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Informatik und Gesellschaft

Festschrift zum 80. Geburtstag von Klaus Fuchs-Kittowski

von Frank Fuchs-Kittowski (Band-Herausgeber:in) Werner Kriesel (Band-Herausgeber:in)
©2016 Andere 544 Seiten

Zusammenfassung

Informatik und Gesellschaft erlebt eine Renaissance. Innovationen der Informatik treiben einen gravierenden gesellschaftlichen Wandel immer schneller voran, der für heftige Debatten sorgt. Aktuelle Themen behandelte die Tagung «Informatik und Gesellschaft» zu Ehren von Klaus Fuchs-Kittowski als Pionier dieses Fachgebietes. Der Sammelband legt 44 Beiträge mit breitem Themenspektrum vor. Er behandelt den Einfluss von IKT auf die Arbeitswelt, Industriearbeit 4.0, Big Data, Datenschutz und Datenausspähung. Einzelne Beiträge sprechen Umweltinformatik, Informationssystemgestaltung, Softwareentwicklung, Künstliche Intelligenz, Cloud-Computing sowie E-Learning (MOOC) an. Es werden auch künstliche Immunität, Avatare und die sozialen Aspekte behandelt. Ein weiteres Augenmerk liegt auf automatisierter Kriegsführung, hierzu werden insbesondere Ethik, Humanismus und Friedenserhaltung in einer global vernetzten Welt diskutiert.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort
  • Eröffnung der Tagung „Informatik und Gesellschaft“ und Begrüßung der Teilnehmer
  • Einführung in die Thematik „Informatik und Gesellschaft“
  • Laudatio für Herrn Prof. Dr. habil. Klaus Fuchs-Kittowski zum 80. Geburtstag
  • Teil 1: Information, Informatik, Gesellschaft
  • Von der Nützlichkeit verständlicher Begriffsdefinitionen am Beispiel „Information“
  • Information – Software – Hardware
  • Physik, Biologie, Technik und Selbstorganisation der Information
  • Zum Verständnis von Information aus naturwissenschaftlich-psychologischer Sicht
  • Ersetzen Gehirne auf Nährlösungen den homo faber? – Visionen für eine zukünftige Informationsgesellschaft
  • Industrie 4.0
  • Industriearbeit 4.0
  • Industrie 4.0 als Teil einer global vernetzten und verwundbaren Welt
  • Golem, Homunculus und Robot – Zum Diskurs um künstliche Wesen vor 100 Jahren
  • Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) – Arbeit und Gesellschaft
  • Die algorithmische Revolution
  • Entgrenzung der Wissensarbeit
  • Möglichkeiten und Grenzen der Informatik am Beispiel des Einsatzes von Assistenzsystemen
  • Umwelt-Informatik und Gesellschaft
  • Wege zu Nachhaltigkeitsinformationssystemen
  • 100 Jahre Anthrax – vom „Seuchenmittel“ zur „Massenverschwindungswaffe“. Die nachhaltige Wirkung von Desinformationen und Fehlinterpretationen
  • Ziele, Inhalte, didaktisches Konzept und E-Learning-Unterstützung der Lehrveranstaltung „Umwelt, Informatik und Gesellschaft“ an der HTW Berlin
  • Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsgeschichte und Ethik
  • Die Entortung der Wissenschaft und Universität 4.0
  • Informatik und Gesellschaft – ‹is da was›?
  • Alma mater lipsiensis – Impressionen von Studium und wissenschaftlichem Leben an der Karl-Marx-Universität Leipzig in den 1950/60er Jahren
  • Als Philosophiestudenten in Leipzig – die späten Fünfziger
  • Nehmen Drohnen im Informationszeitalter Menschen ihre Verantwortung ab?
  • Teil 2: Big Data, Datenschutz und Systemgestaltung
  • Big Data oder das Management von Forschungsdaten in einer digital geprägten Informationsinfrastruktur
  • Big Data – Die große Datenflut, Theorien und Modelle
  • Big Data: Untergang und Wiedergeburt des Datenschutzes zugleich?
  • Information und Big Data
  • Smart Big Data – Perspektiven einer „Ontologisierung der Welt“
  • MEMe – ein vergessenes Konzept?
  • Verwirrung durch »Information«? Zur Kritik des Paradigmas »maschineller Informationsverarbeitung«
  • Datenschutz und Datenausspähung
  • Der Verdacht besteht, dass Sie verdächtig sind
  • Data Protection in disasters: A new European Problem
  • 45 Jahre Datenschutz: Nur eine Episode oder dauerhaftes Rechts-Gebiet?
  • Geschützt werden nicht nur die Daten, sondern das System insgesamt – Analyse und (Nicht-) Anwendung eines verschollenen Grundrechts
  • Methodologie der Informationssystemgestaltung
  • Kohärenz – Schlüsselkonstrukt zu sozio-technischem Systemdesign?
  • Erfordernisse und Grenzen des soziotechnischen Designs
  • Gedanken zur Gestaltung technikdurchtränkter Arbeitsorganisation
  • GFO-Data: Towards an Ontological Foundation of an Integrated Data Semantics
  • Softwareentwicklung und der soziale Aspekt
  • Informatik und Gesellschaft aus der Sicht eines theoretischen Informatikers
  • Gestaltet die organisatorische Hülle der Softwareentwicklung und Softwarenutzung!
  • Weshalb sind Softwareprojekte schwierig?
  • Evolution des semantischen Zustandes in Softwaresystemen durch Selbstorganisation
  • Teil 3: Zukünftige Anforderungen und Entwicklungen
  • Informations- und Kommunikationstechnologien für Entwicklung – am Beispiel von drei Projekten in Äthiopien
  • Zukunfts-Modelle für Informatik, Automatik und Kommunikation
  • Immunsysteme in der biologischen, informationstechnischen und sozialen Evolution
  • Informatik und Gesellschaft aus meiner Sicht - Politisches und ethisches Denken in der Informatik zur Gewährleistung der Menschenrechte
  • Anhang
  • Biografie von Klaus Fuchs-Kittowski
  • Veröffentlichungen von Klaus Fuchs-Kittowski
  • Kurzbiografien der Autoren
  • Index

