Land der Frauen? Die „Übersetzung“ von Gewalt, Geschlecht und Sprache in Literatur
Dacia Maraini und Dagmar Reichardt im Autorinnengespräch auf der Frankfurter Buchmesse. Wir laden Sie ein am 18.10.2024, 14:30 bis 15:30 Uhr, am Peter Lang Group-Stand G48 in Halle 4.0.
Dacia Maraini ist die öffentlich nachhaltig engagierteste sowie bekannteste Schriftstellerin der zeitgenössischen italienischen Literatur. Zur Frankfurter Buchmesse findet am 18.10.2024 ein Gespräch zwischen ihr und der Wissenschaftlerin Dagmar Reichardt statt. Dabei dreht sich alles um zentrale Fragen der Übersetzung und Geschlechterthematik. Der Titel „Land der Frauen“ greift dabei den Namen der feministischen NGO Terre des Femmes auf und setzt ihn mit einem offenen Begriff von „Übersetzung“ in Beziehung. Die Diskussion basiert auf dem bald erscheinenden Werk Le tante traduzioni dell’opera di Dacia Maraini (dt.: „Die vielen Übersetzungen des Werks von Dacia Maraini“, 2024).
Im Zentrum des Gesprächs stehen zentrale Menschlichkeits- und Frauenthemen
Im Zentrum des Gesprächs stehen Themen wie Sexualität, die historische und aktuelle Gewalt gegen Frauen sowie der gegenwärtige Status der Geschlechterbeziehungen. Marainis umfassendes Werk befasst sich mit zentralen Menschlichkeits- und Frauenthemen. Diese werden in globalen Kontexten betrachtet. Dabei spielen ihre transkulturellen Erfahrungen und die Einflüsse ihrer Familie eine entscheidende Rolle. Ebenso beschäftigt sie sich mit sozialen Problemen wie Krieg, Gewalt, Kinderrechte und Femizid.
Ein besonderes Augenmerk wird auf die Frage gelegt, wie sich die Übersetzungskunst im digitalen Zeitalter weiterentwickelt. Hierbei werden moderne Technologien wie Künstliche Intelligenz und CAT (Computer-Assisted Translation) sowie Learning-Programme wie ChatGPT thematisiert. Ebenso wird die digitale Welt hinsichtlich ihrer patriarchalen Strukturen hinterfragt und die Auswirkung der digitalen Geschlechterkluft (digital gender gap) analysiert.
Weitere Themen sind die fortschreitende Hybridisierung der Geschlechtsdefinitionen, etwa in Patchworkfamilien oder bei homosexuellen Elternschaften. Auch die Frage, wie weibliche Interessen sprachlich und narrativ hervorgehoben werden können, wird diskutiert. Macht- und Unterordnungsfragen im gesellschaftlichen Kontext spielen dabei eine wesentliche Rolle. Es wird untersucht, wie Körperbilder (von Body Shaming zu Body Positivity) und Selbstfindungsprozesse hin zu homoerotischen und transsexuellen oder queeren Identitäten mit Marainis Werk sowie mit der europäischen und italienischen Literatur und Kultur in Wechselwirkung stehen.
Erhalten Sie hier mehr Informationen zum Event: https://connect.buchmesse.de/newfront/sessions/4526
Dacia Maraini – Ein Leben im Zeichen von Kunst und Engagement
Dacia Maraini wurde 1936 in Fiesole, Florenz, geboren. Ihre Mutter, Topazia Alliata,war Künstlerin und stammte aus einer sizilianischen Adelsfamilie. Ihr Vater, Fosco Maraini, war als Ethnologe und Anthropologe bekannt. Maraini verbrachte ihre Kindheit in Japan und Sizilien, bevor sie in Rom ihre erfolgreiche Karriere als Autorin begann. Mit über 120 veröffentlichten Werken – darunter 22 Romane und ebenso viele Theaterstücke – zählt sie zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen der italienischen Literatur. Insbesondere ihr Engagement für Frauenrechte und ihre Gründung des ersten italienischen Frauentheaters, das Teatro della Maddalena in Rom, machen sie zu einer wichtigen Stimme in der zeitgenössischen italienischen Kultur.
Dagmar Reichardt – Übersetzerin und Wissenschaftlerin
Dagmar Reichardt, Professorin für Transkulturelle Studien an der Lettischen Kulturakademie in Riga, hat zahlreiche italienische Autor*innen ins Deutsche übersetzt, darunter Werke von Cesare Cases, Pier Paolo Pasolini und Dacia Maraini. Sie ist zudem Mitglied des Exil PEN und wurde für ihre wissenschaftlichen Arbeiten mehrfach ausgezeichnet. Reichardt gründete 2016 die Buchreihe Transcultural Studies – Interdisciplinary Literature and Humanities for Sustainable Societies (TSIL) und erhielt für ihre Übersetzungen und wissenschaftlichen Arbeiten mehrere Preise, darunter den Übersetzerpreis des italienischen Außenministeriums.