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Nicht am Ende mit dem Latein

Die Vulgata aus heutiger Sicht

von Brigitta Schmid Pfändler (Band-Herausgeber:in) Michael Fieger (Band-Herausgeber:in)
©2023 Sammelband 216 Seiten

Zusammenfassung

Die lateinische Bibel, in den ersten christlichen Jahrhunderten entstanden und zu einem großen Teil von Hieronymus um das Jahr 400 geschaffen, ist das bedeutendste Literaturwerk des abendländischen Christentums. Bis heute wirkt es in Theologie, kirchlichem Leben, Kunst und Literatur nach.
Der vorliegende Band versammelt rund hundert thematische Essays von mehr als dreißig Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Vulgata- Forschung, die sich in systematischer Anordnung zu einem Vulgata-Handbuch zusammenfügen. Biographische, linguistische, exegetische, kirchen- und kulturgeschichtliche Fragen werden ebenso umfassend wie zugänglich erörtert, so dass auch Leserinnen und Leser, die des Lateins nicht (oder nicht mehr) mächtig sind, in dem Werk Erstaunliches, Erbauliches, Belehrendes und immer wieder auch Vergnügliches finden.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Einleitung
  • Danksagung
  • Kapitel 1. Die Arbeitsweise des Hieronymus
  • Bibelhermeneutik bei Hieronymus – Bernhard Klinger
  • Konnte Hieronymus Aramäisch sprechen? – Lucas Brum Teixeira
  • Hebraica Veritas – Sebastian Weigert
  • Hebraica Veritas und die Zitate aus dem Alten Testament im Neuen Testament – Teppei Kato
  • Interpretatio Romana – Stefan Stirnemann
  • Das Psalterium in zwei Fassungen – Michael Wissemann
  • Satzverbindungen – Matthew Kraus
  • Glossentradition des Hieronymus – Matthew Kraus
  • Vorworte zu den Büchern der Vulgata – Bernhard Lang
  • Hebraismen im Buch Josua – Bernhard Lang
  • Die Inszenierung Sauls als römischer Kaiser (1Sam 15,12) – Michael Fieger und Brigitta Schmid Pfändler
  • Adonis als besserer Tammuz (Ez 8,14) – Michael Fieger und Brigitta Schmid Pfändler
  • Sprachspiel (Ri 12,6) – Matthew Kraus
  • Schimpfwörter in der Vulgata – Michael Wissemann
  • Kapitel 2. Linguistische Beiträge zum Alten Testament
  • Jesus im Alten Testament – Bernhard Lang
  • Löserecht / Löser mit Blick auf Jesus Christus – Andreas Vonach
  • Jungfrau, junge Frau, junges Mädchen (virgo) (Jes 7,14) ) – Michael Fieger und Brigitta Schmid Pfändler
  • Die Hörner des Mose (cornutus) – Martin Mark
  • Auffallende Stellen zu Hörnern (Ex 34,29–35; Num 10,5–7) – Matthew Kraus
  • Liebe in der Vulgata – Anna Kraml
  • Von der Gottesfurcht zur Frömmigkeit (Jes 11,2) – Michael Fieger und Brigitta Schmid Pfändler
  • Die geordnete Liebe (caritas ordinata) (Hld 2,4b) – Benedikt Collinet
  • Du liebst den Sohn Isais (1Sam 20,30) – Michael Fieger und Brigitta Schmid Pfändler
  • Gerechtigkeit Israels oder Gericht Gottes? (Amos 5,24) – Eberhard Bons
  • Das Wortfeld der Gerechtigkeit in der Vulgata (iustitita, iustus) – Benedikt Collinet
  • Tugend / Tugendhaftigkeit (virtus) – Andreas Vonach
  • Übersetzungen des Buches Jeremia von Hieronymus im Vergleich mit dem hebräischen Text – Georg Fischer S.J.
  • Das Buch Jeremia in der Vulgata im Vergleich mit dem Text aus dem Kommentar des Hieronymus – Georg Fischer S.J.
  • Ein äußerst unverschämter Volksstamm (Dtn 28,50) – Michael Fieger und Brigitta Schmid Pfändler
  • Ein wandernder Aramäer? (Dtn 26,5) – Teppei Kato
  • Befragung (quaestio) (Ex 33,7) – Matthew Kraus
  • Das Buch Tobit in der Vulgata des Hieronymus und das mittelalterliche Judentum – Lucas Brum Teixeira
  • Glücklicher sein (Koh 4,3) – Michael Fieger und Brigitta Schmid Pfändler
  • Der Name Hiob (Ijob) außerhalb des Hiobbuches – Tobias Häner
  • Das Buch Jona – Bernhard Lang
  • Das Buch Ecclesiasticus (Jesus Sirach) – Bernhard Lang
  • Schlafzimmer oder Vorratskammer? (Hld 1,4) – M. Manuela Gächter O.P.
  • Brüste oder Liebschaften? (Hld 1,2.4; 4,10; 7,13) – M. Manuela Gächter O.P.
  • Eheterminologie und Ehemoral im Buch Rut – Andreas Vonach
  • Wie kommt das Rote Meer in das Bergland östlich des Jordan? (Num 21,14 f.) – Matthias Ederer
  • Ein neues Ende für eine langwierige Perikope? (Num 33,48–49.50) – Matthias Ederer
  • Ein Altar zu viel? (Ex 29,43b) – Matthias Ederer
