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Nationenbildung und Literatur in Norwegen

Über Prosaformen in der norwegischen Literatur im 19. Jahrhundert

von András Masát (Autor:in)
©2023 Monographie 334 Seiten

Zusammenfassung

Wie beschreibt, inszeniert und unterstützt die Literatur eines Landes die Nationenbildung? Norwegens jahrhundertelange Personalunion mit Dänemark endete 1814, und das Land befand sich bis 1905 in einer Union mit Schweden. Es war eine Phase der Nationsfindung, dies auch in der Literatur. Das Buch untersucht Norwegens vorherrschende Prosaformen in der Periode von 1814 bis 1863. Das übergeordnete Narrativ der Nationenbildung vor allem in den Erzähler- und Leserstrategien wird herausgestellt. Intertextuelle Dialoge und Diskursangebote einzelner Texte verwiesen auch auf das Problem der Nationalsprache und damit der Sprache der Nationalliteratur: Soll und kann das fremdgewordene Dänisch die Vorstellungen von „Nation" und „Bildung" vermitteln, oder sollte dies eine rekonstruierte Nationalsprache tun?

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung, Thema und Vorgehensweise
  • Zur Themenwahl: Das Bild einer Nation und dessen Aktualität
  • Ziel und Vorgehensweise: Nationenbildung in Norwegen als ein Sonderfall und die Frage der Nationalliteratur
  • Der untersuchte Zeitraum und die Prosaformen
  • 1. Diskurs des Nationalen in Norwegen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Alteritätserfahrung, Abgrenzungsbestrebungen und Identitätssuche
  • 2. Inszenierung des Nationalen: Konstruktion, Rekonstruktion und Mythisierung
  • 3. Wie inszeniert man den öffentlichen Raum? Zur Intermedialität der Nationenbildung: Das lebende „nationale Tableau“ (tableau vivant)
  • 4. Mögliche Strategien in der Literatur: Zwischen Dilemmas der Nationenbildung
  • 4.1. Sprache der Nation und Sprache der Bildung: Die Frage des kulturellen Gedächtnisses
  • 4.2. „Folkelig“ – das Volksverbundene: Volksnähe als grundlegendes Modell für die Nationalliteratur, aber, mit unterschiedlichen Konzepten
  • 4.3. Kontinuität der dänisch-norwegischen Kulturgemeinschaft und die Populärliteratur („folkelesning“)
  • 5. Eine norwegische Unterhaltungsliteratur etabliert sich: Mauritz Hansens Prosa zwischen Trivialliteratur und nationaler Novelle
  • 5.1. Bürger aus der Hauptstadt entdeckt das eigene Land; der Besuch als grundlegendes narratives Strukturelement in einem fingierten (Reise)brief: Luren (Das Alphorn)
  • 5.2. Das Rätsel, die Erklärung und die „Erklärungen“: M. Hansens Kriminalgeschichten als Angebote für eine neue Erzähler- und Leserstrategie
  • 6. „Bildung“ der Nation und ihre Prosaformen: Aufklärungsschriften und Erziehungsliteratur
  • 6.1. „Aufklärungsschriften“ („opplysningsskrifter“) als volksverbundene Erziehungsliteratur: Nutzen und/oder Unterhaltung?
  • 6.2. Zwei „Lesebücher“ für die Jugend mit literarischen Texten in der traditionellen Schriftsprache. Bestandsaufnahme einer möglichen Nationalliteratur, Versuch zur Kanonbildung und Gattungsdefinition
