Probenpraxis, Hybridität und Heritage
Untersuchungen zur Proben- und Aufführungspraxis barocker Musik in Bolivien 2016 und 2017
Zusammenfassung
denen Instrumentalist*innen und Vokalist*innen Kompositionen der Kolonialzeit aus den Archiven ihres Landes interpretieren. Dabei spielen neben musikimmanenten Betrachtungen auch soziokulturelle Hintergründe eine Rolle. Mit der Beschreibung musikalischer Proben von verschiedenen Ensembles im städtischen wie im ländlichen Raum, ergänzt durch Interviews und Gespräche mit Musikerinnen und Musikern, legt der Autor eine vielschichtige und durch Prozesse kulturellen Austauschs geprägte Praxis offen. Dabei bezieht er Aspekte der postkolonialen Diskurse führender Autorinnen und Autoren ein.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Autorenangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Danksagung
- Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Glossar
- Abbildungsverzeichnis
- Theoretische Grundlagen, Fragestellungen und Methodik
- Kulturelle Kontakte
- Transkulturation
- Hybridität
- Kulturelle Übersetzung
- Heritage
- Kulturelles Gedächtnis
- Fragestellungen
- Methodik
- Theoretische Grundlagen musikethnologischer Forschung
- Interviews
- Reflexionen zur Methodik
- Kultur im postkolonialen Kontext
- Bolivien – Kontaktzone
- Europäisch geprägte Musik in Südamerika
- Musik im kirchlich-urbanen Kontext
- Oriente de Bolivia – Musik im missional-ruralen Kontext
- Festivals und Konzertreihen ab 1996
- Festival Internacional de Música Renacentista y Barroca Americana »Misiones de Chiquitos«
- Festival de Temporada de Música Misional y Teatro Chiquitos
- Kinder- und Jugendmusikbewegung
- Praxis und Ideen von
- Santa Cruz de la Sierra und Beni – ethnografische Beschreibungen
- Zur Dokumentation der Forschungsaufenthalte 2016 und 2017
- Aspekte der Probenbeschreibungen
- Geschichte, Rezeption und Hintergründe
- Geprobtes Repertoire
- Probe an
- Konzert,
- Projekt
- Geschichte, Rezeption und Hintergründe
- Geprobtes Repertoire
- Probenpraxis
- Proben an
- Proben an
- Proben an
- Proben an
- Konzert am 11.12.2016, Iglesia San Roque
- Geschichte, Rezeption und Hintergründe
- Geprobtes Repertoire und interpretatorische Konzepte
- Interpretatorische Ideen zur
- Probenpraxis
- Probe an
- Geschichte, Rezeption und Hintergründe
- Geprobtes Repertoire
- Probenpraxis
- Warm-up, Leitung Adán Uraeza
- Probe an
- Probe an
- Probe an
- Probe an
- Abendgottesdienst, Catedral de San Ignacio, musikalische Leitung Adán Uraeza
- Musikalische Darbietung nach dem Abendgottesdienst, Catedral de San Ignacio, Leitung Adán Uraeza
- Instrumentenbau
- Geschichte, Rezeption und Hintergründe
- Probenpraxis: Probe an
- Geschichte, Rezeption und Hintergründe
- Geprobtes Repertoire
- Probenpraxis
- Proben an
- Probe,
- Erbe und Tradition –
- Geschichte, Rezeption und Hintergründe
- Probenarbeit
- Probe,
- Warm-up
- Probe,
- Probe an
- Interpretative Auswertung der ethnografischen Beschreibungen
- Kontexte der Musikpraxis
- Historisch informierte Aufführungspraxis
- Musikimmanente und pädagogische Zielsetzungen
- Musikimmanente Zielsetzungen
- Pädagogische Zielsetzungen
- Transkulturation und Hybridität
- Neue westliche Einflüsse – postkoloniale Perspektive
- Heritage
- Kulturelles Gedächtnis
- Zusammenfassende Betrachtungen
- Literaturverzeichnis
- Verzeichnis persönlicher Interviews
- Anhang
- Musikalische Gattungen in den Archivo y Biblioteca Nacionales de Bolivia, Sucre (ABNB)
- Repertoire der Proben
Glossar
Bajón Auch Bajón moxeño genannt, paarweise gespieltes, aus mehreren Einzelröhren bestehendes Blasinstrument (Aerophon), das in Moxos in Bolivien gefertigt und eingesetzt wird. Der Ton wird in einem hölzernen Trompetenmundstück erzeugt. Die Tonhöhen der beiden Einzelinstrumente ergänzen sich zu einer diatonischen Tonleiter. Die Materialien zur Herstellung sind Holz und Blätter der Cusi-Palme. Kleine Instrumente sind etwa 60 cm lang, größere etwa 170 cm. Das größere wird als Macho (Männchen), das kleinere als Hembra (Weibchen) bezeichnet. Auf Abbildungen von Mitte des 19. Jahrhunderts aus der Region sind Instrumente dieser Bauart zu sehen. Mit Bajón wird auch das in der Renaissance und im Barock in Teilen Europas gebräuchliche Holzblasinstrument Dulzian bezeichnet. 74, 75, 224, 227, 227, 231, 236, 236, 247–249, 251, 277
