Lade Inhalt...

Kolchis und Iberien

Heidnische und frühchristliche georgische Geschichte bis zum 7. Jahrhundert

von Camilla Labas (Autor:in)
©2018 Dissertation 298 Seiten

Zusammenfassung

Das Buch untersucht die Geschichte Georgiens im Hinblick auf die wechselseitigen Einflüsse durch die griechische, römische, persische, armenische, syrische und mesopotamische Welt. Georgien war in der heidnischen sowie in der frühchristlichen Zeit bis zur Eroberung durch die Araber im 7. Jahrhundert ein fester Bestandteil des damaligen großen Orbits und Objekt der Machtkämpfe zwischen dem Römischen und dem Persischen Reich. Die Autorin betrachtet diese Zusammenhänge insbesondere bei der Differenzierung zwischen Westgeorgien (Kolchis) und Ostgeorgien (Iberien). Die Untersuchung führt verschiedene wissenschaftliche Ergebnisse aus Ost und West nach der Grenzöffnung in Europa zusammen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • I. Vorwort
  • II. Einleitung
  • Perioden der georgischen Geschichte
  • Der Weg der georgischen Quellen nach Europa
  • Die Erforschung der georgischen Geschichte in Europa
  • Der Forschungsstand im deutchssprachigen Raum
  • Die Transkription
  • III. Die Vorstellung der Quellen
  • Lateinische schriftliche Quellen
  • Griechische schriftliche Quellen
  • Syrische schriftliche Quellen
  • Koptische schriftliche Quellen
  • Armenische schriftliche Quellen
  • Georgische schriftliche Quellen
  • Nichtliterarische Quellen
  • IV. Kurzer geographischer Überblick: Wichtige Regionen/Provinzen und Völker, Gebirge und Flüsse, Städte bzw. Bischofsstädte
  • V. Historische Entwicklung
  • V.1. Westgeorgien/Kolχis /Egrisi /Lazika vom Anfang bis zum 3. Jh. n. Chr. – die heidnische Periode
  • V.2. Christliches Westgeorgien vom 4. – 7. Jh.
  • V.3. Ostgeorgien/Iberien/Kartli und Kacheti 1.–3. Jh. nach Chr. – die heidnische Periode
  • V.4. Ostgeorgien – 4. Jh. n. Chr. – die Christianisierung Iberiens
  • V.4.1. Die historische Situation an der Wende des 3./4. Jh. in Armenien und Iberien
  • V.4.2. Die Situation des Christentums und der Hebräer in der iberischen Hauptstadt Mcχeta
  • V.4.3. Christianisierung Iberiens
  • V.4.4. Geschichte der 2. Hälfte des 4. Jh.s
  • V.5. Ostgeorgien 5. Jh. – Christentum unter Sāsāniden
  • V.5.1 Die ersten Auswanderer Iberiens – nach Palästina, Antiochien und die Entstehung der armenischen Schrift
  • V.5.2 Christenverfolgungen und der Friedensschluss 409 – Iberien königlos
  • V.5.3. Yazdagirds Besänftigung durch den Bischof Marutha – Iberien hat wieder einen König : Arčil 411
  • V.5.4. Erster persischer Krieg 421/422
  • V.5.5. Die Schaffung der georgischen Schrift
  • V.5.6. 30er Jahre unter dem Šah Vahrām V.
  • V.5.7. Zweiter persisch-byzantinischer Krieg 441/442
  • V.5.8. Iberien ab 449 ohne König; Christenverfolgungen
  • V.5.9. Persisches Edikt 450, Aufstand in Armenien und Ende der Christenverfolgungen
  • V.5.10. Der iberische Pitiaχš Aršuša kehrt 455 nach Curtavi zurück
  • V.5.11. Kriege gegen Oseten (456) und in Westgeorgien
  • V.5.12. Šušaniks Martyrium 467–474
