Zur Strafbarkeit der Trennung siamesischer Zwillinge
Zusammenfassung
Die Autorin setzt sich mit den grundlegenden medizinischen, strafrechtsdogmatischen, familienrechtlichen, rechtsethischen und rechtspolitischen Problemstellungen auseinander und zeigt praxistaugliche Lösungsmöglichkeiten auf. Indem man ihnen einen möglichst rechtssicheren Weg aufzeigt, hilft die Untersuchung Ärzten und Erziehungsberechtigten aus dieser schwierigen Situation heraus.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Autorenangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- § 1 Einführung
- A. Einleitende Gedanken und zentrale Problemstellung
- B. Gang der Untersuchung
- § 2 Fallkonstellationen bei siamesischen Zwillingen
- A. Grundlagen – Epidemiologie und Embryologie
- I. Begriffsbestimmung und medizinische Einordnung
- II. Erscheinungsformen und Häufigkeit
- III. Ätiologie der Doppelmissbildungen
- IV. Ursachen
- 1. Früher vorherrschende Ursachentheorien
- 2. Medizinisch belegbare Ursachen
- V. Pränatale und postnatale Besonderheiten
- B. Fallgruppen
- I. Grundlagen
- II. Elektive Trennungsoperation im Interesse beider Zwillinge
- III. Elektive Trennungsoperation unter Opferung eines Zwillings
- IV. Notoperation unter Opferung eines Zwillings
- C. Bekannte Fälle
- I. Chang und Eng Bunker aus Thailand
- 1. Medizinische Fallkonstellation
- 2. Rechtliche Entscheidung und Ergebnis
- II. Ladan und Laleh Bijani aus dem Iran
- 1. Medizinische Fallkonstellation
- 2. Rechtliche Entscheidung
- 3. Ergebnis
- III. Jodie und Mary aus Malta
- 1. Medizinische Fallkonstellation
- 2. Rechtliche Entscheidung
- 3. Ergebnis
- § 3 Rechtliche Wertung
- A. Vorfragen
- I. Siamesische Zwillinge als zwei geborene Individuen
- 1. Beginn und Ende des Lebensschutzes
- a. Grundlagen
- b. Lebensfähigkeit
- 2. Siamesische Zwillinge als eine Person?
- a. Das Gehirn als Lebenszentrum
- b. Eigenständigkeit
- II. Exkurs: Trennung von erwachsenen siamesischen Zwillingen
- 1. Grundsätzliches
- 2. Einwilligungsfähigkeit und Willensfreiheit
- 3. Dispositionsbefugnis und Sittenwidrigkeit
- 4. Vergleich zum „Body-Identity-Integrity-Disorder-Syndrom“
- 5. Strafbarkeit nach Tötungsdelikten
- B. Rechtsdogmatische Beurteilung
- I. Strafbarkeit der Trennung
- 1. Symmetrische Gefahrengemeinschaft
- a. Elektive Trennungsoperation im Interesse beider Zwillinge
- aa. Tatbestand
- bb. Rechtswidrigkeit
- (1) Rechtfertigungsgründe
- (a) Einwilligung durch die Eltern?
- (b) Zusätzlich Einwilligung des Familiengerichts?
