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Carl Schmidt (1822 – 1894) und die Entwicklung der Chemie an der Universität Dorpat (Tartu)

Ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte des 19. Jahrhunderts

von R. Stefan Ross (Autor:in)
©2018 Dissertation 622 Seiten

Zusammenfassung

Dieses Buch widmet sich Carl Schmidt (1822 – 1894), der heute zu den fast Vergessenen der Chemiegeschichte gehört. Dieser unverdienten Nemesis entreißt ihn die vorliegende erste Gesamtdarstellung, die auf mehr als fünfzehnjährigen Archivstudien beruht. Von der frühen intellektuellen Entwicklung und universitären Prägung bei Liebig und Wöhler ausgehend, entwickelt sich die umfassende Analyse seiner «tier-chemischen» Arbeiten. Darüber hinaus tritt auch Schmidts zweite, «kosmisch-tellurische» Schaffensphase an der zaristischen Universität Dorpat (Tartu) erstmals ausführlich in Erscheinung, in der er bis heute bemerkenswerte Beiträge zur Agrikultur-, Geo-, Hydro- und Umweltchemie leistete. Dieses Buch ist daher vor allem für Chemie-, aber auch Universitäts-, Wissenschafts- und Osteuropa-Historiker interessant.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autoren-/Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • 1 Einleitung
  • 1.1 Anlass und Absicht der Untersuchung
  • 1.2 Angewandte Methoden
  • 1.3 Konkreter Gang der Untersuchung
  • 1.4 Möglichkeiten und Grenzen der Untersuchung
  • 2 Ausbildung und frühe intellektuelle Entwicklung Carl Schmidts
  • 2.1 Elternhaus und Schulzeit
  • 2.2 Pharmazeutische Ausbildung
  • 2.3 Studium in Berlin
  • 2.3.1 Schmidts experimentelle Arbeiten im Berliner chemischen Laboratorium von Heinrich Rose
  • 2.3.2 Über das Experimentelle hinaus
  • 2.4 Studium in Gießen
  • 2.4.1 Schmidts experimentelle Arbeiten im Gießener chemischen Laboratorium
  • 2.4.2 Über das Experimentelle hinaus – Der mögliche Einfluss Liebigs
  • 2.4.2.1 Die „Thier-Chemie“
  • 2.4.2.2 Die Auseinandersetzungen um die „Thier-Chemie“
  • 2.5 Studium in Göttingen
  • 2.5.1 Schmidts experimentelle Arbeiten im Göttinger chemischen Laboratorium
  • 2.5.2 Weitere Prägungen – Rudolph Wagner und Julius Vogel
  • 2.5.3 Über das Experimentelle hinaus – Der mögliche Einfluss Lotzes
  • 2.5.3.1 Lotzes Naturauffassungen
  • 2.5.3.2 Lotzes Vorstellungen vom Mechanismus des Stoffwechsels
  • 2.5.3.3 Lotzes Vorstellungen vom Chemismus des Stoffwechsels
  • 2.6 Der Weggang aus Deutschland und die Rückkehr nach Russland
  • 3 Von der klinischen Chemie zur Experimentalkritik des Stoffwechsels
  • 3.1 Schmidt als Privatdozent an der Universität Dorpat
  • 3.2 Der institutionelle Kontext und das intellektuelle Klima an der Universität Dorpat in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
  • 3.3 Schmidt als außerordentlicher Professor der Pharmazie an der Universität Dorpat
  • 3.4 Schmidt als Forscher in der klinischen und physiologischen Chemie
  • 3.4.1 Forschungsmethodik und Forschungsstil
  • 3.4.2 Die klinische Chemie Schmidts
  • 3.4.2.1 Klinisch-chemische Arbeiten
  • 3.4.2.2 Zur Implementierung des Faches „Klinische Chemie“ an der Universität Dorpat im Vergleich zu anderen Hochschulen
  • 3.4.3 Die physiologische Chemie Schmidts
  • 3.4.3.1 Der Aufstieg der physiologischen Chemie im 19. Jahrhundert
  • 3.4.3.2 Schmidts bahnbrechende Blutanalysen
  • 3.4.3.3 Bidders und Schmidts verdauungs- und stoffwechsel-physiologische Untersuchungen
  • 3.4.3.3.1 Die wissenschaftliche Prägung Friedrich Bidders und sein generelles Wissenschaftsverständnis
  • 3.4.3.3.2 Verdauungs- und stoffwechel-physiologische Vorstellungen bis ca. 1850
  • 3.4.3.3.3 Die Verdauungssäfte und deren Hauptaufgaben im Lichte der Untersuchungen Bidders und Schmidts
  • 3.4.3.3.4 Der Stoffwechsel – Bidders und Schmidts Stoffwechselbilanzen und deren Konzept der Luxuskonsumption
  • 3.4.3.3.5 Einflüsse und Parallelen: Liebig und Lotze in Beziehung auf das Stoffwechselkonzept von Bidder und Schmidt
  • 3.4.3.3.6 Bidders und Schmidts Theorie der Luxuskonsumption und ihre Bedeutung für die Entstehung der „Münchener Stoffwechselschule“
  • 3.5 Schmidts Abwendung von der medizinischen und physiologischen Chemie
  • 3.6 Privates I: Ehe und Familie
  • 4 Von der klinischen und physiologischen zur allgemeinen Chemie und zum chemischen Generalismus
  • 4.1 Schmidt als ordentlicher Professor für Chemie an der Universität Dorpat
  • 4.2 Der institutionelle Kontext und das intellektuelle Klima an der Universität Dorpat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
  • 4.3 Schmidt vor dem Hintergrund der Dorpater Universitätschemie
  • 4.3.1 Die Geschichte der Dorpater Universitätschemie bis 1852
  • 4.3.2 Die Institutionalisierung der Fächer Chemie und Pharmazie an der Universität Dorpat im Vergleich mit anderen russischen und deutschen Hochschulen
  • 4.4 Schmidts erste Amtsjahre als Direktor des chemischen Universitätsinstituts und -laboratoriums (1852–1857)
  • 4.4.1 Die Übernahme des chemischen Universitätslaboratoriums und dessen chronische finanzielle Unterversorgung
  • 4.4.2 Die wissenschaftlichen Auslandsreisen in den Jahren 1855 und 1857 als Vorarbeiten für den Neubau des chemischen Universitätsinstituts und -laboratoriums in Dorpat
  • 4.4.3 Die projektierten und die tatsächlichen Kosten für die Inneneinrichtung des neuen chemischen Universitätsinstituts und -laboratoriums
  • 4.5 Der ökonomische Rahmen des neuen Instituts
  • 4.5.1 Der weiterhin unzureichende Jahresetat
  • 4.5.2 Schmidt als „consulting chemist“
  • 4.5.2.1 Der erste Versuch, das Dorpater chemische Universitätslaboratorium für „landwirthschaftlich-technisch-merkantilisch-chemische“ Analysen zu nutzen (1858)
  • 4.5.2.2 Die zweite Offerte des Direktors des chemischen Universitätslaboratoriums, privatwirtschaftlich tätig zu werden (1861)
  • 4.5.2.3 Die Verbindung von Hochschulchemie und Privatwirtschaft im Baltikum und in Russland im Vergleich zu Frankreich, Deutschland und England
  • 4.6 Schmidt als Forscher in der anorganischen und organischen Chemie
  • 4.6.1 Forschungsmethodik und Forschungsstil
  • 4.6.2 Schmidts Arbeiten auf den Gebieten der Agrikultur-, Geo- und Hydrochemie als „lebenslange Aufgaben“
  • 4.6.2.1 Die Agrikulturchemie
  • 4.6.2.2 Die Geo- und Hydrochemie
  • 4.6.2.2.1 Untersuchungen von Borsäure-Mutterlaugen und vulkanischen Salz-Sublimaten aus Italien
  • 4.6.2.2.2 Analysen des Wassers und der Gase von Thermalquellen aus dem Kaukasus
  • 4.6.2.2.3 Untersuchungen zur Naphtha- und Paraffingewinnung im Großen Kaukasus und auf der Halbinsel Apşeron
  • 4.6.2.2.4 Untersuchungen von Bodenproben aus den russischen Schwarzerde-Regionen und aus dem Kubantal
  • 4.6.2.2.5 Analysen von Gesteinen aus verschiedenen Gipfel-Regionen des Kaukasus’
  • 4.6.2.3 Die frühe Etablierung einer Umwelthygiene und -medizin an der Dorpater Universität
  • 4.6.2.3.1 Die chemische Untersuchung der Dorpater Trinkwasser
  • 4.6.2.3.2 Schmidts Dorpater Trinkwasser-Untersuchungen als Basis für weiterführende Analysen in der „bakteriologischen Ära“
  • 4.6.2.3.3 Die Schädlichkeit arsenhaltiger Tapeten
  • 4.6.2.4 Schmidt und die organische Chemie
  • 4.6.3 Die „eigene Schule“
  • 4.7 Schmidt als akademischer Lehrer der Chemie
  • 4.7.1 Schwerpunkte der Vorlesungstätigkeit
  • 4.7.2 Organisation und methodisch-didaktische Strukturierung der studentischen Laboratoriumsarbeit
  • 4.7.3 Die Examensfächer
  • 4.7.4 Die Entwicklung der Studierendenzahlen im Fach Chemie an der Universität Dorpat
  • 4.7.5 Schmidt als „Chemiehistoriker“
  • 4.7.5.1 Chemiehistorische Vorlesungen
  • 4.7.5.2 Der Einfluss dieser Vorlesungen auf Wilhelm Ostwald
  • 4.8 Privates II: Die letzten Lebensjahre
  • 5 Versuch einer Einordnung und Würdigung
  • Anlagen
  • Personenlexikon
  • Verzeichnis der verwandten Archivalien
  • Literaturverzeichnis
  • Danksagung
  • Personenregister