  • 6.2.1. Wergelands „Lesebuch für die norwegische Jugend“: eine patriotische Poetologie mit Erziehungsabsichten
  • 6.2.2. Thues Lesebuch für Norweger und Dänen in der „Muttersprache“: Poetologie, Dichterbiographien und Skandinavismus
  • 6.3. Ein Lesebuch in der „Volkssprache“: Aasens Textproben als Aufklärungsschrift, Volkskunde und Sprachargumentation
  • 7. Das „Volksleben“ in Genrebildern („folkelivsskildring“) zwischen Inszenierung und folkloristischer Dokumentation
  • 7.1. Folkloristischer Stoff und Schauerromantik: nationalromantische (Nach-)Erzählungen für ein bürgerliches Publikum
  • 7.2. Das Genrebild als Mainstream: Texte zwischen folkloristischem Interesse und erwünschtem Nationenbild
  • 8. Verschriftlichung der Volksdichtung. Vermittlungsstrategie in den Volksmärchen- und Volkssagensammlungen als Diskursangebot
  • 8.1. Die Märchen, ihre Sprache und das Problem der „Roheit“
  • 8.1.1. Die „Roheit“ der Märchen und Scheherezades Auftritt. Ein nationales „Mustermärchen“ – inszeniert von Camilla Collett
  • 8.1.2. Parodie des „kultivierten“ Mustermärchens: eine „männliche Scheherezade“ von dem Märchensammler Jørgen Moe
  • 8.1.3. Kunstmärchen in Norwegen als ironische Rezeption der internationalen (Kunst-)Märchentraditionen
  • 8.2. Sagen als nationale Prosa zwischen Genrebild und Erzählung. Asbjørnsens erfolgreiches Diskursangebot in der Vermittlung der Sagen
  • 8.2.1. Der Ich-Erzähler, das Phantastische und das Schaurige in einer erweiterten Rahmenkonstruktion
  • 8.2.2. Sagen sowohl für Bürger als auch für Bauern? Umwertung der „Bildung“; Rahmen und Argumentationsstruktur in Asbjørnsens Høyfjellsbilleder. En søndags-kveld til seters (Bilder aus dem Hochgebirge. Ein Sonntagabend auf der Alm)
  • 9. „Bauernerzählung“ als innovative Synthese der nationalen Kurzprosaformen: Bjørnsons Synnøve Solbakken
  • 10. Literaturkritik und Essayistik in der „Volkssprache“ als autonomes Prosagenre
  • 11. Reisebuch eines „Hauptstädters“ in der „Volkssprache“: Provokation und Diskursangebot
  • 11.1. Vinjes Reisebuch als Artikulation einer doppelbödigen literarischen Öffentlichkeit; Sprachgebrauch und die „Doppelsicht“ („tvesyn“) als multipolarer Erzählerstandpunkt
  • 11.2. Selbstinszenierungen, wechselnde Erzählerrollen und das Diskursangebot an die ganze Nation
  • 12. Erinnerungsliteratur und Herausgeberfiktion: das Spiel mit der Anonymität und das „Rätsel“ bei Camilla Collett
  • 12.1. Die Rahmenstruktur der „1001 Nacht“ und die Platzierung eines Briefwechsels
  • 12.2. Inszenierungen der wechselnden Erzählerrollen: „Verfasserin von Amtmandens Døttre“ als Herausgeberin; Bäckerswitwe als Moderatorin; Briefschreiber als Erzähler von verschlüsselten Tatbeständen und Leser als Bildungsbürger der Nation
  • 12.3. Textinterne und textexterne Kodierungen; Name, Anonymität und das Spiel mit dem „Leser“
  • 13. Abschliessende Bemerkungen: der Besuch, der (Bilder-)Rahmen, das Rätsel und das Nationale
  • Literatur
  • Namen- und Sachregister
  • Reihenübersicht

