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Die Teilnahme der Menschen am Homoousion der göttlichen Personen

Der Mensch als tieferes Herz der Trinität

von Zenon Tsikrikas (Autor:in)
©2022 Monographie 368 Seiten

Zusammenfassung

In allen christlichen Konfessionen wird das Homoousion als die Annahme eines gemeinsamen göttlichen Wesens der Personen der Trinität verstanden. Der Autor behauptet, dass das Menschliche und die Menschen, obwohl sie nicht mit den göttlichen Personen homoousios sind, dennoch eine weitere und tiefere Quelle des trinitarischen Lebens im Sohn und im Geist sind. Das Homoousion kann also nicht einfach die Annahme eines gemeinsamen göttlichen Wesens der Personen sein. Christologie und Theologie werden aus einer neuen Perspektive verstanden. Die Studie bezieht sich auf die Bibel, auf die alten griechischen Kirchenväter und auf moderne Theologen aller Konfessionen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung. Exposition der These
  • Die Ignoranz der Theologie gegenüber der Teilnahme der Menschen am Homoousion
  • Teil A. Eine andere Hellenisierung des Christentums. Sind die Personen Gottes aktuierte relationale Subjekte ihres Wesens?
  • 1. Der Mensch und der nicht göttlich aktuierte Gott. Gott überantwortet sich direkt an den Menschen
  • 2. Mensch und Gott bilden ein innentrinitarisches Ich-Du-Kontinuum
  • 3. Der menschlich auferstehende Gott ist kein göttlich aktuierter Gott
  • 4. Die posthegelsche sich vermittelnde Person und ihre problematischen Folgen für die Trinitätslehre und die Christologie
  • Der mütterliche Vater und der Ansatz einer feministischen Theologie
  • 5. Exkurs. Die Erscheinung der christlichen Trinität im Dunstkreis der griechischen Ontologie und ihre aktuelle Verortung im posthumanen Subjektivismus
  • a. Der Anfang der Gigantomachie über die Ousia und ihre dialektische und selbstkritische Selbstbegrenzung
  • b. Die reflexive Produktion des Nicht-Seins vom Sein bei Parmenides, Aristoteles und Plotin
  • c. Das parmenideische und plotinische Hen und das sich davon unterscheidende sich schenkende trinitarische Hen
  • d. Hegels methodischer Weg zur Existenz
  • e. Die Genese der Person als Dialektik und Selbstkritik in der Phänomenologie. Das prozessuale Fallen aller Masken
  • f. Die Existenz als letzter Rest
  • g. Der Verfall der total selbstkritischen Dialektik in Pragmatismus und Indifferentismus. Die Existenz als einzige, ausschließliche Wirklichkeit
  • h. Die Trinitätslehre als Gigantomachie über die Ousia
  • i. Die Trinität als Prozess zu einem sich urteilenden relationalen actus purus
  • j. Die Trinität als Relation von geur-teilten Einzelheiten ist nicht die Trinität des sich schenkenden Vaters, menschgewordenen Sohnes und menschausruhenden Geistes
  • Teil B. Die Versuchungen Jesu Christi und die Versuchungen der Theologie
  • 1. Die Menschen als Quelle des lebendigen Homoousion im Gegensatz zum Homöousion als abstrakt gleichem Wesen und zu den von diesem abgeleiteten Stellvertreterchristologien und Stellvertreterpneumatologien
  • Stellvertreterchristologien und Stellvertreterpneumatologien
  • 2. Die hegelsche Intention der zeitgenössischen östlich-orthodoxen Christologie
  • a. Vladimir Lossky
  • b. Paul Evdokimov
  • c. Athanasios Jevtic
  • d. Georgios Vlorovsky und Ioustinos Popovic
  • 3. Wege der Assumptio-Christologie, Stellvertreterchristologie und Stellvertreterpneumatologie und ihre Alternativen
  • a. Christomonismus, Stellvertreterchristologie, Stellvertreterpneumatologie und der negative Charakter des Glaubens
  • b. Die menschliche Natur als Kostüm und die Menschwerdung Gottes als theatralisches Spiel oder die sterblichen Menschen als Grund des protogenen und idolbrechenden Darstellens des trinitarischen, nicht theistischen Gottes?
  • Existenzweise, Rüstung des Menschen ist aber Gott und nicht der Mensch Kostüm Gottes
  • Die Eliminierung des Mythos- und Religionscharakters des Christlichen
  • c. Die Spaltung zwischen ewiger und geoffenbarter Trinität und zwischen trinitarischem Leben und Gnade oder Wirkung der Trinität ad extra
  • d. Der Mensch als Prädikat des Subjekts Gottes oder Gott als Logos des Menschen? Die Metapher bei Philipp Stoellger
