Business-Fiktionen und Management-Inszenierungen
Zusammenfassung
Die in diesem Band vereinten vierzehn Beiträge aus verschiedenen Disziplinen testen die Grenzen zwischen den Künsten und der Wirtschaft. Es wird unter anderem die These aufgestellt, dass die Fiktionalitätsanteile in Romanen oder Theaterstücken niedriger ausfallen als in deklariert lebensweltlichen Inszenierungen von Managern.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Herausgeberangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- I. Management-Inszenierungen
- Immer auf der Kippe: Manager in der Fiktion – Fiktion im Management (Günter Müller-Stewens / Yvette Sánchez)
- Der Daimler und der Jabberwocky: Künstlerische Kritik und Kunst als Inspiration für Manager (Brigitte Biehl)
- „Pour your heart into it“ – Inszenierungs- und Emotionalisierungsstrategien eines Managers (Anne-Berenike Rothstein)
- Rettet Leviathan vor dem Ertrinken! Ein abduktiver Beitrag zu Wassermetaphern in der Wirtschaftskrise und ihrer Funktion (Michael G. Festl / Diana Festl-Pell)
- II. Literaturen mit historischer Perspektive
- Literatur als Entdeckungsverfahren. Eine wettbewerbstheoretische Erweiterung des „Komplikationsmodells“ und eine exemplarische Anwendung auf Michael Endes „Momo“ (Katrin Seele / Peter Seele)
- Bilanzen lesen, literarisch. Buchführung und Lebensführung bei Gustav Freytag, Gottfried Keller und Thomas Mann (Daniel Cuonz)
- Arkadische Wirtschaft: Der Weg des Schäfers vom ‚Unternehmer‘ zum Lohnarbeiter, oder von der Entdeckung des Mehrwerts in der arkadischen Welt (Reinhard Krüger)
- Novellistik und Ökonomie: Fiktionen des Wirtschaftens und Handelns in Il Novellino und Les Cent Nouvelles Nouvelles (Beatrice Nickel)
- Blind Obedience and Blundering Oracles: Max Weber’s Spirit of Capitalism and Henry David Thoreau’s Linguistic Economies (Boris Vejdovsky)
- „The root of all good“: Ayn Rand, Lieblingsschriftstellerin der Managementwelt (Claudia Franziska Brühwiler)
- III. Gegenwartsliteratur und Film
- Der Manager: Künstler oder Artist? Erkenntnisse aus drei aktuellen deutschsprachigen Businessromanen (Christine Künzel)
- Leidenschaftlicher Kapitalismus. Reinald Goetz’ ‚Johann Holtrop’ als literarische Fiktion des Managements (Birger P. Priddat)
- Film und Management – Les paradis artificiels (Manuel Pombo)
- Entertainment, Optimization, and Self-Medication in The Wolf of Wall Street (Natalie Roxburgh)
- Reihenübersicht
Yvette Sánchez (Hrsg.)
Business-Fiktionen und
Management-Inszenierungen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Umschlagabbildung:
Roman Signer: „Beim Chef“, 2009 (Foto: Tomasz Rogowiec)
ISSN 2364-1304
ISBN 978-3-631-67506-9 (Print)
E-ISBN 978-3-653-06825-2 (E-Book)
E-ISBN 978-3-631-70613-8 (EPUB)
E-ISBN 978-3-631-70614-5 (MOBI)
DOI 10.3726/978-3-653-06825-2
© Peter Lang GmbH
Internationaler Verlag der Wissenschaften
Berlin 2018
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Diese Publikation wurde begutachtet.
Über das Buch
Seit der Finanz-und Wirtschaftskrise von 2008 ist ein Anstieg literarischer und literaturkritischer Auseinandersetzungen mit der Figur des Managers und den Mechanismen der Geschäftswelt zu vermerken. Gleichzeitig setzen Unternehmen vermehrt auf das Distinktionsmerkmal der Kreativität. Dazu gehören die Methoden des Storytelling sowie der kunstbasierten Interventionen zur Personalentwicklung oder die Zusammenarbeit mit professionellen Theaterleuten an Aktionärsversammlungen.