  • V.5.13. Der Krieg bei Dighomi 472 und der Friendensschluss 474
  • V.5.14. Vaχtang kämpft in Persien gegen die Hephthaliten 474–481
  • V.5.15. Vaχtang Gorgasali bricht mit Persien 481, Varskens Tod und der Aufstand der Armenier (481–484)
  • V.5.16. Der Balaš-Frieden 484 und Vaχtangs Rückkehr nach Iberien sowie die Bestellung eines ersten Katholikos in Mcχeta
  • V.5.17. Tbilisi – zur neuen Hauptstadt vorgesehen, der Krieg 502 und Vaχtangs Tod
  • V.6. Ostgeorgien 6. Jh. – persisches Marzpanat
  • V.6.1. Situation am Beginn des 6. Jh.s
  • V.6.2. Dači (502–514) erbaut Tbilisi als Hauptstadt
  • V.6.3. Das Martyrium der Kinder von Kola
  • V.6.4. Konzil in Dvin (506) für alle drei mia-/monophysitischen Länder: Armenien, Iberien und Albanien – die Annahme des Henotikons Zenons
  • V.6.5. Iberien zur Zeit des Kaisers Justinos I. (518–527) und der Aufstand Gurgens (526/527) bis zum „Ewigen Frieden“
  • V.6.6. Das Zeitalter Justinians (527–565)
  • V.6.7. Bekehrung der Abχazen – Euphratas
  • V.6.8. Iberien nach dem „Ewigen Frieden“ wieder ein persisches Marzpanat
  • V.6.9. Parsman in Kaχeti und 13 syrische Väter
  • V.6.10. Justinian ersuchte 551 Iberiens König Parsman um Waffenhilfe gegen die Alanen
  • V.6.11. Concilium Constantinopolitanum II. / Das 2. Konzil von Konstantinopel (553)
  • V.6.12. Konzil in Dvin (555)
  • V.6.13. Der Aufstand von Mamikonean und Guaram Kuropalates (571)
  • V.6.14. Guaram wird iberischer König
  • V.6.15. Das innerarmenische kirchliche Schisma
  • V.6.16. Die Džvari-Kirche in Mcχeta
  • V.7. Ostgeorgien 7. Jh. – bis zu der Eroberung durch die Araber 645
  • V.7.1. Krieg Persiens gegen Rom (604–628)
  • V.7.2. Armenien ohne monophysitischen Katholikos (604–607)
  • V.7.3. Konzil in Dvin (606–608) und Wahl des monophysitischen Patriarchen Abraham (607)
  • V.7.4. Schisma zwischen den Iberern und den Armeniern (608)
  • V.7.5. Die Georgische Kirche unter dem armenischen Einfluss
  • V.7.6. Die allmähliche Trennung vom armenischen Einfluss und die Entstehung der eigenen georgischen Historiographie
  • V.7.7. Kanton Džavaχeti
  • V.7.8. Die Persönlichkeit des Katholikos Kyrion anhand der georgischen und armenischen Quellen
  • V.7.9. Ende des armenischen chalcedonensischen Patriarchen in Avan (607) und Expansion der Perser (607–610)
  • V.7.10. Ende der Weihe des iberischen Katholikos in Antiochien
  • V.7.11. Herakleios und die Eroberung und Zerstörung von Tbilisi 628
  • V.7.12. Die Expansion der Araber (ab 634) und Eroberung von Tbilisi (645)
  • VI. Deutsche Zusammenfassung
  • English Abstract
  • Résumé (Französisch)
  • Resumé (Slowakisch)
  • Резюме на русском языке
  • ქარ თ უ ლ ი რ ეზ ი უ მე (Georgisch)
  • VII. Bibliographie
  • Primärliteratur – Quellen
  • Sekundärliteratur
  • Lexika und Atlanten
  • VIII. Namenregister
  • IX. Verzeichnis der Abbildungen

← 12 | 13 →

I.  Vorwort

Diese Arbeit ist ein Resultat meiner langjährigen Beziehung zu Georgien und dankbar gedenke ich all derer, die mich zu dieser Beziehung hinführten, sie unterstützten und entwickelten.