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Vorwort

Abstract

This preface by the editors of this book provides an overview over the main problems of “Computer science and Society”, explains the structure of the conference and of this book, and summarises the main contributions of each section.

Das Thema „Informatik und Gesellschaft“ hat in jüngster Zeit sehr an Bedeutung gewonnen und wurde daher verstärkt in die Debatte gebracht. Den Anschub hierzu haben weitere technologische Innovationen der letzten Jahre geleistet, die mit Schlagworten wie Informations- und Kommunikations-Technologie (IKT), Big Data, Datenschutz, Industrie 4.0, Cloud-Computing, Umwelt-Informatik, Massive Open Online Course (MOOC), Informationssystemgestaltung und Softwareentwicklung beschrieben werden.

Auch zukunftstragende Themen werden diskutiert wie Künstliche Intelligenz und neuerdings Künstliche Immunität als Forderung an künftige Systeme der Informatik, Automatik und Kommunikation, um große High-Tech-Katastrophen systematisch auszuschließen. Schließlich werden gesellschaftliche Konsequenzen aus der Entwicklung von Avataren als Mischwesen aus Mensch und Automat kritisch analysiert. Auch wird die Rolle der Informatik in Verbindung mit automatisierter Kriegführung benannt, insbesondere durch bewaffnete autonome Fahrzeuge, Roboter und Drohnen.

Dies alles wirft auch neue Fragestellungen für Ethik, Humanismus und Friedenserhaltung in einer global vernetzten Welt auf. Als eine mögliche Handlungsorientierung wurde daher auch ein „Kategorischer Imperativ der Automation“ für die Diskussion vorgeschlagen.

Diese und weitere Themen wurden am 30. und 31. März 2015 in Berlin auf der Tagung Informatik und Gesellschaft behandelt. Die Veranstaltung fand zu Ehren von Herrn

Prof. Dr. habil. KLAUS FUCHS-KITTOWSKI
- ein Pionier dieses Fachgebietes -

aus Anlass seines 80. Geburtstages statt.

Veranstalter waren die

  • Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e. V. (LS) sowie die
  • Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin,

in Kooperation mit den Partnern:

Gesellschaft für Informatik (GI),

Deutsche Gesellschaft für Kybernetik, Informations- und Systemtheorie (GfK), ← 13 | 14 →

Gesellschaft für Wissenschaftsforschung, Berlin (GfWiFo),

Forum der InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF),

Deutscher Friedensrat,

Verband Hochschule und Wissenschaft (VHW) im dbb Beamtenbund und Tarifunion Berlin,

GFS Fachschule für Steuern, Recht und Wirtschaft GmbH, Berlin.

