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Modalpartikeln im Norwegischen

von Christian Donat (Autor:in)
©2024 Dissertation 246 Seiten

Zusammenfassung

Das Buch stellt das System norwegischer Modalpartikeln umfassend dar. Die Eingrenzung des Untersuchungsgegenstands erfolgt dabei nicht als abgeschlossenes Paradigma, sondern als prototypisch strukturierte Wortklasse. Dabei wird, unter Berücksichtigung der Literatur zum Schwedischen und Dänischen, erstmalig ein Überblick über den Stand der skandinavistischen Partikelforschung zusammengetragen. Mithilfe eines eigens entwickelten Modells, das die vielen Spielarten dieser Wortklasse abbildet, werden 13 norwegische Modalpartikeln auf ihre Funktion hin untersucht und mit ihren deutschen Entsprechungen verglichen. Die Arbeit versteht sich somit einerseits als vertiefte funktionale Analyse und andererseits als übersetzungspraktische Handreichung.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
  • Abkürzungsverzeichnis
  • Einleitung: Warum schon wieder Modalpartikeln?
  • Problemstellung
  • Das semantische Problem
  • Modalpartikeln und Modalität
  • Modalpartikeln und Bedeutungslehre
  • Das grammatische Problem
  • Zur Wortartenbestimmung
  • Modalpartikeln im morphologisch-syntaktischen Sinn
  • Unflektierbarkeit
  • Unbetonbarkeit
  • Unfähigkeit zur Phrasenbildung und fehlender Satzgliedstatus
  • Möglichkeit der Reihenbildung
  • Weiter Skopus
  • Erststellenunfähigkeit
  • Kürze
  • Modalpartikeln im semantisch-funktionalen Sinn
  • Semantik oder Funktion?
  • Bisherige Definitionsansätze
  • Norwegen
  • Deutschland
  • Vier-Ebenen-Modell
  • Primäre Funktion: Ausdruck für epistemische Einstellungen
  • Sekundäre Funktion: gedankliche Verknüpfung
  • Tertiäre Funktion: Vermittlung emotiver Einstellungen
  • Quartäre Funktion: H-Einbindung
  • Die prototypische Modalpartikel
  • Einzelanalysen norwegischer Modalpartikeln
  • Vorbemerkungen
  • Zum Aufbau dieses Kapitels
  • Über die Korpora
  • da
  • da1
  • da2
  • Synthese von da1 und da2
  • jo
  • nok
  • vel
  • visst
  • altså
  • nesten
  • neppe/knapt
  • bare
  • egentlig
  • mon
  • også/heller
  • Alphabetische Übersicht: Partikelsystem des Norwegischen
  • Vervollständigung des Prototypenmodells
  • Zusammenfassung und Ausblick
  • 8 Literaturverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Wortarten-Murmelbahn nach Imo 2016: 27

Abbildung 2: Das Vier-Ebenen-Modell zur Analyse von Modalpartikeln

Abbildung 3: Vorläufige Darstellung der Modalpartikeln als prototypisch strukturierte Wortklasse

