Zwischen Tradition und Innovation: Der Einfluss des gesellschaftlichen Wandels auf die Anwendung der Scharia in Bosnien und Herzegowina im 20. Jahrhundert
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Esnaf Begić
Dieses Buch beschäftigt sich auf der hermeneutisch-interpretativen Ebene mit dem Verhältnis zwischen dem Text und dem Kontext. Die Grundlage dazu bilden die Debatten, die infolge der gesellschaftlichen Umbrüche in der bosnisch-herzegowinischen Gesellschaft im Laufe des 20. Jahrhunderts. zur Frage der Deutung und Anwendung der Scharia geführt wurden. Der Autor identifiziert und untersucht dabei alle wesentlichen Elemente und Charakteristika, Reichweiten und Einschränkungen der gesellschaftlichen, politischen, rechtlichen und theologischen Verortung der Scharia im gesamtgesellschaftlichen Kontext eines europäischen Landes. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Diskussionen über die Integration der Muslime in die europäischen Gesellschaften ist diese Frage im hiesigen Kontext von großer Relevanz.
Book (EPUB)
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- 978-3-631-77428-1
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- Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien. 2018. 454 S.
- Cover
- Titel
- Copyright
- Herausgeberangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhaltsverzeichnis
- Danksagung
- Abkürzungsverzeichnis
- Anmerkungen zu Transliteration, Übersetzungen und Literaturverweisen
- 1. Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Problemstellung im Kontext von Ort und Zeit
- 1.3 Aktualität und Forschungsrelevanz des Themas
- 1.4 Fragestellung und Erkenntnisziele der Arbeit
- 1.5 Aufgabenstellung und Systematik der Arbeit
- 1.6 Aufbau und Methodologie der Arbeit
- 1.7 Quellenlage und Literaturbewertung
- 2. Zwischen Absolutem und Relativem: die Scharia im Kontext des gesellschaftlichen Wandels
- 2.1 Charakter der Scharia im Spiegelbild des gesellschaftlichen Wandels
- 2.2 Der iǧtihād als Ausdruck der gesellschaftlich bedingten Dynamik und Flexibilität der Scharia
- 3. Zwischen vertrauter Vergangenheit und ungewisser Zukunft: die Muslime in Bosnien und Herzegowina im Spiegelbild des gesellschaftspolitischen Wandels (1878–1992)
- 3.1 Zivilisatorischer Umbruch (1878): Kulturschock und ethno-nationale Desorientierung
- 3.1.1 Die bosnisch-herzegowinischen Muslime als Teil der Mehrheitsbevölkerung im Osmanischen Reich
- 3.1.2 Die bosnisch-herzegowinischen Muslime als Minderheit in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
- 3.2 Politischer Umbruch (1918): Versuche der politischen Vereinnahmung und das Ringen um das ethno-nationale Selbstverständnis
- 3.3 Ideologischer Umbruch (1945): gesellschaftliche Marginalisierung und das Bestreben um die ethno-nationale Anerkennung im kommunistischen Jugoslawien
- 4. Zwischen religiösem und säkularem Recht: rechtliche und institutionelle Verortung der Scharia in Bosnien und Herzegowina
- 4.1 Staatsrechtliche Verortung der Scharia in der Zeit der Herrschaft des Osmanischen Reiches
- 4.2 Integration der Scharia in das staatsrechtliche System der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
- 4.3 Verortung der Scharia im staatsrechtlichen System des Königreichs Jugoslawien
- 4.4 Die Scharia im Spannungsverhältnis zum staatsrechtlichen System des kommunistischen Jugoslawiens
- 5. Zwischen religiöser Führung und staatlicher Funktionalisierung: die Islamische Gemeinschaft im Spiegelbild des gesellschaftspolitischen Wandels (1878–1992)
- 5.1 Die Islamische Gemeinschaft als institutionelle Deuterin der Scharia im Spiegelbild des gesellschaftlichen Wandels
- 5.2 Das Osmanische Reich in Bosnien und Herzegowina (1463–1878): religiöse Organisation und Verwaltung der Muslime
- 5.3 Die Österreichisch-Ungarische Monarchie (1878–1918): die Islamische Gemeinschaft zwischen politischer Institutionalisierung und religiöser Autonomie