Für diese Tagung wurde eine Vielzahl an Beiträgen von namhaften Wissenschaftlern, Praktikern und Nachwuchswissenschaftlern erbracht. Insgesamt wurde ein breites und zugleich aktuelles Themenspektrum abgedeckt, sodass der Tagungsbesuch mit 150 Personen die ursprünglich erwartete Teilnehmerzahl deutlich übertroffen hat, womit zugleich auch ein hoffnungsvoller Ansatz für einen Brückenschlag zwischen den Generationen gelungen ist. Diese Teilnehmer kamen erfreulicherweise nicht nur aus dem Großraum Berlin, sondern auch aus 22 Orten in Deutschland, Österreich und den USA.

Die Tagungseröffnung hat Klaus Semlinger als Präsident der HTW vorgenommen, die Einführung in das Tagungsthema erfolgte durch Gerhard Banse, Präsident der Leibniz-Sozietät, und die Laudatio auf Klaus Fuchs-Kittowski wurde durch Christian Stary von der Johannes Kepler Universität Linz gehalten. Die Tagung wurde in 4 Plenarsitzungen durchgeführt, die durch 8 Sektionssitzungen inhaltlich vertieft wurden.

Entsprechend spiegelt der vorliegende Sammelband die Ergebnisse der Tagung wider, abgerundet um einige Zusatzartikel, sodass er insgesamt 44 Beiträge sowie einen umfangreichen Anhang umfasst.

Das Profil erstreckt sich auf die Schwerpunkte:

Information, Informatik, Gesellschaft (Werner Zorn, Horst Völz, Werner Ebeling, Bodo Krause, Herbert Hörz),

Big Data und Datenschutz (Peter Schirmbacher, Lothar Kolditz, Hansjürgen Garstka) sowie

Zukunftsorientierungen zum Gegenstand Informatik und Gesellschaft (Christiane Floyd, Werner Kriesel, Michael Roth, Klaus Fuchs-Kittowski).

Diese Schwerpunkte sind inhaltlich mit folgenden Themenkomplexen ausgebaut:

Industriearbeit 4.0,

Informations- und Kommunikations-Technologie (IKT) – Arbeit und Gesellschaft,

Umwelt-Informatik und Gesellschaft,

Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsgeschichte und Ethik,

Information und Big Data,

Datenschutz und Datenausspähung,

Methodologie der Informationssystemgestaltung,

Softwareentwicklung sowie

soziale Aspekte. ← 14 | 15 →

Zum Informationsbegriff wird insbesondere herausgestellt, dass Informationen die Vielfalt der Stoff- und Energie-Welt widerspiegeln. Die hieraus folgende Vielfalt der Informations-Welt lässt sich daher nur schwer auf einen einzigen, einheitlichen Informationsbegriff abbilden. Vielmehr eröffnet eine Unterscheidung mehrerer Informationsarten einen zielführenden Problemzugang. Eine derartige Klassifizierung zur Information mit klar definierten klassifikatorischen Merkmalen sollte zukünftig zu typischen Informationsarten mit typischen Eigenschaften führen. Ebenso sind zukünftig auch neue Methoden der Informatik zu erwarten, die sich insbesondere aus Ontologien entwickeln. Ebenfalls wurde das Problem der Entstehung von Information diskutiert.

Das aktuelle Thema Big Data wird im besonderen Zusammenhang mit der künftigen Theorien- und Modellbildung in den Einzelwissenschaften (Natur- und Technikwissenschaften) debattiert. Ein Ersatz von Theorien und Modellen durch Big Data wird auch zukünftig verneint, wohl aber wird auf durchaus relevante Verschiebungen sowohl im Theoriengebäude als auch in der Praxis deutlich hingewiesen, worauf unsere Gesellschaft künftig stärker reagieren muss.

Darüber hinaus wird Big Data auch in seinen Konsequenzen für den Datenschutz betrachtet. Zum Datenschutz wird einerseits fundamentale Kritik vorgebracht. Zugleich werden aber auch neue Wege skizziert, um diese Problematik grundlegend anzugehen, vor allen Dingen vor dem Hintergrund stark wachsender Datenströme und Big Data. Hierbei werden sowohl die Grenzen bisheriger Vorgehensweisen deutlich sichtbar gemacht, als auch die neuartigen Chancen im Kontext mit Big Data aufgezeigt.

