Zur Professionalisierungsgeschichte des Lehrerberufs in Österreich
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Autoren-/Herausgeberangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhalt
- Abkürzungsverzeichnis
- 1) Einleitung
- 2) Aufbau der Arbeit
- 3) Einführung in die Forschungsthematik
- a) Konkrete Forschungsfragen
- b) Forschungsziel
- c) Forschungslücke
- 4) Forschungsdiskussion – Professionalisierungsforschung
- a) Versuch einer Begriffsbestimmung
- a. Lehrpersonen als Expert/innen
- b. Professionalität – Profession – Professionalisierung
- c. Der Lehrerberuf – eine Profession?
- b) Erstes Zwischenresümee
- c) Professionalisierungsdebatte
- d) Zweites Zwischenresümee
- e) Resümee in Hinblick auf die eingangs skizzierten Fragestellungen
- Exkurs: Erste Spuren des „Lehrens“
- 5) Methodische Grundlagen
- a) Darstellung der Methode und methodischen Vorgangsweise
- b) Beschreibung des zu analysierenden Quellen- und Dokumentenmaterials
- 6) Historischer Abriss der Lehrer/innen (aus)bildung in Österreich
- a) Lehrer/innen(aus)bildung für den Pflichtschulbereich
- b) Drittes Zwischenresümee
- c) Lehrer/innen(aus)bildung für das mittlere und höhere Schulwesen
- d) Viertes Zwischenresümee
- 7) Professionalisierungsmomente im Spiegel der Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft
- a) Interpretation und Systematisierung der Interaktionstexte
- 8) Diskussion der Ergebnisse
- 9) Resümee und Ausblick
- 10) Literaturverzeichnis
- a) Literatur
- b) Quellentexte
- c) Internetlinks
AG Arbeitsgruppe
AHS Allgemeinbildende Höhere Schulen
BGbl. Bundesgesetzblatt
BMHS Berufsbildende Mittlere und Höhere Schulen
bmb Bundesministerium für Bildung
bmbf Bundesministerium für Bildung und Frauen
bmukk Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
bmwf Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
bmwfw Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft
bzw. beziehungsweise
d.h. das heißt
dJ diesen Jahres
EPIK Entwicklung von Professionalität im internationalen Kontext
FPÖ Freiheitliche Partei Österreich
HAK Handelsakademie
HS Hauptschule
H(T)BLA Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe
HTL Höhere Technische Lehranstalt
IV Industriellenvereinigung
LBA Lehrerinnen- und Lehrerbildungsanstalt(en)
m. E. meines Erachtens
NMS Neue Mittelschule
ÖGB Österreichischer Gewerkschaftsbund
ÖVP Österreichische Volkspartei
PA Pädagogische Akademie
PEK Planungs- und Evaluierungskommission
PH Pädagogische Hochschule(n)
PI Pädagogisches Institut
RGbl. Reichsgesetzblatt
RVG Reichsvolksschulgesetz
SchOG Schulorganisationsgesetz
SDP Sozialdemokratische Partei
SPÖ Sozialdemokratische Partei Österreich
u.a. unter anderem bzw. und andere ← 11 | 12 →
v. Chr. vor Christus
VS Volksschule
z. B. zum Beispiel
z. T. zum Teil
„Lehrpersonen sind mit einer breiten
Anforderungspalette und entsprechend
hohen Erwartungen konfrontiert.“2
(P. Tremp)
Kaum ein Berufsstand ist in den letzten Jahrzehnten zusehends mehr ins Zentrum medialer als auch politischer und bildungswissenschaftlicher Interessen gerückt oder wurde und wird im Zuge verschiedenster Debatten oftmals öffentlich an den Pranger gestellt und kritisiert wie der der Lehrpersonen. Es scheint, als ob das mediale sowie gesellschaftliche „Lehrer/innenbashing“3 auch gegenwärtig kein Ende nimmt.