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1 Einleitung

1.1 Anlass und Absicht der Untersuchung

Das 19. Jahrhundert gilt heute vielen als ein Zeitalter der Wissenschaft, denn es bot im Zuge der Professionalisierung erstmals auf breiter Front die Möglichkeit, in Forschungseinrichtungen zu arbeiten und aus dieser Tätigkeit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Einher mit dieser Professionalisierung ging die interne Ausdifferenzierung wissenschaftlicher Disziplinen. Sie war von einem enormen Erkenntnisgewinn begleitet, der den menschlichen Lebensraum irreversibel veränderte und zu wachsenden (disziplinären) Deutungsansprüchen mit Blick auf Themen führte, die bis dahin ausschließlich in das Feld der Philosophie fielen. So entstand ab dem zweiten Drittel des Jahrhunderts sukzessive eine Neudefinition des klassischen Wissenschaftsbegriffs. Waren seit dem Altertum absolute Wahrheit, strenge Allgemeinheit und unbedingte Notwendigkeit gleichsam Insignien alles Wissenschaftlichen, so wird Wissenschaft nun weitgehend von den tradierten philosophischen (Letzt-)Begründungsansprüchen befreit und mit einer bis heute im Wesentlichen gültigen bescheideneren Bestimmung versehen,1 die sie „nur noch als ein konditional formuliertes, hypothetisch-deduktives organisiertes System von Propositionen über einen begrenzten Erfahrungs- und Gegenstandsbereich“2 verstand. Besonders pointiert trat dieser Vorgang in den deutschsprachigen Ländern zutage, wo durch das Vorherrschen des Vitalismus3 und der universalen theoretischen Erklärungsversuche der romantischen Naturphilosophie4 neue naturwissenschaftliche Denkkonzepte und ← 11 | 12 → methodisch-technische Innovationen5 bedeutend gehemmt wurden. Nachdem sich auch hier – nicht zuletzt ausgehend von Frankreich und dem grundlegenden Einfluss der Physiologie Magendies6 – eine wissenschaftliche Wahrnehmung der umgebenden Lebenswelt durchgesetzt hatte, die auf Experimenten und deren minutiöser Interpretation beruhte, galt das Wissenschaftsverständnis der Naturwissenschaften in der Folgezeit als ein allgemein akzeptiertes methodisches und theoretisches Leitbild, gegen das sich andere Ansätze und Vorstellungen behaupten mussten.7

