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Zachows Kantaten

Quellen – Stil – Kontext

von Wladimir Stadnitschenko (Autor:in)
©2015 Dissertation XVII, 518 Seiten

Zusammenfassung

Zum 350-jährigen Geburtsjubiläum von F. W. Zachow erscheint erstmals in Buchform diese innovative, provokative und auch überraschende Forschungsarbeit. Zachow war Händels Lehrmeister. Die Arbeit erschließt die Handschriften der Vokalwerke Zachows mit historisch-quellenkundlicher Methodik und stellt erstmals ein Quellenverzeichnis zusammen. Sie untersucht die gattungs- und stilbildenden Aspekte seiner Kompositionen und seine musik-historische Sonderbedeutung. Außerdem erörtert sie die Bewerbung von J. S. Bach 1713 in Halle und seine Teilnahme am Orgelneubau, Bachs ideale, recht schöne und recht große Orgel. Diese Arbeit wendet sich an Kirchenmusiker, Chorleiter, Organisten und Sänger und alle, die die musica sacra des Halleschen Spätbarockkomponisten F. W. Zachow wiederentdecken möchten.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Dedication
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort
  • Abkürzungen
  • Einleitung
  • Teil I Zu den Quellen
  • Kapitel 1: Umfang des Vokalwerkes
  • § 1 Methodische Vorbemerkungen zu den Quellenstudien
  • § 2 Umfang des Vokalwerkes
  • Berliner und Brüsseler Handschriften im Allgemeinen überlieferung in Partiturheften
  • Die Brüsseler Quellengruppe
  • Dresdner und Luckauer Handschriften im Allgemeinen. überlieferung in Stimmenkonvoluten
  • Dresdner Manuskripte.
  • Luckauer Handschriften im Allgemeinen
  • Verzeichnis aller in Partituren, Stimmen und Titel erhaltenen Vokalwerke F. W. Zachows. Gesamtbild der überlieferung. Stand: 12. 8. 1998
  • Werkgruppe A. Deutsche Kirchenstücke
  • § 3 Zur Überlieferungsgeschichte der Vokalwerke im Mitteldeutschen Raum
  • überlieferung zu Lebzeiten Zachows im Zeitraum (1690-1712)
  • Zachows nachweisbare Lieferungen an die Halleschen und auswärtigen Amtskollegen im Zeitraum 1690–1712
  • Inventar Martin Music – Stettin St. Jacobi
  • Inventar Luckau – Johann Christoph Raubenius
  • Herkunft – Sammlung Georg Österreich/Heinrich Bokemeyer. Berliner Quellen
  • Herkunft – Sammlung Georg Pölchau. Berliner Quellen
  • Berliner Handschriften ungeklärter Provenienz
  • Kapitel 2 Autographe und nicht-autographe Quellen. Berliner und Brüsseler Quellen im Besonderen. Ein kritischer Überblick. Charakteristik der einzelnen Handschriften
  • § 1 Autographe Quellen
  • Eine Konzeptpartitur und drei Reinschriften
  • § 2 Fragliche Autographe
  • Exkurs: Zur Textwiedergabe der Berliner und Brüsseler Quellenhandschriften in der Ausgabe DDT 21/22 von Max Seiffert
  • Kapitel 3 Nichtautographe zeitgenössische Quellen bis ca. 1720 und spätere Abschriften
  • § 1 Fremde Kopien
  • Zwei sog. „Fragliche“ Autographe aus der Berliner Quellengruppe
  • TV31 Vom himmel kam der engelschar
  • TV15 Ich will mich mit dir verloben sb/ spk, Mus. ms. 23445/ 2 (Alte Nr. 1088 /470)
  • TV 11 Herr, wenn ich nur dich habe, DStB, Mus. ms. 23445/ 10.
  • TV 17 (a) Lobe den herrn, meine seele
  • § 2 Dresdner Quellen im besonderen
  • Charakteristik der einzelnen Quellen
  • TV 4 (a) das ist das ewige leben sälb mus. 2150-E-507
  • TV 2 Confitebor tibi domine Mus. 2150-E-511
  • TV 20 Nun aber giebst du, gott, einen gnädigen regeN. Mus. 2150-E-504
  • TV16 Lehre mich tun. Mus.-2150-E-503. (U. 312)
  • TV 10 Herr, lehre mich tun nach deinem wohlgefallen. Mus. 2150-E-508 (U:319) (Nr. 25)
