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Acta Germanica

German Studies in Africa

von Cilliers van den Berg (Band-Herausgeber:in)
©2021 Dissertation 204 Seiten

Zusammenfassung

Die Schwerpunkte des 49. Bandes sind vielfältig und decken Literaturanalysen, Aspekte des Sprachunterrichts und linguistische Themen (unter Bezugnahme auf Diskursanalyse, Lexikografie, Transferenz und Interferenz) ab. Die Darstellung des Genozids an den Herero in deutschen Diskursgemeinschaften und eine Analyse der Corona-Ansprachen von Cyril Ramaphosa und Angela Merkel werden abgelöst von Beiträgen zu einsprachigen DaF-Wörterbüchern, lexikalischer Transferenz in Oberschlesien und der graphemisch-phonetischen Interferenz in ausgewählten Eidesformeln. Die berufliche Weiterbildung von Lehrkräften des Faches DaF, die Förderung von kritischem Denken beim Unterrichten von DaF-Landeskunde und die Vorstellung von einem "Complex Adaptive Blended Language Learning System of German Studies" vervollständigen die Beiträge zum Sprachunterricht im südlichen Afrika. Beiträge zur Literatur schließen eine diskurslinguistische Analyse von Arnold Zweigs essayistischem Werk, eine Analyse von Peter Handkes "Versuch über die Müdigkeit" und eine Untersuchung nach der Relevanz von Umweltethik und -ästhetik in ausgewählter Kinder- und Jugendliteratur ein.
The focus of the 49th volume is diverse, covering literary analysis, aspects of language teaching, and linguistic topics (with reference to discourse analysis, lexico-graphy, transference, and interference). An account of the genocide of the Herero in German discourse communities and an analysis of the Corona speeches of Cyril Ramaphosa and Angela Merkel are followed by contributions on monolingual DaF dictionaries, lexical transference in Upper Silesia, and grapheme phonetic interference in set phrases found in selected oaths. The professional development of teachers of DaF, the promotion of critical thinking in teaching DaF "Landeskunde," and the presentation of a "Complex Adaptive Blended Language Learning System of German Studies" complete the contributions on language teaching in Southern Africa. Contributions on literature include a discourse-linguistic analysis of Arnold Zweig’s essayistic work, an analysis of Peter Handke’s "Versuch über die Müdigkeit," and an inquiry into the relevance of environmental ethics and aesthetics in selected children’s and youth literature.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt / Contents
  • Editorial (Cilliers van den Berg)
  • Afrika schreiben / Writing Africa
  • Völkermord und Polyphonie. Zum „Aufstand“ in Deutsch-Südwestafrika 1904 und dem Genozid an den Herero in zeitgenössischen und späteren Diskursgemeinschaften (Bruno Arich-Gerz)
  • Teaching German SAL in South Africa: Implementing an online, collaborative learning teacher development programme (Gerda-Elisabeth Wittmann / Jako Olivier)
  • Exploring the Complex Adaptive Blended Language Learning System of German Studies (Gwyndolen J. Ortner)
  • Die Förderung von kritischem Denken im interkulturellen landeskundlichen DaF-Unterricht. Erstellung und Darstellung eines neuen Unterrichtsmodells (Cleopatra Kundai Chapwanya)
  • „Alle zählen, es braucht unser aller Anstrengung.“ Das soziale Miteinander in der Pandemie und seine argumentative Legitimierung in politischen Corona-Ansprachen von Angela Merkel und Cyril Ramaphosa (Magnus P. Ängsal)
  • Allgemeine Beiträge / General Contributions to German Studies
  • Das sprachliche Bild „des Juden“ im essayistischen Werk Arnold Zweigs. Eine Analyse mithilfe des DIMEAN-Modells (Agnieszka Klimas / JarosŁaw Bogacki)
  • Existential motifs in Peter Handke’s Versuch über die Müdigkeit (Rosy Singh)
  • Respect for Nature! Umweltethik und -ästhetik in Brandis und Ziemeks Ruf der Tiefe und Julia Boehmes Conni rettet die Tiere (Klaus Tezokeng Tchiha)
  • Erklärungsweisen der Routineformeln in ausgewählten einsprachigen DaF-Wörterbüchern – Beispiele, Probleme und Lösungsvorschläge (Krzysztof Nerlicki)
  • Zu den Ursachen lexikalischer Transferenz vor dem Hintergrund des deutsch-polnischen Sprachkontaktes in Oberschlesien (Daniela Pelka)
  • Zur deutschen graphemisch-phonetischen Interferenz anhand ausgewählter Eidesformeln aus dem 15. und 16. Jahrhundert (Piotr A. OwsiŃski)
  • Buchbesprechungen / Book Reviews
  • Figuren der Anderen. Völkerkundliche Anthropologie und Drama im Sturm und Drang. Von Stefan Hermes. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2021 (Tomasz Waszak)
  • Vereinigtes Gelächter? Kleinkunst und Kabarett um 1990. Von Eva-Maria Siegel. Marburg: Büchner-Verlag 2021 (Gunther Pakendorf)
  • Laudatio / Laudation (Carlotta von Maltzan)
  • Nachrufe / Obituaries (Klaus von Delft 1937 – 2021)
  • Notes on Contributors