Abbildung 4: Pragmatisierung von altså

Abbildung 5: Modalpartikeln des Norwegischen nach Prototypizität

Tabelle 1: Modalverben und Modalität im Norwegischen

Tabelle 2: Modalpartikelhaftigkeit verschiedener Lexeme

Tabelle 3: Textsorten im Leksikografisk bokmålskorpus

Tabelle 4: Vorkommen von da1 nach Textsorten

Tabelle 5: Vorkommen von da2 nach Textsorten

Tabelle 6: Vorkommen von nach Textsorten

Tabelle 7: Vorkommen von jo nach Textsorten

Tabelle 8: Wirkung von nok in Einstellungssätzen nach Textzusammenhang

Tabelle 9: Vorkommen von nok nach Textsorten

Tabelle 10: Vorkommen von vel nach Textsorten

Tabelle 11: Vorkommen von visst nach Textsorten

Tabelle 12: Vorkommen von altså nach Textsorten

Tabelle 13: Vorkommen von nesten nach Textsorten

Tabelle 14: Vorkommen von neppe und knapt nach Textsorten

Tabelle 15: Vorkommen von bare nach Textsorten

Tabelle 16: Vorkommen von egentlig nach Textsorten

Tabelle 17: Vorkommen von også und heller nach Textsorten

Tabelle 18: Formale und funktionale Eigenschaften einzelner Modalpartikeln

1 Einleitung: Warum schon wieder Modalpartikeln?

Modalpartikeln sind ein beliebtes Thema für Dissertationen. Weydt (1969) und Krivonosov (1977), die mit ihren Arbeiten die germanistische Partikelforschung begründeten, haben sich diesem Thema ebenso gewidmet wie später Bublitz (1978), Doherty (1985) und Thurmair (1989) und in jüngerer Zeit Kwon (2005) und Schoonjans (2018).

In Norwegen scheinen die Modalpartikeln als Dissertationsthema weniger beliebt zu sein: Es gibt Aufsätze zu einzelnen Partikeln von Fretheim (1979, 1989, 1991, 2014 und 2018), Borthen (2014), Borthen/Knudsen (2014), Berthelin (2018), Søfteland/Borthen (2018) und Berthelin/Borthen (2019) und zwei Magisterarbeiten von Solberg (1991) und Heggelund (1981), wobei sich letzterer mit Satzadverbialen im Allgemeinen beschäftigt und die Modalpartikeln nur einen kleinen Teil einnehmen. Dennoch ist festzustellen, dass die Modalpartikeln auch in Norwegen gut erforscht sind. Angesichts der Fülle an Literatur zu beiden Sprachen ist die Frage berechtigt, warum man sich weiterhin mit den Partikeln befassen sollte.

Während die meisten der zuvor aufgeführten Arbeiten die Modalpartikeln des Deutschen bzw. des Norwegischen jeweils isoliert betrachten (Krivonosov (1997) freilich mit häufigen Verweisen auf das Russische), sind kontrastive Studien zu diesem Thema eher selten: Heinrichs (1981) hat einen Vergleich der schwedischen und deutschen Modalpartikeln vorgelegt (übrigens auch das eine Dissertation), daneben werden bei Voller (2002) einige dänische und deutsche Partikeln kontrastiert. Ein von Baunebjerg und Wesemann (1983) geplantes „Partikelwörterbuch Deutsch–Dänisch, Dänisch–Deutsch“ ist nicht realisiert worden.

Dabei ist gerade die Kontrastierung zweier Sprachen geeignet, Erkenntnisse über bestimmte Phänomene in den Einzelsprachen zu gewinnen. So kommt etwa Bublitz (1978: 227) durch einen deutsch-englischen Sprachvergleich zu dem Ergebnis, dass es im Englischen zwar keine Modalpartikeln gibt, deren Funktionen aber durch eine bestimmte Anzahl an sprachlichen Mitteln auch im Englischen erfüllt werden können. Durch die Heranziehung des Deutschen als Vergleichsgröße hoffe ich, neue Erkenntnisse über die norwegischen Modalpartikeln zu gewinnen.

Im Zentrum der Partikelforschung hat seit ihrem Beginn die Frage nach der Bedeutung, der Funktion der Modalpartikeln gestanden. Was bedeuten ja, doch, wohl, jo, nok und vel in:

Sie bauen ja ein Haus. De bygger jo hus.
Sie bauen doch ein Haus.
Sie bauen wohl ein Haus. De bygger nok hus.
De bygger vel hus./?

Die Partikeln fügen an neuer Information nichts hinzu: Die Aussage des Satzes bleibt bei allen Beispielen, dass mehrere Personen ein Haus bauen. Die zusätzliche Bedeutung, die die Modalpartikeln liefern, lässt sich oft nur umständlich paraphrasieren, z.B. bei ja oder jo mit: „Signalisiert den geäußerten Sachverhalt als dem Sprecher und dem Hörer bekannt […], bezieht sich auf gemeinsames Vorwissen“ (Helbig 1988: 165). Solche Paraphrasierungen sind in der Literatur reichlich vorhanden. Sie lassen sich allerdings selten auf alle Vorkommen einer Partikel anwenden, sodass für eine Partikel oft mehrere Bedeutungen formuliert werden müssen, was sich bei ohnehin schon sperrigen Formulierungen ungünstig auf die Übersichtlichkeit von Partikelwörterbüchern auswirkt. Diese Arbeit stellt den Versuch dar, des Problems Herr zu werden. Dazu wird ein Modell entwickelt, in dem verschiedene Ebenen ausdifferenziert werden, auf denen Modalpartikeln eine Bedeutung entfalten können. So kann die komplexe Bedeutung einer jeden Partikel übersichtlich auf einer Seite dargestellt werden (Kapitel 5).