  • Der letzte aller Männer (novissimum virorum) (Jes 53,3) – Michael Fieger und Brigitta Schmid Pfändler
  • „Den Seinen gibt es der Herr im Schlaf“ (Psalm 127,2b) – Michael Fieger und Brigitta Schmid Pfändler
  • Weisheitsspruch (sententia, proverbium, parabola) – Frank Oborski
  • „Früh“ oder „unermüdlich“? – eine spezifisch jeremianische Redeweise – Georg Fischer S.J.
  • Gottes Wenden von Gefangenschaft und Geschick – Georg Fischer S.J.
  • „Taube“ (columba) als Fehlübersetzung – Bernhard Lang
  • Kapitel 3. Linguistische Beiträge zum Neuen Testament
  • Eucharistisches Brot? Supersubstantialis (Mt 6,11) – Wilhelm Tauwinkl
  • Leute, die einen Hinterhalt legen (Lk 20,20) – Hans Förster
  • Vielfalt der caritas – Anna Kraml
  • Menschen guten Willens (bonae voluntatis) (Lk 2,14) – Daniel Schmitz
  • Hieronymus und das alttestamentliche Zitat (Joh 7,38) – Teppei Kato
  • Mann oder Frau: Junia(s) (Röm 16,7) – Hans Förster
  • Bosheit oder Schwierigkeit? (Mt 22,18) – Hans Förster
  • Onesimus – Eigentum verpflichtet? – Hans Förster
  • Jesus bei einer Rede fassen (Lk 20,20) – Hans Förster
  • Das Volk mit dem verhärteten Herzen (Jes 6,9 f.) – Hans Förster
  • Von Gott verlassen – warum oder zu welchem Zweck? – Hans Förster
  • Das sogenannte Comma Johanneum – Hans Förster
  • Führe uns nicht in Versuchung? (Mt 6,13) – Hans Förster
  • Weherufe im Matthäusevangelium – Hans Förster
  • Kapitel 4. Kulturhistorische Beiträge
  • Das Frauenbild des Hieronymus und seine Auswirkungen auf die Übersetzung der Bibel (mulier, uxor, femina) – Giulia Leonardi
  • Frau, Ehefrau (mulier) in der Vulgata – Agnethe Siquans
  • Prophetin (prophetis, prophetissa) in der Vulgata – Agnethe Siquans
  • Mirjam (Maria) in der Vulgata – Agnethe Siquans
  • Debora (Debbora) in der Vulgata – Agnethe Siquans
  • Die Vulgata und die Musica Sacra – Bernhard Schrammek
  • Johann Sebastian Bach: ein guter Lateiner? – Michael Maul
  • Der heilige Hieronymus im Bild – Andreas Mertin
  • Die Hörner von Michelangelos Moses zwischen Affirmation und Abwertung – Gerd Blum
  • Dürer „Hieronymus im Gehäus“– Bernhard Lang und Gia Toussaint
  • Maße, Gewichte und Zahlungsmittel in der Vulgata – M. Manuela Gächter O.P.
  • Hieronymus und die Textfassungen seiner Zeit – Michael Wissemann
  • Die Opferterminologie in der lateinischen Übersetzung des Buches Levitikus – Elise Albanese
  • Hieronymus über Freundschaft (amicus, amicitia) – Michael Fieger und Brigitta Schmid Pfändler
  • „Das fünfte Evangelium“– Hans-Peter Mathys
  • Die Hebraica Veritas und die Septuaginta im zeitgenössischen Widerstreit: Kürbis oder Efeu? (Jona 4,6–10) – Sebastian Weigert
  • Die Bindung Isaaks (Gen 22,1–19) – Benedikt Collinet
  • In Bordelle bringen? (2Makk 4,12) – Jenny Teichmann
  • Kapitel 5. Historische Beiträge
  • Frühphase des Christentums im römischen Reich – Christoph Becker
  • Konsolidierung des Christentums im römischen Reich – Christoph Becker
  • Das Konzept „Person“ in der Spätantike – Christoph Becker
  • Das Konzept „Person“ und die römische Familie – Christoph Becker
  • Das Konzept „Person“ und die Botschaft Jesu Christi – Christoph Becker
  • Hieronymus und die am wenigsten schlechte Art der Bibelübersetzung – Aline Canellis
  • Handschriften der Vulgata – Bernhard Lang
  • Übersetzungen der Vulgata – Bernhard Lang
  • Die Auslegung der Antiochenischen und Alexandrinischen Schulen durch Hieronymus am Beispiel des kleinen Propheten Joel – Aline Canellis
  • Hieronymus, Origenes und die Vulgata – Aline Canellis
  • Übersetzungsprobleme und Lehrmeinungen – Aline Canellis
  • Foedus: Die Darstellung der Bündnisse im Alten Testament – Christoph Becker
  • Pactum als Ausdruck einer gegenseitigen Willensübereinkunft – Christoph Becker
  • Testamentum: die Darstellung des Erblasserwillens im Neuen Testament – Christoph Becker
  • Rezeptionsgeschichte des Buches Ezechiel – Tobias Häner
  • Rezeptionsgeschichte des Buches Hiob – Tobias Häner
  • Die Beschreibung des Paradieses (paradisus) – Bernhard Lang
  • Anhang
  • Hieronymus und die Vulgata. Ein Bilderzyklus von Jana Willimann
  • Abkürzungen
  • Bibelstellenregister
  • Autorenverzeichnis

