Die Tanzkritiken von Artur Michel in der «Vossischen Zeitung» von 1922 bis 1934 nebst einer Bibliographie seiner Theaterkritiken
Mit einer biographischen Skizze über Artur Michel von Marion Kant
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhaltsverzeichnis
- Erst gefunden – dann gesucht. Zur Edition von Artur Michels Tanzkritiken aus der Vossischen Zeitung
- Gegen das Vergessen. Artur Michel – eine Skizze
- Editorische Vorbemerkung
- Der Streit um den Essener Tänzerkongreß 1928
- »Die Tagung der tausend Tänzer.« (In: Vossische Zeitung, Berlin, Nr. 303, M-A v. 29.06.1928.)
- »Terpsichore auf dem Kriegspfade.« (In: Deutsche Allgemeine Zeitung, Nr. 326, A-A v. 14.07.1928.)
- »Die Tagung der tausend Tänzer.« (In: Singchor und Tanz, Fachblatt für Theatersingchor und Kunsttanz, Jg. 45 (1928), Heft 15/16, S. 197–198.)
- »Brief an einen Tanzkritiker.« (In: Weltbühne, Nr. 30, 1928, S. 146–147.)
- Erste Tanzkritik von Artur Michel über Niddy Impekoven vom 20.11.1919
- Tanzkritiken
- Register
- Liste der Tanzkritiken von Artur Michel in der Vossischen Zeitung (1922–1934)
- Liste aller Theaterkritiken von Artur Michel aus der Vossischen Zeitung (1922–1934)
- Liste der Reisebeschreibungen, Buchbesprechungen etc. in der Vossischen Zeitung (1922–1934)
- Namensregister
- Bildnachweis
- Reihenübersicht
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Zur Edition von Artur Michels Tanzkritiken aus der Vossischen Zeitung
Es geschieht sicherlich nur selten, dass eine Fernsehsendung Auslöser für eine Buchedition von Zeitungskritiken aus lange zurückliegenden Jahrzehnten wird. Allerdings war der fragliche Fernsehbeitrag seinerseits durch Zeitungsberichte angeregt worden. Im WDR-Fernsehen lief Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre eine Reihe über Sammler ungewöhnlicher Dinge unter dem Titel »Gesucht – Gefunden«. Ihr Redakteur Rainer Nohn wurde durch Berichte in den Kölner Tageszeitungen auf das 1986 von der Tanzarchiv-Privatsammlung zur öffentlichen Dokumentationsstelle avancierte Deutsche Tanzarchiv Köln aufmerksam und wollte es in der Livesendung vom 17. Januar 1990 vorstellen. Hierzu lud er den ehemaligen Solotänzer und Fachautor Kurt Peters und seine Gattin, die Tanzpädagogin Gisela Peters-Rohse, ins Fernsehstudio ein. Beide berichteten live vor der Kamera, wie sie diese bedeutende Sammlung zuvor in rund 40 Jahren mit viel Fachkenntnis, Liebe zum Metier und unter großen finanziellen Anstrengungen als Privatsammlung zusammengetragen hatten.
Zum Konzept der Reihe gehörte es, Sammler miteinander in Kontakt zu bringen. Nach der Sendung erhielt das Tanzarchiv von den Zuschauern etwa zehn verschiedene Verkaufsangebote eines Zigaretten-Sammelbilderalbums mit schönen Tanzfotomotiven aus den frühen 1930er Jahren. Das Album war in großer Auflage hergestellt worden und deshalb bereits im Archiv vorhanden. Außerdem traf ein zwar deutlich ungewöhnlicheres, zunächst jedoch ebenfalls nicht allzu attraktives Angebot ein: Ein Ehepaar aus Siegburg bei Köln hatte auf einem Flohmarkt oder in einem Antiquariat ein Buch mit maschinenschriftlichen Abschriften von alten Tanzkritiken aus den 1920er Jahren erworben, die es liegenzulassen zu schade fand, aber zu denen es inhaltlich keinen besonderen Bezug hatte. Die Sendung »Gesucht – Gefunden« hatte dem Paar einen für seltene alte Dinge aus dem Bereich des Tanzes viel besser geeigneten Aufbewahrungsort gezeigt. Und man war dankenswerterweise bereit, den Fund dem nun nicht mehr privaten, sondern in öffentlicher Trägerschaft befindlichen Tanzarchiv zu schenken.