Bereits Adorno (1970/2006) benennt in seinem Beitrag „Tabus über dem Lehrberuf“ mögliche Ursachen für die in der Gesellschaft vorherrschenden latenten Vorbehalte gegenüber dem Lehrerberuf und versucht, einige Dimensionen dieser Abneigung bzw. Geringschätzung sichtbar zu machen.4
In seiner Abhandlung führt Adorno verschiedenste Eigenschaften an, die den Lehrpersonen zugeschrieben werden. Lehrer/innen würden u.a. als (1) infantil, (2) welt- und realitätsfern und (3) als unfair erachtet, sie fühlten sich den Schüler/innen (meist) überlegen.5
Als Begründung hierfür erklärt Adorno, dass Lehrpersonen mit Kindern arbeiten und sich diesen daher zwangsläufig anpassen (müssen). Die Arbeitsstätte der Lehrpersonen – die Schule – ist eine Umgebung, die streng reglementiert sei. Und zusätzlich demonstrieren Lehrpersonen Macht und können diese in ← 13 | 14 → Gegenwart ihrer Klient/innen – also ihrer Schüler/innen – auch gezielt ausüben. Außerdem schreibt Adorno Lehrpersonen die Aufgabe des „Zivilisierens“ der nachfolgenden Generation zu. Laut ihm gehört es zu den Aufgaben der Lehrer/innen, „den Schülern [und den Schülerinnen, Anmerkung D.L.] jene ungeformte Natur aus[zu]treiben, welche als unterdrückte, in den Eigenheiten, Sprechmanierismen, Entstarrungssymptomen, Verkrampfungen und Ungeschicklichkeiten der Lehrer [und Lehrerinnen, Anmerkung D.L.] wiederkehrt“ (ebd.). Damit verweist Adorno auf ein weiteres Tabu in der Wahrnehmung des Lehrerberufs in der Gesellschaft. Als Agent/innen dieses Zivilisierungsprozesses agieren die Lehrpersonen im Auftrag einer Institution und verfügen über eine „entfremdende Gewalt“, welche tabuisiert wird.
Allerdings enthält seine Abhandlung auch eine mögliche Lösungsstrategie dieses Dilemmas. Adorno sieht den Schlüssel zu einer wirksamen Veränderung der über die Geschichte des Lehrerberufs vorhandenen Geringschätzung im Enthüllen der von ihm genannten „Tabus“.
Enzelberger (2001) mutmaßt, dass die vorherrschende Geringschätzung der Lehrer/innen darauf gründet, „dass dem Lehrer als personifiziertem Defizit der Institution Schule und schulischer Erziehung die Verantwortung für schulorganisatorische, curriculare und didaktische Mängel und Probleme übertragen wird“ (S. 229).
Etwas später hat sich wiederum Blömeke (2005) dem Phänomen „Geringschätzung“ des Lehrerberufs angenommen und erforschte mittels qualitativer Inhaltsanalyse die Darstellung des Lehrerberufs in deutschen Printmedien. Ihr Fazit ist ernüchternd: Von insgesamt 41 untersuchten Zeitungsberichten (u.a. Der Spiegel), die Lehrpersonen ins Zentrum der Berichterstattung stellen, vermitteln 32 davon ein negatives Lehrerbild. Unter anderem werden Lehrer/innen als „überfordert“, „unmotiviert“, „zu alt“, „nicht auf dem aktuellen Stand des Geschehens“ (Der Spiegel 23/1992, zit. n. ebd., S. 27f.) bzw. „intrigant“, „larmoyant6“ und „gewalttätig“ (Der Spiegel 24/1993, zit. n. ebd., S. 28) bezeichnet. Besonders auffallend ist, dass den in der Institution Schule tätigen Akteur/innen vermehrt ihre „Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten abgesprochen werden“ (ebd., S. 27).
Auch in österreichischen Printmedien lesen sich – besonders zu Schulbeginn (Anfang September) und zu Schulschluss (Anfang Juli) – u.a. vermehrt negative Zuschreibungen in Hinblick auf den Lehrerberuf. Vor allem was deren Arbeitsleistung betrifft. So finden sich beispielsweise Äußerungen darüber, dass ← 14 | 15 → Lehrer/innen „zu faul“7 seien oder sie „arbeiten zu wenig und verdienen zu viel8 [Geld, Anmerkung D.L.]“.
Details
- Seiten
- 184
- Erscheinungsjahr
- 2018
- ISBN (PDF)
- 9783631739679
- ISBN (ePUB)
- 9783631739686
- ISBN (MOBI)
- 9783631739693
- ISBN (Hardcover)
- 9783631739662
- DOI
- 10.3726/b12746
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2018 (Oktober)
- Schlagworte
- Pädagogische Professionalität Lehrer/innenbildung in Österreich Quellenarbeit Professionalisierungsdebatte Historischer Abriss
- Erschienen
- Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2018., 183 S., 3 Graf.
- Produktsicherheit
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