  • e. Christus als subjektimmanentes, vom trinitarischen Lebensstrom und vom Menschausruhen des Geistes loses Faktum. Die unchristliche Stellvertreterpneumatologie als Ersatz der Stellvertreterchristologie
  • Teil C. Die Menschen und das Menschliche in der Trinität
  • 1. Cur deus homo?
  • 2. Ist der Gott Sohn als Einzelheit seines Wesens aktuiert oder wird er und das Homoousion aller göttlichen Personen vom sterblichen und toten, gottverlassenen Menschen transparent und lebendig dargestellt?
  • 3. Die klärende und vertiefende Teilnahme der Menschen und des Menschlichen am Homoousion als direkte und lebendige Schenkung, Überantwortung und Darstellung
  • 4. Der trinitarische Sohn des Menschen. Die Christologie und Theologie von Maximos Confessor. Die komplexe Person als „Werk“ und „Resultat“ der Naturen und nicht als Einzelheit
  • 5. Der Gott Sohn existiert als Erfüllung seines Fehlens und nicht als Negation, die im Apophatismus kritisch vorgestellt wird
  • 6. Das Homoousion der göttlichen Personen wird durch das Homoousion der Menschen vollzogen
  • 7. Die eidosmachende (εἰδοποιός) menschliche Natur. Die Darstellung des Sohnes aus zwei Naturen und das Problem der zwei Aktzentren in Christus und des einen komplexen Selbstbewusstseins. Die Personalität der Person ist die Komplexität
  • 8. In zwei Naturen und das Ausruhen des Geistes in den Menschen
  • Teil D. Der Mensch nimmt am Homoousion teil
  • 1. Die soteriologische Voraussetzung des Homoousion bei Athanasios
  • 2. Das Homoousion als direkte lebendige Manifestation und Darstellung, die als solche menschlich mitvollzogen wird, und nicht als metaphysische und spekulative Konklusion
  • 3. Wie versteht Athanasios die Darstellung der göttlichen Person des Sohnes „von“ und „in“ ihrer menschlichen Natur und was bedeutet sie für das Homoousion?
  • 4. Die Darstellung Gottes aus seiner Absenz bei Athanasios
  • 5. Die Teilnahme des Menschlichen am Homoousion bei Johannes Damascenos
  • 6. Nicht bloßes Sich-Offenbaren Gottes, sondern sein lebendiges, protogenes Darstellen aus dem Tode als Ablegen einer abstrakten Aktuierung
  • 7. Das Verständnis des Homoousions bei Alexandros von Alexandrien
  • 8. Das Homoousion als direkte Selbstschenkung und Selbstüberantwortung und direkte und voraussetzungslose Wahrheitsdarstellung seit Alexandros von Alexandrien bis Maximos Confessor
  • 9. Die Hypostase als Hypostates
  • 10. Die Person ist Individuation als transparente und totale Darstellung und nicht als Subjekt eines gleichen Wesens
  • 11. Natur, natürlicher Wille und Person. Die menschliche Natur als Wachsen aus dem Tod des Atoms und das Kontinuum von Natur und Person
  • 12. Die Darstellung des toten Sohnes von den göttlichen Personen, die communicatio idiomatum und der einzigartige Sinn des Enhypostaton
  • Die Darstellung des toten Sohnes von den göttlichen Personen
  • Das Enhypostaton
  • 13. Der Paradigmenwechsel der Kappadokier
  • 14. Eine Trias, nicht relationale Dyaden von Personen
  • 15. Ein Umformulieren des „Filioque“ und des „non Filioque“, weil die Trinität „Mehr“ als eine wesensontologische Relation von abstrakt gleichen und armen Besitzern der Gottheit ist
  • 16. Der Heilige Geist in der Trinität. Das Analoge zur Menschwerdung des Sohnes Menschausruhen des Heiligen Geistes
  • 17. Ist das hypostatische Ausruhen des Heil. Geistes in den Menschen eine quasi „Menschwerdung“ des Geistes? Nimmt der Mensch im Geist am Homoousion der göttlichen Personen teil? Erübrigt sich die Menschwerdung des Sohnes wegen des Menschausruhens des Geistes
  • Ist die Menschwerdung des Sohnes notwendige Voraussetzung des Menschausruhens des Geistes?
  • 18. Die aletheologische Bedeutung des Homoousions als lebendige Darstellung
  • Teil E. Die gottmenschliche Einheit in der Dreifaltigkeit als biblische und phänomenologische Deskription
  • 1. Der trinitarische Gott als metaphysische Lehre, als Rahmentheorie (imago dei) der Theologie oder als Lebenshorizont und Existenzweise des Menschen?
  • 2. Die sich phänomenologisch ergebende Menschenfrage im Lebensstrom der homoousionen göttlichen Personen
  • 3. Der postkritische Logos als Phänomenologie einer den Menschen entfremdenden Überantwortung
  • Nachwort
  • Bibliografie