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Editorial

Nach den weitgreifenden Auswirkungen der Coronakrise im Jahr 2020 war auch das Jahr 2021 von der Pandemie geprägt – nicht nur im privaten, sondern auch im akademischen Bereich. Für WissenschaftlerInnen bedeutete das unter anderem die Verschiebung von, oder online-Teilnahme an Konferenzen, die Einschränkung von Forschungsbesuchen (wenn sie überhaupt möglich waren) und einen großen Aufwand an Lehrtätigkeit, um neue Bedürfnisse zu erfüllen. Eine der Folgen für den SAGV war, dass die 29. Tagung des Verbandes, die an der University of the Western Cape hätte stattfinden sollen, auf April 2022 verschoben werden musste. Wir vertrauen darauf, dass wir im nächsten Jahr neue und bekannte KollegInnen zu dieser Konferenz (mit dem Thema Soziales Umfeld) begrüßen werden können. Umso mehr freuen wir uns als HerausgeberInnen, dass dieses Jahr so viele neue KollegInnen aus dem Ausland ihre Beiträge der Acta Germanica anvertraut haben.

In seinem Beitrag richtet Bruno Arich-Gerz sein Augenmerk darauf wie „Aufstand,“ bzw. Genozid an den Herero (1904) in zeitgenössischen und späteren Diskursgemeinschaften zum Ausdruck gebracht wurde – ein Thema, das vor allem im Jahr 2021 keineswegs an Brisanz verloren hat. Drei Beiträge untersuchen Themen, die für den DaF-Unterricht im Kontext des südlichen Afrikas von wichtiger Bedeutung sind: Gerda Wittmann und Jako Olivier untersuchen die Möglichkeiten eines Modells für die berufliche Weiterbildung von Lehrkräften des Faches Deutsch als Zweite Zusatzsprache; Gwyndolen Ortner rückt ein Complex Adaptive Blended Language Learning System of German Studies in den Blickpunkt; und Cleopatra Chapwanya bestätigt die Notwendigkeit der Förderung von kritischem Denken im interkulturellen landeskundlichen DaF-Unterricht. Alle drei Beiträge stützen sich auf Informationen, die an ihren jeweiligen Universitäten gesammelt wurden, aber die Schlussfolgerungen sind nach wie vor auch für den größeren Unterrichtskontext von Relevanz, vor allem unter Hinweis auf Unterricht in einem Pandemie-Kontext. Der Teil „Afrika schreiben / Writing Africa“ wird mit einem Beitrag von Magnus P. Ängsal abgeschlossen, in dem er das soziale Miteinander in der Pandemie und dessen argumentative Legitimierung in politischen Corona-Ansprachen von Angela Merkel und Cyril Ramaphosa untersucht.

Die allgemeinen Beiträge decken eine Vielzahl von Themen ab, die unter anderem darauf deuten, dass auch gefeierte AutorInnen der deutschen Literatur noch wissenschaftliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Agnieszka Klimas und Jarosław Bogacki führen eine Analyse mithilfe eines diskurslinguistischen Mehrebenenmodells (DIMEAN) durch, um das sprachliche Bild „des Juden“ im essayistischen Werk Arnold Zweigs zu untersuchen. Nobelpreisträger Peter Handke steht in Rosy Singhs Beitrag im Mittelpunkt, in dem Versuch existenzielle Motive in seinem Essay zum Begriff „Müdigkeit“ festzu-stellen. Die Relevanz der Umweltethik und -ästhetik wird von Klaus Tezokeng Tchiha anhand ausgewählter Texte der Kinder- und Jugendliteratur dargestellt, wo er Aspekte der Umweltnarrative sowie Dimensionen eines Umweltdiskurses nachvollzieht.