Einleitung

Dieses Buch will Wissen zu linguistischen Brennpunkten in der Vulgata aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. ins 21. Jahrhundert transportieren. Ein Wissen, das die zeitgenössische Diskussion um Kultur, Religion und Grundwerte in unserer sich schnell wandelnden Gesellschaft zu befruchten vermag. Dem Charakter des Buches entspricht die Handlichkeit der rund hundert exemplarischen Kurzbeiträge aus verschiedenen wissenschaftlichen Blickwinkeln zu Auffälligkeiten rund um den Text der Vulgata. Je nach Vorliebe der Leserinnen und Leser kann das Buch von Anfang bis Ende durchgelesen oder einzelne Lemmata – so nennen wir die Beiträge – als Bettlektüre oder Leckerbissen zwischendurch nach Lust und Laune herausgepickt werden.

Sprache als Kultur prägende Kraft

Die einzelnen Beiträge holen Spannung heran und geben kompakte Informationen zur Textsammlung des Hieronymus wie auch zu seiner Arbeits- und Wirkweise. Vor dem Hintergrund der heutigen schnellen und punktuellen Wissensaneignungsmentalität sollen keine überhöhten Ansprüche geweckt werden, sondern es wird viel mehr der Dialog mit der Sprache des Alltags gesucht. So sind die einzelnen Kurzbeiträge im Buch themenorientiert gegliedert nach den Schwerpunkten: Arbeitsweise des Hieronymus, linguistische Beiträge zum Alten Testament, linguistische Beiträge zum Neuen Testament sowie kulturhistorische und historische Beiträge. Zentrale Themen werden von verschiedenen Autorinnen und Autoren auf ihre eigene fachspezifische Art angegangen. Zum Teil finden sich thematisch analoge Lemmata an unterschiedlichen Stellen im Buch wie zum Beispiel die drei kunsthistorischen respektive exegetischen Ausführungen zu den „Hörnern des Mose“, wie mehrere Beiträge von verschiedenen Autorinnen und Autoren zum Frauenbild des Hieronymus, aber auch Erläuterungen zur Vulgata in der Musik oder aber der grosse Themenblock zur „Arbeitsweise des Hieronymus“, dem ein eigenes Kapitel gewidmet ist, das Themen aufgreift wie die Hebraica Veritas und die Interpretatio Romana.