  • TV 32 Weg, nichtige freuden! Mus. 2150-E-509/ U. 536.
  • TV 21 Preiset mit mir den herren. Mus. 2150-E-506.
  • TV 13 Ich bin die auferstehung Mus. 2150-E-502 (U . 310), (Nr. 18)
  • TV 5 Die apostel wurden alle voll des heiligen geistes. Mus. 2150-E-505
  • Alte Signatur 314. Grimmaer Nr. 21.
  • TV 6 Die herrlichkeit des herren ist offenbaret worden Mus. 2150-E-501 Grimmaer Nr. 17/ Alte Signatur U. 304
  • TV 29 Uns ist ein kind geboren Mus. 2150-E-500 / U. 308 / Nr. 16
  • TV 26 Stehe auf, meine freundin Mus. 2-E-570 / Grimmaer Nr. 24
  • TV 1. Chorus ille coelitum Mus. 2-E-568 / U. 315 / Grimmaer Nr. 22
  • TV 30 Venite ad me omnes Mus. 2-E-569. / U. 316
  • TV 3 Danksaget dem vater Mus. 2-E-572. (U. 320) Grimmaer Nr. 7
  • TV12 Herzlich tut mich verlangen Mus. 2-E-573 (U. 321) Grimmaer Nr. 26
  • TV 28 Triumph, victoria! Mus. 2-E-571 (U. 318) Grimmaer Nr. 6
  • § 3 Luckauer Quellen im besonderen
  • TV 22 Redet untereinander mit psalmen Luckauer Nr. 365 A.
  • TV 9 Helft mir gottes güte preisen Luckauer Nr. 366 A.
  • TV 24 Siehe, das ist gottes lamm Luckauer Nr. 366 A.
  • § 4 Spätere Abschriften
  • TV 33 Missa brevis sb/ spk, Mus. ms. 30315 / 1.
  • TV 19 Nun aber gibst du, gott, einen gnädigen regen
  • TV 27 Triumph, der herr ist auferstanden DStB, Bü. 301
  • Teil II Zur Vokal- und Instrumentalmusik F. W. Zachows
  • Kapitel 4 „Cantate“ als neue Gattung. Zachows Vokalstil
  • Deutsche und italienische Stilbegegnung. Begriffs- und gattungsgeschichtliche Vorbemerkungen. Fragen
  • Zum Stilbegriff. Vorbemerkungen. Fragen
  • Kapitel 5 Vertonte Texte
  • § 1 Vorbemerkung zum historischen Kontext. Pietistisches Denken und lutherisch-orthodoxes Musikverständnis
  • § 2 Vertonte Texte
  • Bibelwort
  • Kirchenlied
  • Freie Dichtung
  • Kapitel 6 Zum allgemeinen und besonderen Verhältnis der Vokal- und Instrumentalmusik. Melodik und Harmonik. Polyphonie
  • § 1 Melodik
  • § 2 Harmonik
  • § 3 Vokal- und Instrumentalpolyphonie
  • Kapitel 7 Instrumentarium der Vokalwerke
  • Zachows Orchester. Tonumfang der Einzelnen Instrumente Zusammengestellt aufgrund der erhaltenen Partituren und Stimmen.
  • Kapitel 8 Chronologie- und Echtheitsfragen
  • § 1 Zur Frage der Chronologie
  • § 2 Echtheitsfragen
  • Zur Echtheit der Handschriften. Fragliche Autographe und Kopien
  • Die in SäLB/ Dresden (RISM) angezweifelte Echtheit der sechs Kantaten, welche Zachow von Günter Thomas zugeschrieben wurden
  • Teil III Der Einfluß F. W. Zachows im historischen Kontext
  • Kapitel 9 Schülerkreis
  • Der Meister und „verschiedene brave Leute“
  • Kapitel 10 Zachows Bild im Wandel der Zeiten.
  • Händel-Literatur. Fragen
  • § 2 Fragen
  • Kapitel 11 Ehren-Vester und Wohlgelahrter Herr Johann Sebastian Bach als Bewerber um die vakante Stelle Zachows. Reisen und Briefe nach Halle 1713–1719
  • Literatur. Dokumente. Fragen. Vorbemerkung zum historischen Kontext
  • Retrospektive. Vergleich
  • Oberwerk
  • Brust
  • Rüuckpositiv
  • Pedal
  • Tremulant; Vogelgesang; Zimbelstern.
  • Exkurs: Bachs stetiger Kampf für den Wohlstand seiner Familie im Wandel der Zeiten. Weitere retrospektive Überlegungen zu Bachs Absage der Organistenstelle in der St. Marienkirche, Halle im Februar/März 1714.
  • Freud und Leid in der Familie des Thomaskantors
  • Literaturverzeichnis
  • Abbildungsverzeichnis
  • Anhang. Sämtliche von Friedrich Wilhelm Zachow vertonte Texte
  • I. Überlieferung in Partitur
  • II. Überlieferung in Stimmen
  • Anhang Bildteil

