkreter digitaler Tools? Welche Grenzen sind erkennbar? In Verbindung mit welchen Aufgabenstellungen entfalten welche digitalen Tools welchen Nutzen? Welche Rolle spielt die Lernumgebung (rein digital, hybrid, in Präsenz) für die Integration digitaler Tools? Die Entwicklung welcher fachlichen Kompetenzen kann durch den Einsatz digitaler Tools besonders gut gefördert werden?

Dem Aufruf sind insbesondere Vertreter*innen der Fachdidaktik gefolgt. Trotz der coronabedingten räumlichen Distanz konnte während der zwei Tage ein anregender Austausch unter den Teilnehmer*innen des Online- Symposiums in Gang gesetzt werden. Am ersten Tag wurden in einem Zeitfenster von jeweils 50 Min. sechs Lehr- und Lernprojekte vorgestellt und diskutiert. Als Referent*innen beteiligt waren in der Reihenfolge der Vorträge Prof. Dr. Daniela Caspari (Berlin, FU), Prof. Dr. Katharina Wieland / Mario Schimanski (beide Berlin, HU), Dr. Jennifer Wengler (Hannover), Sabrina Noack- Ziegler / Prof. Dr. Daniela Caspari (beide Berlin, FU), Prof. Dr. Marta García García (Göttingen) sowie Lara A. Dittmann / Tom Rudolph (Osnabrück). Am zweiten Tag wurden fünf Lehr- und Lernprojekte präsentiert. Als Referent*innen beteiligt waren Prof. Dr. Marta García García / Virtudes González (beide Göttingen), Johanna Fricke / Annika Thoma (beide Osnabrück), Dr. Elen Le Foll (Osnabrück), Prof. Dr. Dagmar Abendroth-Timmer (Siegen) und Laura-Joanna Schröter (Göttingen). Die Moderation der beiden Symposiums Tage übernahm Prof. Dr. Mark Bechtel (Osnabrück). Die Beiträge des vorliegenden Sammelbandes beruhen auf den im Rahmen des Symposiums gehaltenen Vorträgen, der sich anschließenden Diskussion sowie einem weiteren Austausch zwischen dem Herausgeberteam und den Autor*innen bei der Manuskripterstellung. Der Sammelband reiht sich ein in die Sammelbände zum gleichen Thema von Franke / Plötner (2020), Niesen et al. (2020) und Will et al. (2022).

Der Sammelband ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil liegt der Fokus auf den Möglichkeiten und Grenzen digital unterstützter Lehr- und Lernarrangements für die fremdsprachliche Lehrer*innenbildung. Hierzu gehören die Beiträge von Prof. Dr. Daniela Caspari / Sabrina Noack-Ziegler, Johanna Fricke / Annika Thoma, Prof. Dr. Marta García García / Virtudes González, Prof. Dr. Abendroth-Timmer / Dr. Eva-Maria Henning-Klein, Laura-Joanna Schröter und Sonia Bartoccio. Im zweiten Teil liegt der Fokus auf der digital unterstützten Förderung fremdsprachendidaktischer Kompetenzen. Hierzu gehören die Beiträge von Prof. Dr. Katharina Wieland / Mario Schimanski, Dr. Jennifer Wengler sowie Lara A. Dittmann / Tom Rudolph.

Charakteristisch für die im vorliegenden Sammelband vorgestellten Lehrveranstaltungen ist, dass sie pandemiebedingt zwar online stattfanden, von der Konzeption her aber nicht als Online-Lernszenario angelegt waren: Bei den einen sollten ursprünglich Präsenz- und Onlinephasen inhaltlich aufeinander abgestimmt werden (z. B. bei Caspari / Noack-Ziegler, García García / González, Schimanski / Wieland, Dittmann / Rudolph), bei anderen im Rahmen eines Präsenzseminars punktuell digitale Tools zum Einsatz kommen (z. B. bei Fricke / Thoma, Bartoccio, Wengler) bzw. als reine Präsenzveranstaltung stattfinden (Schröter). Bei einigen Lehrveranstaltungen war ein Vergleich zwischen einem pandemiebedingt online verlaufenden Seminar und einem Blended-Learning-Format aus früheren Semestern möglich (Caspari / Noack-Ziegler, Fricke / Thoma).

Zu den Beiträgen im Einzelnen:

Prof. Dr. Daniela Caspari und Sabrina Noack-Ziegler vergleichen in ihrem Beitrag die Umsetzung eines Vorbereitungsseminars auf das schulische Praxissemester im Blended-Learning- sowie im reinen Online-Format. Nach einer Darstellung des dem Seminar zugrundeliegenden didaktischen Konzepts beschreiben sie, wie das ursprüngliche Blended-Learning-Szenario pandemiebedingt in ein Distanzformat überführt und wie diese Umstellung von den Studierenden und den beteiligten Dozentinnen wahrgenommen wurde. Dabei stellen sie heraus, inwiefern den Dozentinnen im rein digitalen Format andere Aufgaben zukamen und wie sich der Stellenwert des Feedbacks veränderte. Darüber hinaus gehen sie darauf ein, wie sich die Studierendenperspektive auf das aufgabenbasierte Lehr- und Lernsetting ebenso wie die Pflicht zur Kooperation mit den Kommiliton*innen änderte.

Details

Seiten
182
Jahr
2023
ISBN (PDF)
9783631895436
ISBN (ePUB)
9783631895443
ISBN (Hardcover)
9783631843604
DOI
10.3726/b21060
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (September)
Schlagworte
Digitalisierung Digitale Lehr- und Lernformate Fremdsprachen Hochschuldidaktik Lehrerbildung
Erschienen
Peter Lang – Lausanne · Berlin · Bruxelles · Chennai · New York · Oxford. 182 S., 19 farb. Abb., 6 S/W-Abb., 5 Tab.

Biographische Angaben

Mark Bechtel (Band-Herausgeber:in) Lara A. Dittmann (Band-Herausgeber:in) Johanna Fricke (Band-Herausgeber:in)

Mark Bechtel ist Professor für Didaktik der romanischen Sprachen am Institut für Romanistik/Latinistik der Universität Osnabrück. Lara A. Dittmann und Johanna Fricke waren wissenschaftliche Mitarbeiterinnen im «DigiRom»-Projekt (2019-21) des Instituts für Romanistik/Latinistik an der Universität Osnabrück.

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