Die in diesem Band vereinten vierzehn Beiträge aus verschiedenen Disziplinen testen die Grenzen zwischen den Künsten und der Wirtschaft. Es wird unter anderem die These aufgestellt, dass die Fiktionalitätsanteile in Romanen oder Theaterstücken niedriger ausfallen als in deklariert lebensweltlichen Inszenierungen von Managern.
Zitierfähigkeit des eBooks
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Inhaltsverzeichnis
Günter Müller-Stewens und Yvette Sánchez
Immer auf der Kippe: Manager in der Fiktion – Fiktion im Management
Der Daimler und der Jabberwocky: Künstlerische Kritik und Kunst als Inspiration für Manager
„Pour your heart into it“ – Inszenierungs- und Emotionalisierungsstrategien eines Managers
Michael G. Festl und Diana Festl-Pell
Rettet Leviathan vor dem Ertrinken! Ein abduktiver Beitrag zu Wassermetaphern in der Wirtschaftskrise und ihrer Funktion
II. Literaturen mit historischer Perspektive
Literatur als Entdeckungsverfahren. Eine wettbewerbstheoretische Erweiterung des „Komplikationsmodells“ und eine exemplarische Anwendung auf Michael Endes „Momo“
Bilanzen lesen, literarisch. Buchführung und Lebensführung bei Gustav Freytag, Gottfried Keller und Thomas Mann
Arkadische Wirtschaft: Der Weg des Schäfers vom ‚Unternehmer‘ zum Lohnarbeiter, oder von der Entdeckung des Mehrwerts in der arkadischen Welt ←5 | 6→
Novellistik und Ökonomie: Fiktionen des Wirtschaftens und Handelns in Il Novellino und Les Cent Nouvelles Nouvelles
Blind Obedience and Blundering Oracles: Max Weber’s Spirit of Capitalism and Henry David Thoreau’s Linguistic Economies
„The root of all good“: Ayn Rand, Lieblingsschriftstellerin der Managementwelt
III. Gegenwartsliteratur und Film
Der Manager: Künstler oder Artist? Erkenntnisse aus drei aktuellen deutschsprachigen Businessromanen
Leidenschaftlicher Kapitalismus. Reinald Goetz’ ‚Johann Holtrop’ als literarische Fiktion des Managements
Film und Management – Les paradis artificiels
Entertainment, Optimization, and Self-Medication in The Wolf of Wall Street ←6 | 7→
Wirtschaftliche Themen finden, nicht zuletzt durch die Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 bedingt, vermehrt Einzug in die Künste. Das Zusammenspiel ist antizyklisch, indem die Krise in der Wirtschaft eine Hochkonjunktur in der Literatur auslöst. Dies ist mit ein Grund, weshalb der Peter Lang Verlag die neue Reihe Literatur – Kultur – Ökonomie ins Leben gerufen hat, in welcher nun die vierzehn Beiträge des vorliegenden Bands erscheinen.
Man ist geneigt zu sagen, die Wirtschaft alleine erzeuge schon genügend Fiktionen. Tatsächlich ist seit der Krise eine wachsende Nähe der Finanzwelt einerseits zum Kunstmarkt, andererseits zu fiktionalen Konstrukten, Theater oder Erzählprosa, zu beobachten, so dass beide Bereiche zusammenrücken, irgendwie wahlverwandt.
Der Impuls für diesen Band kam aus der Universität St. Gallen, einer Business School, an der seit Gründerzeiten eine lange Tradition der Verbindung zu den Künsten besteht. Sämtliche Studierende der HSG müssen seit der Studienreform 2001 – neben ihren Kernfächern BWL, VWL, Recht und Politologie – obligatorisch 25 % ihrer Credits in kulturwissenschaftlichen Fächern absolvieren. Dies führt dazu, dass etwa Studierenden der Ökonomie das Werkzeug zur Romananalyse mit auf den Weg gegeben wird. Auch wissenschaftliche Arbeiten auf allen Stufen der universitären Ausbildung, vom Bachelor bis zur Habilitation, können in literaturwissenschaftlichen Themenbereichen geschrieben werden. In der Lehre bieten Dozierende der Sozial-, Literatur- und Kulturwissenschaften gemeinsame Seminare an. Auch praktische, experimentelle Kurse, beispielsweise mit dem Direktor des Theaters St. Gallen, sind Teil des Lehrplans.