Die aktuell viel diskutierte vierte Stufe der Industriellen Revolution Industrie 4.0 wird in einen Zusammenhang mit Informatik und globaler Kommunikationstechnik sowie mit Big Data gestellt. Die sozialen Auswirkungen werden als nachhaltig hinsichtlich eines längeren Zeitraumes charakterisiert, insbesondere wegen ihrer starken Auswirkungen auf die Entwicklung der Arbeitsproduktivität, die als ein maßgebendes Fortschrittskriterium angesehen wird.

Ein wichtiges Thema ist auch die Methodologie der Informationssystemgestaltung und die Softwareentwicklung. Ausgehend von der Darstellung der realen Schwierigkeiten bei der Entwicklung und dem Einsatz der modernen Informations- und Kommunikations-Technologien (IKT) in den verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, speziell in der Wirtschaft, wird deutlich gemacht, dass die Methodologie der sozio-technischen/aktionalen Informationssystemgestaltung weiter zu entwickeln ist, soll ein menschengerechter Einsatz gelingen.

Dafür ist auch die Lehre und Forschung auf dem Gebiet „Informatik und Gesellschaft“ im engen Zusammenhang mit den sozialen Aspekten der IKT-Einführung zu vertiefen. Und die künftige Lehre an den Universitäten und Hochschulen wird generell ihren Charakter unter dem Einfluss der Informatik gravierend verändern, wie dies mit dem ausführlich behandelten praktischen Beispiel eines Massive Open Online Course (MOOC) für die Umwelt-Informatik verdeutlicht wird.

Der Tagungsband vermittelt, neben einer kritischen Bestandsaufnahme zum Verhältnis Informatik und Gesellschaft sowie einer durchgängig interdisziplinären ← 15 | 16 → Debatte, auch eine Vorschau auf zukünftige Problementwicklungen. Herausgearbeitet sind neuartige Themenerweiterungen wie Informatik in den Schwellen- und Entwicklungsländern im Rahmen weiter fortschreitender Globalisierung.

Oder auch zukunftstragende Themen wie Künstliche Immunsysteme als zusätzliche Forderung an künftige Systeme der Informatik, Automatik und Kommunikation. Dies insbesondere auch, um große High-Tech-Katastrophen, wie das Hineinsteuern des Fliegers in das World-Trade-Center in New York (11. 09. 2001) oder der German-Wings-Maschine gegen eine Felswand in Südfrankreich durch den Co-Piloten (28. 03. 2015) oder die zahlreichen Verkehrstoten, zukünftig systematisch auszuschließen.

Schließlich müssen in der Zukunft die gesellschaftlichen Konsequenzen aus der wissenschaftlichen Entwicklung von Avataren als Mischwesen aus Mensch und informationeller Maschine kritisch analysiert werden. Auch ist die künftige Rolle der Informatik in Verbindung mit potenzieller automatisierter Kriegführung benannt, insbesondere vor dem Hintergrund bewaffneter autonomer Fahrzeuge und Drohnen.

Dies alles wirft auch neue Fragestellungen für Ethik, Humanismus und Friedenserhaltung in einer global vernetzten Welt auf. Als mögliche Handlungsorientierung, insbesondere für Ingenieure, Informatiker und Manager, wurde daher ein „Kategorischer Imperativ der Automation“ für die Diskussion vorgeschlagen, spezifiziert aus dem Kategorischen Imperativ von Immanuel Kant.

Insgesamt wird durch diesen Tagungsband verdeutlicht, dass sowohl der Masseneinsatz von Systemen der Informatik, Automatik und Kommunikation als auch die hiermit stark wachsende Breitenanwendung in allen Bereichen der Gesellschaft zukünftig weiter ungebremst fortschreiten. Masseneinsatz und Breitenanwendung – ermöglicht durch anhaltenden Preisverfall – sind die eigentlichen Hauptursachen für die enormen sozialen Wirkungen dieser Technologien, dagegen ist die häufig betonte „Digitalisierung“ hierzu nur ein Mittel neben anderen wie Mikroelektronik, Mikrosystemtechnik, Mechatronik, Snsorik u. a. Und somit bleibt die Problemstellung „Informatik und Gesellschaft“ flächendeckend hochaktuell – nämlich mindestens solange, wie die Informatik durch ihr anhaltendes innovatives Potenzial weitere gravierende technologische, sozio-technische und organisatorische Umwälzungen in der Gesellschaft bewirkt, von denen auch jeder Einzelne von uns berührt wird!