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Marktkirche Halle. Kupferstich von Johann David Schleuen aus dem Jahr 1749.
(Quelle: Werner Neumann. Auf den Lebenswegen J.S. Bachs. Berlin, 1953. S. 88). Mit freundlicher Genehmigung des heutigen Rechteinhabers in Nachfolge des ehemaligen Verlags der Nation. (Berlin, DDR).

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Vorwort

Diese Arbeit wurde im Wintersemester 1998/1999 an der Albert-Ludwigs Universität Freiburg i.Br. als Dissertation angenommen. Laut Angaben des Herrn Gerhard Herfeldt (Dissertationsmeldestelle der Gesellschaft für Musikforschung, Münster) gibt es dort zu Friedrich Wilhelm Zachow(1663–1712) generell noch keine Einträge. Im Internet dagegen erscheinen von Jahr zu Jahr immer mehr neue CD- und Videoaufnahmen mit der Vokal- und Instrumentalmusik Zachows. Bei diesen neuen vor Allem deutschen und holländischen Einspielungen aus Weimar und Amsterdam handelt es sich auch um die solchen neu aufgefundenen Kantaten Zachows deren Werktiteln früher unbekannt waren und bis jetzt in keinem Werkverzeichnis registriert worden sind. Meine schriftliche Anfrage über die Echtheit dieser Kantaten bleibt eine schon sehr lange Zeit immer noch unbeantwortet. Im Jahr 2012 widmete man die neue CD-Aufnahmen dem 300. Todestag Zachows. In diesem Jahr am 19. November 2013 wird die Musikwelt 350-jähriges Jubiläum des Komponisten feiern können. Vor rund dreihundert Jahren im Spaetherbst 1713 bewarb sich um die vakante Stelle Zachows Johann Sebastian Bach. Dank den zahlreichen neuen audio und video Einspielungen wird es für viele Berufsmusiker sowie für die Interessenten praktisch immer mehr klarer inwieweit wurde Georg Friedrich Händel von seinem Lehrmeister auf dem Gebiet der Tonkunst, bzw. Satztechnik beeinflußt. Die heutige bemerkenswerte Zachow-Begeisterung deren zahlreiche Spuren man im heutigen Internet findet ist an sich eine erfreuliche Tatsache. Eine bessere praktische weltweite Einschätzung der Zachowschen Kirchenmusik scheint mir daher die Frage der Zeit zu sein. Ich habe den Eindruck gewonnen daß in diesem 350-jährigen Jubiläumsjahr des Halleschen Meister sind sowohl die Zeit als auch die Voraussetzungen dafür genügend reif geworden. Während meines Aufenthalts in Stuttgart im April–Juli 1991 habe ich zahlreiche Partiturbände der dortigen Landesbibliothek in den Händen gehabt, darunter auch erstmals den Band DDT 21/22: F. W. Zachow hrsg. von