Vor diesem allgemeinen Hintergrund ist die vorgelegte Studie zu betrachten. Ihre konkrete Thematik ergab sich aus drei hauptsächlichen Desideraten: Zunächst erschien eine Konzentration auf das (universitäre) Fach Chemie wünschenswert, da dessen vor dem 20. Jahrhundert liegende Geschichte in den letzten Jahrzehnten nur noch nachrangig behandelt wurde8 und die Disziplin wissenschaftstheoretisch9 traditionell im Schatten der Physik steht. Um das Postulat fortzuschreiben, dass man die Universität im Allgemeinen erst dann richtig kenne, wenn man über alle Einrichtungen dieser Art hinreichend orientiert sei,10 sollte zweitens der Fokus nachhaltig auf die Hochschule in Dorpat (dem heutigen estnischen Tartu) gelegt werden, eine im 19. Jahrhundert deutschsprachige Institution im zaristischen Russland, deren Spezifika bislang nur unzureichend erfasst sind und der im (neueren) westlichen Schrifttum allenfalls ← 12 | 13 → ein Schattendasein zukommt.11 Schließlich und wesentlich galt es, den Blick zu verdichten auf einen typischen Repräsentanten seines Fachs im 19. Jahrhundert, den Chemiker Carl Schmidt, der mehr als vier Jahrzehnte an der Universität Dorpat lehrte und heute – rund 120 Jahre nach seinem Tod – unverdientermaßen weitgehend in Vergessenheit geraten ist.12

Die nachfolgende Untersuchung versteht sich als ein Versuch der Institutionengeschichte in ihrem weitesten und heute favorisierten Sinne, der das alltägliche und sich in immer neuen Konstellationen vollziehende Handeln des akademischen Personenverbands und seine institutionellen Arrangements sichtbar machen möchte und sich so auf dem Weg zur punktuellen Rekonstruktion der „Realgestalt“ einer Universität weiß.13 Er schließt dabei alle Arbeitsgebiete bzw. Gegenstände der klassischen Wissenschaftsgeschichte zusammen, die sich sämtlich in der vorgelegten Studie finden.14

Sie ist Gelehrtengeschichte und damit von dem Anspruch getrieben, möglichst viele Fakten und Informationen zu Carl Ernst Heinrich Schmidt, seinem schulischen, beruflichen und akademischen Werdegang, seinen wissenschaftlichen Arbeiten und Publikationen sowie seinem privaten und sozialen Umfeld zusammenzutragen. Dies erscheint insofern gerechtfertigt, als zwar einige biographische Einträge in einschlägigen Nachschlagewerken,15 separat davon erschienene „biographical sketches“16 sowie Nachrufe17 und schließlich Beiträge zu den wissenschaftlichen Leistungen Schmidts allgemein und auf verschiedenen Spezialgebieten vorliegen,18 eine Gesamtdarstellung zur Person, der Komplexität der Ausbildung ihres Wissenschaftsverständnisses und ihres globalen akademischen Wirkens unseres Wissens nach bislang aber ← 13 | 14 → fehlt. In diesem Zusammenhang aufkeimende Befürchtungen, es handele sich bei der folgenden Studie nur um ein belangloses Produkt des biographischen Historismus’ dürften sich bei ihrer Lektüre hoffentlich rasch verflüchtigen, doch sei ihnen auch an dieser Stelle bereits mit zwei Hinweisen deutlich entgegen getreten.19 Einerseits erfolgt die Darstellung strikt chronologisch nach dem Prinzip „science in context“20 und damit ohne die meist übliche Dissoziation von Person (Mensch) und wissenschaftlichem Werk. Andererseits liefert sie eine umfassende Charakteristik des Gelehrtentypus, dem Schmidt angehörte, und erlaubt so auch eine Antwort auf die Frage, ob er ab Mitte des 19. Jahrhunderts noch geeignet war, den sich verändernden Anforderungen an einen Forscher im Fach Chemie zu entsprechen.21

Sie ist klassische (ältere) Institutionengeschichte, denn sie befasst sich mit der Entwicklung der Chemie an der Universität Dorpat von 1802 bis 1892.22 Dabei rücken zwangsläufig die Organisations- und Verwaltungs-Historie dieser baltischen Hochschule und das dort herrschende intellektuelle Klima in den Blickpunkt, in dem sich Schmidts akademische Laufbahn vollzog. Auch ergeben sich interessante Zusammenhänge zur damaligen „Weltlage“, da hochschulpolitische Entscheidungen der absolutistisch herrschenden Zaren nicht selten das Resultat auf konkrete politische und kulturelle Vorgänge vor allem in den damals bereits demokratischen Teilen des westlichen Europas waren. Die Lage Dorpats in den damaligen russischen „Ostseeprovinzen“ macht zudem eine vergleichende Beurteilung der Institutionalisierung der Fächer Chemie und Pharmazie im Baltikum mit der an Hochschulen im übrigen Russland und vergleichbaren Universitäten in Deutschland notwendig, der wegen des bisherigen weitgehenden Mangels an entsprechenden Daten grundsätzliche wissenschaftshistorische und -statistische Bedeutung zukommt. ← 14 | 15 →