Meine erste Berührung mit Georgien erlebte ich im Studienjahr 1975/1976 in Deutschland, als Germanistikstudentin an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, wo mich der georgische Germanistikstudent – der spätere Abteilungschef des Kaukasischen Hauses in Tbilisi (Georgien), Produzent kaukasischer Dokumentarfilme sowie erfolgreicher Übersetzter der deutschen klassischen und gegenwärtigen Literatur ins Georgische, MICHAEL BEROŠVILI – mit dem georgischen Alphabet und der georgischen alten sowie neuzeitlichen Literatur vertraut gemacht hat.

Im Sommer 1977 verbrachte ich zwei Monate in Georgien im Rahmen eines Studentenaustausches und erlebte das Land unter dem Sowjetregime. Davon verbrachte ich einen Monat in der Hafenstadt Batumi (Region Adžara) und den zweiten Monat auf Rundreisen in der Region Kacheti (z. B. Telavi, Kvareli, Achalsopeli) und in der Region Kartli (z. B. Tbilisi, Mccheta, Kazbeki, Gori, Uplisciche).

An der Universität in Jena besuchte ich dann (1977–1979) den Georgischunterricht, geführt vom hervorragenden Kartvelologen Univ.-Prof. Dr. HEINZ FäHNRICH, Autor unzähliger Bücher, wissenschaftlicher Werke sowie Übersetzungen vom Georgischen ins Deutsche.

Anschließend war ich erneut im Sommer 1979 in Georgien, einen Monat in Alachadze zwischen Gagra und Picunda (Abchazien), den Rest in der Hauptstadt Tbilisi.

Nach Jahren des Selbststudiums der georgischen Realien in Österreich, neben der Erziehung meiner drei Kinder (8, 15, 22), entschied ich mich, eine Zeitlang in Georgien zu wohnen und als Lehrerin in Tbilisi tätig zu sein, um das Land nach dem Fall des Kommunismus besser kennen zu lernen (2002­–2003). Damals stand die unabhängige Georgische Republik unter der Führung des georgischen Präsidenten und ehemaligen Außenministers der Sowjetunion EDUARD ŠEVARDNADZE und beklagte äußerste Armut und Korruption.

Ein Jahr nach der Rückkehr aus Georgien inskribierte ich 2004 an der Wiener Universität, um mir Kenntnisse der Byzantinistik anzueignen und auf dem Spezialgebiet Georgien/Armenien meine Dissertationsarbeit zu schreiben, unter der Leitung und Betreuung von Univ.-Prof. Dr. WERNER SEIBT. Sehr bald bekam ← 13 | 14 → ich zu verstehen, dass man Georgiens Geschichte und Literatur nicht isoliert, d.h. losgelöst von der Umgebung, also von der griechischen, römisch/byzantinischen, persischen, armenischen, albanischen und syrischen Welt betrachten kann (wie es teilweise in der Sowjetunion und in der DDR der Fall war, was keinen Vorwurf bedeutet, sondern als Frucht der damaligen Zeit und Entwicklung zu verstehen ist).

So lernte ich als Vorstufe zur georgischen Geschichte und Literatur zuerst die byzantinische Geschichte und Literatur bei den Professoren JOHANNES KODER und WOLFRAM HÖRANDER. Die Geschichte der römisch-byzantinischen Beziehungen zum Kaukasus absolvierte ich bei Prof. WERNER SEIBT. In die Geschichte und Literatur Armeniens führte mich Seine EMINENZ ERZBISCHOF Hon.-Prof. Dr. MESROB K. KRIKORIAN ein (2004–2007).