Max Seiffert. Gern denke ich an diese Stuttgarter Vorarbeiten und an das Entgegenkommen und die Freundlichkeit von der Abteilungsleiterin Frau Dr. Lindner und ihren Mitarbeiterinnen. Meine Auseinandersetzung mit den Vokalpartituren aus der Zeit zwischen Heinrich Schütz und J. S. Bach hat mich überzeugt, daß es sich bei dem Lehrmeister Händels wohl um einen der bedeutendsten Komponisten des deutschen Spätbarock handelt, der stilistisch sogar noch näher zu J. S. Bach steht, als viele andere würdige ältere nord- und mitteldeutsche Meister und daß Zachows Musik heute einfach zu Unrecht praktisch vergessen ist. An dieser Überzeugung hat sich während der Arbeit an meiner Dissertation nichts geändert. Im Gegenteil, sie hat sich aufgrund meines eingehenden Studiums zahlreicher Notenbelege im Zusammenhang mit der vorliegenden Arbeit vertieft und verstärkt. Im Zeitraum zwischen 1585–1685 gab es in Nord- Sued- ← XI | XII → und Mitteldeutschland ca. 100 Komponisten. (S. die Verbreitungstabelle in Friedhelm Krummachers Buch:“Die Ueberlieferung der Choralbearbeitungen in der fruehen evangelischen Kantate. Untersuchungen zum Handschriftlichenrepertoire evangelischer Figuralmusik im spaeten 17. und beginnenden 18. Jahrhundert“. In: Berliner Studien zur Musikwissenschaft, Band 10, Berlin 1965.)Was laesst sich im Zusammenhang mit so einer Vielzahl der Komponisten im damaligen Deutschland ueber die musikhistorische Sonderbedeutung Zachows konkret sagen? Daß ich mein Vorhaben ausführen und abschließen konnte, habe ich vielen zu verdanken. An erster Stelle danke ich aufrichtig dem Univ.-Prof. Dr. Christoph Wolff, der ihr durch konstruktive Kritik immer wieder neue Impulse gegeben hat, Dr. Michael Belotti, Prof. Dr. Georg Feder, Prof. Dr. Konrad Küster, Prof. Dr. Alfred Dürr. Gern und mit großer Dankbarkeit erinnere ich mich auch an die unvergeßlichen einführenden Gespräche über die historische und quellenkundliche Methodik mit diesen Musikwissenschaftlern und sage Ihnen allen: Herzlichen Dank! Für die Abklärung mancher theologischer und liturgischer Fragen, sowie der fachmännischen Fragen auf dem Gebiet des deutschen Orgelbau bin ich den Herrn Domorganisten und Orgelexperte Prof. Ludwig Dörr, Herrn Domkappelmeister des Freiburger Münsters U.L.F. Monsignore Dr. Raimund Hug, dem Pfarrer Dr. Wilfried Schweikhart (Freiburger evangelische Pauluskirche) und Dr. Meinrad Walter zu aufrichtigem Dank verpflichtet: Vergelts Gott!