Die Mehrzahl der Beiträge beschäftigt sich mit auffälligen linguistischen Eigenheiten in der Vulgata, z.B. Wörter, die einmalig in der Vulgata erscheinen, exzentrische Eigenübersetzungen sowie Fluchwörter und Wortschöpfungen des Hieronymus, wo manchmal erkennbar sein Temperament mit ihm durchgeht. Ein schönes Beispiel dafür ist das Lemma „Du liebst den Sohn Isais“. Auch praktische Glaubensfragen wie „erscheint Jesus schon im Alten Testament?“ oder „Was hat es mit dem eucharistischen Brot auf sich?“ finden sich in der Sammlung. Schließlich darf man sich an den Sprachschöpfungen des Hieronymus auch freuen, wenn es um linguistische Besonderheiten geht, wie „was hat es mit dem Zorn der Taube“ oder der Spannung zwischen der Kürbis- und der Efeupflanze auf sich? Zu entdecken gibt es auch kulturelle Eigenheiten wie einzelne Begriffe, z.B. testamentum, oder Redewendungen, die noch heute im Umlauf sind, z.B. „den Seinen gibt`s der Herr im Schlaf“, sie finden sich aber auch in Ausführungen zur spätantiken Gesellschaft und Kultur, z.B. zum gesellschaftlich bindenden Konzept der „Person“.

Wissenschaftliche Motivation

Die Idee zu dieser Textsammlung ist zusammen mit der Beschäftigung mit dem Text der Vulgata stetig gewachsen und hat so zunehmend Kontouren angenommen. Schnell wurde am ersten Vulgata-Kongress im November 2013 in Bukarest das wissenschaftliche und interdisziplinäre Potential derartiger Detailstudien klar. Die Ergebnisse der Vorträge und Workshops sind 2015 unter dem Titel Vulgata-Studies Vol I. Beiträge zum ersten Vulgata-Kongress des Vulgata Vereins Chur in Bukarest (2013) im Peter Lang Verlag erschienen. Seither ist im Umfeld des Vulgata Vereins und weiteren wissenschaftlichen Kreisen das Bewusstsein für die Grenzen und Mängel des Übersetzens stetig gewachsen.

Alle Übersetzungen sind geprägt vom Leben und Wissen ihrer Zeit, so auch die Übersetzung des Hieronymus, die damit auf eine sorgfältige und exakte Auslegung angewiesen ist. Hinzu kommt, dass eine Übersetzung nie die Auseinandersetzung mit dem Text selbst obsolet macht. Immer bleiben offene Fragen, deren präzise Beantwortung ausschlaggebend ist für das Verständnis. Damit ist das zentrale Anliegen des vorliegenden Buches umrissen: linguistische, historische und kulturhistorische Fragen an den Text der Vulgata zu stellen, besonders interessante Stellen im Buch anzusprechen und individuelle Lösungsansätze anzubieten. Diese Methode mag den Anschein der Beliebigkeit erwecken, läuft aber in ihrer Wirkung auf eine exakte Erarbeitung von Detailwissen hinaus. Dieses in der Interdisziplinarität breit abgestützte Wissen arbeitet einem vernetzten Verständnis der einzelnen Fragen zu. Über die Sozial- und Kirchengeschichte, Jurisprudenz und Exegese des Alten und Neuen Testaments wird die Vulgata in der Bandbreite ihrer Wirkung erfasst und ausgewählt genauer betrachtet.

