Die Bedeutung der Rezeptionsliteratur für Bildung und Kultur der Frühen Neuzeit (1400–1750), Bd. II
Beiträge zur zweiten Arbeitstagung in Haldensleben (Mai 2013)
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Edited By Alfred Noe and Hans-Gert Roloff
Festvortrag: Grimms Märchen als Beispiel für Rezeptionsliteratur: Heinz Rölleke
Extract
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich weiß nicht, ob das, was ich Ihnen zu sagen habe bzw. sagen kann, direkt in das Zentrum Ihres Tagungsthemas führt. Ich glaube es eher nicht, aber es wird Ihnen ein Leichtes sein, wenn sie die Facta und Realia – um einen Lieblingsausdruck Jacob Grimms zu zitieren – aufnehmen, dass Sie die Verbindungsfäden sehr bestimmt ziehen können und die Unterschiede oder die Parallelitäten leicht herausbekommen werden.
Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm sind 1812 im Dezember erschienen. Voriges Jahr war ja landauf landab großes Jubiläumsgetöse, was ich auch bemerkenswert fand, wie so vieles um dieses Buch. Das gab es meines Erachtens noch nicht, dass das Ersterscheinungsdatum eines Buches so gefeiert wird. Also 200. Todestag oder 150. Geburtstag usw. das kennt man alles, aber ein Buch! Ich wüsste nicht, das das Ersterscheinen von Die Leiden des jungen Werthers derart gefeiert worden wäre und das auch noch weltweit, also in Asien, Amerika, selbst in den arabischen Ländern, überall wurde dieses Märchen-Ereignis gefeiert und es ist ja auch, das wissen Sie, das bestbekannte deutschsprachige Buch aller Zeiten, das meist übersetzte in 160 Weltsprachen, und in Deutschland sowieso das meist aufgelegte und verkaufte Buch und der letzte Rest literarischer Allgemeinbildung.
Als ich meine Studenten in den letzten Jahren, die Anfänger, in der Zeit wo ich noch aktiv war, fragte: Kennen Sie eine Ballade – nein; den Erlkönig – nein, aber wenn man...
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