Munera Friburgensia
Festschrift zu Ehren von Margarethe Billerbeck
Edited By Arlette Neumann-Hartmann and Thomas Schmidt
Ut princeps sic Iuppiter: Zur Götterversammlung in Claudians De Raptu Proserpinae III 1–66
Extract
← 214 | 215 →CÉLINE LEUENBERGER
«Unterdessen befahl Jupiter der in Wolken gehüllten Iris, Tochter des Thaumas, sich auf den Weg zu machen und aus der ganzen Welt die Götter herbeizuholen.»1 So beginnt die Götterversammlung am Anfang des dritten Buches von Claudians De raptu Proserpinae. In den vorausgehenden zwei Büchern wurden die Handlungsfiguren Pluto, Jupiter, Ceres und Proserpina vorgestellt, der Mythos auf Sizilien situiert und der Raub der Proserpina beschrieben. Nun ruft Jupiter die Götter – mit Ausnahme der Ceres – zusammen, um ihnen den Grund dieses Raubes zu erläutern. Er hält eine würdevolle Rede und erklärt, Natura habe sich bei ihm beklagt, dass die Menschen unter seiner Herrschaft, also nach der Abschaffung des saturnischen Zeitalters, in Mühsal leben müssten und zu sehr litten. Deshalb habe er beschlossen, dass Ceres in verzweifelter Suche nach ihrer Tochter die ganze Welt durchirren müsse, bis sie, erfreut über ein Zeichen der ausfindig gemachten Tochter, den Menschen das Getreide schenken werde. Und zum Schluss seiner Rede verbietet Jupiter den anderen Göttern, Ceres den Räuber ihrer Tochter zu verraten, da sie, damit sein Plan verwirklicht werden könne, in Unwissenheit gelassen werden müsse.
Das concilium deorum ist ein überaus bekannter Topos in der antiken Literatur und, wenn Claudian am Ende des 4. Jh. n. Chr. eine Götterversammlung beschreibt, dann steht er in einer langen Tradition. Es ist offensichtlich, dass er aus verschiedenen zuvor beschriebenen Götterversammlungsszenen gesch...
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