Die leitende wissenschaftliche Motivation in diesem Buch konzentriert sich hauptsächlich auf die Möglichkeiten der kontrastiven Linguistik im Vergleich der drei antiken Sprachen Hebräisch, Altgriechisch und Latein. Damit werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Lautinventar, in der Wortbildung oder im Satzbau beobachtet, um sprachliche und kulturelle Differenzen zwischen diesen Sprachen zu beschreiben. Auf diese Weise öffnet sich der Blick auch dem kulturellen, religiösen und ökumenischen Dialog und nicht zuletzt dem unverkrampften Umgang mit der Bibelauslegung und ihrer Geschichte.

Der Bibelübersetzer Hieronymus

Das Schaffen des Hieronymus in der Spätantike legt den Grundstein für einen fruchtbaren Austausch über die Epochen hinweg. Die zeitliche Distanz zwischen der Entstehung des lateinischen Textes und unserer heutigen Wahrnehmung kann ein Hindernis darstellen; sie kann aber auch eine Chance sein, festgefahrene Denkmuster und von der Gegenwart geprägte Meinungen aufzubrechen. Die schnelle Wissensbeschaffung und die damit zusammenhängende rasante Änderung und Entwicklung von Ansichten verlangen nach einem zeitgemäßen und schnellen Wissenstransfer mit kurzen Textelementen. Vor diesem Hintergrund sind die einzelnen Lemmata, als kurze Beiträge zu einer wissenschaftlichen Fragestellung, als Impulsgeber und als Diskussionsanstöße zu verstehen. Sie richten sich an alle an der Antike und der Wirkung des Textes der Vulgata Interessierten.

Mit seinem großen Einsatz für die Übertragung hebräischer, griechischer und altlateinischer Bibeltexte und Bibelfragmente in das volkssprachliche Latein seiner Zeit, der Spätantike, förderte Hieronymus die Verbreitung und das Verständnis der Bibel. In dieser Zeitenwende vom Heidentum zum sich gesellschaftlich breit etablierenden Christentum in unseren Breitengraden, nahm er mit seiner Arbeit die Herausforderung an, den Menschen seiner Zeit für sie zunächst schwer verständliche Bilder, Begriffe, Namen und Erzählungen aus fremden Sprachen nahe zu bringen. Mit seiner Übersetzung hat Hieronymus das Bewusstsein der Menschen umfassend geprägt und für über 1000 Jahre die „Gangart“ in der christlichen Theologie und Lebensform begründet und damit den Zugang zu Glaubensinhalten gewährt. Das vorliegende Buch lädt ein, sich mit der Vielfalt der Lemmata zur Interpretation der Vulgata vertraut zu machen. Fragen zur Vulgata werden anhand konkreter Beispiele und konziser Schlussfolgerungen präsentiert. Die einzelnen Beiträge sind Kurztexte, zusammengestellt als thematische Fundgrube. Lesen Sie sie nach Lust und Laune und tauchen Sie ein in die spätantike Welt der Bibel. Lassen Sie sich auf die Gedankenwelten der verschiedenen Autorinnen und Autoren ein und tauchen Sie mit neuen Argumenten wieder im Heute auf. In der Gegenwart, die ebenfalls eine Zeit der geschichtlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen ist, die wegführen aus einer vom Christentum über Jahrhunderte geprägten Gesellschaft. Die vorliegende Publikation lädt in diesem Kontext zu einer besonderen Leseerfahrung im Wirkbereich einzelner Bibelverse ein. Dieser fokussierte Blick legt überraschende Aspekte frei und eröffnet Themen, die nicht nur in Lesezirkeln und Bibelgruppen zu reden geben. Sie bereichern jede Reflexion über Gesellschaftsfragen und wecken die Neugierde auf geschichtliche und kulturelle Zusammenhänge. Damit bewegen sich die einzelnen Beiträge nicht nur in der Welt der Bibel, sondern sie gehen auch hinein in die Gesellschaft und Kultur ihrer Entstehungszeit.