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Einleitung. Exposition der These

Christsein, Christentum und Christlichkeit beziehen sich auf Jesus Christus, den menschgewordenen Sohn Gottes. Wer Jesus Christus war, wissen wir mutatis mutandis gut. Die Evangelien und das Neue Testament insgesamt sprechen in ausreichendem Maße von ihm. So ist Jesus Christus eine historisch besser belegbare Person als Homer oder Aischylos. Die nach wie vor ungeklärte Streitfrage ist aber, ob er Gott, also menschgewordener Gott war. Die Menschwerdung ist nicht bloße Erscheinung oder Offenbarung Gottes, der durch eine menschliche Weise oder durch einen Menschen, nämlich Jesus, den Menschen seine Lehre erteilt und dadurch aus seiner fernen und aktuierten Identität nach außen erscheint. Die Menschwerdung Gottes ist Menschwerdung und nicht Epiphanie. Der menschgewordene Gott lebt menschlich, stirbt und ersteht menschlich und somit auch als Gott auf; seine göttliche Existenz hat eine Quelle in diesem menschlichen Leben, Sterben und Auferstehen. Andererseits ist die Menschwerdung Gottes in gewisser Weise Gottwerdung (θέωσις) des Menschen. Dergestalt ist sie eigentlich ein Sich-Verwickeln, ein Werden Gottes mit, im und vom Menschen her und ein Sich-Verwickeln, ein Werden des Menschen mit und in Gott. Insofern ist das Leben Gottes ganz und gar ein Leben und Werden Gottes mit, im und vom Menschen her. Dies wird insbesondere im Johannesevangelium präsentiert. Darin beansprucht Jesus Christus, dass er als dieser Mensch Jesus der Sohn, der Wille, der Logos, die lebendige Darstellung Gottes, des Vaters, des Ursprungs ist und er deswegen in diesem existiert, homoousios mit ihm ist. Wegen dieses Anspruchs wurde er zum Tode verurteilt. Jesus Christus, der menschgewordene Sohn, existiert ebenso im Vater, im Ursprung, dem er auch die Menschen zuführen will. Eschatologisch werden sich die Menschen als Personen zur Rechten des Vaters setzen. Der Heilige Geist bewohnt hypostatisch die Menschen, welche von diesem versiegelt sind. So ergibt sich der starke Eindruck, dass sowohl der Gott Vater als auch der menschgewordene Gott Sohn als auch der Heilige Geist nicht ein je in sich aktuiertes göttliches subjectum sind. Vater, Sohn und Geist sind nicht göttliche Subjekte, welche die Gοttheit, das göttliche Leben und die göttliche Wahrheit besitzen und durch Jesus Christus als ihren Stellvertreter zwischen den Menschen erscheinen. Das Leben und die wesentliche Wahrheit des Gottes Vaters, des Ursprungs, ist das Schenken und Überantworten des eigenen Lebens und der eigenen Wahrheit an seinen gerade dadurch geborenen und existierenden und sogar menschgewordenen Sohn und dasselbe Schenken ←17 | 18→und Überantworten als solches an eine weitere Person, nämlich an den in den Menschen hypostatisch wohnenden Geist, und daher auch dasselbe Überantworten an nicht göttliche Personen, die Menschen, welche diese Selbstschenkung und Selbstüberantwortung des Ursprungs/Vaters an den Sohn und an den Geist mitvollziehen. Jesus Christus bietet den Nicht-Christen von seinem geschenkten Ursprung/Vater her seine Selbstschenkung und Selbstüberantwortung an, ja, er fordert sie gar auf, diese anzunehmen. Das lebendige Herz der Trinität pulsiert exzentrisch, apostolisch und soteriologisch. Diese quasi metagöttliche (ὑπέρθεος nach Areopagita) Selbstschenkung und Selbstüberantwortung des Ursprungs/Vaters – und nicht das Besitzen der Gottheit – ist das innere „Wesen“ des trinitarischen, grenzenlos liebenden und so als transparente, lebendige Wahrheit entspringenden Gottes/Ursprungs.

In dem in allen christlichen Konfessionen über einen Zeitraum von ca. 1.700 Jahren vorgenommenen Bekenntnis manifestiert sich, dass Jesus Christus sowohl von der Maria menschlich geboren wurde als auch der Sohn des Gottes Vaters und homoousios mit diesem ist. Niemals wurde allerdings die Frage nach dem Sinn des Homoousion von Jesus mit dem Vater aufgeworfen. Insofern scheint die Formulierung des Glaubensbekenntnisses gewagter zu sein als die These der vorliegenden Monografie. Ist Jesus homoousios mit dem Vater? Ist Jesus Christus homoousios mit dem Vater? Ist dessen Geburt von der Theotokos ein Ereignis gleichwertigen Ranges und kongruenter Bedeutung wie dessen Geburt vom Vater? Der Mensch Jesus kann nicht homoousios mit dem Gott Vater sein. Wäre er dies, könnte er nicht Mensch sein. Dem gemeinsamen Bekenntnis aller Konfessionen nach soll er jedoch am Homoousion der Personen der Trinität teilnehmen. „Was“ ist dann aber dieser Gott, wenn der Mensch am Homoousion der göttlichen Personen teilnimmt? Jesus Christus wird sogar als Gott erkannt und anerkannt, wenn er menschlich den Gott Vater präsentiert, darstellt und somit homoousios mit ihm ist. Das Homoousion ist so epistemische, aletheologische Voraussetzung des Erkennens und Anerkennens Gottes, des Stehens zu Gott. Die Kapitel 1 und 10 des Johannesevangeliums verweisen deutlich auf diese gravierende aletheologische Bedeutung des Homoousions. Wie können wir dann aus diesen Perspektiven den Sinn der Personen Gottes, des Homoousion und des Sich-Verwickelns und Zusammenlebens Gottes mit dem Menschen verstehen? Hat das aus diesen Fragen zu verstehende Homoousion einen faktischen, alltäglichen Sinn und ist nicht mehr eine metaphysische Konklusion?