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Einleitung, Thema und Vorgehensweise

Zur Themenwahl: Das Bild einer Nation und dessen Aktualität

Das Bild einer Nation ist vielfältig, und einem Kaleidoskop ähnlich zeigt es je nach Zeit, Standpunkt und Interesse immer andere und neue Facetten. Hinzu kommt, dass das Image, das „außen“ entsteht oder eben nach außen vermittelt werden soll, oft andere Züge trägt, als das „innen“ etablierte und akzeptierte Selbstverständnis einer Nation. Die vielfach verzweigten und miteinander verwurzelten Bereiche in diesem Bild verändern sich ständig – durch die Gewichtsverlagerung der einzelnen Elemente – in ihrer Beziehung zueinander. Es ist ein fortwährender Prozess, in dem das Bild einer Nation neben mehr oder weniger konstanten Werten immer wieder auch aktuell erwünschte (benötigte) Eigenschaften aufzeigen will und zur Diskussion stellen muss. Damit reagiert es nicht zuletzt auf den Grad der Kenntnis und der Akzeptanz des erwünschten Bildes von außen oder innen. Jeweils aktuelle historische, geopolitische und kulturelle Konstellationen haben Ergänzungen, Aktualisierungen und andere Gewichtungen einzelner Elemente des Bildes zur Folge. In diesem Sinne kann von einer kontinuierlichen Nationenbildung im gegenwärtigen Europa – wie auf der ganzen Welt – aktueller als je gesprochen werden. Nach der neuzeitlichen – vorrangig im 19. Jahrhundert erfolgten – Entstehung der europäischen Nationalstaaten werden die einzelnen Nationenbilder von außen und von innen immer wieder auf ihre Aktualität und Nachhaltigkeit untersucht und auf die Probe gestellt. Das geschieht im allgemeinen im Zusammenhang mit ihrem jeweiligen Staatgebilde (es sei besonders an die grossen Umwälzungen nach dem Ersten oder dem Zweiten Weltkrieg erinnert). In unseren Tagen, im 21. Jahrhundert, geraten sie zunehmend aufs Neue in den Mittelpunkt der nationalen und internationalen Diskurse, und erneut wird nach den zukünftigen Nationalbildern und (Mit-)Gestaltungsoptionen gefragt. Der dringende Bedarf an einer ständigen Modifizierung ist eindeutig und augenfällig. Es sei nur auf einige historische Faktoren in der nahen Vergangenheit hingewiesen: den Fall der Berliner Mauer, die sog. „Wende“ 1989 und die Wiederauferstehung alter und die Entstehung neuer Staaten in Mittel-, Süd- und Osteuropa; die Erweiterung der EU und damit die mögliche Haltung zu den Nationalstaaten bzw. zu einer vertieften politischen Einheit Europas; die Flüchtlings- und Migrationswellen und damit parallel die Fragen der Integration und Identität von Minderheiten. Begriffe wie Nationalismus bzw. ←9 | 10→das Verhältnis von Nation und Staat müssen neu überlegt und neu definiert werden. Besonders der Inhalt und die einzelnen Elemente einer zukünftigen kulturellen nationalen bzw. europäischen bzw. globalen Identität werden hinterfragt (z.B. „Multikulti“ – „Leitkultur“ – „homogene nationale“ Kultur). Unter diesem Aspekt befindet sich z.B. das wiedervereinigte Deutschland – oft unausgesprochen – verstärkt im Prozess einer gegenwärtigen Nationenbildung; genauso wie die anderen ostmitteleuropäischen Staaten u.a. mit den neuen Staaten Tschechien und der Slowakei, oder die Staaten des ehemaligen Jugoslawiens, die Balkanländer (es sei nur an den Kosovo erinnert) bis hin zu den baltischen altneuen Staaten müssen die Fragen nach dem aktuellen Wesen der nationalen (und kulturellen) Identität – und ihre Bedeutung für ihre unmittelbare Zukunft in Europa – beantworten. Und die Reihe kann von Russland und der Ukraine über die nordeuropäischen Länder bis hin zu den USA fortgesetzt werden. All das wird durch den gegenwärtigen Krieg Russlands gegen die Ukraine1 brutal erkennbar und aktuell mit bis jetzt unvorstellbaren Veränderungen. Nationenbildung stellt also keinesfalls eine historische Erscheinung und einen abgeschlossenen Prozess besonders des 19. Jahrhunderts dar, vielmehr einen fortwährend aktuellen Problemkomplex. Dieser erfordert das ständige Überprüfen der Traditionen und der historisch-politischen Möglichkeiten auf ihre Fortsetzbarkeit, um ein modernes, zeitgemässes, adäquates Nationenbild und damit parallel ein Selbstverständnis des Eigenen zu ermöglichen. Bei diesen Prozessen spielt der in seinen konkreten historischen Erscheinungen durchaus vielfältige, widerspruchvolle und flexible Charakter der Ideologie des Nationalismus eine zentrale Rolle.

Diese angedeuteten Prozesse2 werden von der offiziellen und zivilen Öffentlichkeit gesteuert, abhängig von Zielen der jeweiligen, historisch bedingten ←10 | 11→Außen- und Innenpolitik einer Regierung, der Strategien der einzelnen Parteien und dem Status, der Rolle, den Möglichkeiten der Zivilgesellschaft und den Funktionsmechanismen der Medienöffentlichkeit. Dieser ständige, latente oder weniger latente Prozess kann als (ein) nationaler Diskurs bezeichnet werden. Ein zentrales Element darin stellt die jeweilige kulturelle Identität besonders in interkulturellen Begegnungen dar, wobei immer auch „das Andere“ aufgezeigt oder sichtbar wird, um einen dialogischen Rahmen für diesen Prozess als Grundvor- aussetzung entstehen zu lassen. So muss auch das kulturelle Selbstverständnis immer wieder aufs neue „produziert“, inszeniert und praktiziert werden.

Mit diesen notwendigerweise sehr kurz gehaltenen Hinweisen auf die Aktualität der Nationenbildung und der kulturellen Identität sollte das eigentliche Thema der vorliegenden Studie eingeleitet werden: im Folgenden soll ein genuiner Weg der Nationenbildung in Nord-Europa, und zwar im Norwegen des 19. Jahrhunderts herangezogen werden, um anhand von literarischen Texten dem Herausbildungsprozess einer entstehenden nationalen Prosa folgen und diesen in ihren wichtigen Stationen untersuchen zu können.