- 5.4 Das monarchistische Jugoslawien (1918–1945): die Islamische Gemeinschaft zwischen religiöser Autonomie und politischer Vereinnahmung
- 5.5 Das kommunistische Jugoslawien (1945–1992): die Islamische Gemeinschaft zwischen religiösem Selbstverständnis und staatlicher Ideologie
- 6. Zwischen Tradition und Innovation: Reformdiskurs und Fallbeispiele zum Einfluss des gesellschaftlichen Wandels auf die Anwendung der Scharia
- 6.1 Struktur und Schwerpunkte der Reformdebatten
- 6.1.1 Entstehung des Reformdiskurses in der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
- 6.1.2 Strukturelle Herausformung und inhaltliche Verschärfung des Reformdiskurses in der Zeit der jugoslawischen Monarchie
- 6.1.2.1 Weltliche Modernisten
- 6.1.2.2 Religiöse Traditionalisten
- 6.1.2.3 Religiöse Modernisten
- 6.1.3 Inhalte und Schwerpunkte der Debatten
- 6.1.4 Stillstand und Wiederbelebung des Reformdiskurses in der Zeit des kommunistischen Jugoslawiens
- 6.2 Ausgewählte Fallbeispiele zum Einfluss des gesellschaftlichen Wandels auf die Anwendung der Scharia
- 6.2.1 Fallbeispiel I: Die hiǧra – Auswanderung und Leben unter nichtmuslimischer Herrschaft
- 6.2.1.1 Kontextueller Hintergrund der !hiǧra in der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
- 6.2.1.2 Positionen der ʿulamāʾ zur schariarechtlichen Notwendigkeit der hiǧra
- 6.2.1.3 Zur schariarechtlichen Argumentation gegen die Verpflichtung zur hiǧra
- 6.2.1.4 Narrativer Rückbezug auf die prophetische hiǧra im Zuge der Auswanderungen im 20. Jahrhundert
- 6.2.2 Fallbeispiel II: Der zar und die feredža – Die Ablegung der Gesichtsverschleierung
- 6.2.2.1 Kontextueller Hintergrund in der Zeit des monarchistischen Jugoslawien
- 6.2.2.2 Kontextueller Hintergrund in der Zeit des kommunistischen Jugoslawien
- 6.2.2.3 Zur schariarechtlichen Argumentation für die Ablegung von zar und feredža
- 6.2.2.4 „Meine feredža – meine Sorge!“ – Zu den psychosozialen Aspekten der Ablegung der Gesichtsverschleierung
- 6.2.3 Fallbeispiel III: Die zakāt – Zur Reform der Abgabe eines Teils des Vermögens
- 6.2.3.1 Kontextueller Hintergrund der zakāt-Reform
- 6.2.3.2 Zum systematisch-theoretischen Hintergrund der zakāt-Reform
- 6.2.3.3 Zur schariarechtlichen Argumentation der zakāt-Reform
- 7 Fazit
- Literaturverzeichnis
- Primärliteratur
- Quellentexte und Quellenwerke
- Gesetzestexte und Rechtsakte
- Berichte, Protokolle und Mitteilungen
- Sekundärliteratur
- Monographien
- Editionen
- Beiträge in Sammel- und Tagungsbänden
- Beiträge in Zeitschriften, Jahrbüchern und Periodika
- Artikel und Interviews in Zeitungen
- Beiträge in Nachschlagewerken und Wörterbüchern
- Internetseiten
2. Zwischen Absolutem und Relativem: die Scharia im Kontext des gesellschaftlichen Wandels
Chapter
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2.Zwischen Absolutem und Relativem: die Scharia im Kontext des gesellschaftlichen Wandels
Extract
Die Fragen der Kompatibilität des Islam mit den Werte- und Lebensvorstellungen, mit dem politischen und rechtlichen System, mit der demokratischen Staatsordnung und dem säkularen Staatsverständnis werden heutzutage im gesamtgesellschaftlichen Kontext oft diskutiert. Ein nur oberflächlicher Blick in die Medienbeiträge oder politischen Diskussionen bringt die Vielfalt und die Vielschichtigkeit dieser Fragestellungen deutlich an den Tag. Einen wesentlichen Platz nimmt dabei die Scharia ein. Meistens als von Gott gegebenes, dementsprechend absolutes und unveränderliches Recht kolportiert und verstanden, welches zudem die in der Welt und der profanen Wirklichkeit stattfindenden Veränderungen wahrzunehmen nicht fähig ist, gilt sie als das plakativste Beispiel für die Reformunfähigkeit des Islam und seiner Lehren und als Beweis seiner Inkompatibilität mit der heutigen Zeit.