Wenn der Mensch sich in Gott und Gott sich im Menschen verwickelt und den Menschen nicht bloß menschlich erscheint, dann wird die in und für sich zentrierte Identität, die gepanzerte und aktuierte Existenz sowohl Gottes als ←18 | 19→auch des Menschen infrage gestellt. Wenn Jesus von sich sagt, dass er den metagöttlichen, nicht bloß in sich göttlich aktuierten, nicht theistischen, überantworteten Ursprung/Vater, menschlich darstellt und offenbart, dann sollte die Frage erlaubt sein, ob wir dasselbe nicht auch für den unreligiösen und unchristlichen Menschen selbst in Anspruch nehmen können.

Der Bezug des unchristlichen Menschen zu Gott basiert nicht etwa auf dem Einverständnis der aktuierten Wirklichkeit Gottes, die zwar in einem Hier und Jetzt nicht mehr manifest und präsent ist, sich aber in einer früheren Zeit und in einem anderen Ort offenbart und etabliert hat. Keiner, kein Chist und selbst kein Apostel, hat lediglich an eine solche unübersehbare Offenbarung eines mächtig verwirklichten Gottes geglaubt, tut das doch der inhärenten Begierde des Menschen nach göttlichem Leben nicht Genüge.

Der Mensch lebt, wenn und sofern er sich nicht dem Tod unterwirft. Sein Leben ist ein Anspruch auf Leben, das den Tod besiegt. Sein biologisches und geistiges Leben ist ein ständiger Kampf gegen den Tod. Dieser Kampf findet im Menschen statt und richtet sich nicht gegen einen externen Feind, weil der Tod dem Menschen innewohnt, der Mensch selbst sterblich ist. So ist der Kampf des Lebens gegen den Tod dazu verurteilt, vergeblich und sinnlos zu sein, wenn er nicht der Sieg des sterblichen und sogar toten Menschen gegen seinen immanenten Tod ist. Eigentlich geht es um eine Metamorphose, um die Auferstehung des Besiegten, Sterblichen und Toten. Das Leben des sterblichen Menschen, dessen Anspruch auf Leben, ja sogar ein nietzscheanischer Wille zur Macht sollten dieses Postulat konsequent aufstellen. Das Ureigene des Christseins ist das Leben des menschgewordenen Gottes als leidendes Erleben dieses Postulats im Tode des Menschen und die Selbstkonstitution dieses Gottes als Erfüllung und Darstellung dieses Postulats. Der metagöttliche, nicht als theistisch gepanzertes Subjekt menschgewordene Gott existiert als dem sterblichen Menschen überantwortetes und als in demselben erfragtes und fehlendes und sogar als dieses überantwortete und fehlende dargestellte und so auferstehende Leben; er setzt sich nicht als Besitzer von Gottheit durch, der das Menschliche als Moment aufnimmt und sich selbstidentisch durch Macht bewährt. Im Wesentlichen handelt es sich um das Leben Jesu Christi, der seine abstrakt aktuierte Göttlichkeit ablegte und menschlich und göttlich bis zum Tode lebte, und deswegen ausschließlich als Darstellung des Anspruchs seiner Brüder auf ihr von Gott überantwortetes, aber fehlendes göttliches Leben lebte, und nur dergestalt seinen überantworteten homoousiosen Gott Ursprung/Vater voraussetzungslos lebendig darstellte und so auferstand und nunmehr überhaupt so existiert. Das Homoousion ist also voraussetzungslose, lebendige, entspringende ←19 | 20→Darstellung des überantworteten Ursprungs/Vaters nach dem Ablegen jeder abstrakt aktuierten göttlichen und menschlichen Selbstbehauptung.

Der Appell zum Christsein verweist nicht auf ein frommes Ideal und auf einen göttlich aktuierten, wirklichen Gott, dessen Wesen von gleichen göttlichen Personen besessen wird. Er richtet sich an den Menschen, der sich den geschenkten und überantworteten, gestorbenen und auferstandenen, nicht abstrakt göttlich in sich aktuierten Gott als lebendige Existenzweise zulegen kann. Er überreicht und fordert das geschenkte und überantwortete, gekreuzigte und auferstehende Leben Gottes ein, welches das Homoousion des menschgewordenen Sohnes mit seinem überantworteten Vater lebendig darstellen kann und gar soll. Auf diese Weise vollzieht sich der Appell zum Eins-Sein vom trinitarischen Gott und den Menschen im Johannesevangelium. Nicht von ungefähr erschien der auferstandene Christus zuerst Frauen, schließlich waren sie es, die ihn bis zum völligen Tode seiner göttlichen und menschlichen Selbsterhaltung begleitet und sich mit dem gekreuzigten Gott mitgekreuzigt hatten, aber trotzdemin ihrem tiefsten Wesen den überantworteten Samenkern seines zu entspringenden Lebens bewahrten, um ihn lebendig wiederzugebären.