Sie ist Geschichte der Wissenschaftsförderung und -finanzierung im Spannungsfeld von Universität, Kurator des Dörptschen Lehrbezirks und russischem Minister der Volksaufklärung, was sich besonders eindrücklich in dem niemals endenden Kampf Schmidts und seiner Vorgänger im Amt des Direktors des chemischen Universitätslaboratoriums um ausreichende staatliche Unterstützung, den Auseinandersetzungen um den Neubau des chemischen Instituts,23 aber auch in Schmidts Versuch zeigt, die chronische Finanznot dadurch zu lindern, dass er sich in den 1860er Jahren als „consulting chemist“ für die damalige baltische Privatwirtschaft anbot.24

Sie ist Geschichte der internationalen Wissenschaftsbeziehungen, die Schmidt trotz der ungünstigen geographischen „Randlage“ Dorpats sowohl ins russische Reich als auch insbesondere nach Deutschland, England und Frankreich unterhielt und durch mindestens drei uns bekannte monatelange und entsprechend strapaziöse Aufenthalte sicherte oder gar intensivierte.25

Sie ist fünftens und letztlich sowohl ein Beitrag zur Geschichte der Einzelwissenschaft Chemie als auch zur allgemeinen Wissenschaftsgeschichte des 19. Jahrhunderts, der Carl Schmidt und die Universität Dorpat in einem bisher unbekannten Licht erscheinen lässt. Dass diese weder von einem Chemiker als „Fachgeschichtler“ noch von einem professionellen Historiker mit dem Interesse für die universitäre Disziplinengeschichte, sondern vielmehr von einem fachfremden Mediziner mit Zweitstudium Philosophie stammt, bietet vielleicht die Möglichkeit, das immer wieder beklagte fruchtlose Nebeneinander von Fachhistorie und spezialisierter Allgemeingeschichte ein wenig aufzubrechen,26 mag aber auch Anlass für Bedenken sein, was die einschlägige Qualifikation des Verfassers dieser Studie anbelangt. Er glaubt, sich derartigen Einwendungen jedoch entledigen zu dürfen, indem er auf seine erheblichen ← 15 | 16 → spezifischen Vorarbeiten27 ebenso hinweist wie die Tatsache, dass er für diese in der Vergangenheit bereits zwei nationale Wissenschaftspreise erhielt.28

1.2 Angewandte Methoden

Der integrierenden Klammer von Institutionengeschichte in ihrer weitgesteckten gegenwärtigen Interpretation folgend,29 empfing die vorgelegte Untersuchung Atem und den konkreten Drang zum Fortgang aus mehr als 15-jährigen Archivstudien,30 die sich – der Themenstellung eingedenk – nicht nur in deutschen Institutionen vollziehen konnten,31 sondern auch extensive Recherchen in osteuropäischen Archiven umfassen mussten. Unter ihnen sind insbesondere zu nennen: Das Eesti Ajalooarhiiv (EAA) in Tartu,32 das Latvijas Valsts ← 16 | 17 → vēstures arhīvs (LVVA) in Riga,33 das Russische Historische Staatsarchiv in St. Petersburg (Rossiiskii gosudarstvennyi istoricheskii arkhiv, RGIA), die dortige Handschriftensammlung der Russischen Nationalbibliothek (Rossiiskaia natsional’naia biblioteka [Otdel rukopisei], RNB) sowie schließlich die ebenfalls in St. Petersburg angesiedelte „Zweigstelle“ des Archivs der Russischen Akademie der Wissenschaften (Sankt-Peterburgskii filial Arkhiva Rossiiskoi Akademii Nauk, PFA RAN).34 Auf diese Weise konnten unter anderem Ministeriums-, Universitäts- und Personalakten, Protokolle der Sitzungen wissenschaftlicher Gesellschaften, Einträge in kirchliche Tauf- und Sterberegister,35 zahlreiche Autographen und nicht zuletzt in privaten Sammlungen der Nachkommen Carl Schmidts befindliche Unterlagen erschlossen werden.36 Die systematische Auswertung aller dieser Archivalien führte zu einer sehr engen durch die Primärquellen vorgegebenen Textur unserer wissenschaftsgeschichtlichen Analyse und auch dazu, dass in ihr viele Zitate aus den unveröffentlichten Akten enthalten sind. Sie illustrieren nicht nur den sprachlichen Stil einer uns heute fernliegenden Zeit, sondern belegen mit Blick auf die Autographen Carl Schmidts auch dessen ausladende Formulierungen und das sie begleitende fremdsprachliche „Bouquet“. Dem durch die Primärquellen bereits vorgegebenen engen Gewebe wurden Schmidts Originalarbeiten ebenso eingewoben wie die Sekundärliteratur, die entsprechend der Spannweite seiner wissenschaftlichen Interessen ziemlich umfangreich ausfallen musste. Die nicht selten recht entlegenen Titel konnten in den ersten Jahren nur durch intensive Nutzung des seit langem etablierten „Fernleihsystems“37 beschafft werden, da die Bibliothek der Universität Duisburg-Essen über einen nur begrenzten historischen Bestand verfügt. In ← 17 | 18 → Deutschland damals nicht nachgewiesene Medien wurden auf private Kosten beispielsweise von der Tartu University Library bzw. der Academic Library of the University of Latvia in Riga zur Verfügung gestellt.38 In den letzten Jahren seiner Beschäftigung mit der Thematik nutzte der Verfasser eingestandenermaßen weidlich die kolossalen Möglichkeiten zum „Download“ urheberrechtsfreier historischer Quellen, wie sie sich beispielsweise durch die insgesamt durchaus umstrittenen Aktivitäten von „Google Books“39 und der Kooperation mit dem „Internet Archive“40 ergeben haben.