Modalpartikeln sind integraler Bestandteil natürlicher gesprochener Sprache. Wer sie nicht verwendet, kann auf andere schroff und hölzern, mitunter zu direkt wirken. Es ist daher im Sinne von Lernern1, alle Spielarten dieser Wortklasse zu beherrschen. Aufgrund der schon erwähnten Komplexität ihrer Bedeutungen lassen sich die Modalpartikeln aber nicht einfach lernen wie Vokabeln: Ihre konkrete Bedeutung hängt stark vom Kontext ab, in dem sie geäußert werden. Diese Arbeit versteht sich daher nicht nur als Forschungsbeitrag, sondern richtet sich auch an fortgeschrittene Lerner des Norwegischen, indem sie die Verwendungsbedingungen für Modalpartikeln ergründet und nach Möglichkeit verbindliche Entsprechungen der norwegischen Modalpartikeln im Deutschen angibt. Auch Übersetzer können davon profitieren.

Oft wird behauptet, die Modalpartikeln hätten in geschriebenen Texten nichts zu suchen und seien ein Phänomen der Mündlichkeit (z.B. Unger 2018: 332). Dies scheint aber für einige Partikeln mehr zu gelten als für andere: Insbesondere die Partikel jo ist vielfach auch in schriftsprachlichen Texten zu finden. In dieser Arbeit soll mit Hilfe der verwendeten Korpora für jede Modalpartikel festgestellt werden, für welche Textsorten sie sich eignet und für welche nicht. Auch von dieser Untersuchung profitieren Lernende unmittelbar, indem ihnen ein stilsicherer Umgang mit den fremdsprachlichen Modalpartikeln vermittelt wird.

Die hier angerissenen Probleme sollten eine erneute Beschäftigung mit Modalpartikeln rechtfertigen. Sie werden in Kapitel 2 weiter vertieft, die relevanten Forschungsfragen werden herausgearbeitet. Kapitel 3 widmet sich dem Problem der Bestimmung der Wortart Modalpartikel. Dazu wird eine Methode entwickelt, wie man sich einer Wortartenbestimmung annähern kann, ohne die Wortklasse abschließend zu definieren. In Kapitel 4 werden 13 Modalpartikeln, die mit Hilfe des Wortartenbestimmungsverfahrens ausgewählt wurden, auf ihre Bedeutung hin analysiert. Dabei wird auch auf Verwendungsbeschränkungen in bestimmten stilistischen Kontexten eingegangen. Außerdem werden deutsche Übersetzungsvorschläge erörtert und, soweit vorhanden, typische Kombinationen von Modalpartikeln analysiert. Kapitel 5 fasst die Ergebnisse der Einzelanalysen zusammen. Die wichtigsten Eigenschaften jeder Partikel werden auf je einer Seite dargestellt, sodass sich dieses Kapitel zum schnellen Nachschlagen von Partikelbedeutungen eignet. Kapitel 7 fasst die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit zusammen.

Details

Seiten
246
Jahr
2024
ISBN (PDF)
9783631909096
ISBN (ePUB)
9783631909102
ISBN (Hardcover)
9783631909089
DOI
10.3726/b21217
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2024 (März)
Schlagworte
Pragmatik Grammatik Prototypentheorie Wortarten Abtönungspartikeln Übersetzung
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2024. 246 S., 5 s/w Abb., 18 Tab.

Biographische Angaben

Christian Donat (Autor:in)

Christian Donat studierte anglistische und romanistische Sprachwissenschaft an der Universität Augsburg sowie anglistische, germanistische und skandinavistische Sprachwissenschaft an der Universität Greifswald. Dort hat er auch promoviert. Seine Forschungsschwerpunkte sind Fachsprachen, Übersetzungswissenschaft und Pragmatik der gesprochenen Sprache.

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Titel: Modalpartikeln im Norwegischen