Der Sinn des Homoousions ist nicht metaphysisch. Sein Sinn ist Lebenssinn und betrifft das Leben des Menschen.

Gott ist nicht Selbstbesitz, und das göttliche Wesen ist nicht das von gleichberechtigten Besitzern besessene abstrakt gleiche Eigentum. Das Wesen Gottes ist das Homoousion der Personen, welches als Erfüllung und Darstellung der Selbstschenkung und Selbstüberantwortung des Ursprungs/Vaters dem menschgewordenen Sohne und dem die Menschen hypostatisch bewohnenden Geist lebendig und voraussetzungslos präsentiert wird und also keine metaphysische theologische Konklusion ist. Eine weitere, nicht göttliche, quasi tiefere Quelle dieser lebendigen Darstellung als solcher ist der Mensch des menschgewordenen, metagöttlichen, nicht in sich aktuierten und verriegelten Gottes und ebenso die hypostatisch vom Geist bewohnten, versiegelten Menschen.

Die Teilnahme der menschlichen Natur Jesu Christi und sogar der Menschen am Homoousion der göttlichen Personen ist ein Theologoumenon, das natürlich Aporien und Skepsis aufwirft. Dabei handelt es sich nicht um eine Streitfrage in der Geschichte der Theologie und der Kirche, obwohl sie sowohl eine nachvollziehbare, sogar notwendige als auch eine vielsagende und fruchtbare Konsequenz der Christologie und der Pneumatologie ist. Die Frage, welche die Perspektive der Teilnahme der Menschen am Homoousion eröffnet, ist evident und legitim: Wie steht, lebt und verhält sich die menschliche Natur des Sohnes innerhalb der Trinität, im Leben der Personen der Trinität? Wie steht und verhält sich ferner die menschliche Natur des Sohnes zu seinem Homoousion mit ←20 | 21→den anderen Personen, zum Homoousion überhaupt? Wie stehen und verhalten sich die vom Geist hypostatisch bewohnten Menschen zum Geist, zu den anderen Personen der Trinität, zu ihrem Homoousion? Wir können die Trinität ohne die menschliche Natur von Christus vielen alten Theologen zufolge eigentlich gar nicht voraussetzen, herausheben, „würdigen“. Die menschliche Natur des Sohnes wird gemeinsam und innerhalb der Trinität „mitgewürdigt“, weil sie Lebenselement des Sohnes ist und den Sohn trinitarisch und außertrinitarisch darstellt. Wir können vom trinitarischen Leben des Sohnes nicht dessen menschliche Natur abziehen, diese als ein passives und stummes, quasi in doketischer Art unsichtbares, unwirksames und bloß mitgetragenes Element im Subjekt des Sohnes auffassen. Wir können nicht Christus ohne Jesus annehmen. Die Ganzheit und Einheit des Lebens der Trinität wird von jeder Person ausgeführt, und das bedeutet, dass sie von der Ganzheit jeder Person mitvollzogen wird. In jeder Person soll so deren Einheit mit den anderen Personen entfaltet werden. In und von jeder Person werden sogar die anderen Personen dargeboten. Jesus Christus, der Sohn, stellt so in und von seiner menschlichen Natur her die anderen Personen der Trinität dar, wie es geradezu exemplarisch im Johannesevangelium von Jesus Christus demonstriert wird.

Damit einhergehend stellt sich eine weitere Frage: Wie steht und verhält sich der Mensch als Christ, dem sich der Heilige Geist hypostatisch ausgegossen hat und in dem er wohnt und sich ausruht (ἀναπαύεται). Der Bibel und vielen Kirchenvätern nach geht es um eine Einigung der Hypostase des Geistes mit den Aposteln und mit allen Christen nach seiner Pfingstausgießung und nach der Taufe jedes Christen und nicht einfach um eine Gabe oder Erscheinung oder Wirkung des Geistes ad extra in der Welt. Worin besteht der Sinn dieser Einigung, und wie steht und verhält sich der Mensch trinitarisch in dieser Einigung mit dem Geist? Ist diese Menschergießung, dieses quasi Menschausruhen des Geistes eine Art von Menschwerdung des Geistes? Vorgreifend können wir sagen, dass sie es nicht ist, weil es sich um die Einheit von zwei Personen, dem jeweiligen Menschen und dem Geist handelt und nicht um eine einzige Person, die von und in zwei Naturen lebt, wie dies bei der Menschwerdung des Sohnes geschieht. Der Geist lebt und stirbt nicht menschlich, er ersteht nicht auf.