Ziel und Vorgehensweise: Nationenbildung in Norwegen als ein Sonderfall und die Frage der Nationalliteratur

Die Grundfrage lautet folgendermaßen: Wie wird der Prozess der Nationenbildung, und dabei vor allem das nationale Zusammengehörigkeitsgefühl, durch (die) literarische Produktion generiert und gefördert? Hierbei soll die identitätsstiftende Funktion der Literatur aufgezeigt werden. Aber der Prozess verläuft auch umgekehrt, und die Frage stellt sich dann von der anderen Richtung: Wie werden die einzelnen literarischen Formen in dem umfassenden gesellschaftlichen Schub und der mobilisierenden Dynamik der Nationenbildung in ihren Komponenten beeinflusst?

Im Folgenden wird der Fokus auf eine besondere Situation und auf einen besonderen Moment der Nationenbildung gerichtet: Norwegen bezeichnet eine historische Periode in seiner Geschichte expressis verbis als „Nationenbau“ („nasjonsbygging“): Als Folge der Napoleonischen Kriege wird Norwegen 1814, nach ca. 400 Jahren, von Dänemark abgetrennt und in eine Union mit Schweden gezwungen, allerdings mit größerer Selbständigkeit als bisher. Norwegen steht also 1814 als junger und in manchen Beziehungen „künstlicher“, also durch die internationalen historisch-politischen Ereignisse entstandener neuer Staat – für eine sehr kurze Zeit, bis zur praktischen Vollstreckung der aufgezwungenen Union mit Schweden sogar als ein völlig souveräner Staat – vor einer allgemeinen Herausforderung und gleichzeitig einmaligen Möglichkeit: in ←11 | 12→einem vorgegebenen Staatsgebilde muss er – mehr oder weniger nachträglich – seine nationale Identität d.h. das nationale Selbstverständnis für die Bevölkerung auf dem eigenen Territorium und für die Außenwelt „erfinden“ bzw. (re)konstruieren. Diese besondere Situation innerhalb des jungen Nationalstaates und in seinem Kulturverständnis wird durch die Sprachfrage noch komplizierter: Kann und soll die nationale Schriftsprache einfach „dänisch“ bleiben, so wie sie es seit ca. 400 Jahren war?3 Die unterschiedlichen Antworten signalisieren dann nicht nur die Grunddilemmas der nationalen Literaturproduktion, mit einer „fremd“ gewordenen Schriftsprache, sondern auch die Schwierigkeiten einer Abgrenzung von einer langjährigen kulturellen Gemeinschaft parallel zu den begründeten Bestrebungen nach einer kulturellen Souveränität.

Wie sollte und wie konnte die Literatur zur Nationenbildung beitragen? Wie wurden in der Praxis die Elemente eines erwünschten Nationenbildes in der literarischen Produktion jeweils vergegenwärtigt und inszeniert? Das sind die Grundfragen für die vorliegende Studie. Im Folgenden werden keine kultursoziologischen, höchstens (kultur-)historischen Annäherungen angestellt. Schriftstellerische Praktiken werden untersucht, mit dem Ziel, festzustellen, welche landesumfassenden Zukunftsaufgaben bzw. Elemente des Nationalkonstrukts in der Literatur als solche wahrgenommen und im Prozess der Herausbildung eines neuen, nach 400 Jahren wieder aktuell gewordenen Nationenbildes aufgegriffen werden konnten. Konkreter formuliert: Wie wird das Nationenbild in der bzw. durch die Literatur inszeniert und mitgestaltet?

Der untersuchte Zeitraum und die Prosaformen

Die Unterscheidung zwischen Staat und Nation sollte im Folgenden angesichts der oben angesprochenen historischen Konstellation im Auge behalten werden, denn die Phase der sog. Nationenbildung ist letztendlich eine umfassende Mobilisierung aller Kräfte, um dem neuen Staatsgebilde „eine Seele zu geben“. Benedict Anderson definiert die Nation als „… eine vorgestellte politische Gemeinschaft – vorgestellt als begrenzt und souverän“4. Eine Gemeinschaft in dem ←12 | 13→neuen Staat Norwegen sollte demnach gemeinsam erfunden und vorgestellt werden, und zwar solidarisch und mit Zusammenhalt um ein gemeinsames kulturelles und historisches Gedächtnis.