Diese Studien wären unmöglich ohne Entgegenkommen und Unterstützung der Bibliotheken und Archive in Deutschland, Belgien und Polen. Einer großen Zahl freundlicher Helfer, deren Namen in Verbindung mit ihren Auskünften genannt sind, möchte ich auch an dieser Stelle meinen besten Dank aussprechen. Für die Überlassung wertvoller Quellenhandschriften, die Anfertigung von Fotokopien und für weitere ausführliche Mitteilungen sowie für eine erneute Druckerlaubnis der Abbildungen aus der Zachowschen Quellenhandschriften danke ich einer Reihe von Bibliotheken und Archiven, besonders der Deutschen Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz zu Berlin (Dr. Helmut Hell, Frank Ziegler, Dr. Martina Rebmann), der Sächsischen Landesbibliothek Dresden (Frau Dr. Ortrun Landmann, Urte Härtwig, Dr. Karl Wilhelm Geck), der Bibliothek des Conservatoire Royal de musique de Bruxelles (Johan Eekeloo, Daniel David, Olivia Wahnon de Oliveira), Frau Dr. Konstanze Musketta, Händel-Haus, Halle, Frau Anke Fiebiger, St. Marienbibliothek und Archiv. Dr. Günter Thomas (Joseph Haydn-Institut zu Köln), dem Archiv der Nikolai-Kirche zu Luckau (Kantor Joachim Klebe), der Musikbibliothek der Stadt Leipzig, Gerhard Barth, dem Ev. Pfarramt Kleinfahner, Dr. Marian Zwiercan, dem Vizedirektor der Bibliotheka Jagiellonska, Krakau, Frau König, der Verwaltungsgemeinschaft „Sarretal“, Wanzleben, dem Russischen Staatlichen Archiv fuer die alte Akten(Herrn Direktor Michael Ryzenkow, Ewgenij Ritschalowski), Frau Direktorin Irina Popowa, Russisches Archiv des Außenministeriums, AWPRI sowie Wladimir Martjanow und Alexei Merekalow. Nicht vergessen seien alle, die gelegentlich an der sprachlichen Korrektur des Textes beteiligt waren. Für das Interesse und Unterstützung sage ich meinen Freunden aus dem Freiburger Domchor vor Allem Christoph Michalke, dem diese Arbeit gewidmet ist, Hans Mannhart, Gertrud Burkart, Heinrich und Annerose ← XII | XIII → Siegel: Herzlichen Dank! Schließlich möchte ich auch denen Dank für die freundliche Unterstützung sagen, ohne die der Anfang dieser Studien unmöglich gewesen wäre, nämlich Herrn Regierungsrat Joachim Uhlmann, dem Stuttgarter Wissenschaftsministerium, Frau Inge Messerschmidt, Herrn Prof. Helmut Rilling, Herrn Prof. Diethard Hellmann sowie dem Kulturfond von Frau Raissa Gorbatschow und dessen Präsidenten, dem Dmitry S. Lichatschew. Fuer die Druckerlaubnis der Dokumente und die Abbildungen, wertvolle Informationen sowie auch rechtliche Belehrungen danke ich herzlich Frau Anke Fiebiger, St.Marienbibliothek und Pfarrarchiv Unser Lieber Frauen, Halle, Frau Dr. Martina Rebmann, Bernd Schnarr und alle hilfsbereite Mitarbeiter der Musikabteilung SB/PK, Berlin, Herrn Christian Hoske, Ahnen-und Erbenforschung, Eisenach, Frau Sylke Kroczek, Unternehmensarchiv, Bertelsmann SE & Co., Herrn wiss. Archivar Volker Graupner, Thueringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, Herrn Direktor Dieter Marek, Thueringisches Stadtarchiv Rudolstadt, Frau Maren Sieler, Weimarer Evangelische Stadtkirche zu St. Peter und Paul, Herrn Direktor Dr. Witt und Frau Yvonne Motz, Stadtarchiv Muehlhausen, Frau Dr. Miriam Krautwurst, Anger Museum, Erfurt, Frau Anne Grabmann, Evangelische Verlagsanstalt, GmbH Leipzig, Frau Carmen Strenzke, Verlagsgruppe Husum, eine Rechtsnachfolgerin von Verlag der Nation, Berlin, Frau Vivian Rehmann, Breitkopf & Haertel KG, Rechte und Lizenzen, Rechtsnachfolger von VEB Deutscher Verlag fuer Musik, Leipzig, Frau Ute Winkelkoetter und Frau Anja Mueller, Peter Lang Verlag.(In einem einzigen Fall laesst sich der Rechtsnachfoger der historischen Bilder aus einer DDR-Ausgabe trotz vielen Bemuehungen leider nicht finden!) Zum 350-jaehrigen Geburtstagsjubilaeum des Mitteldeutschen Spaetbarockkomponisten, Organisten und Musikdirektor der Stadt Halle erscheint erstmals in einer Buchform diese Freiburger Forschungsarbeit: „Studien zur Vokalmusik Friedrich Wilhelm Zachows. Quellen – Stil – Kontext“. Dieses Buch wendet sich an Kirchenmusiker, Chorleiter und Sänger und darüber hinaus an alle Freunde Zachowscher Musik. Es möchte neue Impulse geben zur Wiederentdeckung der Musica sacra des großen Händel Lehrmeisters sowie des älteren J.S. Bach Zeitgenossen und mit Informationen und Anregungen bei der Gestaltung kirchenmusikalischer Programme behilflich sein. Zachows großbesetzte Kirchenmusik ist voller Erfindungsreichtum und mächtiger Ausdruckskraft, voller freudigen evangelischen Geist, harmonischer Klangfülle und innigster lyrischer Schönheit. Dieses Buch möchte dazu beitragen, sie zu neuem, klingendem Leben zu erwecken.