Die vorliegende Arbeit verfolgt nicht die Intention, sich im Einzelnen mit diesen Fragestellungen auseinandersetzen, erst recht nicht vor dem Hintergrund ihrer medialen und politischen Exploitation. Hier wurden sie nur als Beispiele zur Veranschaulichung genannt, wie verkürzt und polemisch sich der Islamdiskurs gestalten kann und nicht selten gestaltet. In der Einleitung zu dieser Arbeit wurden solche Fragestellungen im Ansatz angesprochen. Es wurde dabei darauf hingewiesen, dass sich die gegenwärtige innermuslimische Sicht – von einem mit Inhalten gefüllten, durch den Pluralismus der Meinungen geprägten und wissenschaftlich sachlichen Diskurs kann keine Rede sein – um das theoretische Verständnis und die praktische Bedeutung der Scharia für die Muslime in einem dialektischen Verhältnis darstellt. Einerseits sind da die selbsternannten modernen beziehungsweise liberalen Muslime...
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- 1. Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Problemstellung im Kontext von Ort und Zeit
- 1.3 Aktualität und Forschungsrelevanz des Themas
- 1.4 Fragestellung und Erkenntnisziele der Arbeit
- 1.5 Aufgabenstellung und Systematik der Arbeit
- 1.6 Aufbau und Methodologie der Arbeit
- 1.7 Quellenlage und Literaturbewertung
- 2. Zwischen Absolutem und Relativem: die Scharia im Kontext des gesellschaftlichen Wandels
- 2.1 Charakter der Scharia im Spiegelbild des gesellschaftlichen Wandels
- 2.2 Der iǧtihād als Ausdruck der gesellschaftlich bedingten Dynamik und Flexibilität der Scharia
- 3. Zwischen vertrauter Vergangenheit und ungewisser Zukunft: die Muslime in Bosnien und Herzegowina im Spiegelbild des gesellschaftspolitischen Wandels (1878–1992)
- 3.1 Zivilisatorischer Umbruch (1878): Kulturschock und ethno-nationale Desorientierung
- 3.1.1 Die bosnisch-herzegowinischen Muslime als Teil der Mehrheitsbevölkerung im Osmanischen Reich
- 3.1.2 Die bosnisch-herzegowinischen Muslime als Minderheit in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
- 3.2 Politischer Umbruch (1918): Versuche der politischen Vereinnahmung und das Ringen um das ethno-nationale Selbstverständnis
- 3.3 Ideologischer Umbruch (1945): gesellschaftliche Marginalisierung und das Bestreben um die ethno-nationale Anerkennung im kommunistischen Jugoslawien
- 4. Zwischen religiösem und säkularem Recht: rechtliche und institutionelle Verortung der Scharia in Bosnien und Herzegowina
- 4.1 Staatsrechtliche Verortung der Scharia in der Zeit der Herrschaft des Osmanischen Reiches
- 4.2 Integration der Scharia in das staatsrechtliche System der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
- 4.3 Verortung der Scharia im staatsrechtlichen System des Königreichs Jugoslawien
- 4.4 Die Scharia im Spannungsverhältnis zum staatsrechtlichen System des kommunistischen Jugoslawiens
- 5. Zwischen religiöser Führung und staatlicher Funktionalisierung: die Islamische Gemeinschaft im Spiegelbild des gesellschaftspolitischen Wandels (1878–1992)