Hierfür sei als Beispiel die Speicherung der persönlichen Dateien (Texte, Bilder, Videos) in einer Cloud (Datenwolke) genannt, wie sie allen PC-Nutzern mit Windows 8 und 10 kostenfrei zur Verfügung steht. Mit der innovativen Cloud-Technologie wurde die Möglichkeit eröffnet, seine eigenen Dateien zentral in einem großen anonymen Speichersystem abzulegen und somit über einen Internet-Zugriff aus der ganzen Welt zu erreichen – ohne risikoreiche Mitnahme des eigenen PC. Diese Zentralisierung bedeutet einen grundlegenden Paradigmenwechsel gegenüber der Dezentralisierung, wie sie seit der Erfindung des Mikroprozessors im Jahre 1971 und der hierauf aufgebauten PC-Welt die beherrschende Tendenz ist.

Generell bedeutet Zentralisierung einerseits potenziell höhere Effektivität, aber andererseits stellen sich damit jedem Einzelnen von uns solche gravierenden Fragen wie die nach der Zuverlässigkeit meiner Datenspeicherung (Verfügbarkeit), nach der ← 16 | 17 → Verhinderung von Fremdzugriffen auf meine Daten (Datensicherheit, Datenschutz) oder des Missbrauchs meiner persönlichen Daten. Mit dieser Breitenwirkung bis hin zu jedem Einzelnen gewinnen zukünftig derartige Fragen der Informatik aber zugleich eine ganz andere Dimension in der Gesellschaft. Wenig beachteter Vorläufer dieser Cloud ist übrigens die zentrale E-Mail-Speicherung als Voraussetzung für den weltweiten Zugriff, der sich jeder E-Mail-Nutzer von Anfang an unterwirft – von den meisten aber bisher unbemerkt, doch toleriert.

Angesichts dieser weiter zunehmenden Bedeutung des Problemkreises „Informatik und Gesellschaft“ wurde auf der Tagung ein breites Unverständnis gegenüber der erfolgten Reduzierung entsprechender Lehrstühle an den Universitäten durch mehrere Bundesländer deutlich. Andererseits wurde eine Initiative der Leibniz-Sozietät zur Gründung eines Arbeitskreises zum Thema „Emergente Systeme, Information und Gesellschaft“ auf einer Tagung an der Technischen Universität Wien hoch bewertet im Sinne der Schaffung eines dauerhaften Forums für die Fortführung von Diskussionen zum Thema „Informatik und Gesellschaft“. Dieser Arbeitskreis wurde inzwischen im Juni 2015 gegründet, und die Leibniz-Sozietät führte hierzu bereits im Dezember 2015 eine wissenschaftliche Veranstaltung mit dem Thema „Emergente Systeme, Information und Gesellschaft“ durch.

Die Tagung „Informatik und Gesellschaft“ wurde von einem Programm- und Organisationskomitee vorbereitet und durchgeführt:

Vorsitzender: Werner Kriesel, Mitglied der Leibniz-Sozietät (MLS), Leipzig; Karl-Heinz Bernhardt (langjähriger Klassensekretar der LS, Berlin), Wolfgang Coy (MLS, Berlin), Frank Dittmann (GfK, Deutsches Museum, München), Lutz-Günther Fleischer (Klassensekretar der LS, Berlin), Klaus Fuchs-Kittowski (MLS, HTW Berlin), Wolfgang Hofkirchner (MLS, Technische Universität, Wien), Herbert Hörz (Ehrenpräsident der LS, Berlin), Hans-Jörg Kreowski (MLS, Bremen), Reinhard Kuhnert (langjähriger Bundesvorsitzender des VHW, Schwäbisch Gmünd), Heinrich Parthey (GfWiFo, Berlin), Arno Rolf (MLS, Hamburg), Peter Schirmbacher (Humboldt-Universität, Berlin), Christian Stary (MLS, Johannes-Kepler-Universität, Linz), Werner Zorn (Hasso-Plattner-Institut/Universität Potsdam). Tagungsorganisation: Frank Fuchs-Kittowski, HTW Berlin.

