Der Klimawandel als gesellschaftliche Herausforderung
Interdisziplinäre Perspektiven auf ein umfassendes Krisenphänomen
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Autorenangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhalt
- Vorwort
- Die physikalischen Grundlagen des Klimawandels
- Klimagerechtigkeit – aber wie?
- Weltangst und Verantwortung. Hans Jonas’ Weg zum „Prinzip Verantwortung“ und dessen Relevanz in der heutigen Klimadebatte
- Gaias Kinder? Medeas Kinder? Oder doch …? Theologische Anthropologie im Zeitalter der Klimakrise
- Klimaprotest und Zukunftshoffnung. Die Klimakrise und die Vielfalt der religionspädagogischen Impulse
Vorwort
Das Weltklima hat sich insbesondere mit dem Beginn der Industrialisierung signifikant erwärmt, und es wird sich auch weiterhin erwärmen. Internationale politische Vereinbarungen zur Verringerung des Treibgasausstoßes wurden zwar beschlossen, aber inzwischen erscheint es als zweifelhaft, dass die Klimaziele noch eingehalten werden können. So ist nicht mehr von einem Klimawandel, sondern von einer Klimakrise bzw. Klimakatastrophe zu sprechen. Nach heißen Dürre-Sommern und der Flutkatstrophe im Ahrtal ist die existentielle Betroffenheit über die Auswirkungen der Klimakrise zwar bei vielen spürbar. Aber dennoch besteht keine Einigkeit darüber, wie die Folgen der Erderwärmung in Zukunft abzumildern sind.
Die Beiträge dieses Bandes, die im Rahmen des Interdisziplinären Forums der Kirchlichen Hochschule Wuppertal und der Jahrestagung der Karl-Heim-Gesellschaft diskutiert wurden, beleuchten aus unterschiedlichen Perspektiven die Auswirkungen und Herausforderungen der Klimakrise. Martin Riese erläutert in seinem Beitrag die physikalischen Grundlagen des menschengemachten Klimawandels, Janpeter Schilling bilanziert den Skandal der Klima-Ungerechtigkeit: Er zeigt, wie der globale Süden den größten Teil der Belastung durch das sich verschlechternde Klima erleidet, für welches jedoch der globale Norden die Hauptverantwortung trägt. Markus Mühling stellt einige anthropologische Entwürfe aus den Geisteswissenschaften vor und lotet aus, wie weit diese sich für einen interdisziplinären Dialog mit der Theologie eignen könnten. Birgitta Annette Weinhardt beschäftigt sich mit Hans Jonas Umweltethik und deren metaphysischen Grundlegung. Alexander Weihs erwägt, wie im Religionsunterricht das Thema des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit mit theologischen Inhalten in Verbindung gebracht werden kann.
05.06.2024
M. Mühling und B. A. Weinhardt
Martin Riese*
Die physikalischen Grundlagen des Klimawandels
Kurzfassung
Der fortschreitende Klimawandel stellt eine der größten gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts dar. Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick über den aktuellen Kenntnisstand, größtenteils auf der Grundlage des 6. Sachstandsberichts des Weltklimarats (IPCC). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der aktuelle Klimawandel beispiellos und vom Menschen verursacht ist. Die systematische Änderung der global gemittelten Bodentemperatur in den letzten 100 Jahren betrugen für den Zeitraum 2010 bis 2019 im Mittel bereits 1.1 Grad Celsius und ist seitdem noch gestiegen. Dieser systematische Temperaturanstieg wird nur von Klimasimulationen reproduziert, wenn diese die Einflussfaktoren des Menschen berücksichtigen (anthropogene Einflüsse). Der Klimawandel äußert sich auch in anderen Größen, wie dem Anstieg des Meeresspiegels, dem Rückgang des Arktischen Sommer-Meereises oder dem Rückgang der Gletschermasse. Der Klimawandel fällt in unterschiedlichen Regionen unterschiedlich aus. Er ist in der Arktis besonders stark ausgeprägt. Die grundlegenden Mechanismen des Klimawandels sind gut verstanden, es gibt aber Unsicherheiten bei der Klimasensitivität, d. h. bei der Verstärkung des Treibhauseffekts durch sogenannte Feedbackprozesse (beispielsweise Wasserdampf und Wolken). Für regionale Klimaänderungen sind darüber hinaus dynamische Feedbacks wichtig, das heißt Änderungen von Zirkulations- und Wettersystemen.
1. Einleitung
Der Zustand des Klimasystems wird in den Sachstandsberichten des zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) in regelmäßigen Abständen beschrieben. Dieser Ausschuss, auch als Weltklimarat bekannt, wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gegründet und hat seinen Sitz in Genf. Für den aktuellen 6. Sachstandsbericht aus dem Jahr 2023 haben 234 ehrenamtliche Autor:innen aus 65 Ländern die Ergebnisse aus ca. 14.000 begutachteten Publikationen zusammengefasst (IPCC, 2023a,b).
Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick über die wichtigsten Ergebnisse des 6. Sachstandsberichts, die der Politik als Grundlage für wissenschaftsbasierte Entscheidungen dienen. Ergänzend werden Fakten aus der Broschüre „Was wir heute über das Klima wissen“ aufgeführt, die vom Deutschen Klimakonsortium (DKK), der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft (DPG) und dem Deutschen Wetterdienst (DWD) herausgegeben wurden. Diese Quelle wird im Folgenden als „Basisfakten Klima“ zitiert. Abschließend wird ein aktuelles Ergebnis aus der Klimamodellierung am Forschungszentrum Jülich dargestellt.1
2. Beobachtungen der Erderwärmung
Der aktuelle Klimawandel ist beispiellos und vom Menschen verursacht. In den letzten 100 Jahren ist die global gemittelte bodennahe Temperatur bereits um ca. 1.1 Grad Celsius angestiegen (Abbildung 1). Dies ergibt sich aus einem Vergleich der mittleren Temperatur in den 2010er Jahren (2010–2019) und der mittleren Temperatur im Bezugszeitraum von 1850 bis 1900. Aktuell liegt dieser klimatologische Anstieg bereits im Bereich von 1.2 bis 1.3 Grad Celsius. Das Pariser Abkommens sieht eine Begrenzung der global gemittelten Erwärmung auf unter 2 Grad Celsius vor, aber möglichst nah an 1.5 Grad Celsius.
Details
- Seiten
- 132
- ISBN (PDF)
- 9783631926345
- ISBN (ePUB)
- 9783631926352
- ISBN (Hardcover)
- 9783631926314
- DOI
- 10.3726/b22325
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2024 (Oktober)
- Schlagworte
- Umweltethik Hans Jonas Industrieländer globaler Süden Klimagerechtigkeit physikalische Grundlagen Klimakrise Religionsunterricht Nachhaltigkeit theologische Anthropologie Medea Gaia Metaphysik Religionsphilosophie
- Erschienen
- Berlin, Bruxelles, Chennai, Lausanne, New York, Oxford, 2025. 132 S., 12 s/w Abb.
- Produktsicherheit
- Peter Lang Group AG