Die letzten drei Beiträge fokussieren die Lexikografie und Linguistik: Krzysztof Nerlicki problematisiert die Erklärungsweisen der Routineformeln in einigen einsprachigen DaF-Wörterbüchern anhand ausgewählter Beispiele; Daniela Pelka beleuchtet die ←7 | 8→Ursachen lexikalischer Transferenz vor dem Hintergrund des deutsch-polnischen Sprach-kontaktes in Oberschlesien und Piotr Owsiński untersucht deutsche graphemisch-phone-tische Interferenz anhand ausgewählter Eidesformeln aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Bei den verschiedenen Themen, die in diesem Jahr behandelt werden, ist Sprache, wie immer, der Schlüssel zu einer Reise über nationale Grenzen hinweg.

Ich schließe das Editorial mit dem Hinweis auf zwei nicht-akademische Beiträge ab. Zum einen ist Prof. K.U.T. von Delft, ehemaliger Abteilungsleiter an der University of the Free State in diesem Jahr verstorben – wir freuen uns, ihm mit einem Nachruf zu gedenken. Zum anderen geht die ehemalige Herausgeberin der Acta Germanica, Prof. Carlotta von Maltzan, Ende 2021 in den Ruhestand. Vor allem wegen ihres langjährigen Engagements für die Zeitschrift wird sie hier mit einer Laudatio gewürdigt. Mein Dank geht an alle BeiträgerInnen und GutachterInnen, MitherausgeberInnen und Textredak-teurinnen, die diesen 49. Band möglich gemacht haben.

Cilliers van den Berg Bloemfontein im Oktober 2021

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Völkermord und Polyphonie

Zum „Aufstand“ in Deutsch-Südwestafrika 1904 und dem Genozid an den Herero in zeitgenössischen und späteren Diskursgemeinschaften

BRUNO ARICH-GERZ
RWTH Aachen University

Abstract

The German-Herero war in the colony of Deutsch-Südwestafrika in 1904 and the subsequent genocide of the indigenous population by imperial German troops are reflected in a variety of texts. These include Generalstab reports and memoirs of colonial German eyewitnesses, praise songs by the surviving Herero, historiographical works, novels, etc. Medardus Brehl’s study of the responses to the occurrences in colonial Germany has already framed the discourses in the metropole, and has aptly named them an event in their own right (Diskursereignis). Taking its cue from his analysis, this contribution opens up a diachronic perspective that complements Brehl’s synchronic approach. The discursive items that come to the fore in the longitudinal perspective are characterised by increasing inconsistency. While the discourse was initially limited to the Kaiserreich (other positions were not yet able to articulate themselves again), the decades that followed saw a restituted Herero society with counter-discourses, which, backed by a number of European / German scholars and / or ideology brokers, came into conflict with the discourse positions in the metropole. Today, we must speak of distinct discourse communities and more often than not irreconcilable discourse positions, six of which will be identified here. The aim is thus to map the increasingly heterogeneous discourse as an example of the nexus of polyphony and discourse.

Title: Genocide and polyphony. The „uprising“ in German South-West Africa 1904 and the Herero genocide in contemporary and subsequent discourse communities

Keywords: German-Herero war, genocide, discourse (analysis), textualization of commemoration, polyphony

Januar 1904. Im Südwesten Afrikas, dem heutigen Namibia, erheben sich die Herero gegen deutsche Siedler. Die Ereignisse ziehen in der Metropole – dem Kaiserreich, das die Gegend zwanzig Jahre zuvor, 1884, zum Schutzgebiet erklärt hatte – in der publizierten Öffentlichkeit Kreise. In Deutschland wird der sogenannte „Herero-Aufstand“ selbst zum Ereignis: einem diskursiven („Insbesondere der ‚Herero-Aufstand‘ […] war ein regelrechtes Diskursereignis“ bzw. „ein Ereignis im Sinne der Diskurstheorie,“ Brehl 2007:102, 103; Hervorh. im Original), bei dem das Geschehen in der Kolonie einheitlich verdammt und die Aufständischen verbal diffamiert werden. Drei Aussagen belegen dies:

Vierzehn Tage später, am Abend des 14. Januar, ging ich mit Behrens und einem anderen Kameraden durch die Dänische Straße; da kam Gehlsen uns entgegen […] und sagte zu mir: „Hast du schon gelesen?“ Ich sagte: „Was denn?“ Er sagte: „In Südwestafrika haben die Schwarzen feige und hinterrücks alle Farmer ermordet, samt Frauen und Kindern.“ […] „Sind diese Ermordeten deutsche Menschen?“ „Natürlich,“ sagte er: „Schlesier und Bayern und aus allen andern deutschen Stämmen, und auch drei oder vier Holsteiner.“ (Frenssen 1906:6)

Am 13. Januar ritt er dann in aller Frühe mit Herrn Finter, der die auf Farm Frauenstein wohnende Familie Pilet zur Eile mahnen wollte, auf seinem gestrigen Wege zurück. Kurz vor Otjituezu trennten sich beide. Mein Mann stieg noch für kurze Zeit bei dem Bur Keet ab; als er sein Pferd ←11 | 12→wieder besteigen wollte, fielen sechs mit Kirris bewaffnete Hereros hinterrücks über ihn her. – So endete sein blühendes Leben. (Von Falkenhausen 1905:249f.)

In Okatjongeama, Okahandja […], Otjimbingwe, Otjituesu und Hamakari […], bei Okasise, Etiro, Omaruru und an zahlreichen anderen Orten, deren Namen unbekannt geblieben sind, forderte die Mordlust der Herero ihre Opfer. (Schwabe 1910:249)

Der „Herero-Aufstand“ als zeitgenössisches Diskursereignis: Hintergründe und Kontexte

Die Aussagen sind willkürlich gewählt, was die in ihnen artikulierte Haltung zum Geschehen zum Zeitpunkt ihres Stattfindens – das der Ereignisse im kolonisierten Süd-westafrika und das ihrer Resonanz in Form eines Diskursereignisses in Deutschland – angeht. Sie sind es nicht mit Blick auf ihre generische (oder textsortenspezifische) Kennzeichnung. Es handelt sich, von den sie äußernden Individuen gesehen und was ihre Gattungszugehörigkeit betrifft, um polyphone, dennoch identische Standpunkte vermittelnde Aussagen aus Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Die Herero, behaupten alle drei, erheben sich plötzlich und grundlos, ihr Vorgehen ist „hinterrücks“ und von Mordlust getrieben, der „Aufstand“ fordert deutsche Opfer. Es sind eine Roman-passage aus der Feder eines selbst nie am Ort des Geschehens Gewesenen (Gustav Frenssen, Bestsellerautor und kurz darauf Literaturnobelpreisanwärter), ein Ausschnitt aus den publizierten Erinnerungen einer Zeitzeugin (Helene von Falkenhausen) und die mit (laien-)historiographischem Gestus daherkommende Darstellung dieser Ereignisse aus der Warte eines in die Metropole zurückgekehrten Militärs und ebenfalls Augenzeugen (Kurt Schwabe).

Die früheste der drei Einlassungen, der Ausschnitt aus Helene von Falkenhausens Ansiedlerschicksale, wurde 1905 publiziert, die späteste erschien 1910 und damit immer noch in einer vom Kolonialdiskurs – verstanden als „Gesamtheit der zeitgenössischen Rede über die Kolonien“ (Brehl 2007:64)1 – erfassten kaiserdeutschen Gesellschaft. In der öffentlichen und privaten Rede, aber auch in (druck-)schriftlicher Form2 zirkulierte das Thema stark; entsprechend intensiv fand eine Meinungsbildung statt, die weitgehend einhellig ausfiel, sprich: das koloniale Projekt verteidigte und Angriffe darauf verurteilte. Dass dabei zwangsläufig selektiv diskursiviert und argumentiert wurde, wird deutlich, wenn man beachtet, was die drei Einlassungen aussparen (und auch an anderer Stelle nicht mit der Strenge kommentieren wie die Taten der Herero): die Vor- und unmittelbare Nachgeschichte des „Herero-Aufstands,“ für die der Blick auf das Jahr 1904 – also die Zeit vor Erscheinen des ersten angeführten Diskursbeitrags – allerdings ausreicht, um zu verdeutlichen, welche anderen Standpunkte in der Gesamtheit der zeitgenössischen Rede über die Kolonien möglich gewesen wären.