Im Namen des Programm- und Organisationskomitees sowie der Autoren danken die Herausgeber all denjenigen, die zum Gelingen der Tagung „Informatik und Gesellschaft 2015“ beigetragen und insbesondere diesen vorliegenden Tagungsband ermöglicht haben. Seine Veröffentlichung erfolgte mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung von Berlin, der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, der GFS Fachschule für Steuern, Recht und Wirtschaft GmbH, Berlin, der Johannes Kepler Universität, Linz / Österreich sowie des Automatisierungsunternehmens FESTO AG & Co. KG, Esslingen. Diesen Sponsoren gebührt ein besonderer Dank der Herausgeber sowie der Autoren.

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Klaus Semlinger

Eröffnung der Tagung „Informatik und Gesellschaft“ und Begrüßung der Teilnehmer

Abstract

This section contains the opening speech of the president of the Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin to opening of the conference “Computer science and Society” and welcoming the participants.

Sehr geehrter Herr Präsident Banse,
lieber Jubilar Klaus Fuchs-Kittowski,
meine sehr verehrten Damen und Herren!

Herzlich begrüße ich, als Präsident der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, die Teilnehmer der Tagung „Informatik und Gesellschaft“, und ich danke Ihnen vielmals, dass Sie so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind. Hiermit eröffne ich zugleich die Tagung, und ich wünsche uns allen einen erfolgreichen Verlauf, ertragreiche Vorträge und anregende Diskussionen.

Die Tagung zu dieser interessanten, aktuellen und wichtigen Thematik wird gemeinsam von der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin und unserer Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin durchgeführt.

Daher begrüße ich besonders den Präsidenten der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften, Herrn Prof. Gerhard Banse.

Als Vertreter der weiteren Kooperationspartner begrüße ich:

Für die Gesellschaft für Informatik (GI) den Vertreter der Regionalgruppe Berlin-Brandenburg, Herrn Alexander Rabe,

für die Deutsche Gesellschaft für Kybernetik, Informations- und Systemtheorie (GfK) den Stellvertretenden Vorsitzenden, Herrn Dr. Frank Dittmann,

für die Gesellschaft für Wissenschaftsforschung (GfWiFo) den Vorsitzenden, Herrn Prof. Heinrich Parthey,

für das Forum der InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) den Vorsitzenden, Herrn Prof. Stefan Hügel,

für den Deutschen Friedensrat die Vorsitzende, Frau Dr. Bärbel Schindler-Saefkow, und nicht zuletzt

für den Verband Hochschule und Wissenschaft (VHW) den Bundesvorsitzenden, Herrn Prof. Josef Arendes und den Landesvorsitzenden Brandenburg, Herrn Prof. Ernst Schmeer sowie

für die GFS Fachschule für Steuern, Recht und Wirtschaft GmbH den Geschäftsführer, Herrn Bernd Mottok. ← 19 | 20 →

Ihnen allen und allen anderen Anwesenden ein herzliches Willkommen, das ich zugleich mit meinem Dank für die Arbeit des Programmkomitees verbinde, an dem viele von Ihnen mitgewirkt haben.

In diesem Zusammenhang erlauben Sie mir, einen besonderen Dank an meinen Kollegen von der HTW Berlin, Herrn Prof. Frank Fuchs-Kittowski, auszusprechen, der als Hauptorganisator des Programmkomitees maßgeblich an der Vorbereitung und Durchführung dieser Tagung beteiligt war und ist.

Besonders begrüßen möchte ich schließlich Herrn Prof. Klaus Fuchs-Kittowski, wohl für alle Anwesenden hier kein Unbekannter, zu dessen Ehre diese Tagung ausgerichtet wird.

Bevor ich aber auf den Jubilar näher zu sprechen komme und bevor Sie mir einige kurze Anmerkungen zum Thema der Tagung gestatten, möchte ich Ihnen zunächst in knappen Worten die HTW Berlin vorstellen.

Die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin ist die jüngste staatliche Hochschule Berlins und gleichsam ein Kind der Wiedervereinigung. Hervorgegangen aus der Transformation und Fusion verschiedener Hochschulen im ehemaligen Ost-Berlin, ist sie heute eine der größten und vielfältigsten Hochschulen in Deutschland. Aktuell zählt sie rd. 280 Professor(inn)en, 360 Mitarbeiter(innen) in Verwaltung und Service sowie rd. 140 Drittmittelbeschäftigte und Doktoranden in wissenschaftlichen Projekten, also insgesamt rd. 800 Beschäftigte.