Um die alten historischen Quellen untersuchen zu können, lernte ich die Sprachen Griechisch, Georgisch und Altarmenisch (Grabar). Die Grundlagen des Neugriechischen erwarb ich bei der Univ.-Lektorin Dr. CHRISTINA TSIALI, die des Altarmenischen bei Hon.-Prof. MESROB K. KRIKORIAN1, der sie mit unendlicher Geduld vermittelte. Das Studium der georgischen Sprache, das ich einst bei Univ.-Prof. HEINZ FÄHNRICH an der Universität in Jena begonnen hatte, setzte ich an der Universität Wien beim georgischen Gast-Professor Dr. VACHTANG IMNAIŠVILI2 von der Universität Tbilisi 2005/2006 fort. Hierauf vertiefte ich meine Georgischkenntnisse im Selbststudium, mit selbstloser Hilfe eines in Österreich lebenden Georgiers, GEORGI QOQADZE, der mich oft stundenlang beim Übersetzen georgischer Texte begleitete.

Im Jahre 2005 nahm ich in Wien teil am Int. Symposium über die Entstehung der Kaukasischen Alphabete, anlässlich des 1.600-Jahr-Jubiläums des armenischen Alphabets, organisiert von Prof. SEIBT und Erzbischof KRIKORIAN.

Mit den georgischen Originaltexten belieferte mich aus Tbilisi (Georgien) immer prompt bei Bedarf per Email die georgische Dichterin und Journalistin ŠURTCHIA BEROŠVILI (angeführt auch im Verzeichnis der georgischen Schriftsteller3) und Tochter des Dichters ILO BEROŠVILI4, des langjährigen Direktors des Ilja-Čavčavadze-Museums in der Stadt Kvareli (Region Kacheti in Ostgeorgien).

Im Jahre 2006 besuchte ich abermals Georgien, diesmal mit allen meinen drei Kindern (BENJAMIN LABAS 11, MIRIAM LABAS 19, FRANKA LABAS 26), das Land, das sich inzwischen der korrupten Regierung des Präsidenten ŠEVARDNADZE entledigt hatte und nun unter der Führung des pro-westlich orientierten ← 14 | 15 → Präsidenten MICHAEL SAAKAŠVILI stand. Im August 2009 wiederholten wir zu viert die Reise.

Im Jahre 2007 durchreiste ich Dank des Armeniers DIPL.-ING. VLADISLAV ARUTIUN das Land Armenien mit all seinen historischen Stätten (Erebuni, Eĵmiacin, Gaŗni-Tempel, Gełard-Kloster, Chor Virab, Noravank’-Kloster, Sevansee-Kirche, Anberd, Hałbat und Sanahin) sowie auch einen Teil von Georgien – Tbilisi und die Westküste mit Kobuleti, Batumi und Gonio (= Apsarunt, Αψαρος ), wo die Gastfreundlichkeit der Armenier und der Georgier meinen Absichten sehr zu Hilfe kam. Auf der Insel Zypern besuchte ich mit meinen drei Kindern das Kloster Kykkos, welches Schenkungen von georgischen Königen bis heute aufbewahrt hat.

In den Jahren 2009, 2011 und 2013 besichtigte ich in Georgien die historischen Städte Apsaros, Lisiris, Petra, Phasis, Kutaisi, Gelati-Akademie, Šorapani, Surami, Abastumani, Borjomi, Vardzia, Urbnisi, Omalo, Betania, Šio-Mgvime-Kloster, Ioane-Zedazeni-Kloster, Kazbeki, Klöster Ananuri, Gremi, Nekresi, Udžarma, Iqalto, Alaverdi, Bodbe, Gurdžaani und Davit-Garedži-Kloster.

Am 24. September 2013 nahm ich an der Konferenz der Byzantinisten in Tbilisi teil, an der Staatlichen Ivane-Javakhishvili-Universität, wo ich die großen Persönlichkeiten der georgischen und byzantinischen Geschichte persönlich kennen lernen durfte: den damals betagten (87), aber immer noch aktiven georgischen Historiker NODAR LOMOURI5, der inzwischen schon verstorben ist, und den deutschen Wissenschaftler MARTIN RITTER.

