Glaube und Denken
Jahrbuch der Karl-Heim-Gesellschaft
Zusammenfassung
Volume 28 of the Yearbook of the German Karl Heim Society presents a variety of articles. Most of them are devoted to the relationship between belief and knowledge. The authors want to show the enduring significance of Karl Heim’s insistence on a dialogue between theology and the natural sciences, and to further the intention of the Karl Heim Society to present a biblical Christian orientation in a world shaped by technology and the natural sciences. Though the contributions are in German, an extensive summary in English is appended to each of them.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Autorenangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhalt
- Vorwort
- 40 Jahre Karl-Heim-Gesellschaft – Ihre Bedeutung für den Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaften
- Karl Heim und die Dimensionen der Wirklichkeit. Einblicke in seine Theologie
- Glaubenswissen und Wissenschaftsglauben. Zur Geschichte des spannenden Verhältnisses von Naturwissenschaft und Religion
- Wissenschaft und Glauben bei Michael Polanyi
- Wie viel Wissen braucht der Glaube? Zum Erkenntnisgewinn der Glaubensgewissheit
- Rationality and Sin: An Ecumenical Approach to Interdisciplinary Theology
- Theologisches und naturwissenschaftliches Argumentieren. Theoretische Überlegungen und beispielhafte Überprüfungen
- Poppers rätselhafter Agnostizismus
- Autorenverzeichnis
Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Freunde der Karl-Heim-Gesellschaft!
Die Karl-Heim-Gesellschaft wurde 1974 gegründet. Zum 40-jährigen Jubiläum fand 2014 in Bad Urach eine Tagung statt, die grundlegende Themen der Arbeit der Karl-Heim-Gesellschaft in den Blick nahm. Wir dokumentieren in diesem Jahrbuch unter anderem einige Vorträge dieser Tagung und möchten Sie damit an der Diskussion teilhaben lassen.
Mit diesem 28. Jahrbuch hat sich der Herausgeberkreis um Prof. Dr. Markus Mühling erweitert, der 2014 zum neuen Vorsitzenden der Karl-Heim-Gesellschaft gewählt wurde. Ein herzliches Dankeschön gilt damit dem langjährigen Vorsitzenden Prof. Dr. Hans Schwarz, der die Karl-Heim-Gesellschaft seit 2000 führte und davor schon viele Jahre seit der Gründung 1988 das Jahrbuch „Glaube und Denken“ herausgab.
Hans Schwarz leitet denn auch dieses Jahrbuch ein mit einem Überblick über 40 Jahre Karl-Heim-Gesellschaft und ihre Bedeutung für den Dialog zwischen Glaube und Naturwissenschaft. Schwarz skizziert diesen Dialog seit Beginn des 20. Jahrhunderts sowohl in Deutschland als auch in den angelsächsischen Ländern. Es wird deutlich, dass Karl Heim selbst in den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts eine einsame Stimme war, die Karl-Heim-Gesellschaft jedoch in einem seit der Mitte des Jahrhunderts erwachten und breit durch Institutionen betriebenen Dialog zwischen Naturwissenschaften und Theologie auch nach 40 Jahren immer noch eine wichtige Rolle spielt.
Ulrich Wodarzik gibt einen Überblick über das Denken Karl Heims selbst. Er stellt ihn fundiert in die Tradition der negativen Theologie und des spekulativen idealistischen Denkens. Es wird deutlich, wie für Heim die zentrale Frage „Gott oder die Verzweiflung“ dann ihre Antwort findet, wenn der Mensch den gänzlich entzogenen ganz Anderen erkennt, indem er sich von Gott erkannt erfährt.
Darauf folgen Vorträge von der Jahrestagung 2014, die unter dem Thema stand: Braucht Glauben Wissen? Oder: Ist Wissenschaft (auch nur) eine Religion? Ulrich Beuttler gibt einen wissenschaftsgeschichtlichen Überblick über das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Religion seit dem späten Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Es wird deutlich, dass Naturwissenschaften und metaphysisches sowie spekulatives Denken vielfach ineinander verflochten waren und sich gegenseitig befruchtet haben. Will man die Geschichte der Naturwissenschaften verstehen, darf man nicht nur das mechanistische Denken, das sich im 18. und ← 7 | 8 → 19. Jahrhundert in den Vordergrund schob, betrachten, sondern muss die Nebenströme des mystischen, hermetischen, spiritualistisch-vitalistischen, selbst des magisch-analogischen und des pantheistischen mit einbeziehen.
Andreas Losch zeigt am Beispiel von Michael Polanyi auf, dass für ihn sowohl Wissenschaft als auch Religion eine gemeinsame Grundlage haben, nämlich den von Polanyi in bestimmter Weise verstandenen Glauben. Johannes Schick thematisiert das Verhältnis von Wissen und Glauben von der Seite der Theologie aus. Er macht deutlich, dass im biblischen als auch im philosophisch-phänomenologischen Denken Gewissheit in einer passiven Weise, als Widerfahrnis, als Empfangen, als Erkanntwerden gedacht wird. Dies unterstützt, dass theologisch auch im Glauben das Wissen von Gott ein Angeredet sein durch Gott voraussetzt.