- (c) Verfahrensrechtliche Besonderheiten
- (d) Andere Rechtfertigungsgründe
- (2) Problemkreis Organzuteilung
- b. Elektive Trennungsoperation unter Opferung eines Zwillings
- aa. Tatbestandsfragen
- (1) Tötungstatbestand
- (2) Tatbestandliche Ausschlussgründe
- (a) Tatbestandlicher „Sonderausschluss“
- (b) Objektiver Zurechnungsausschluss
- bb. Rechtfertigungs- und Entschuldigungsgründe
- (1) Rechtfertigungsgründe
- (2) Entschuldigungsgründe
- cc. Verschiedene Lösungsansätze
- (1) Bekannte Fälle
- (a) Bahnwärterfall
- (b) Flugabschussfall
- (aa) Darstellung und Behandlung
- (bb) Sonderregelung des § 14 III LuftSiG
- (cc) Ergebnis
- (c) Früheuthanasie
- (d) Perforation
- (e) Fährmannfall
- (f) NS-Anstaltstötungen
- (2) Andere Lösungsansätze
- (a) Warten auf akute Gefahrenlage
- (b) Organtransplantation / Anschließen an Apparatur
- (c) Sinn und Zweck
- (d) Auswahlverfahren
- (e) Verbotsirrtum
- dd. Stellungnahme
- c. Nottrennung unter Opferung eines Zwillings
- aa. Indirekte Tötung
- bb. Nothilfe gem. § 32 StGB
- cc. Notstand gem. § 34 StGB
- dd. § 34 StGB analog
- ee. Pflichtenkollision
- ff. Entschuldigender Notstand gem. § 35 StGB
- gg. Übergesetzlicher entschuldigender Notstand
- 2. Asymmetrische Gefahrengemeinschaft
- a. Elektive Trennungsoperation im Interesse beider Zwillinge
- b. Elektive Trennungsoperation unter Opferung eines Zwillings
- c. Nottrennung unter Opferung eines Zwillings
- aa. Mutmaßliche Einwilligung
- bb. Nothilfe gem. § 32 StGB
- cc. Notstand gem. § 34 StGB
- dd. Defensivnotstand
- II. Strafbarkeit der Nichttrennung
- 1. Strafbarkeit der Ärzte
- 2. Strafbarkeit der Eltern
- C. Rechtsethische Wertung
- I. Vorüberlegungen
- 1. Was bedeutet lebenslange, unlösbare Verbindung mit einem anderen Menschen?
- 2. Menschenwürdiges Sterben des nicht mehr zu rettenden siamesischen Zwillings
- 3. Glaubensaspekte
- 4. Elternrechte
- II. Rechtsethische Untersuchung der gefundenen Ergebnisse
- 1. Elektive Trennungsoperation im Interesse beider Zwillinge
- 2. Elektive Trennungsoperation unter Opferung eines Zwillings
- 3. Nottrennung unter Opferung eines Zwillings
- 4. Auswahlverfahren
- § 4 Kritische Analyse und zusammenfassende Gedanken
- § 5 Schluss
- Literaturverzeichnis
a. A. anderer Ansicht
a. a. O. am angeführten, angegebenen Ort
abl. ablehnend
a.F. alte Fassung
AG Amtsgericht
allg. allgemein
Alt. Alternative
Anm. Anmerkung
Art. /Artt. Artikel
ARSP Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie
AT Allgemeiner Teil
AöR Archiv für öffentliches Recht
BAG Bundesarbeitsgericht
BayObLG Bayerisches Oberstes Landesgericht
BayVBl Bayrische Verwaltungsblätter
BÄO Bundesärzteordnung
BB Betriebsberater
BBG Bundesbeamtengesetz
Bd. Band
BeckOGK Beck’scher Grosskommentar
BeckOK Beck’scher Online-Kommentar
BeckRS Beck online Rechtsprechung
BGB Bürgerliches Gesetzbuch
BGBl Bundesgesetzblatt
BGH Bundesgerichtshof
BGHSt. Entscheidungssammlung des Bundesgerichtshofs in Strafsachen
BGHZ Amtliche Sammlung der Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen
BIID Body Identity Integrity Disorder
Brit. Z. Britische Zone
bspw. Beispielsweise
BT Besonderer Teil
BT – Drucks. Drucksache des Deutschen Bundestages
BtG Betreuungsgesetz←xi | xii→
BVE Bundesgesetz über die verdeckte Ermittlung
BVerfG Bundesverfassungsgericht
BverfGE Amtliche Sammlung der Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts
BVerfGG Bundesverfassungsgerichtsgesetz
BvR Registerzeichen bzw. Aktenzeichen des Bundesverfassungsgerichts
bzgl. bezüglich
bzw. beziehungsweise
C. D. Board. Charlie Dunbar Broad
Childs Nerv Syst Child’s Nervous System
DÄBl. Deutsches Ärzteblatt
d. h. das heißt
ders. derselbe
diesbzgl. diesbezüglich
Dig. Digesten
DR Deutsches Recht
Ebda Ebenda