Bei der Abfassung der Dissertation, die ich 2014 verteidigte, war es mein Ziel, möglichst alle zugänglichen historischen Quellen sowie die Sekundärliteratur zu studieren. Viele Quellen konnte ich in der Originalsprache untersuchen, manche jedoch in Übersetzungen. Die reiche Sekundärliteratur ist in Sprachen geschrieben, die nicht meine Muttersprache sind. Ein gewisser Vorteil erwuchs jedoch aus dem Umstand, dass ich die Kindheit im Osten und das Erwachsenenleben im Westen verbrachte und mir somit der Zugang zu beiden Welten ungewollt, aber doch als Geschenk des Schicksals zuteil wurde.

Im Jahre 2014 besichtigte ich historische Städte in der Türkei: Efesos, Hieropolis, Telmessos/Anastasiopolis (heute Fethiye), Tlos und Patara und 2015 in Albanien: Shkodër, Shëngjin, Lezhë, Krujë, Durrës, Tiranë, Berat, Vlorë, Palasë (Παλάσα), Dhërmi/Dhërmiu (Δρυμάδες), Ilias (Ιλιας), Vuno (Βουνό), Himarë (Χειμάρρα), Gjiri i Panormës (Porto Palermo), Qeparo (Κιεπαρος), Gjirokastër (Αργυρόκαστρο), Sarandë (Άγιοι Σαράντα), Ksamili (Εξαμίλιο) und Butrint ← 15 | 16 → (Βουθρωτόν). Gleichfalls besichtigte ich die naheliegende Burg in der Stadt altgriech. Κόρκυρα /neugriech. Κέρκυρα (Korfu, Griechenland).

Im Sommer 2016 arbeitete ich bei den archäologischen Ausgrabungen in Efesos, der Stadt, welche in der hellenistischen, römischen, frühchristlichen sowie byzantinischen Zeit eine besonders wichtige Rolle spielte. Die Ausgrabungen führte das ÖAI Wien durch, unter der Leitung von Dr. SABINE LADSTÄTTER.

Im August 2017 verweilte ich einen Monat in der alten kolchischen Haupt- bzw. Hafenstadt Phasis (heute Poti), gelegen an der Schwarzmeer-Küste, der Mündung des Flusses Rioni und gleichzeitig am Ufer des Sees, der den altertüm­lichen griechischen Namen Paliastomi trägt. Danach wurde ich von der georgischen TV-Redakteurin TAMAR ILURIDZE in die frühere iberische Hauptstadt und heutige Hauptstadt Georgiens Tbilisi eingeladen, wo das georgische Fernsehen mit mir am 17. August 2017 wegen meines Sudiums der georgischen Geschichte ein kurzes Interview in der Altstadt drehte. Das Interview wurde am 21. August 2017 um 18:40 Uhr im georgischen Fernsehen ausgestrahlt.

Im Januar 2018 nahm das Slowakische Fernsehen Bratislava einen Dokumentarfilm mit mir auf, unter der Regie von Frau EVA HOLUBANSKÁ-BARTOVIČOVÁ, über meine Forschung der georgischen Geschichte, der am 2. März 2018 um 20:15 ausgestrahlt wurde.

Am 30. Juni 2018 nahm ich am Kongress der persischen Kultur, Geschichte und Politik in Paris teil, wo Tausende von Iranern aus der persischen Diaspora zusammentrafen.

Danken für die Unterstützung und selbstlose Hilfe möchte ich hier auch den Byzantinisten Dr. EKATERINI MITSIOU aus der Akademie der Wissenschaften in Athen (Griechenland), Dr. JOHANNES PREISER-KAPELLER aus der Akademie der Wissenschaften in Wien (Österreich), weiters Dr. PAVOL STANO, dem Verleger aus Bratislava (Slowakei) und Prof. Dr. JOZEF RYDLO, dem Abgeordneten des Natio­nalparlaments in Bratislava (Slowakei).

Dieses Werk will Einblick geben in die heidnische und frühchristliche Geschichte Georgiens, die in Europa zu Unrecht unbekannt ist. Die interessante und reichhaltige georgische Geschichte verdient von uns viel mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung. Hiermit möchte ich eine Genugtuung leisten.