Johannes Schick beschreibt die Gewissheit des Glaubens als Gewissheit der Antwort in Resonanz auf das Widerfahrnis der Anrede, so dass die Glaubensgewissheit in den beiden miteinander verschränkten Aspekten des Empfangens und des Bekenntnisses besteht. Im Anschluss an den reformierten niederländischen Philosophen Herman Dooyeweerd wird aufgezeigt, dass eine solche Antwortperspektive auch bei der Frage nach dem Erkennen von Wirklichkeit eine wichtige Rolle spielt, die im Anerkennen der Qualitäten der Dinge besteht, und Verantwortung inauguriert. Wird so weder die 1. Person Perspektive noch die die 3. Person Perspektive privilegiert, sondern die 2. Person Perspektive, so erweist sich schließlich das Gebet als exemplarisch adäquater Grundvollzug christlicher Glaubensgewissheit.
David Gilland geht von der Beobachtung aus, dass jeder Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaft vor dem scheinbaren Widerspruch steht, einerseits die Naturwissenschaften gemäß ihres Selbstanspruchs auf allgemeiner menschlicher Vernunft beruhend zu sehen, andererseits aber auch theologisch die Vernunft als gefallen und erlösungsbedürftig betrachten zu müssen. Nach einer Aufarbeitung soteriologischer Theologien des Mittelalters und der Reformation schlägt Gilland schließlich vor, dass die gleichzeitige Verpflichtung, menschliche Vernunft zugleich als Werk der guten Schöpfung Gottes zu betrachten, die aber dennoch gefallen ist, den interdisziplinären Dialog nicht nur für die Theologie als akademische Disziplin ermöglicht, sondern auch als genuin theologisches Unternehmen erfordert.
Thomas Weiß zeigt in seinem Beitrag vor dem Hintergrund der pragmatischen Theorie der Präsupposition, dass der Ermöglichungsgrund jeglicher Argumentation sowohl das Fragliche, als auch die sinnstiftende Schlussregel, die Präsupposition ist. Auf Basis dieser Grundlage analysiert Weiß unterschiedliche gymnasiale Lehrbücher aus dem theologischen und naturwissenschaftlichen Be ← 8 | 9 → reich hinsichtlich Gemeinsamkeiten und Unterschieden in deren Argumentation. Dabei zeigt sich, obwohl in hinsichtlich der Argumentation in beiden Bereichen Mängel bestehen mögen, dass entscheidende Unterschiede nicht im Sprachspiel der Argumentation bestehen, sondern in der Art der Explikation des Fraglichen. Während theologische Lehrbücher zeigen, dass theologischen Fragen auf dem je meinigen Fragen beruht, neigen naturwissenschaftliche Lehrbücher dazu, Fragen aufzuwerfen und zu beantworten, ohne den je vorläufigen Diskursrahmen zu benennen. Weiß insistiert darauf, dass ein fruchtbarer theologischer Dialog auf der Transparenz der beteiligten Diskursrahmen beruht.
Dragan Jakovljević geht einer wichtigen Frage der Popperexegese nach: Wie kann sich Popper gleichzeitig als Agnostiker bezeichnen aber dennoch zur christlichen Theologie nicht nur allgemein Stellung beziehen, sondern sogar Urteile über die wahre christliche Lehre und über das, was angemessen als Idolatrie und Blasphemie zu gelten hat, fällen? Jakovljević geht dieser Frage anhand des Einflusses von Barth und Kierkegaard auf Popper nach und kommt zu dem Schluss, dass keine der denkbaren Alternativen – Popper spricht nur hypothetisch, Popper ist christlicher Theist oder doch Atheist – befriedigt. Vielmehr wird man Popper als halbherzigen Agnostiker bezeichnen müssen mit einer signifikanten Nähe zum Christentum.
Die Herausgeber danken allen Autoren für ihre Beiträge. Wir danken ebenso allen Mitarbeitern und Freunden der Karl-Heim-Gesellschaft für ihre Arbeit und Unterstützung im vergangenen Jahr. Seien Sie der KHG weiterhin gewogen und unterstützen Sie dieses Jahrbuch und die Arbeit der Gesellschaft tatkräftig, ideell und finanziell. Besonderer Dank gebührt Jessica Fleischer, Jaana Valve und David Gilland für die Durchsicht der Artikel.
Ulrich Beuttler, Markus Mühling, Martin Rothgangel | Juni 2015 |
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Details
- Seiten
- 142
- Erscheinungsjahr
- 2015
- ISBN (PDF)
- 9783653059540
- ISBN (MOBI)
- 9783653951103
- ISBN (ePUB)
- 9783653951110
- ISBN (Hardcover)
- 9783631666302
- DOI
- 10.3726/978-3-653-05954-0
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2015 (August)
- Schlagworte
- christliche Theologie und Wissenschaft Religion Kirche und Staat kirche
- Erschienen
- Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. 142 S.