Trotzdem ist die gewissermaßen als Einigung des Geistes mit den Menschen aufzufassende Ausgießung des Geistes in den Menschen eine Erweiterung und eine Sequenz der Menschwerdung des Sohnes und des Ausruhens des Geistes in dem menschgewordenen Sohn als desjenigen Ausdrucks des Homoousions des Sohnes mit dem Geist, wie dies bei der Taufe von Jesus Christus offenkundig wird. Es handelt sich um den Ausdruck des Homoousions des Geistes mit dem nicht bloß göttlichen, sondern menschgewordenen Sohne und mit dem ←21 | 22→Vater. Der Ursprung/Vater schenkt und überantwortet sich dem Sohne, welcher ihn konkret als menschgewordener erfüllt und darstellt und welcher als menschgewordener von den vom Geist hypostatisch bewohnten und zu ihm gehörenden Menschen konkret und vollkommen dargestellt wird. Solcherweise wird sich das Homoousion als lebendige Darstellung mit dem Sich-Setzen der Menschen als Personen zur Rechten des Vaters eschatologisch total darstellen. Der Geist ergießt sich nicht zeitlich dem Sohne, er ist mit ihm homoousios. Das Ausruhen des Geistes im menschgewordenen Sohne bei der Taufe ist eine Manifestation, ein Ausdruck des Homoousions, der Darstellung vom Geiste des nun menschgewordenen Sohnes. Der Geist ergießt sich auch zeitlich über die Menschen, und er ruht sich hypostatisch in diesen aus; er ist nicht mit den Menschen homoousios, aber diese stellen im und vom Geist her den dem Sohne und im Sohne dem Geist geschenkten und überantworteten Ursprung/Vater und den vom Ursprung/Vater entspringenden menschgewordenen Sohn dar. Die Menschen nehmen am Homoousion des Geistes mit dem Sohne und dem Vater aufgrund dieses hypostatischen Ausruhens des Geistes in ihnen teil. Der Geist lebt und stellt den menschgewordenen Sohn und den Vater mit den von ihm bewohnten Menschen und nicht in seinem Zustand vor der Pfingstausgießung und vor der Menschwerdung des Sohnes dar. Die Kirchenväter verwenden das Verb „Ausruhen“ (ἀναπαύεται) sowohl für das Ausruhen des Geistes im menschgewordenen Sohne, welches ein Ausdruck des Homoousion ist, als auch für das Ausruhen in den Menschen, mit denen er nicht homoousios ist, aber diese nichtsdestoweniger das Homoousion des menschausruhenden Geistes mit dem menschgewordenen Sohne lebendig und konkret darstellen. Das zeitlich anfangende Ausruhen des Geistes in den Menschen geschieht als trinitarische immanente Erstreckung, und zwar ist sie konkrete und lebendige Darstellung des menschgewordenen Sohnes und des dem Sohne und dem Geist geschenkten Ursprungs/Vaters, zur Rechten dessen sich die Menschen eschatologisch setzen werden. Dieses eschatologische Ereignis wird in der Bibel als ein Analogon zur Menschwerdung des Sohnes und zum Menschausruhen des Geistes bloß erwähnt.

Dem hypostatischen Ausruhen des Geistes in den Menschen wurde in der Pneumatologie kein besonders nachdrückliches Interesse geschenkt. Die Pneumatologie wird als Lehre über die dritte Person der Trinität als Lehre von der Gabe der Gnade und der Energien Gottes durch den Geist ad extra verstanden, die somit das innentrinitarische hypostatische Ausruhen des Geistes in den Menschen ausklammert und keinen direkten organischen Bezug zur Menschwerdung des Sohnes zwar im Rahmen des lebendigen Homoousions herstellt. Das hypostatische Ausruhen des Geistes in den Menschen stellt dennoch ein ←22 | 23→Ereignis, das vielleicht nicht dieselbe Aufmerksamkeit wie die Menschwerdung des Sohnes genießt, dem aber doch ein analoger Rang zukommt, nicht zuletzt, weil man es als dessen organische Erstreckung auffassen soll. Die Trinität und ihr Homoousion als Wahrheitsdarstellung der Personen in und voneinander konstituiert sich nicht mehr allein durch die Menschwerdung des Sohnes, sondern nunmehr auch durch das Ausruhen des Geistes in den Menschen, das die lebendige und konkrete Darstellung des menschgewordenen Sohnes des geschenkten und überantworteten Ursprungs/Vaters sowie die konkrete und lebendige Darstellung ihres Homoousion ist.