E.D. Pennsylvania Eastern District of Pennsylvania
EGMR Europäische Gerichtshof für Menschenrechte
EMRK Europäische Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten
etc. et cetera
et al. et alii / und andere
EuGRZ Europäische Grundrechte
EUV Vertrag über die Europäische Union
evtl. eventuell
FamFG Gesetz zur Reform des Verfahrens in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit
FamG Familiengericht
FamGerMKindwG Gesetz zur Erleichterung familiengerichtlicher Maßnahmen bei Gefährdung des Kindeswohls
FamRZ Zeitschrift für das gesamte Familienrecht
f. / ff. folgend(e)
Fn. Fußnote
FS Festschrift
FuR Familie und Recht←xii | xiii→
GA Goltdammer’s Archiv für Strafrecht
gem. gemäß
GG Grundgesetz
ggf gegebenenfalls
ggü. gegenüber
grds. grundsätzlich
GRC Charta der Grundrechte der Europäischen Union
GVG Gerichtsverfassungsgesetz
Halbs. Halbsatz
HCR Juramagazin
h. L. herrschende Lehre
h. M. herrschende Meinung
Hrsg. Herausgeber
hrsg. herausgegeben
iErg im Ergebnis
insb. insbesondere
INI International Neuroscience Institute® Hannover
i.S.d. im Sinne des
i. V. m. in Verbindung mit
JA Juristische Arbeitsblätter
J. Ped. Surg. Journal of Pediatric Surgery
JuS Juristische Schulung (Zeitschrift)
juris Juristisches Informationssystem für die Bundesrepublik Deutschland
jurisPK juris PraxisKommentar
JMP Journal of Medicine and Phylosophy
JME Journal of Medical Ethics
JR Juristische Rundschau
JZ Juristenzeitung
Kap. Kapitel
KKG Gesetz zur Kooperation und Information im Kinderschutz
krit. kritisch
LG Landgericht
lit. litera
L. Rev. Law Review
LuftSiG Luftsicherheitsgesetz←xiii | xiv→
m. Anm. mit Anmerkung
MDR Monatsschrift für Deutsches Recht
m. E. meines Erachtens
MedR Medizinrecht
Med J Medical Journal
mind. mindestens
MüKo Münchner Kommentar
Nachw. Nachweis
n.F. neue Fassung
NHS National Health Service
NK-BGB Nomos-Kommentar zum BGB
NK-GG Nomos-Kommentar zum GG
NK-StGB Nomos-Kommentar zum StGB
NJW Neue Juristische Wochenschrift
Nr. Nummer
NS Nationalsozialismus
NStZ Neue Zeitschrift für Strafrecht
NZWehrr Deutsches Wehrrecht
OGHSt Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes für die Britische Zone in Strafsachen
OLG Oberlandesgericht
PStV Personenstandsverordnung
Rdnr. Randnummer
Re A Entscheidung des Court of Appeal
RG Reichsgericht
RGRK Reichsgerichtsräte-Kommentar BGB
RGSt amtliche Sammlung der Rechtsprechung des Reichsgerichts in Strafsachen
Rn. Randnummer
RPflG Rechtspflegergesetz
Rpfleger Rechtspfleger
Rspr. Rechtsprechung
RuP Recht und Politik
S. Satz / Seite
SchKG Schwangerschaftskonfliktgesetz
SGB Sozialgesetzbuch←xiv | xv→
SJZ Süddeutsche Juristenzeitung
SK-StGB Systematischer Kommentar zum Strafgesetzbuch
sog. sogenannte
Sp. Spalte
StGB Strafgesetzbuch
StGBL Staatsgesetzblatt
StS Strafsenat
TPG Transplantationsgesetz
UN Vereinte Nationen
Urt. Urteil
u. ö. und öfter
v. vom
v. a. vor allem
WHO World Health Organization
z. B. zum Beispiel
ZfL Zeitschrift für Lebensrecht
ZIS Zeitschrift für Internationale Strafrechtsdogmatik
Ziff. Ziffer
ZPO Zivilprozessordnung
ZStW Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft←xv | xvi→ ←xvi | 1→
A. Einleitende Gedanken und zentrale Problemstellung
„Das Ziel heißt Leben!“ Diesen Titel wählte der bekannte Neurochirurg Dr. Ben Carson für sein Buch1 über die Trennung des siamesischen Zwillingspaares Tabea und Lea aus Lemgo. Doch wie soll man diesen Titel verstehen? Bei der Trennung von siamesischen Zwillingen besteht für beide Zwillinge immer eine große Lebensgefahr. Im ungetrennten Zustand hingegen würden beide jedoch nie ein „normales“ Leben führen können. Teilweise ist es sogar sehr wahrscheinlich, dass beide im ungetrennten Zustand noch nicht einmal ihr erstes Lebensjahr überstehen.