Wie geschieht das in der Literatur? Unter dem Begriff der Nationalliteratur5 wird das Schrifttum in einer Nationalsprache verstanden. Das bedeutete im 19. Jahrhundert – parallel zu der Entwicklung der Nationalstaaten – eine sprachliche Abgrenzung und Präsentation bzw. Inszenierung der als national vorgestellten Traditionen und Werte. Das Selbstverständnis einer Nation und deren Kultur werden literarisch artikuliert, unterstützt von der national fokussierten Literaturgeschichtsschreibung und Literaturkritik. In Norwegen rückt aber gerade der Begriff der „Nationalsprache“ notgedrungen ins Zentrum des nationalen Diskurses mit grundlegenden Fragen, wie: kann die bisherige Schriftsprache oder soll die gesprochene Sprache der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung als Nationalsprache und insbesondere als Sprache der Nationalliteratur betrachtet werden? Können die mündlich, d.h. in Dialekten tradierten Kommunikationsformen als Teile der Nationalliteratur angesehen und schriftlich darin integriert werden? Diese zentralen Fragestellungen der entstehenden Nationalliteratur erfordern und erklären auch in der vorliegenden Untersuchung eine ständige Begleitung der Diskussionen und Ergebnisse um die Nationalsprache.

Der Schwerpunkt der folgenden Untersuchungen liegt in der praktischen Beschreibung der historischen Entstehung einzelner Prosaformen im Prozess der landesumfassenden Nationenbildung. Auf eine Vorstellung der Erscheinungsformen in der Lyrik und im Drama wird aus Platzgründen verzichtet. Betont werden muss aber, dass die Lyrik in der besprochenen Zeit die zentrale Rolle spielte, indem sie als die meist akzeptierte („poetische“) und wirkungsvollste Ausdrucksform für diese Zeit der Nationenfindung in der Literatur fungieren konnte – ganz im Einklang mit der Mobilisierungsdynamik des neuen Staates. ←13 | 14→Erst ab den 1840-er Jahren übernahm die Prosa stufenweise diese Rolle. Die Stationen auf dem Weg zur Entfaltung der als national empfundenen Prosatexte vor dem Hintergund der Nationenbildung werden in den Literaturgeschichten kaum und eher vereinzelt untersucht, deshalb sollten diese nun im Folgenden und zwar möglichst in ihrer Dialogizität aufgezeigt werden. Dabei wird angestrebt, Modell-Beispiele für die Entwicklung der norwegischen Nationalprosa herauszustellen. Ästhetisch-ideologische Gesichtspunkte und Wertesysteme, die die schriftstellerischen Praktiken prägen, werden aufgrund ausgewählter und als repräsentativ erachteter Textsorten der Zeit ab 1814 bis in die 1860-er Jahre hinein vorgestellt und untersucht. Dabei wird ersichtlich,wie Erzählstrategien und Narrationsvarianten bestimmte Elemente für die Nationenfindung und -bildung liefern können. Obwohl der Prozess der erklärten Nationenbildung noch weiter lief6, wird die untersuchte Zeit als die Etablierunsphase einer als „national“ erachteten Prosa angesehen. Vereinfacht formuliert, könnte die untersuchte Zeit ←14 | 15→im Rahmen der Nationenbildung eher als eine Periode der Nationen(wieder)findung bezeichnet werden, während sich die Nationenbildung – wie in der gesamten norwegischen Literatur, so auch in der Prosa – am Ende der 1870-er und 1880-er Jahre voll entfaltete, und in dem Prosaschaffen von A. Kielland, J. Lie und B. Bjørnson mit einer Prosaliteratur (natürlich parallel zu dem Dramenschaffen von Ibsen)meldete, die schon über die nationalen Grenzen hinaus die europäische Literatur mitprägen konnte. Die Beschaffenheit einer Wechselwirkung zwischen ästhetisch-literarischen Überlegungen bzw. Praktiken und nationalen Bestrebungen im Zuge der kollektiven Sinnstiftung soll durch Einblick in die strukturell-rhetorischen Strategien festgestellt werden.

Dabei werden Prosatexte der kleineren Formen untersucht. Das liegt vor allem daran, dass diese den „main stream“ in der Prosa dieser Entstehungszeit der Nationalliteratur bilden. Die Bezeichnungen im Untertitel der untersuchten Prosatexte wie „Skizze“, „Anekdote“, „Erzählung“ oder gar „Novelle“ wurden in der besprochenen Zeit allerdings eher willkürlich angegeben. Eine verständliche Unsicherheit bei der Bezeichnung zeichnet sich hier ab, und sie weist auf das sich erst allmählich etablierende literaturästhetische Denken sowohl seitens der entstehenden Literaturkritik als auch der Literaturproduzenten hin: die damaligen Etiketten für die Prosatexte können daher höchstens annäherungsweise über die Prosaform des betreffenden Textes nach den modernen Gattungstheorien orientieren; sie konnten zwar Intentionen des Autors signalisieren (im Sinne einer Leserführung bzw. -orientierung), aber sie stellen eher eine den aktuellen Lesererwartungen entsprechende Angabe über Thematik oder Ausformung des Textes dar.