1.3 Konkreter Gang der Untersuchung

Die Studie beginnt mit dem Versuch, die Ausbildung und frühe intellektuelle Entwicklung Carl Schmidts zu erhellen.41 Die archivarisch erschlossenen Quellen geben Auskunft über das Leben in seinem Elternhaus, seinen schulischen Werdegang sowie seine Ausbildung zum Gehilfen in der Berliner Apotheke Wilhelm Roses. Sie gewähren zudem Einblicke in die Berliner Studienzeit, in der Schmidt direkt mit Hendrik Steffens philosophischen Überlegungen und – indirekt – auch mit Hegels „System“ durch dessen Schüler Carl Werder bekannt wurde. Sein weiterer Weg führte ihn nach Gießen in Justus Liebigs Laboratorium. Neben der kurzen Darstellung der von Schmidt dort betriebenen analytischen Arbeiten wird für diesen Abschnitt der wissenschaftlichen Prägung Schmidts zunächst geklärt, welchen Einfluss das zeitlebens ambivalente Verhältnis Liebigs zum Konzept der Lebenskraft auf Schmidt ausübte. Zudem zeigen wir auf, wie die beginnenden Auseinandersetzungen um Liebigs 1842 erstmals erschienene „Thier-Chemie“ und sein abrupt erfolgter methodologischer Rekurs auf John Stuart Mills „Logik“ den damals erst gut 20-jährigen Studenten Carl Schmidt zu dem Entschluss führten, Liebigs stoffwechselphysiologischem Konzept fortan durch eigene experimentelle Untersuchungen zum vollständigen Durchbruch zu verhelfen. In Göttingen traf Schmidt in Friedrich Wöhler auf einen Chemiker-Typus, der – gänzlich anders als Liebig – ausschließlich dem exakt durchgeführten Experiment und dessen vorurteilsfreier Interpretation verpflichtet war und der glaubte, für das „romantische“ ← 18 | 19 → Denken in Systemen oder gar die von Liebig betriebenen Abstecher auf das Feld der Wissenschaftsmethodologie keinerlei Gaben zu besitzen. Schmidt arbeitete in Göttingen zudem unter dem Physiologen Rudolph Wagner, der damals wohl auf dem Gipfel seines wissenschaftlichen Schaffens stand und noch nichts ahnte von den „Schockwellen“ des rund ein Jahrzehnt später entbrennenden Materialismusstreits, der ihn als einen der Hauptakteure bleibend beschädigen sollte. Seinen Studien in Göttingen verdankte Schmidt auch die Bekanntschaft mit Hermann Lotze und dessen sowohl antivitalistischem Wissenschaftsverständnis wie auch explizit mechanistischen Vorstellungen von der Physiologie des Menschen.

Der Gang der Untersuchung folgt Schmidt dann 1846 zurück in seine baltische Heimat, wo er schon nach kurzer Zeit an der Universität Dorpat seine akademische Karriere beginnen sollte.42 Das dort bestehende und nachfolgend beschriebene geistige Klima erlaubte ihm im Verbund mit dem Physiologen Friedrich Bidder Jahre sehr erfolgreichen wissenschaftlichen Arbeitens. Unsere Studie belegt, dass Carl Schmidt zu Beginn seiner Tätigkeit an der Dorpater Universität das Fach „Klinische Chemie“ faktisch etablierte und zu einem Stand führte, der in der vergleichenden Zusammenschau dem an deutschsprachigen Universitäten zu dieser Zeit Erreichten nicht nachstand. Höhe- und zugleich Endpunkt dieser physiologisch-chemischen Phase im wissenschaftlichen Leben Carl Schmidts war das gemeinsam mit Bidder verfasste und 1852 erschienene Werk „Die Verdauungssaefte und der Stoffwechsel“, das in nicht wenigen seiner Teile noch immer prinzipielle Gültigkeit besitzt. Dabei entstand bis heute nachwirkend Neues aus der Zusammenarbeit eines jungen Chemikers mit einem älteren Physiologen, der zeitlebens im vitalistischen Denken verwurzelt blieb, was exemplarisch erneut darauf hinweist, dass sich Vitalismus und romantische Naturphilosophie einerseits sowie objektiver Erkenntnisgewinn in den exakten Wissenschaften andererseits keineswegs kategorisch ausschlossen, sondern – im Gegenteil – in Einzelfällen zu durchaus fruchtbaren Allianzen führen konnten. Die in „Die Verdauungssaefte und der Stoffwechsel“ entwickelte Theorie der Luxuskonsumption war ein Faktor, der wesentlich zur Etablierung der so genannten „Münchener Stoffwechselschule“ beitrug und der schließlich zum Zusammenbruch von Liebigs spekulativem Postulat der „Muskelarbeit-Harnstoff-Äquivalenz“ führte. Die Erörterung möglicher Gründe für Schmidts ab 1852 abrupt erfolgte Abwendung von der physiologischen Chemie beschließt die Darstellung der ersten, überaus erfolgreichen Phase seines wissenschaftlichen Wirkens. ← 19 | 20 →