Aber sind Abschriften von Zeitungskritiken überhaupt archivierenswert? Die Ankündigung klang zunächst nicht wirklich begeisternd, denn für ein Archiv wäre prinzipiell eine Sammlung von Originalkritiken, also von Zeitungsausschnitten aus dieser Zeit, interessanter gewesen. Immerhin: Die Vorlagen waren alle von Artur Michel, einem damals prominenten Tanzkritiker verfasst und einst in der berühmten Vossischen Zeitung in Berlin veröffentlicht worden. Eine vergleichbare, gebundene Sammlung abgetippter Rezensionen eines einzelnen Kritikers gab es noch nicht im Archiv. ← 7 | 8 →
Der Band warf viele Fragen auf: Warum waren die Abschriften angefertigt worden? Warum waren sie wie ein Buch eingebunden worden, mit einem ledernen Rückenschild in Goldprägung A. Michel, Tanzkritiken I, 1922–1933? War ein zweiter Band geplant oder gar hergestellt worden? Wer hatte die Abschriften gemacht – und wann? Auf dem »fliegenden« Vorsatzpapier fand sich mit Bleistift der Hinweis »Januar 1934« und »Nr. 68«. Insgesamt 112 Kritiken auf 214 Seiten: Zu welchem Zweck mochten die Abschriften angefertigt worden sein?
Der Inhalt weist eine Besonderheit auf: Die Abschriften sind nicht chronologisch nach ihrem Erscheinen aneinander gereiht worden, sondern in einer tanzgeschichtlichen Chronologie. Sie beginnen nach der Kapitelüberschrift »Vorläufer« mit einem 1928 verfassten Nachruf auf Loïe Fuller, gefolgt von einem Nachruf auf Isadora Duncan (1927) und Rezensionen über Sent M‘ahesa (1922), die Sacharoffs (1928) und Loheland (1923). Behandelt werden hier also die Zeit kurz vor und nach der Jahrhundertwende und die 1910er Jahre. Es folgen die eigentlichen modernen Tänzer der Weimarer Republik, in chronologischer Reihenfolge ihres ersten Auftretens in Berlin, aber immer mit allen Kritiken dieses Bandes zur jeweiligen Person: Valeska Gert, die erstmals 1916 auftrat (8 Kritiken von 1922 bis 1931), Niddy Impekoven (9 Kritiken von 19191 bis 1933), usw. Ein Inhaltsverzeichnis fehlt, doch ergibt sich anhand der Zwischenüberschriften folgende Struktur des Bandes:
Vorläufer
Valeska Gert
Niddy Impekoven
Palucca und Yvonne Georgi
Palucca2
Yvonne Georgi
Harald Kreutzberg
Georgi – Kreutzberg
Vera Skoronel
Ruth Sorel-Abramowitsch und Georg Groke
Erika Lindner
Cläre Eckstein
Rudolf von Laban
Tanzwettbewerbe
Russen und Schweden
Spanierinnen
Am Schluss ist ein Personenregister nachträglich eingeklebt, das auch die nicht in den Überschriften, aber in den Rezensionen genannten Tänzer wie Kurt Jooss oder ← 8 | 9 → Lotte Goslar auflistet. Die Zusammenstellung gibt einen guten Überblick über das Tanzgeschehen der Weimarer Republik mit einem Schwerpunkt auf dem freien modernen Tanz (Podiumstanz). Aufführungen der von den Theatern engagierten Choreographen und Tänzer sind ggf. unter deren Namen zu finden (Laban, Groke, etc.). Bemerkenswert ist, dass die heute kaum erforschte Erika Lindner besondere Erwähnung gefunden hat. Unvollständig erscheint diese tanzgeschichtliche Zusammenstellung allerdings durch das Fehlen einer der wichtigsten Tänzerpersönlichkeiten der 1920er Jahre: Mary Wigman. Obwohl im Register elfmal als erwähnt nachgewiesen, fehlt jede eigene Rezension über sie. Dabei hätte ihr von ihrer tanzgeschichtlichen Bedeutung mindestens so viel Platz zugestanden, wie Valeska Gert. Und seitens ihrer Wertschätzung durch Artur Michel hätte ihr mit Sicherheit der umfassendste Raum in dieser Zusammenstellung gebührt. Ihr Fehlen fiel sofort nach der Schenkung des Bandes auf und blieb für viele Jahre unerklärlich.
Details
- Seiten
- 633
- Erscheinungsjahr
- 2015
- ISBN (PDF)
- 9783653057461
- ISBN (MOBI)
- 9783653949988
- ISBN (ePUB)
- 9783653949995
- ISBN (Hardcover)
- 9783631537367
- DOI
- 10.3726/978-3-653-05746-1
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2015 (August)
- Schlagworte
- Weimarer Republik künsterische Tänze Mary Wigman Absoluter Tanz
- Erschienen
- Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. 633 S., 4 s/w Abb.