- 5.1 Die Islamische Gemeinschaft als institutionelle Deuterin der Scharia im Spiegelbild des gesellschaftlichen Wandels
- 5.2 Das Osmanische Reich in Bosnien und Herzegowina (1463–1878): religiöse Organisation und Verwaltung der Muslime
- 5.3 Die Österreichisch-Ungarische Monarchie (1878–1918): die Islamische Gemeinschaft zwischen politischer Institutionalisierung und religiöser Autonomie
- 5.4 Das monarchistische Jugoslawien (1918–1945): die Islamische Gemeinschaft zwischen religiöser Autonomie und politischer Vereinnahmung
- 5.5 Das kommunistische Jugoslawien (1945–1992): die Islamische Gemeinschaft zwischen religiösem Selbstverständnis und staatlicher Ideologie
- 6. Zwischen Tradition und Innovation: Reformdiskurs und Fallbeispiele zum Einfluss des gesellschaftlichen Wandels auf die Anwendung der Scharia
- 6.1 Struktur und Schwerpunkte der Reformdebatten
- 6.1.1 Entstehung des Reformdiskurses in der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
- 6.1.2 Strukturelle Herausformung und inhaltliche Verschärfung des Reformdiskurses in der Zeit der jugoslawischen Monarchie
- 6.1.2.1 Weltliche Modernisten
- 6.1.2.2 Religiöse Traditionalisten
- 6.1.2.3 Religiöse Modernisten
- 6.1.3 Inhalte und Schwerpunkte der Debatten
- 6.1.4 Stillstand und Wiederbelebung des Reformdiskurses in der Zeit des kommunistischen Jugoslawiens
- 6.2 Ausgewählte Fallbeispiele zum Einfluss des gesellschaftlichen Wandels auf die Anwendung der Scharia
- 6.2.1 Fallbeispiel I: Die hiǧra – Auswanderung und Leben unter nichtmuslimischer Herrschaft
- 6.2.1.1 Kontextueller Hintergrund der !hiǧra in der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
- 6.2.1.2 Positionen der ʿulamāʾ zur schariarechtlichen Notwendigkeit der hiǧra
- 6.2.1.3 Zur schariarechtlichen Argumentation gegen die Verpflichtung zur hiǧra
- 6.2.1.4 Narrativer Rückbezug auf die prophetische hiǧra im Zuge der Auswanderungen im 20. Jahrhundert
- 6.2.2 Fallbeispiel II: Der zar und die feredža – Die Ablegung der Gesichtsverschleierung
- 6.2.2.1 Kontextueller Hintergrund in der Zeit des monarchistischen Jugoslawien
- 6.2.2.2 Kontextueller Hintergrund in der Zeit des kommunistischen Jugoslawien
- 6.2.2.3 Zur schariarechtlichen Argumentation für die Ablegung von zar und feredža
- 6.2.2.4 „Meine feredža – meine Sorge!“ – Zu den psychosozialen Aspekten der Ablegung der Gesichtsverschleierung
- 6.2.3 Fallbeispiel III: Die zakāt – Zur Reform der Abgabe eines Teils des Vermögens
- 6.2.3.1 Kontextueller Hintergrund der zakāt-Reform
- 6.2.3.2 Zum systematisch-theoretischen Hintergrund der zakāt-Reform
- 6.2.3.3 Zur schariarechtlichen Argumentation der zakāt-Reform
- 7 Fazit
- Literaturverzeichnis
- Primärliteratur
- Quellentexte und Quellenwerke
- Gesetzestexte und Rechtsakte
- Berichte, Protokolle und Mitteilungen
- Sekundärliteratur
- Monographien
- Editionen
- Beiträge in Sammel- und Tagungsbänden
- Beiträge in Zeitschriften, Jahrbüchern und Periodika
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