Kapitel 4 beginnt mit Schmidts Bestellung zum ordentlichen Professur für Chemie und zum Direktor des chemischen Instituts an der Dorpater Universität und bricht insofern mit der bis dahin strikt verfolgten (biographischen) Chronologie, als ihm zur notwendigen Kontextualisierung von Person und Werk zwei Passagen vorangestellt sind, die sich mit dem intellektuellen Klima an der baltischen Hochschule in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der Historie der Dorpater Universitätschemie bis zum Jahr 1852 beschäftigten. Als gleichsam „roter Faden“ durchzieht den Text danach bis zum Kapitel 4.5.2.3 der nie enden wollende Kampf um ausreichende finanzielle Mittel insbesondere zum Betrieb des Hochschullaboratoriums, der Schmidt ebenso wie seine Vorgänger unablässig beanspruchte. Dieser setzte sich auch fort, nachdem 1857 ein Neubau für das chemische Institut bezogen worden war, und führte – wie bereits erwähnt – zu zwei Versuchen Schmidts, fortan als „consulting chemist“ auf Honorarbasis tätig zu werden. Kapitel 4.6.2, das Schmidts Arbeiten auf den Gebieten der Agrikultur-, Geo- und Hydrochemie als gleichsam „lebenslange Aufgaben“ benennt, kann für sich zweierlei in Anspruch nehmen: Es widmet sich möglicherweise als erstes umfassend diesen bislang fast unbeachtet gebliebenen Analysen Schmidts und entwickelt sich zudem hauptsächlich entlang des unveröffentlichten Briefwechsels Schmidts mit dem berühmten Mineralogen Hermann Abich, der bis heute als einer der Pioniere der Erforschung des Kaukasus’ gilt. Die Leistungen Schmidts zur Begründung einer Umwelt-Chemie und -Hygiene finden in unserer Darstellung besondere Beachtung und wurden so noch nie präsentiert. Aus den mühsam erschlossenen Vorlesungsverzeichnissen der Universität Dorpat ergaben sich Schwerpunkte von Schmidts Lehrtätigkeit, und die Tartuer Universitätsakten enthielten detaillierte Angaben darüber, wie die praktische Laboratoriumsarbeit der Studierenden didaktisch gestaltet war. Das Ende des vierten Kapitels thematisiert Schmidts Vorlesungen zur Chemiegeschichte und versucht, deren Einfluss auf seinen berühmtesten Schüler Wilhelm Ostwald aufzuzeigen.

Die den Hauptteil beschließende „Einordnung und Würdigung“43 Schmidts und der Dorpater Chemie leitet über zu den Anlagen. Sie umfassen neben bislang unbekannten genealogischen Angaben zu Schmidts Familie und zwei Autographen, die einerseits das Leben in seinem Elternhaus anschaulich beschreiben und andererseits Auskunft über die Hochzeitsvorbereitungen und den Polterabend geben, Photos, tabellarische Zusammenstellungen und statistische Angaben, die die Ausführungen im Haupttext unterstützen und so die Schilderung von Carl Schmidts globalem akademischen Wirken erheblich untermauern. ← 20 | 21 →

1.4 Möglichkeiten und Grenzen der Untersuchung

Die vorliegende Studie bildet unseres Wissens die erste Gesamtdarstellung zu Carl Schmidt überhaupt. Sie versucht, die Ausbildung seines Wissenschaftsverständnis’, seinen akademischen Werdegang und sein wissenschaftliches Wirken sowohl in den persönlichen sozialen wie den herrschenden inneruniversitären Dorpater Kontext einzuordnen und bleibt dabei immer archivaliengebunden, d. h. strikt an bislang unveröffentlichten Primärquellen orientiert. Im Verbund von Haupttext, Personenlexikon und 31 Anlagen entsteht so ein bislang einzigartig tiefenscharfes und facettenreiches Bild, das zudem gleichsam ein Kaleidoskop der zeitgenössischen Chemie darstellt. Unsere Untersuchung ist offen für weitere archivalische Funde44 jedweder Art und eignet sich zweifellos als Ausgangspunkt für spätere Detailuntersuchungen, beispielsweise zu ausgewählten Aspekten der physiologisch-chemischen Arbeiten Schmidts oder insbesondere zu seinen agrikultur-, geo- und hydrochemischen Analysen, wobei die letztgenannten drei Felder von Fachhistorikern bearbeitet werden sollten, die zwangsläufig über weit spezifischere Kenntnisse verfügen, als wir sie für uns reklamieren können. Zu überlegen bliebe darüber hinaus auch, ob der von uns bearbeiteten Thematik gar wissenschaftstheoretisches Potential inne wohnt. Am ehesten könnte dies für die in Kapitel 3.4.3.3.6 behandelten Vorgänge im Zusammenhang mit der Luxuskonsumption und der Entstehung der so genannten „Münchener Stoffwechselschule“ zutreffen. Als mögliche methodische Zugangsweisen würden sich die konstruktive Wissenschaftstheorie45 mit ihrer Unterscheidung einer Gründe- von einer vornehmlich historisch rekonstruierten Wirkungsgeschichte und vielleicht mehr noch der kritische Rationalismus46 eignen. Mit Blick auf letzteren läge die Methode der Wahl wohl primär nicht in Poppers ganz überwiegend ahistorisch arbeitendem Falsifikationismus.47 Sie wäre eher in dessen Weiterentwicklung durch Lakatos zu sehen,48 der in seinem methodischen Ansatz der ← 21 | 22 → wissenschaftlichen Forschungsprogramme die Wissenschaftsgeschichte als entscheidenden Prüfstein für jede wissenschaftstheoretische, rationale Rekonstruktion betrachtete und so wesentlich zu einer Entwicklung beitrug, die zu der noch heute zu konstatierenden „Historisierung“ der Wissenschaftstheorie führte.49