Mehr als 13.000 Studierende verteilen sich auf mehr als 70 Bachelor- und Masterprogramme, deren fachliches Spektrum von der Technik und Informatik, über Wirtschaft und Recht bis hin zu Kultur und Gestaltung reicht. Dabei hat die HTW Berlin nicht zuletzt einen fachlichen Schwerpunkt in der Informatik: Acht Bachelor- und fünf Masterprogramme haben ihren Fokus in jeweils spezifischen Informatik-Anwendungsfeldern. Mit dem Forschungs- und Weiterbildungszentrum „Kultur und Informatik“ profiliert sich die Hochschule an einer besonders kreativen Schnittstelle. Daneben durchdringt die Informatik aber auch die anderen Studiengänge, sodass die Hochschule ihre Studierenden gut auf die zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft vorbereitet.

Ein kurzes Wort noch zum Campus, auf dem diese Tagung stattfindet: Die HTW Berlin war ursprünglich über den gesamten Ostteil Berlins verteilt. Seit 2009 ist sie auf zwei Standorte konzentriert – Berlin-Karlshorst, dem ehemaligen Standort der Hochschule für Ökonomie, und Berlin-Oberschöneweide, wo die einst so bedeutsame Berliner Elektroindustrie mit der AEG einen ihrer Hauptstandorte hatte. Der Teil des ehemaligen AEG-Geländes, in dem zuletzt die KWO – die Kabelwerke Oberspree – beheimatet waren, ist nun zum Hochschulstandort geworden. „Vom Kabelwerk zur Denkfabrik“ – unter diesem Motto will die HTW Berlin nicht nur dem Ortsteil Schöneweide neues Leben einhauchen.

Mit der Ortswahl für diese Tagung ist nicht nur ein Traditionsort der Moderne gewählt worden, sondern auch einer der Berliner Zukunftsorte, von dem wesentliche Impulse für die künftige Entwicklung von Stadt und Land erwartet werden. Und dies ist heute ohne Rückgriff auf und Weiterentwicklung von Informationstechnik und Informatik kaum vorstellbar. Mit ihrem Programm Informatik und Gesellschaft ← 20 | 21 → wendet sich die Tagung verschiedenen Fassetten dieser Thematik und manchen damit verbundenen großen Herausforderungen zu.

Die Informations- und Kommunikations-Technologie (IKT) dringt immer mehr in alle unsere Lebensbereiche ein, in die Arbeitswelt, in die Aus- und Weiterbildung, aber auch in Freizeit, Familie und Privatleben. Je mehr dies geschieht und je mehr wir mit dieser Technologie arbeiten, umso umfangreicher wird auch unser „Datenschatten“, unser Profil im Netz. Wir müssen uns also immer mehr darum kümmern, was von uns im Netz wo und wie weitergegeben wird. Damit ist generell die Problematik Datenschutz und Datensicherheit unter neuen Aspekten wie Big Data angesprochen.

Besondere Herausforderungen sind auch mit der zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt in der Perspektive „Industrie 4.0“ verbunden. Welche Auswirkungen hat dies auf die Qualifikationsanforderungen, auf Arbeitsbedingungen, auf die Verteilung von Beschäftigungschancen überhaupt? Dies rückt die Frage nach der Stellung des Menschen in diesen hochkomplexen informationstechnischen Systemen ins Zentrum einer gesellschaftlichen Modernisierungs- und Automatisierungspolitik.

Die Ambivalenz der Digitalisierung zeigt sich gegenwärtig in einer verstärkten Polarisierung der Arbeitswelt. Zum einen entstehen Berufe mit hoher Verantwortung und Qualifikation – zum anderen besonders einseitige Tätigkeiten mit relativ geringen Qualifikationsanforderungen, zugleich aber mit hoher sozialer Unsicherheit. Welche Möglichkeiten eröffnet uns das Konzept „Industrie 4.0“, wenn bewusst der Mensch in den Mittelpunkt der Informationssystemgestaltung und Softwareentwicklung gestellt wird, wenn bewusst statt einer Technik-orientierten eine Human-orientierte Automatisierung angestrebt wird?