In den Untertiteln der einzelnen Prosatexte kommen vor allem drei Gattungsbezeichnungen vor: „folkelivsskildring“, ins Deutsche als „Genrebild“ übersetzt, „Erzählung“ und „Novelle“. Auch Prosatexte längeren Formats wurden nicht als Romane bezeichnet; der Begriff „Roman“ war vorrangig als eine sentimentale oder moralisch und intellektuell zweifelhafte Prosaform für das „gemeine Volk“ eingestuft. Der zeitgenössische Kritiker Jonas Collett zitiert noch 1839 Henrich Steffens, der gesagt haben soll, dass er sich nichts Langweiligeres denken kann, als einen norwegischen Roman7. Aber die Sicht auf den Roman wurde schon von August Wilhelm Schlegel vorgegeben, als er in seinen „Vorlesungen über schöne ←15 | 16→Litteratur und Kunst“ viel früher (1803–1804) die Novelle mit dem Roman vergleicht und den Vorrang eindeutig der ersteren gibt:

So werden in Norwegen selbst Texte im Umfang von 300–400 Seiten Erzählungen oder Novellen genannt. Auch bei der geringen Zahl der Texte in Norwegen, die als Roman bezeichnet werden könnten, wird also diese Bennenung kaum benutzt. Dabei stellt M. Hansens Ritter-Roman Othar af Bretagne (1819) einen Versuch dar, diese Prosaform in Norwegen zu etablieren (nota bene mit dem Untertitel: „Et Riddereventyr“ – Ein Rittermärchen, auf 183 Seiten). Von Hanna Winsnes (unter dem Pseudonym Hugo Schwartz) erschien Grevens Datter (1841), ein 333 Seiten umfassender Text mit dem Untertitel „Eine Novelle“(!) als Übergang zur Lektüre und Unterhaltungsliteratur („morskabslesning“, s. unten), und danach Camilla Collets zentraler „Tendenzroman“ Amtmandens Døttre (1854–1855), welcher von der anonymen Verfasserin auch nicht als Roman, sondern als „eine Erzählung“ (auf 304 Seiten!) bezeichnet wurde9. Die genannten Werke wären drei zusätzliche Annäherungspunkte bei einer noch breiteren Erfassung der Prosaentwicklung; während die erstgenannten Romane eher als Varianten europäischer/dänischer Prosatexte in Norwegen bezeichnet werden können, nimmt der dritte Roman einen zentralen Platz in der norwegischen Literaturentwicklung ein, mit entsprechend breitangelegter Sekundärliteratur. Die Untersuchung dieser größeren Textkorpora hätte aber den Rahmen der vorliegenden Studie gesprengt.10

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Dafür musste Platz für zwei relativ umfangreiche Texte gefunden werden; nicht nur wegen des Stellenwertes ihrer Autoren in der Literaturgeschichte, sondern vor allem angesichts der Neuartigkeit der narrativ-rhetorischen Gestaltung der Texte: A. O. Vinjes „Reisebuch“ (1861, s. Kap. 11.) und ein vieldiskutierter Ausschnitt aus C. Colletts „Erinnerungsbuch“ (1862, s. Kap. 12.) stellen wichtige Stationen auf dem Entwicklungsweg der norwegischen Prosa dar und diese aufzuzeigen, bildete einen organischen Teil unseres Vorhabens und gleichzeitig einen zeitlichen Abschluss der untersuchten Periode.

Über Versuche, die damalige norwegische nationale Literatur samt gattungstheoretischen Anmerkungen aufzuzeigen, berichten zwei sog. „Lesebücher“, d.h. Anthologien mit Erklärungen für die Schuljugend gedacht (1844 bzw. 1846, s. Kap. 6.2.) bezeichnenderweise jeweils über 359 bzw. 803 paginierten Seiten.

Während „Genrebild“ als eine allgemeine und für gewöhnlich thematische Bezeichnung der Präsentationen eines z.T. imaginierten und erwünschten „Volkslebens“ ziemlich klar herausgestellt werden konnte, gestaltete sich dies bei der der Erzählung und der Novelle schwieriger. Diese letzteren Bezeichnungen sollten in der untersuchten Zeit schon eher eine narrativ-strukturelle Richtung angeben, jedoch noch ohne praktische Erfahrung oder theoretische Überlegungen, also mehr oder minder willkürlich. Um eine Besprechung der gegenwärtigen – und voluminösen – Erzähl- und Novellentheorie zu vermeiden, wurden daher im Folgenden die Kernelemente einer allgemeinen Novellendefinition, wie der zentrale Konflikt, „der inhaltlich meist einen Gegensatz von Außergewöhlichem oder Neuartigem mit Normalem bzw. Hergebrachtem herausstellt“11, die straffe Handlung mit Wendepunkt(en), der geraffte Zeitablauf und eine mögliche Rahmenerzählung hergenommen, um die als „Novellen“ genannte Prosatexte vor dem Hintergund dieser Charakteristika aufzeigen zu können. In der vorliegenden Übersicht der Prosaformen konnte dabei der Rahmen als ein grundlegendes Strukturelement der Prosaentwicklung von besonderer Bedeutung herausgestellt werden.