Chovena Tanzgenre aus dem Osten Boliviens, wird der Ethnie der Guaraní zugeordnet. 167, 168, 208, 288, 294
Darbietung Hier: Präsentation einer oder mehrerer musikalischer Kompositionen vor Publikum. Diese kann im Rahmen eines Konzerts, Festivals, Gottesdienstes oder einer sonstigen Veranstaltung im öffentlichen oder privaten Rahmen stattfinden. 23, 36, 37, 130, 167, 169, 209, 287, 288, 292, 298, 299–301
Reggaetón Vor allem in der Karibik populärer lateinamerikanischer Musikstil mit Ursprung Anfang der 1990er Jahre in Panama, Einflüsse aus dem Hip Hop. 229
Tiple Sopranstimme, Diskant. 19, 139, 155, 405
Villancico Der Villancico als polyfone Musikform hat seinen Ursprung im 15. Jahrhundert und spielte eine wichtige Rolle in den kirchlichen Festen sowohl in Spanien als auch in den lateinamerikanischen Kolonialstädten. Im heutigen Bolivien schrieben unter anderen Juan de Araujo und Roque Jacinto de Chavarría Villancicos. 63, 66, 81, 82, 83, 105, 121, 128, 135, 138, 140, 141, 143, 145, 146, 153, 160, 296, 318
1 Theoretische Grundlagen, Fragestellungen und Methodik
Kulturelle Ausdrucksformen aus Europa gelangten seit der Kolonialzeit auf verschiedene Kontinente, verbunden mit dem Versuch, sie dort zu implementieren. Mit der Conquista1 des südamerikanischen Kontinents, Mesoamerikas und der südlichen Teile Nordamerikas durch Spanien und Portugal begann ein vielschichtiger Prozess, der die präkolumbischen Kulturen marginalisierte. In vielen Bereichen wurden Lebensweise und Wertmaßstäbe der Europäer*innen dominierend.
In materieller und immaterieller Form brachten diese ihre Kultur mit – als Objekte, Ideen und Praktiken. Partituren, Instrumente und Wissen über musikalische Praxis gelangten im Zuge der Kolonialisierung Lateinamerikas2 aus Europa auf den Kontinent. Kompositionen aus verschiedenen Ländern Europas wurden in Form von Manuskripten oder Drucken nach Südamerika verschifft und dort kopiert, in einigen Fällen auch angepasst verbreitet und aufgeführt.
In den kolonialen Städten baute man Kathedralen, in den ländlichen Gebieten errichteten Geistliche Missionsstationen. Musik wurde zur Repräsentation und als Mittel der Missionierung gesungen und gespielt.
Trotz eines starken Machtgefälles im postkolonialen Kontext zeigten sich in der Architektur, den bildenden Künsten und der Musik Prozesse gegenseitiger Beeinflussung.3 Elemente südamerikanischen Ursprungs fanden Eingang in römisch-katholische Riten, beispielsweise wurden Kompositionen italienischen oder spanischen Stils mit Texten in Quechua, Guaraní und weiteren Sprachen des Kontinents geschrieben und aufgeführt. Im Laufe der Zeit etablierte sich ein reger – sowohl kultureller als auch ökonomischer – Austausch zwischen der Iberischen Halbinsel und den Kolonien. Dort entwickelten sich soziale und künstlerische Konventionen und Ideen, die von den europäischen Normen abwichen.
Anfang der 1990er Jahre wurden bei Restaurierungsarbeiten in den jesuitischen Missionskirchen Boliviens Manuskripte mit Musik aus dem 17. und 18. Jahrhundert entdeckt. Sie befinden sich heute in kirchlichen und staatlichen Archiven. Ab Ende des 20. Jahrhunderts erschienen in breiterem Umfang Editionen dieser barocken Musik. Die teilweise mit dem Attribut »kolonial« belegte Musik wird in verschiedenen Kontexten aufgeführt, oft zusammen mit weiterer barocker Musik aus Europa sowie anderen Genres.
Details
- Seiten
- 408
- Erscheinungsjahr
- 2024
- ISBN (PDF)
- 9783631917596
- ISBN (ePUB)
- 9783631917602
- ISBN (Paperback)
- 9783631917589
- DOI
- 10.3726/b21803
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2024 (November)
- Schlagworte
- Historisch informierte Aufführungspraxis Kolonialisierung Bolivien Chöre und Orchester Kompositionen der Kolonialzeit orchestral music and formal music History of music
- Erschienen
- Berlin, Bruxelles, Chennai, Lausanne, New York, Oxford, 2024. 408 S., 16 farb. Abb.
- Produktsicherheit
- Peter Lang Group AG