Mag. Dr. Camille Labas
(camilla.labas@gmail.com)
Baden bei Wien
30. Juni 2018

1 Verstorben am 14. Januar 2017 in Wien.

2 Verstorben am 23. Januar 2017 in Tbilisi.

3 H. FäHNRICH, Georgische Schriftsteller von A-Z, Aachen 1993, 48.

4 Ebenda.

5 Verstorben am 3. August 2016 in Tbilisi im Alter von 90 Jahren.

← 16 | 17 →

II.  Einleitung

Perioden der georgischen Geschichte

Was ist Geschichte? „Geschichte ist nicht Vergangenheit“, sagt STEFAN JORDAN in seinem Buch und behauptet, dass der Historiker nicht feststellen kann, „wie die Vergangenheit tatsächlich war, sondern er entwickelt eine Vorstellung, wie sie gewesen sein könnte.“6 Die meisten Historiker entwickelten über die georgische Geschichte die Vorstellung, dass sie aus vielen unterschiedlichen Perioden besteht, je nachdem, unter welcher/wessen Herrschaft die Georgier standen.

Zunächst wird die georgische Geschichte in zwei Hauptperioden geteilt, in die vorchristliche (bis zum 4. Jh.) und die christliche. Des Weiteren besteht die christliche Periode aus der persisch-syrisch-armenischen (4. – 7. Jh.), arabischen (7. – 10. Jh.), griechisch-byzantinischen (11. – 13. Jh., die Goldene Zeit), mongolischen, türkischen, russischen und der unabhängigen georgischen (seit 1990).

In diesem Werk geht es um die erste christliche Periode, die vorchristliche Zeit wird nur kurz in der Einleitung vorgestellt.

Der Weg der georgischen Quellen nach Europa

„Keine andere christliche Geschichte der Welt ist im Westen so vernachlässigt worden wie die des Kaukasus!“, bemerkte 1963 CYRIL TOUMANOFF7, ein Georgier aus dem zaristischen St. Petersburg, der vor den Bolschewiken 1918 zuerst mit seiner Mutter nach Paris und dann allein nach Amerika emigrierte.

Aber noch mehr als ein halbes Jahrhundert zuvor, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, stellte 1901 ein bedeutender baltisch-deutscher Kirchenhistoriker in Berlin, ADOLF VON HARNACK (1851–1930), fest: „Es giebt keine nationale Kirche, deren Sprache, Litteratur und Geschichte in Westeuropa so unbekannt ist wie die georgische. Ausser einigen Angaben über die georgische Bibel, meistens aus zweiter oder dritter Hand geflossen, und einigen abgerissenen geschichtlichen Notizen (im Zusammenhang mit der Geschichte Armeniens) fehlt uns jede Kunde. Und doch handelt es sich um eine Kirche von mehreren Millionen Bekennern, die bereits im 5. Jahrhundert gestiftet worden ist, sich durch die Anerkennung der chalcedonischen ← 17 | 18 → Formel früh von ihrer Mutterkirche, der armenischen, emancipirt, nicht nur mit der griechischen, sondern auch mit der syrischen Kirche in directer Verbindung gestanden und sich gegen Perser und Mongolen kräftig behauptet hat.“8

Die „Georgischen Königlichen Annalen“ (Kartlis Cχovreba) sowie auch andere georgische Schriftstücke wurden vom 5. – 17. Jh. geschrieben und kopiert und in den Klöstern Georgiens und des Auslandes aufbewahrt.

Im 18. Jh., nach dem Anschluss Georgiens an Russland, verlagerte sich die Aktivität der georgischen Intelligenz primär nach Russland, die Georgier begannen, die russischen Universitäten zu besuchen, es entstanden georgische Kolonien in Russland (St. Petersburg, Moskau, Rjazan) und der georgische KÖNIG VAXTANG VI., der auch in Russland lebte, stellte eine Kommission zusammen, um die Georgischen Annalen insgesamt redigiert herauszugeben.