Moskau, im Spaetherbst 2013.

Abkürzungen

DStB=(SBB-SPK)Deutsche Staatsbibliothek zu Berlin
BCB=(B-BC)Bibliothek des conservatoire royal de musique de Bruxelles
SäLB=(SLUB)Sächsische Landesbibliothek Dresden
SB/SPK=(SBB-SPK)Staatsbibliothek zu Berlin / Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Mus. ms.Musica manuskripta
Bü.Bückeburger Bestände
TVGünter Thomas: Verzeichnis der musikalischen Werke Friedrich Wilhelm Zachows. In: Diss. Friedrich Wilhelm Zachow. Regensburg, 1962.
Li. A. G.Sammlung-Limpricht der handschriftlichen Quellen
DDTDenkmäler der deutschen Tonkunst
MeißnerInventar Adam Meißner
GneußtInventar Gottfried Gneußt
FaschInventar Johann Friedrich Fasch
MittagInventar Gottfried Mittag
M. MusicInventar Martin Music
GrimmaSammlung Samuel Jacobi Grimma
RaubeniusInventar Johann Christoph Raubenius
BWVWolfgang Schmieder: Thematisch-systematisches Verzeichnis der musikalischen Werke Johann Sebastian Bachs (Bach-Werke-Verzeichnis), Leipzig 1950; 2. Überarbeitete und erweiterte Ausgabe. Wiesbaden 1990.
SWVSchütz-Werke-Verzeichnis. Gemäß der Aufstellung der Neuen Schütz-Gesellschaft, erarbeitet von Werner Bittinger und ergänzt von Werner Breig, unter zusätzlicher Berücksichtigung der Verzeichnisse von Hans Joachim Moser, Joshua Rifkin und Martin Gregor-Dellin.
HWVBernd Baselt: Händel-Werke-Verzeichnis
BuxWVGeorg Karstädt: Buxtehude-Werke-Verzeichnis
MGGFriedrich Blume (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Kassel 1949–1986. 17 Bände.
GroveGrove Dictionary of Music
MatthesonEhren-Pforte Johann Mattheson, Grundlage einer Ehren-Pforte (Hamburg 1740). Neudruck, hrsg. von M. Schneider.
EZEntstehungszeit
Tit.Titel
NBNota bene
Österreich/BokemeyerSammlung Georg Österreich / Heinrich Bokemeyer
PoelchauSammlung Georg Pölchau
J. D. F.Monogramm eines unbekannten Gottorfer Kopisten
J S / SJJacobi Samuel
di Z / F. W. Z.In den handschriftlichen Quellen vorkommende abgekürzte Form der Autorenangabe F. W. Zachows
U.Alte Signatur der Bibliothek der erweiterten Oberschule Grimma
Fer.Feria
Conc.Concertato
Rip.Ripieno
TDTonika-Dominante
T.Takte
NANeue Ausgabe
Instrumente:
Ob.Oboe
Fg.Fagott
Hb.Hautbois
V-noViolino
V-niViolini
V-la/VaViola
Cor. d. Ch. magg.Corne de Chasse maggiore
Vc.Violoncello
Cors.Corni
Cl.Clarino
Cornett.Cornettino
Fl.Flauto
Cont.Continuo
Voc.Voci
St.Stimmen
PPartitur
C.Canto
S, A, T, BSoprano, Alto, Tenore, Basso
PfA ULFPfarrarchiv Unser Lieber Frauen

Die Inventarnummern und Fundorte der zitierten Quellenhandschriften

Einleitung

Die vorliegenden Studien verfolgen das Ziel, die Quellen der Vokalwerke des Halleschen Lehrmeisters Händels, Friedrich Wilhelm Zachow (1663–1712), zu erforschen, kompositions-, gattungs-, stilgeschichtliche Aspekte und stilbildende Elemente seiner erhaltenen Kompositionen zu untersuchen und kritisch zu besprechen. Es ist ein Versuch, zu einem besseren Verständnis der Kirchenmusik Zachows zu kommen und den bislang im wesentlichen nur generalisierten Stellenwert dieses wichtigen mitteldeutschen Komponisten aus der Spätbarockzeit wissenschaftlich erneut zu durchdenken und herauszuarbeiten.

Ich gehe davon aus, daß nach den beiden – traditionell als größte – anerkannten Bachschen Vorgängern, Dietrich Buxtehude (1637–1707) und Johann Pachelbel (1653–1706), der in seiner besten Schaffenskraft gestorbene F.W. Zachow, Organist und Musikdirektor der Marienkirche zu Halle, als eine der interessantesten Persönlichkeiten aus der Zeit zwischen Heinrich Schütz und Georg Friedrich Händel bzw. Johann Sebastian Bach erscheint. Inwieweit konnte Zachow mit seiner „staerksten Vollstimmigkeit“ im Zeitraum von 1684 bis 1712 in Mitteldeutschland als ein Vorbild auch fuer den juengen Bach auf dem Gebiet der Tonkunst, bzw. des stilistischen Experimentierens dienen?