Wachsendes Arbeiten im Rahmen der Fach-Community

Alle Lemmata werfen als exemplarische Kurzbeiträge wissenschaftliche Schlaglichter auf die Vulgata. Sie streichen damit die Originalität des Hieronymus hervor, schaffen ein vertieftes Verständnis für die hebräischen wie griechischen Vorlagen und sind damit nicht zuletzt auch eine Bereicherung für die Exegese des Alten und Neuen Testamentes. Diese Publikation lädt dazu ein, sich auf einen interdisziplinären Dialog mit dem Text der Vulgata des Hieronymus einzulassen und zu verstehen, wie sich dieser spätantike Übersetzer der griechischen und hebräischen Vorlagen annahm. Die Größe und Wirkkraft der Vulgata bietet eine Vielfalt der Möglichkeiten, die in diesem Band zu einer eklektischen, inspirierenden Auswahl zusammengefunden hat. Als inhaltliche Leitlinie dient das Verzeichnis am Buchanfang. Wichtige Sekundärliteratur findet sich am Schluss einzelner Lemmata. Für eine ausführliche Bibliografie und die Weiterarbeit an bestimmten Themen wird verwiesen auf das 2023 in der biblischen Online-Zeitschrift Vulgata in Dialogue erscheinende Handbook of the Vulgate Bible and its Reception von Bernhard Lang, Mitautor des vorliegenden Buches.

Mit diesem Buch Nicht am Ende mit dem Latein wird ein interessiertes, breites Publikum eingeladen, die in den letzten Jahren intensivierte Diskussion rund um den Text der Vulgata mitzuverfolgen. Denn der unerschöpfliche Reichtum der Sprache der Vulgata in der Spannung zu unserer heutigen Sprache lädt geradezu zu einem Dialog mit den 35 Autorinnen und Autoren ein, die die wissenschaftlich fundierten, aber populärwissenschaftlich formulierten Lemmata verfasst haben. Sie haben untereinander auch am Kongress des IOVS (International Organization of Vulgate Studies) im August 2022 in Zürich, der während des IOSOT Kongresses (International Organization for the Study of the Old Testament) stattfand, einen regen Dialog zu vielen offenen Fragestellungen geführt. Die Kongressakten wurden 2023 in der Fachzeitschrift Vulgata in Dialogue. A Biblical Online Review als Sondernummer publiziert. In diesem wachsenden Netzwerk der Forschung zur Vulgata wird der interdisziplinäre und internationale Austausch mit vielen Kolleginnen und Kollegen weiter gepflegt.

Gewidmet sei das Buch der offenen, an der Vulgata interessierten Leserschaft, die bereits im Vorfeld mit ihren Fragen und Diskussionen zum Entstehen dieses Buches viel beigetragen hat. Lassen Sie sich auf das Abenteuer der literarischen Lektüre in diesem Buch ein und genießen Sie jedes einzelne überraschende „Aha“-Erlebnis, das auf Sie wartet.

Chur, im Frühjahr 2023  Brigitta Schmid Pfändler  Michael Fieger

Details

Seiten
216
Jahr
2023
ISBN (PDF)
9783034347464
ISBN (ePUB)
9783034347471
ISBN (Hardcover)
9783034347440
DOI
10.3726/b20983
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (Juli)
Schlagworte
Vergleichende christliche Literaturwissenschaft Vulgata-Studien literarisches Werk des westlichen Christentums
Erschienen
Bern, Berlin, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2023. 216 S., 7 s/w Abb.

Biographische Angaben

Brigitta Schmid Pfändler (Band-Herausgeber:in) Michael Fieger (Band-Herausgeber:in)

Brigitta Schmid Pfändler, Lic. phil., MTh., ist Alttestamentlerin und hat ihre Forschungsschwerpunkte sowohl in der Hebräischen Linguistik als auch in der Erforschung der alttestamentlichen Texte aus der Vulgata. Sie wirkt als Pfarreibeauftragte und Seelsorgerin in Abtwil/Sankt Gallen (Schweiz). Michael Fieger ist ordentlicher Professor für Alttestamentliche Wissenschaften und Dozent für Hebräisch an der Theologischen Hochschule Chur (Schweiz). Er erforscht alttestamentliche Texte aus der Vulgata mit dem Ziel, mittels Kontrastiver Linguistik neue Grundlagen für die heutige Exegese zu schaffen.

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Titel: Nicht am Ende mit dem Latein
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