Kenntnisse über die georgische Geschichte blieben in der westlichen Welt viele Jahrhunderte aus, bis man sie erst im 19. Jh. nur zaghaft und leise, kaum bemerkbar nach Europa heranholte.

Die erste europäische Nation, die der georgischen Geschichte ein zartes Sprießen erlaubte, war die französische. Aber auch schon der Weg dorthin war lange, kompliziert und geschah auf Umwegen.

Der französische Orientalist aus Paris MARIE-FELICITE BROSSET (1802 in Paris – 3. Sept. 1880 in Chatelleraut) studierte anfangs Theologie an den Seminaren von Orleans und Paris, dann orientalische Sprachen. Als Erster in Europa übersetzte er die Chronik der georgischen Geschichte – die Georgischen Königlichen Annalen (Kartlis Cχovreba), beim 3. Jh. vor Chr. beginnend und bis ins 13. Jh. reichend – und gab dieses Monumentalwerk in Paris 1830 sowohl auf Georgisch als auch auf Französisch unter dem Titel „Chronique Géorgienne“ heraus. Im Jahre 1833 folgten „Mémoires inédits sur la langue et l’histoire géorgiennes“ und 1834 eine Grammatik der georgischen Sprache. Somit wurde er zum Gründer der modernen Kaukasiologie in Europa.9 Im Jahre 1838 ging BROSSET nach Russland, nach St. Petersburg und wurde dort zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften für das Fach der georgischen und armenischen Literatur.

Der deutsche Wissenschaftler in Leipzig, RICHARD RAABE, übersetzte 1895 eine wichtige Quelle zur georgischen Geschichte, die „Vita Petre Iberi“, vom Syrischen ins Deutsche. ← 18 | 19 →

Der georgisch-russische Wissenschaftler in St. Peterburg, NIKOLAS MARR, beschäftigte sich mit den georgischen Quellen und Manuskripten; er übersetzte unter anderem auch die georgische „Vita Petre Iberi“ ins Russische und gab sie 1896 heraus.

Anfang des 20. Jh.s übersetzten IVANE DŽAVACHIŠVILI und ADOLF HARNACK in Berlin die alte georgische, anonyme Quelle aus dem 6. Jh. „Das Martyrium des heiligen Eustathius von Mzcheta“ und ADOLF HARNACK gab sie 1901 heraus.

1905 übersetzten IVANE DŽAVACHIŠVILI und KARL SCHULTZE die alte georgische Quelle des georgischen Autors IOANI SABANISDZE aus dem 7. Jh. „Das Martyrium des hl. Abo von Tiflis“ und ADOLF HARNACK gab sie in Leipzig heraus.

Details

Seiten
298
Jahr
2018
ISBN (PDF)
9783631734162
ISBN (ePUB)
9783631734179
ISBN (MOBI)
9783631734186
ISBN (Hardcover)
9783631734155
DOI
10.3726/b11752
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Dezember)
Schlagworte
Westgeorgien Ostgeorgien Griechische Welt Römische Welt Mesopotamien Persisches Reich
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2018. 298 S., 16 farb. Abb., 4 s/w Abb.

Biographische Angaben

Camilla Labas (Autor:in)

Camille Labas studierte Germanistik an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, mit dem Wahlfach Kartvelologie. Das Studium der Byzantinistik mit dem Schwerpunkt auf georgischer und armenischer Geschichte absolvierte sie an der Wiener Universität, wo sie auch promoviert wurde.

Zurück

Titel: Kolchis und Iberien
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
book preview page numper 24
book preview page numper 25
book preview page numper 26
book preview page numper 27
book preview page numper 28
book preview page numper 29
book preview page numper 30
book preview page numper 31
book preview page numper 32
book preview page numper 33
book preview page numper 34
book preview page numper 35
book preview page numper 36
book preview page numper 37
book preview page numper 38
book preview page numper 39
book preview page numper 40
299 Seiten