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Unter „Novelle“ wurde sichtlich oft als eine Neuigkeit (in der originalen Bedeutung), d.h. ein Text mit einem neuartigen Konflikt verstanden. 1828 erschien die „Novelle“ von Goethe, dessen Definition dieser Prosaform („eine sich ereignete unerhörte Begebenheit“) bis heute eine Grundlage für die Novellentheorien darstellt. Ein Jahr später erschien ein Text in Norwegen von dem zentralen „Novellisten“ der untersuchten Zeit, nämlich von Mauritz Hansen unter dem gleichen Titel („Novellen“, Die Novelle). Über den nicht zufälligen Zusammenfall der Erscheinungszeit hinaus bietet der Umstand einen interessanten Aspekt, dass sich eine – m.W. einzige – theoretische Diskussion um die Begriffsbezeichnung Novelle in Norwegen 1986 gerade anhand der Interpretation des Prosatextes von Mauritz Hansens „Novellen“, entfaltete, auf welche dann bei der Behandlung dieses Textes im Kap. 5.2. der vorliegenden Studie auch eingegangen wird.

Auch die Bezeichnung „Erzählung“ („fortelling“) wurde in den untersuchten Texten öfter benutzt; als weniger konturreicher, weniger straffer Prosatext von meistens größerem Umfang als die Novelle wurde diese Bezeichnung auch in der vorliegenden Untersuchung verstanden. Das entspricht im allgemeinen den in der untersuchten Zeit vertretenen Auffassungen (und ist im Einklang mit der Goetheschen, wenig konturreichen – zeitgenössichen – Unterscheidung12).

Die ausgewählten Texte sollen vor allem durch Fokussierung auf die entstehenden textinternen und textexternen Erzählsituationen und Erzählerpositionen präsentiert werden. Bei den ersteren wurde vor allem die Erzähltheorie von Stanzel13, die einen auktorialen Erzähler, einen „Ich-Erzähler“ und eine personale Erzählform bei einem Prosatext unterscheidet, berücksichtigt. In der Frage der Fokalisierung und Stellung des Erzählers gibt Genettes Erzähltheorie14 weitere Gesichtspunkte an, von Nullfokaliserung, über interne Fokalisierung zur externen Fokalisierung mit mehreren Variationen. Bezüglich der narrariven Ebenen unterscheidet Genette zwischen extradiegetischer („äussere Geschichte“) und intradiegetischer („innere Geschichte“) Ebene, die im Falle einer neuen Geschichte metadiegetisch und weiter meta-metadiegetisch genannt wird. Die ←18 | 19→Erzähltypen können homodiegetisch sein, wenn der Erzähler als Figur in der Geschichte vorkommt und heterodiegetisch, wenn der Erzähler nicht anwesend ist. So entstehen bei Genette vier Stufen der narrativen Ebene und des Erzähltyps15. Die Bezeichnungen dieser erzähltheoretischen Sicht sollten nur stellenweise, in einigen Phasen der Prosaentwicklung, wie bei M. Hansens Texten oder bei der Schilderung der Vermittlungstechnik der norwegischen Sagen, genannt werden, um die textinternen Erzählstrukturen deutlich(er) darstellen zu können. Eine konsequente, durchgehende Berücksichtigung der Genetteschen – hier äußerst skizzenhaft genannten – erzähltheoretischen Aspekte bei der Präsentation der einzelnen Texte hätte zwar interessante Beispiele dieser Erzählmodelle und für deren Varianten geliefert, jedoch den Rahmen gesprengt. Vor dem Hintergrund der Nationenbildung sollte nämlich mit gleichem Gewicht auch die Position des in den Texten intendierten Lesers mit erwünschten oder möglichen Strategien und mit besonderer Rücksicht auf den historischen Kontext, d.h. auf die textexternen Erzählsituationen aufgezeigt werden.

Im Folgenden sollen die entstehenden Prosaformen kleineren Formats präsentiert sowie deren Etablierungsprozess und thematisch-rhetorischer „Dialog“ miteinander aufgezeigt werden. Damit wird ein – von der Forschung eher vernachlässigtes – Segment der entstehenden Nationalliteratur vergegenwärtigt. Die damals zentralen Beiträge der Lyrik zum nationalen Diskurs, dann die des Dramas ebenso wie der institutionelle und soziale Hintergrund der Etablierungsperiode, wie das Verlagswesen oder das Schulwesen oder die Umschichtung des Leserpublikums konnten dabei höchstens stellenweise in Form eines kurzen Einblicks berücksichtigt werden.