Aufgrund seiner pädagogischen Rolle im Leben des jungen G. F. Händel ist dieser deutsche Komponist weltbekannt geworden. Es wäre viel zu einseitig und nicht objektiv genug, wollte man die musikgeschichtliche Bedeutung Zachows nur dadurch erklären und ausschließlich auf die Lehrtätigkeit beschränken: Der Meister war vor allem ein Tonkünstler auf dem Gebiet der evangelischen Kirchenmusik, und seine selbständige Bedeutung liegt in seinen Vokal- und Instrumentalwerken. Zachows Werke können auch zu heutiger Zeit in den Festgottesdiensten und Konzertprogrammen aufgeführt werden.

Händels Lehrmeister Zachow gehört auch zu den wichtigsten und im geschichtlichen Sinne bedeutendsten Vorgängern J. S. Bachs. Jedoch als solcher wurde Zachow bis jetzt noch nie betrachtet, obwohl diese beiden großen Komponisten aus dem gleichen Umfeld stammen. Es sei an dieser Stelle bemerkt, daß im 18. Jahrhundert der Name „Zachau“ in jener Epoche im Zusammenhang mit J. S. Bach dreimal und sogar im Druck erwähnt wurde.

Sowohl diese Erwähnungen als auch einzelne zeitgenössische Äußerungen über Zachow, z. B. diejenige von Mattheson, von J. G. Walther und die in der von John Mainwaring geschriebenen allerersten Händel-Biographie überlieferten Aussagen von G. F. Händel über seinen Halleschen Lehrer, weisen deutlich darauf hin, daß alle diese Zeitgenossen Zachows diesen Komponisten als einen wichtigen, bedeutenden Musiker, als einen Großmeister auf dem Gebiet der Tonkunst betrachteten. Sie sprachen ← 1 | 2 → mit großem Respekt von ihm. Diesen Eindruck gewinnt man bei der Auswertung o. g. Zeugnisse aus damaliger Zeit. Es ist auffällig, daß auch in der späteren Literatur Zachow niemals als Kleinmeister genannt wird, obwohl die Zeit zwischen Schütz und J. S. Bach von den vielen Musikgeschichtsschreibern im 19 Jh. als die „Epoche der deutschen Kleinmeister“ bezeichnet wird. Unter diesen zahlreichen – oft zu unrecht sogenannten – Kleinmeistern jener Epoche zeichnet sich Zachow vor Allem durch ein ganz besonders hohes Niveau der Meisterschaft aus. Seine erhaltenen Partituren erscheinen mir als die technisch kompliziertesten und im künstlerischen Sinne interessantesten aus jener Zeit, und deshalb verdienen sie besondere Aufmerksamkeit und eine spezielle Untersuchung auf dem Gebiet der Stilkritik und Quellenkunde. Die Durchsicht der Vokalpartituren sowie das Studium der Zachowschen Klavierwerke überzeugen folgendermaßen: Es steht in der Tat kein Kleinmeister vor uns, sondern ein ausgezeichneter Tonkünstler des deutschen Spätbarocks, dessen wirkliche Rolle in der Geschichte der evangelischen Kirchenmusik, genauer in der Kantatengattungs- und Orgelchoralsgeschichte sowie Stilgeschichte, noch zu untersuchen, zu präzisieren und zu ergründen bleibt. Wenn man sagt, daß Zachow nach seinem Tode völlig vergessen worden ist, so trifft das eigentlich nicht auf den Namen des Komponisten zu. Auf sein musikalisches Erbe hingegen schon. Zachows Name ist sowohl durch die Händel-Biographie Mainwarings als auch durch deren sofortige deutsche Übersetzung Matthesons für immer in die Musikgeschichte eingegangen.

Details

Seiten
XVII, 518
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783653040593
ISBN (ePUB)
9783653984491
ISBN (MOBI)
9783653984484
ISBN (Paperback)
9783631650400
DOI
10.3726/978-3-653-04059-3
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (November)
Schlagworte
Partituren Kirchenmusik Notenquellenhandschriften Kantatengattung
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. XVIII, 518 S., 166 s/w Abb.

Biographische Angaben

Wladimir Stadnitschenko (Autor:in)

Wladimir Stadnitschenko, geboren in Moskau, ist Absolvent des Staatlichen Moskauer Tschaikowski-Konservatoriums. Er promovierte am Musikwissenschaftlichen Seminar in Freiburg und ist im musikpädagogischen und kulturellen Bereich in Russland tätig.

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Titel: Zachows Kantaten
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