Außerdem darf die HSG eine weltweit einzigartige Kunst-am-Bau-Sammlung, die permanent öffentlich zugänglich ist und die Studierende wie Universitätsmitarbeitende durch den Alltag begleitet, ihr Eigen nennen. Neu soll erforscht werden, welche Wirkkraft die Werke von Alberto Giacometti, Alexander Calder, Joan Miró, Antoni Tàpies, Georges Braque, Jean Arp←7 | 8→ oder Gerhard Richter auf nicht per se kunstaffine Studierende einer Wirtschaftsuniversität haben können.
In der späteren Berufspraxis nehmen die bildende Kunst und literarische Fiktionen ähnliche Funktionen ein. Verschiedene Phänomene zeigen, dass Kunst als Wertschöpfungsfaktor und als Motor für wirtschaftliche Veränderungen begriffen wird. Durch den boomenden Kunstmarkt sind die Künste näher an die Wirtschaft gerückt und deren Zweckfreiheit kann vermehrt in Frage gestellt werden. Durch eine gewisse Annäherung möchte man grundsätzlich voneinander lernen. Kunstschaffende eignen sich Managementstrategien an (zu ihrer Vernetzung und Selbstorganisation), und Kreativität steht als Distinktionsmerkmal weit oben auf der Agenda von Unternehmen. Peter Drucker versteht Management gar als „traditionell geisteswissenschaftliche Disziplin“ und „angewandte Kunst“2, Nancy Adler als „Innovationsmilieu“ oder als Analyseinstrument impliziten Wissens.3
Man möchte die Künste als Katalysatoren von Innovation und Kreativität verstanden wissen, nicht aber als „soft“ bezeichnen und schon gar nicht als dekorative Lifestyle-Ware bzw. Instrumentalisierungsmedium für Dienstleitungen in Werbung und Marketing und zum Zweck der Image-Aufbesserung entwerten.
Im Gegenteil kann Kunst durch ihren Einfluss auf die Unternehmenskultur Ordnungen infrage stellen, Sinn stiften, Aufmerksamkeit und Bewusstsein schärfen, den Konstruktcharakter der Lebenswelt entlarven, Neugierde wecken, Kommunikationsfähigkeiten und Experimentierfreude sowie das Verständnis von Prozessen in Organisationen fördern. Aus Interviews mit der bekannten Fotografin Annie Leibovitz gewinnt man den Eindruck, dass dies gelingen könnte: Ihre Zusammenarbeit mit der Grossbank UBS schließt eine globale Wanderausstellung von Frauenporträts ein (WOMEN: New Portraits, Eröffnung am 16. Januar 2016 in London) und soll u. a. die Position der Frauen und der Kundinnen in der Bank stärken.←8 | 9→
In der sozialwissenschaftlichen Forschung werden vermehrt literarische Werke als Indikatoren und hypersensible Seismographen gesellschaftlicher Befindlichkeit verwendet.
Details
- Seiten
- 304
- Erscheinungsjahr
- 2017
- ISBN (ePUB)
- 9783631706138
- ISBN (MOBI)
- 9783631706145
- ISBN (PDF)
- 9783653068252
- ISBN (Hardcover)
- 9783631675069
- DOI
- 10.3726/978-3-653-06825-2
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2018 (Oktober)
- Schlagworte
- Wirtschaftskrise Kunstökonomik Systemzwänge im Management Symbole Metapher
- Erschienen
- Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2018. 304 S., 7 farb. Abb., 6 s/w Abb., 1 s/w Tab.