Insofern ist die Pneumatologie nicht die Lehre von der dritten Person der Trinität, die sich relational zu den anderen Personen verhält und sich dem Bezug des Vaters zum menschgewordenen Sohne und der Menschwerdung des Sohnes external und ohne direkte und immanente Vollzugsrolle, ja in gewisser Weise sogar vorchristlich annähert. Das Ausruhen des Geistes in den Menschen ist dasjenige einheitliche trinitarische Ereignis des Homoousion, der Offenbarung und lebendigenDarstellung (δόξα) des geschenkten Ursprungs/Vaters vom menschgewordenen Sohne, die sich in diesem Menschausruhen des Geistes in jedem einzelnen Menschen vollkommen entfaltet. Die Menschen sollen den Gott darstellen, wie der menschgewordene Sohn den Vater und der Geist den Sohn darstellt (δοξάζειν im Johannesevangelium), weil sie dem Geist angehören, und der Geist in ihnen wohnt (A. Cor. 6, 19–20 und 3, 16 und Rom. 8, 11 und 14). Söhne Gottes sind diese, welche den in sich wohnenden Geist darstellen lassen. „ὅσοι γάρ Πνεύματι Θεοῦ ἄγονται, οὗτοι εἰσιν υἱοί Θεοῦ … ἐλάβετε Πνεῦμα υἱοθεσίας, ἐν ὦ κράζομεν· ἀββᾶ ὁ Πατήρ“ (Rom. 8, 14–15). Paulus gibt eine zwar kurze, aber umso eingängigere Umschreibung des hypostatischen Ausruhens des Geistes im Menschen als des dem Geist Angehörens des Menschen und eben nicht des sich selbst Angehörens, das sich gegenseitig als Darstellen des Geistes von den Menschen und als Darstellen des Menschen vom Geist zusammenfügt. Wenn die Menschen dem Geist angehören und diesen darstellen wollen, wird der Geist umgekehrt auch die Menschen darstellen (Mat. 10, 20 und Rom. 8, 26–27). Es geht quasi um die Vollstreckung und die Umwandlung in eine zweihypostatische Einigung des Zusammenlebens und Zusammenwirkens zweier Naturen in einer hypostatischen Einigung bei der Menschwerdung des Sohnes. In der Menschwerdung des Sohnes ist neben der göttlichen Natur auch die menschliche Natur eine weitere Quelle dessen Darstellung. Im Menschausruhen des Geistes lebt hypostatisch der Geist im und mit dem Menschen und auf diese Weise auch der Mensch mit und in dem Geist. Der Mensch stellt den Geist als Darstellung des Sohnes dar und bringt in sich den Geist zur Darstellung. Eine Quelle der Darstellung des den Sohn ←23 | 24→darstellenden Menschen ist der Heilige Geist, der hypostatisch in der Hypostase des jeweiligen Menschen wohnt. Der Heilige Geist stellt also den menschlich lebenden Sohn in mit den von ihm hypostatisch bewohnten Menschen dar.

Ein pulsierendes Herz der Lebens- und Wahrheitsdarstellung (δοξάζειν, δόξα, δεῖξις, ἀπόδειξις, φανέρωσις) der Personen der Trinität sind die zum Geist gehörenden Menschen, und zwar eschatologisch und apostolisch. Die exzentrische Mitte der Trinität ist dementsprechend deren Wahrheitsdarstellung als Metamorphose und Auferstehung der vom Geist bewohnten und zum Geist gehörenden christlichen und grundsätzlich auch der nicht christlichen Menschen. Der Geist ergießt sich in alle Welt, in alle sarx, er stellt sich in und von diesem Ausruhen in den sterblichen Menschen her lebendig ohne regressiven Rückbezug auf ein abstrakt gleiches göttliches Wesen oder auf einen in sich aktuierten Gott als vollziehende Darstellung der Auferstehung des Sohnes aus dem Tode der Menschen dar. Der geschenkte Ursprung/Vater wird in dieser Weise dargestellt. Der trinitarische, menschgewordene und menschausruhende Gott existiert als diese Metamorphose und Auferstehung der nicht christlichen Menschen.

Wir können bzw. wir sollen nunmehr den Sinn der Teilnahme des Menschlichen und der Menschen am lebendigen Homoousion herausschälen und zum Ausdruck bringen.

J. Moltmann deutet in seinem Werk „Der gekreuzigte Gott“ den trinitarischen Gott als Horizont des Menschen und nicht den Menschen und seine Geschichte als Horizont der Erscheinung eines metaphysischen Gottes, der durch einen Stellvertreter in der Welt erscheint. Nach Athanasios und Joh. Damascenos ist die Menschwerdung Gottes nicht einfach eine Offenbarung oder Erscheinung Gottes, sondern ein Werden Gottes zum Menschen und deswegen auch ein Werden Gottes mit, im und vom Menschen her. Gott erscheint nicht einfach in der Welt durch seine Menschwerdung. Gott wird zum Menschen und er stirbt und der sterbliche und tote Mensch stellt sich vielmehr als die Person des Sohnes dar. Diese ist eine ganz relevante Konsequenz der Menschwerdung Gottes. Die Richtung und der Sinn des Bezuges des Menschen zu Gott, der Horizont des Lebens des Menschen kehren sich quasi um. Horizont des Menschen ist nicht die Welt durch das Spektrum einer Situationsethik, sondern Gott, und zwar bedingungslos und grenzenlos. Gott als Lebenshorizont des Menschen ist so die direkte Existenzweise des Menschen in allen seinen weltlichen Bezügen. Dem Menschen eignet sich diese Existenzweise hypostatisch an, sofern er sich als diese darstellt, da Gott nicht Besitzen, göttlicher actus purus, sondern transparentes Darstellen δοξάζειν vom menschgewordenen Sohne und menschausruhenden Geist ist. So ist der Horizont des ←24 | 25→Menschen letztlich nicht ein religiöser, theistischer Gott, sondern der Mensch und die Welt zwar als geschenkte und überantwortete Existenzweise Gottes.