Die untersuchte Zeit wird dabei auch als die des Überganges von den aufklärerischen didaktischen Prosaformen zu Texten einer autonomen Literaturproduktion betrachtet. Dieser Prozess verlief mit der Entstehung und Entfaltung der Nationalliteratur eng verbunden, welche vor dem Hintergrund der Nationenbildung „nationale“ Elemente inszenieren und liefern, und dabei „die Nation“ auch erziehen will. Im Dienste dieser landesweiten Mobilisierungsstrategie werden demnach didaktische, aufklärerische Verfahrensweisen und Techniken ebenso ←19 | 20→praktiziert, wie Erzählstrukturen international geprägter, moderner Prosaformen. Die Inszenierung der nationalen Identität in der entstehenden „nationalen“ Prosa wird dementsprechend in dem Spannungsfeld einerseits dessen, was als „national“ didaktisch vermittelt wurde, und andererseits der autonomen, aber ebenso national engagierten Literaturentwicklung, dargelegt. Das Etikett „national“ wird in diesem breiten Zusammenhang betrachtet.

Auf diese Weise geht es also in erster Linie nicht darum, das Wesen und die historische Entwicklung der gesamten norwegischen Nationalliteratur definieren zu wollen. Dieser Frage wurde ein 2017 erschienenes aufschlussreiches Buch von Jon Haarberg unter dem Titel: Nei, vi elsker ikke lenger. Litteraturen og nasjonen. (2017, Nein, wir lieben nicht mehr. Die Literatur und die Nation)16 gewidmet. Haarberg fragt letztendlich nach der möglichen nationalen Prägung einer Literatur allgemein und natürlich insbesondere der norwegischen Literatur17. In mehreren Kapiteln zieht er eine literatur- und vor allem kulturgeschichtlich fundierte Traditionslinie von dem Dichterpfarrer Petter Dass (1647–1707) bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, um dann festzustellen, dass die sog. nationale Literatur in Norwegen im 21. Jahrhundert nicht mehr national sein könne – es würde nunmehr nur eine gute (Welt)Literatur produziert. Seine Kriterien für eine Nationalliteratur werden auch vor allem aus der Perspektive des Nationenbaus, also historisch (auf)gestellt, und er geht von der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als zentraler Periode und der Gattung Lyrik aus. Seine Darstellung von dem Dichter Petter Dass trifft u.E. vollkommen den Kern des (historisch-ideologischen) Nationenbaus: Er stellt Dass mit Recht als „Vaterfigur“ und zentrale Gestalt der norwegischen Nationalliteratur heraus und lässt den Stellenwert seines gewichtigen Werkes (aus dem 18. Jahrhundert) auch als ein retrospektiv geschaffenes und notwendiges Konstrukt der nationalromantischen Impulse im 19. Jahrhundert erkennen. Er untersucht diesbezügliche Bemühungen Welhavens, des zentralen Ästheten und Lyrikers der Kernzeit der Nationenbildung im 19. Jahrhundert. Obwohl der Untertitel seines interessanten und äußerst aufschlussreichen Buches, Litteraturen og nasjonen (Die Literatur und die Nation), auch für die vorliegende Studie stehen dürfte, geht es hier jedoch nicht darum, den umfassenden Prozess dieser Begriffsbildung in der gesamten norwegischen ←20 | 21→Literatur zu verfolgen, sondern um die konkrete Erfassung und Beschreibung eines relativ wenig beachteten Literatursegmentes, d.h. einzelner und bestimmter Prosaformen in der norwegischen Literatur vorwiegend in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und zwar in Verbindung mit einem vorgestellten oder erwünschten Nationalbild.

Details

Seiten
334
Jahr
2023
ISBN (PDF)
9783631893852
ISBN (ePUB)
9783631893869
ISBN (Hardcover)
9783631893845
DOI
10.3726/b20466
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (März)
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2023. 334 S., 8 farb. Abb.

Biographische Angaben

András Masát (Autor:in)

András Masát ist Literaturwissenschaftler und Professor emeritus der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest. Er war erster Leiter des Lehrstuhls für Skandinavistik am dortigen Germanistischen Institut. Über mehrere Jahre hatte er eine Gastprofessur am Nordischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin, sowie ein Jahr an der Universität Wien inne. Sein Forschungsschwerpunkt ist die norwegische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts.

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Titel: Nationenbildung und Literatur in Norwegen
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