1 Vgl.: Pulte (2015), S. 485–492.

2 Pulte (2004 a), Sp. 921.

3 Die Vertreter des Vitalismus waren der Auffassung, dass das Leben einer besonderen „Lebenskraft“, der geheimnisvollen „vis vitalis“, geschuldet sei, die alle Lebenserscheinungen hervorbringe und von der man glaubte, sie könne die vielfältigen Unterschiede zwischen dem lebenden Organismus und der unbelebten Natur erklären, denn schließlich verbiete es sich, das Leben als bloße Summe seiner anorganischen Bestandteile anzusehen. Vgl.: Hoffmeister (1955), S. 649; Tsouyopoulos (2001), Sp. 1076–1078.

4 Der Begriff der romantischen Naturphilosophie ist im deutschen Sprachraum untrennbar verbunden mit Schelling und seinen Anhängern, deren oberstes und finales Ziel es war, die ursprünglich (mystische) Einheit von Geist und Natur wieder herzustellen. Vgl.: Kaulbach (1984), Sp. 548–560; Wolters (2004 b), S. 973–974. – Der heute fast ausschließlich negative Blick auf diese Phase der deutschen Geistesgeschichte verkennt die großen Chancen, die ihr grundsätzlich inne wohnten. Diese betonte z. B. Engelhardt (1981), S. 220: „Grundsätzlich bietet die Zeit um 1800 in der Geschichte der Naturwissenschaften einzigartige Möglichkeiten, über Zusammenhänge von Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft nachzudenken, da dies von den Naturforschern jener Zeit selbst getan wurde; in dieser Nähe zu Philosophie, Theologie und Kunst haben spätere Naturforscher Reflexionen über ihr Fach nicht mehr angestellt.“

5 Vgl. im gegebenen Zusammenhang – pars pro toto – das Konzept der „anti-phlogistischen Chemie“ und die danach einsetzende Charakterisierung zahlreicher organischer Stoffe: Lavoisier und Laplaçe (1780), S. 393–408; Magendie (1816 a), S. 66–77; Chevreul (1823), passim; Prout (1827), S. 357; Magendie (1836), 2, S. 24–30; Wöhler und Liebig (1838), S. 241–336.

6 Vgl.: Magendie (1816 b), S. I–VI; Hirsch (1966), 479–480; Lichtenthaehler (1983), S. 785–788. – Um die Fußnotentexte nicht heillos zu überfrachten, wurden sämtliche biographischen Informationen zu den mehr als fünfhundert genannten Personen vor allem der Zeitgeschichte, wie hier z. B. Magendie, in ein separates Personenlexikon ausgegliedert.

7 Vgl.: König (1984), Sp. 647–649; Pulte (2004 a), Sp. 921.

8 Vgl.: Russell und Roberts (2005), S. 2.

9 Vgl.: Brakel (1996), S. 16–21; Ströker (1996), S. 2–3, Pulte (2004 b), Sp. 978.

10 Vgl.: Füssel (2014), S. 291.

11 Vgl.: Donnert (2007), passim.

12 Vgl.: Lieben (1935), S. 264.

13 Vgl.: Gerber (2014), S. 280–282.

14 Vgl.: Brocke (1993), S. 7–13; Brocke (1995), S. 111–118 sowie darüber hinaus zu den Gegenständen der Wissenschaftsgeschichte beispielsweise: Janich (1981), S. 89–111, S. 137–148; Mittelstraß (2004 b), S. 727–730; Eckart und Jütte (2007), S. 134–147.

15 Vgl. z. B.: Poggendorff (1863), 2, Sp. 818–819; Poggendorff (1898), 3, S. 1198; Levickij (1902), 1, S. 246–255; Hirsch (1962), 5, S. 98; Lenz (1970), S. 685.

16 Vgl. z. B.: Bing (1973), S. 639–648.

17 Vgl. z. B.: Zaleski (1894); S. 963–978; O. V. (1895); O. V. (1903).

18 Vgl. z. B.: Tammann (1901), S. 11–12; Tammann (1929 a), S. 196–198; Tammann (1929 b), S. 226–228; Lieben (1935), passim; Ilomets (1989), S. 3–15; Käbin (1986), S. 84–97; Ilomets (1992), S. 5–10; Ilomets (2004), S. 108–113; Past und Tankler (2007), S. 24–30.

19 Vgl. zum Genre der Biographie, das sich mit Blick auf bedeutende Naturwissenschaftler schon immer großer Beliebtheit erfreute, sowie zu dessen Renaissance in der klassischen Wissenschaftsgeschichte während der zurückliegenden Jahrzehnte z. B.: Schulze (1978), S. 508–518; Hankins (1979) S. 1–16; Engelberg und Schleier (1990), S. 195–217; Röckelein (1993), S. 17–38; Kirschke (2001), S. 10–11; Bensaude-Vincent (2003), S. 200–202; Russell und Roberts (2005), S. 7–9; Eckart und Jütte (2007), S. 219–229; Gerber (2014), S. 284.

20 Vgl.: Füssel (2014), S. 289.

21 Vgl.: Kirschke (2001), S. 10–11.

22 Vgl. zur historischen Entwicklung der Universität Dorpat (Tartu) und ihrer Institutionen z. B.: Gernet (1902), passim; Semel (1918), passim; Engelhardt (1933), passim; Donnert (2007), passim.

23 Vgl. zur Bedeutung der Bau- und Architektur-Historie als gleichsam symbolische Repräsentationen für eine zeitgemäße Universitätsgeschichtsschreibung: Gerber (2014), S. 285.