Wenn der menschgewordene Sohn nicht Atom und Subjekt der göttlichen Natur ist, weil er auch menschliche Natur hat, deren Atom und Subjekt er nicht sein kann, ist er Gott und Sohn des Vaters, weil er menschlich, sich in und aus seiner menschlichen Natur als Wahrheit, Wille, Logos des Vaters darstellt, und nicht weil er Subjekt oder Atom, Besitzer einer gleichen göttlichen Natur ist. Er ist so homoousios mit dem Vater, weil er diesen auch menschlich offenbart, weil er ihn lebendig und transparent ohne Rückbezug auf ein gleiches göttliches Wesen oder auf sich als vermeintlichen gleichen Besitzer des gleichen göttlichen Wesens darstellt. Wir können sagen, dass seine menschliche Natur eine weitere und tiefere Quelle des trinitarischen Lebens und des lebendigen Homoousions ist. Es geht um einen Vorrang der Wahrheit als lebendiger, transparenter Darstellung vor dem Sein als Besitzen, als identisch und exklusiv das Sein besitzender actualitas. Trinität ist gerade das als lebendige und transparente Wahrheit entspringende eigene – und nicht einfach gleiche – Sein und Leben des geschenkten Ursprungs/Vaters auch vom menschgewordenen Sohn und vom menschausruhenden Geist, und zwar weiter und tiefer von der menschlichen Natur des Sohnes und den vom Geist hypostatisch bewohnten Menschen ohne Rückbezug auf einen göttlichen actus purus oder auf ein abstrakt gleiches, totes Wesen. Homoousion ist die lebendige, protogene, entspringende Darstellung des geschenkten und überantworteten Ursprungs/Vaters, die als solche tiefer auch von den Menschen mitvollzogen wird, das Entspringen des geschenkten Ursprungs/Vaters. Das Homoousion und die es konstituierenden Personen werden unter der konsequenten Teilnahme des Menschlichen am trinitarischen Leben als transparente und lebendige Darstellung, als Wahrheit und nicht als sich fundierendes und dann eventuell intentional relationales Besitzen eines abstrakt gleichen Wesens ausgedeutet, erweitert und vertieft. So sieht beispielsweise Maximos Confessor den Menschen als Erweiterung (παράτασις) und Vertiefung (ἐσχατιά) des Lebens Gottes.

Die faktischen Konsequenzen der Teilnahme des Menschen am trinitarischen Leben und am lebendigen Homoousion sind wichtig. Die paulinische Theologie und die Bergpredigt sind Ausdruck des Setzens Gottes als unmittelbarer Existenzweise des Menschen. Jesus Christus gebietet nicht ein humanistisches oder frommes Lebensideal, das für sein gerechtes und gutes Leben eine Gegenleistung verlangt und erwartet. Er ruft zum Mittragen des Kreuzes, zur Mitkreuzigung, zum Mitsterben und zur totalen Liebe auf, die auf jede Selbstbehauptung und Macht verzichtet. Er ruft die Menschen auf, ihm als Darstellung, Wille, Logos, Sohn Gottes zu folgen und somit auch zu Darsteller Gottes, ←25 | 26→d.h. zu Söhnen Gottes zu werden. Wenn Gott, bzw. die Personen Gottes nicht acti puri ihres vermeintlich von diesen besessenen Wesens sind, nicht sich vermittelnde und demzufolge relationale Personen im modernen Sinne sind, sind sie nicht einfach gegenüberstehende, intentional relationale Personen, sondern sie überantworten sich direkt aneinander und an den Menschen. Der Mensch kann als ein direkt vom Du Gottes überantwortetes Ich leben. Er ist dann gewissermaßen ein Du-Ich, wie der Sohn unmittelbarer Wille, Logos und „Charakter“ des Vaters ist, und nicht einfach als eine mit ihm gleiche Person in einer Ich-Du-Relation steht. Das bedeutet, dass Gott und der Mensch nicht sich vermittelnde und zueinander relational stehende Personen sind. Sowohl die Personen Gottes als auch jene der Menschen sind eher die Aufnahme der direkten, sie durchdringenden Aufforderung und Überantwortung der anderen Personen sowie die lebendige Erfüllung und Darstellung dieser Überantwortung und nicht gleiche relationale Subjekte.

Details

Seiten
368
Jahr
2022
ISBN (PDF)
9783631878019
ISBN (ePUB)
9783631878026
ISBN (Hardcover)
9783631878002
DOI
10.3726/b19769
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (Oktober)
Schlagworte
Freiheit Liebe Selbstüberantwortung Menschwerdung Metamorphose Auferstehung Falsification Theosis
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2022. 368 S.

Biographische Angaben

Zenon Tsikrikas (Autor:in)

Zenon Tsikrikas studierte orthodoxe Theologie in Athen und Philosophie in Tübingen, wo auch seine Promotion in Philosophie erfolgte. Seine Forschungsgebiete liegen in Dogmatik, Ökumenischer Theologie, Ontologie, Phänomenologie und Aletheologie.

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Titel: Die Teilnahme der Menschen am Homoousion der göttlichen Personen
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