Häufig ist die Trennung die einzige lebensrettende Variante, allerdings in vielen Fällen nur für einen der beiden siamesischen Zwillinge. Die Ausgangslage zeigt also ein ethisches Dilemma. Wie muss bzw. sollte man sich in einer solchen Situation „richtig“ verhalten? Wer soll diese Entscheidung hinsichtlich der Tatsache, dass der optimale Trennungszeitpunkt laut Medizinern innerhalb des ersten Lebensjahres liegt,2 treffen? Und gibt es überhaupt eine „richtige“ Entscheidung? Diese äußerst problematischen medizinischen, rechtsdogmatischen und rechtsethischen Fragestellungen, welche die Trennung oder Nicht-Trennung von siamesischen Zwillingen betreffen, sollen in dieser Arbeit näher betrachtet, diskutiert und reflektiert werden.
Nicht nur angesichts der Vielzahl der Formen und Konstellationen von siamesischen Zwillingen ist die Problematik sehr vielseitig. Die erste dokumentierte Trennung stammt bereits aus dem Jahr 1495 aus Deutschland.3 Diese Trennungsoperation konnte dem Zitat von Dr. Carson jedoch nicht genügen, da das Zwillingspaar damals starb. Die erste erfolgreiche Trennung konnte knapp 200 Jahre später im Jahr 1689 durchgeführt werden.4 Umso erstaunlicher erscheint es, dass das Erscheinungsbild siamesischer Zwillinge schon deutlich früher dokumentiert wurde. In der römischen Mythologie gab es den Gott Janus, von dem auch der Ausdruck Janusköpfigkeit und der Monat Januar←1 | 2→ stammt.5 Janus war der Gott des Anfangs und des Endes, der Türen und Tore und stand stets für Neuanfänge.6 Dargestellt wurde er mit zwei in entgegengesetzte Richtungen blickenden Gesichtern als Symbol für Zwiespältiges und Widersprüchliches.7
Doch was hat dies mit der zu besprechenden Problematik der siamesischen Zwillinge zu tun? Zum einen wird der Gott Janus als eine besonders selten8 vorkommende Form eines siamesischen Zwillings, nämlich als Cephalopage dargestellt,9 zum anderen ist es jedoch die angeführte Bedeutung, die hinter dem Wort Janus steckt, die an siamesische Zwillinge erinnert.
Zwischen dem Bild sowie der Symbolik des Janus und der realen Fallproblematik von siamesischen Zwillingen besteht demzufolge eine historisch-mythologisch/metaphorische Analogie: Bei den Lösungsversuchen der Problematik, die sich bei der Trennung von siamesischen Zwillingen ergibt, befinden sich Eltern, Mediziner, Juristen, Ethiker etc. im äußersten Zwiespalt. Zum einen besteht im Falle einer Trennung eine große Lebensgefahr für beide Zwillinge, zum anderen kann die Nichttrennung aber ebenfalls zum Tod der Zwillinge führen, da es beispielsweise nur ein Herz gibt und dieses auf Dauer nicht zwei Körper am Leben erhalten kann. Zudem kann das dauerhafte ununterbrochene Zusammensein mit einem anderen Menschen in allen Lebenslagen einen unerträglichen Zustand darstellen.