Gerade in diesem Kontext kommt den Arbeiten von Herrn Prof. Klaus Fuchs-Kittowski hohe Bedeutung zu. Es ist daher kein formaler Akt, dass wir dieses Ehrenkolloquium für ihn aus Anlass seines 80. Geburtstages, den er schon am letzten Tag des vergangenen Jahres begangen hat, gerade zu diesem Themenkomplex veranstalten; denn Klaus Fuchs-Kittowski zählt zu den Pionieren im allgemeinen Themenfeld Informatik und Gesellschaft und besonders auf dem Gebiet der Theorie und Methodologie der Informationssystemgestaltung in sozialen und betrieblichen Organisationen.

Eine ausführliche Würdigung der Verdienste von Prof. Klaus Fuchs-Kittowski um das Fach werden wir von Herrn Prof. Christian Stary in seiner Laudatio hören. Ich möchte es jedoch nicht versäumen, mich an dieser Stelle auch persönlich beim Jubilar zu bedanken; denn Prof. Klaus Fuchs-Kittowski ist auch ein langer Wegbegleiter der HTW Berlin. Seit Eintritt in die rechtliche Selbständigkeit als Hochschule im Jahre 1994 vertrat er über lange Jahre, neben Vorlesungen zum Informationsmanagement und zur Informationssystemgestaltung, das Gebiet Wirtschaftsinformatik und Gesellschaft.

Nach der Gründung des Studiengangs „Betriebliche Umwelt-Informatik“ durch Prof. Horst Junker übernahm Klaus Fuchs-Kittowski zusätzlich auch die Vorlesung Umwelt-Informatik und Gesellschaft. Mit der Übernahme der Leitung des Studiengangs durch Prof. Volker Wohlgemuth konnte Klaus Fuchs-Kittowski die Lehre auf ← 21 | 22 → diesem Gebiet fortsetzen und vertiefte sie noch durch eine Vorlesung zur Technologiefolgenabschätzung. Darüber hinaus war er aber auch in der Betreuung von Masterarbeiten im Studiengang Wirtschaftsinformatik engagiert, wo er zudem gemeinsam mit Herrn Prof. Wladimir Bodrow auch publizierte. Klaus Fuchs-Kittowski ist daher als Lehrbeauftragter eng mit dem Lehr- und Forschungsgeschehen der Hochschule verbunden. Nicht zuletzt war er auch für eine Zeit Mitglied des Kuratoriums.

Ich selbst, muss ich gestehen, habe ihn allerdings erst näher kennen und schätzen gelernt, als er sich als Landesvorsitzender Berlin des Verbandes Hochschule und Wissenschaft (VHW) in die Auseinandersetzung mit der Landesregierung um die Reform der W-Besoldung der Professoren einmischte und den Kontakt zu mir suchte, um Positionen abzustimmen. Gemeinsam und zusammen mit den anderen Hochschulen des Landes gelang es uns denn auch, im Zuge des parlamentarischen Gesetzgebungsverfahrens eine deutliche Verbesserung im Interesse der Hochschullehrer und zur Wahrung des Leistungsgedankens zu erreichen. Auch dafür nochmals mein Dank an Klaus Fuchs-Kittowski und nochmals meine herzliche Gratulation zum Ehrentag.

Nun aber wünsche ich Ihnen allen einen guten Verlauf der Tagung – mögen Sie viele interessante Anregungen erhalten, auch aus interdisziplinären Diskussionen! Und ich freue mich schon heute darauf, Ihre zukunftsorientierten Beiträge in dem danach zu erwartenden Tagungsband nachlesen zu können, um hieraus weitere Anregungen für die Weiterentwicklung von Forschung und Lehre an der HTW Berlin zu bekommen.

Details

Seiten
544
Erscheinungsjahr
2016
ISBN (PDF)
9783653062779
ISBN (MOBI)
9783653959994
ISBN (ePUB)
9783653960006
ISBN (Hardcover)
9783631667194
DOI
10.3726/978-3-653-06277-9
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (Januar)
Schlagworte
Kommunikation Vernetzung Datenschutz Industrie 4.0 Big Data
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2016. 544 S., 1 farb. Abb., 61 s/w Abb., 10 Tab.

Biographische Angaben

Frank Fuchs-Kittowski (Band-Herausgeber:in) Werner Kriesel (Band-Herausgeber:in)

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Titel: Informatik und Gesellschaft