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Die Vorgeschichte setzt 1884 ein. Mit der Gründung der Kolonie Deutsch-Südwest-afrika (DSWA) und ihrer Ratifizierung durch andere europäische Kolonialmächte gerät in Zentralnamibia die Viehhaltergesellschaft der Herero zunehmend in ökonomische Abhängigkeit. Unter anderem werden die Herero von ihren angestammten Weideplätzen verdrängt, der Ausbruch einer Rinderpest 1897 verschärft die Situation zusätzlich. Zunehmend ambivalent wird die Rolle der Herero-Chiefs um Samuel Maharero, die bestrebt sind, so der Historiker Jan-Bart Gewald, „ihre Machtposition durch Landverkäufe und durch die Kontrolle der Herero-Arbeitskräfte zu erhalten.“(Gewald 2003a:111)Versuche wie die des Vaters von Samuel Maharero, Mahahrero (gestorben 1890), oder von Chief Kahimemua, entweder ein dauerhaftes und für beide Seiten akzeptables Arrangement mit den Deutschen zu erzielen oder Widerstand zu leisten, scheitern. Deren Ziel war es, so der Historiker Horst Drechsler, „die Afrikaner systematisch zu expropriieren.“(Drechsler 1984:45; vgl. auch Gewald 2003a:105-113)

Samuel Maharero führt die Erhebung im Januar 1904 an, bei der deutsche Militärstationen belagert, Bahnlinien blockiert, Handelsniederlassung und siedlerdeutsche Farmen überfallen wurden. 123 Deutsche kommen bei den ersten Überfällen ums Leben. (Zimmerer 2003:45) Das Kaiserreich reagiert mit der Entsendung weiterer Truppen-kontingente und der Neubesetzung des Oberkommandos in der Kolonie an General Lothar von Trotha. Im August 1904 kommt es zur entscheidenden Konfrontation beider Seiten, die inzwischen zu Kriegsparteien geworden sind, südlich des Waterbergs im nördlichen Zentralnamibia. Die mehrere zehntausend Menschen (die Angaben schwanken zwischen 60 000 und 80 000) zählende Herero-Gemeinschaft ist vollständig vor Ort und wird von deutschen Einheiten eingekesselt. Die Gefechte ziehen sich über Tage hin, ehe es zum Ausbruch der Herero in östliche Richtung in die Omaheke-Wüste kommt. Die Truppen des Kaisers stellen ihnen nach und riegeln die Wüste ab. „Keine Mühen, keine Entbehrungen wurden gescheut,“ verlautbart die Kriegsgeschichtliche Abteilung I des Großen Generalstabes in Berlin im Jahr 1906,

um dem Feind den letzten Rest seiner Widerstandskraft zu rauben; wie ein halb zu Tode gehetztes Wild war er von Wasserstelle zu Wasserstelle gescheucht, bis er schließlich willenlos, ein Opfer der Natur seines eigenen Landes wurde. Die wasserlose Omaheke sollte vollenden, was die deutschen Waffen begonnen hatten: die Vernichtung des Hererovolkes. (Kriegsgeschichtliche Abteilung I des Großen Generalstabes 1906:211)

Details

Seiten
204
Jahr
2021
ISBN (PDF)
9783631871096
ISBN (ePUB)
9783631871102
ISBN (Paperback)
9783631870792
DOI
10.3726/b19372
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Dezember)
Schlagworte
Deutsch-Südwestafrika Unterricht von Deutsch/DaF Corona-Ansprachen Peter Handke Graphemisch-phonetische Interferenz Lexikalische Transferenz DaF-Wörterbücher Umwelt Arnold Zweig
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2021. 204 S., 4 s/w Abb., 3 Tab.

Biographische Angaben

Cilliers van den Berg (Band-Herausgeber:in)

Cilliers van den Berg ist Associate Professor für Deutsch an der University of the Free State, Südafrika.

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Titel: Acta Germanica
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