24 Vgl.: Roß (2005 b), S. 10–20.

25 Vgl.: Roß (2002 b), S. 135–391.

26 Vgl. zu diesem Konflikt beispielhaft: Ostwald (1927), 1–11; Brocke (1993), S. 3–5; Brocke (1995), S. 111; Russell und Roberts (2005), S. 1–2.

27 Vgl.: Roß (2001), S. 137–156; Roß (2002 a), S. 159–190; Roß (2002 b); Ross (2005 a), S. 33–37; Roß (2005 b), S. 3–24; Roß (2007), S. 199–200. – Die Kapitel 3.4.2–3.4.2.2, 3.4.3.1–3.4.3.2, 3.4.3.3.3–3.4.3.3.4 und 3.5 sowie 4.5.2–4.5.2.3 der nachfolgenden Untersuchung wurden übernommen aus: Roß (2001), S. 143–151; Roß (2002 a), S. 159–162, S. 166–188; Roß (2005 b), S. 3–20.

28 Dabei handelt es sich um den Liebig-Wöhler-Freundschaftspreis der Göttinger Chemischen Gesellschaft, Museum der Chemie (2003) sowie um den Bettina-Haupt-Förderpreis der Fachgruppe Geschichte der Chemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker (2005). Vgl.: http://www.vinasse.de/liebigw%F6hlerfreundschaftspreis.htm; http://www.chemikalien.de/chemie/geschichten-aus-der-chemie-vom-alten-china-bis-zur-ns-zeit_1279.html. Letzte Zugänge: 30. Oktober 2017.

29 Vgl.: Gerber (2014), S. 280–282.

30 Mit Ausnahme der Akten aus dem Russischen Historischen Staatsarchiv in St. Petersburg lagen sämtliche Archivalien in alter deutscher Schreibschrift vor. Der Verfasser versuchte daher, sich diese mühsam anzueignen, indem er entsprechende „Trainingsunterlagen“ (z. B. Dohna [2001]; Süß [2002]) akribisch durcharbeitete und sich danach intensiv mit der Rückübertragung heutiger Texte in die damalige Schreibschrift beschäftigte. Diesen zeitintensiven Bemühungen war indessen nur sehr bescheidener Erfolg vergönnt. Sie ermöglichten ihm zwar die Entzifferung der so genannten „Kanzleischrift“ (Aktenreinschrift), führten jedoch bei in der „Kurrent-“ bzw. Konzept- oder Verkehrsschrift verfassten Originalen zu nur fragmentarischen „Transkriptionen“, so dass die „Entschlüsselung“ des vollständigen Inhalts eines Großteils der Handschriften letztlich meinen Eltern geschuldet ist.

31 Auf der nationalen Ebene fanden sich einschlägige Archivalien in der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB, München), im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (ArBBAdW, Berlin), der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek (NSB, Göttingen) und dem Universitätsarchiv Göttingen (UAG).

32 Der Verfasser dankt Dr. Tatjana Shor in diesem Zusammenhang für die nunmehr bereits fast zwei Dekaden umfassende freundschaftliche Zusammenarbeit.

33 Die in Riga verwahrten Akten machte mir Frau Gunta Minde unbürokratisch zugänglich.

34 Mit den Recherchen in russischen Archiven wurde Frau Elena Tsvetkova (St. Petersburg) – auf Entgeltbasis – betraut.

35 Vgl. zum Stellen- und Informationswert der genannten Primärquellen z. B.: Eckart und Jütte (2007), S. 112–113.

36 Bei den Autographen und den Funden in Familienarchiven handelte es sich durchgängig um so genannte „Ego-Dokumente“. Dieser Sammelbegriff wurde von dem niederländischen Historiker Jacob Presser in die wissenschaftshistorische Terminologie eingeführt, um allgemein Texte zu bezeichnen, in denen ein Autor explizit über sein eigenes Denken und Fühlen schreibt. Vgl.: Dekker (1996), S. 33 sowie zum Begriff der „Mikrohistorie“ und den damit für die Medizingeschichte beispielhaft verbundenen Forschungsabsichten: Schulze (1988), S. 319–341; Jütte (1990), S. 149–164; Medick (1994), S. 40–53; Gerber (2014); S. 284.

37 Vgl.: Fernleihe. Verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Fernleihe. Letzter Zugang: 30. Oktober 2017.

38 Der Verfasser dankt hierfür Frau Mare Rand (Tartu University Library) und Frau Inta Smitina (Academic Library of the University of Latvia, Riga).

Details

Seiten
622
Jahr
2018
ISBN (PDF)
9783631756348
ISBN (ePUB)
9783631756355
ISBN (MOBI)
9783631756362
ISBN (Hardcover)
9783631746165
DOI
10.3726/b14124
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (August)
Schlagworte
Universitätsgeschichte Chemiegeschichte Biochemie (Geschichte) Umweltchemie (Geschichte) Geo-/Hydrochemie (Geschichte) Romantische Naturphilosophie
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2018. 622 S., 15 s/w Abb., 11 Tab.

Biographische Angaben

R. Stefan Ross (Autor:in)

Prof. Dr. R. Stefan Roß studierte Humanmedizin, Philosophie und Germanistik an den Universitäten Marburg und Bochum. In seinen zahlreichen Publikationen hat er sich mehrmals mit der Medizin-, Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte beschäftigt. Der Autor ist derzeit als Oberarzt und akademischer Direktor an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen tätig.

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Titel: Carl Schmidt (1822 – 1894) und die Entwicklung der Chemie an der Universität Dorpat (Tartu)
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