Hier könnte man ferner eine Bedeutungsanalogie zwischen Janus und siamesischen Zwillingen annehmen: Auch die Bedeutung „Gott des Anfangs und des Endes“ ist sehr zutreffend, da die Trennung von siamesischen Zwillingen, oft – z. B. für den Fall, dass Organe nur einmal vorhanden sind oder es nur einen Körper gibt – für den überlebenden Zwilling der Anfang eines neuen eigenständigen Lebens bedeuten kann, für den anderen Zwilling führt die Trennung dann jedoch zum Ende seines Lebens. Es können durch die Trennung von siamesischen Zwillingen – um bei der Bedeutung des Wortes Janus zu bleiben – Türen und Tore für einen oder beide siamesische Zwillinge in ein neues eigenständiges Leben geöffnet werden, allerdings können diese ebenso durch den Tod von einem oder beiden für immer verschlossen werden. Leben und Tod, Neubeginn und Ende←2 | 3→ liegen in diesem Fall sehr nahe beieinander und produzieren schließlich die äußerst zwiespältige Entscheidungssituation.
Zentrales Problem der Trennung von siamesischen Zwillingen ist also das Spannungsverhältnis zwischen der Rettung eines eigenständigen „normalen“ Lebens von mindestens einem siamesischen Zwilling und der großen Lebensgefahr durch den Eingriff sowohl für beide Zwillinge als auch die teilweise bestehende Gewissheit, dass durch diese Trennungsoperation mit hoher Wahrscheinlichkeit einer der Zwillinge stirbt.
Es geht hier stets um das Rechtsgut „Leben“ von zwei Personen. Nicht in jeder Konstellation kann aber das Leben beider siamesischer Zwillinge geschützt werden.
Trotz dieser komplexen Problematik und der weiten Verbreitung dieser biologischen Anomalie bzw. Anomalie der Natur in allen Bereichen10 kam es diesbezüglich in Deutschland noch nie zu einer höchstrichterlichen Entscheidung. Aufgrund des medizinischen Fortschritts sind seit 1950 jedoch schon über 100 Trennungsoperationen durchgeführt worden,11 obwohl in Deutschland keine klare Rechtslage vorliegt. Denn auch in der deutschen Literatur wurden die strafrechtlichen Aspekte der Trennung von siamesischen Zwillingen trotz der praktischen Relevanz bislang nur sehr wenig diskutiert.12 Daher erscheint die Kritik der Medizinerin Bockenheimer-Lucius berechtigt, dass die rechtliche Debatte in Deutschland auf diese Problematik nicht vorbereitet sei.13 Weishäupl beschreibt in ihrer Dissertation die Trennungsoperation von zwölf siamesischen Zwillingspaaren in München, wobei einige Zwillinge bzw. Zwillingsteile während←3 | 4→ dieser Eingriffe starben.14 Dass bislang in Deutschland noch keine strafrechtlichen Verfahren gegen Ärzte bezüglich solcher Trennungsoperationen eingeleitet wurden,15 stellt keinerlei Ergebnis hinsichtlich der strafrechtlichen Erlaubnis solcher Trennungsoperationen dar, weshalb es dringend einer strafrechtlich-medizinisch-ethischen Auseinandersetzung bedarf.
Das Ziel dieser Arbeit ist es daher, sich mit der Problematik über die Trennung von siamesischen Zwillingen in verschiedenen Bereichen auseinanderzusetzen, um fundierte Kenntnisse zu erlangen und Einschätzungen vornehmen zu können, damit aus der Perspektive des deutschen Rechts sämtliche aufgeworfene medizinische, rechtsdogmatische, rechtsethische und rechtspolitische Fragestellungen möglichst umfassend erörtert werden.
Die Untersuchung dieser Arbeit geht in fünf Schritten vor: Im ersten Kapitel werden zunächst medizinische Tatsachen (Epidemiologie und Embryologie) über siamesische Zwillinge und die sich daraus ergebenden Fallkonstellationen für die weitere rechtliche Untersuchung aufgezeigt.
Details
- Seiten
- XVI, 248
- Erscheinungsjahr
- 2018
- ISBN (PDF)
- 9783631743591
- ISBN (ePUB)
- 9783631743607
- ISBN (MOBI)
- 9783631743614
- ISBN (Paperback)
- 9783631743171
- DOI
- 10.3726/b13119
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2018 (Dezember)
- Schlagworte
- Einwilligung in ärztliche Eingriffe Familienrechtliche Genehmigung Elternrecht Strafbarkeit Arzt Jodie und Mary
- Erschienen
- Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien. 2018. 264 S.
- Produktsicherheit
- Peter Lang Group AG