Drachen und Rad
Gesammelte Beiträge zur mährischen Geschichte
Edited By Hellmuth Kiowsky
Das Hotel Padowetz
Extract
So manche ältere Brünner werden sich noch an das stattliche „Hotel Padowetz“ erinnern. Es war ein großes Eckhaus, die eine Front war auf die Masarykstraße (Ferdinandgasse) gerichtet, die andere auf die Sackgasse, welche zum Franzensberg führte. Meistens wohnten in dem Hotel Vertreter und Kaufleute, deren Weg nach Brünn geführt hat, aber auch viele Gäste aus dem Ausland.
Es war eine richtige Konkurrenz zum „Grand Hotel“ auf dem Bahnring (Benešova). Im ersten Stock des Padowetz befand sich das „Café Bellak“. Mein Vater, schreibt Jenny Dania, arbeitete da seit Ende des ersten Weltkrieges als Oberkellner. Weil es nach dem Krieg wenig zu essen gab, verschaffte ihm die liebenswürdige Chefin die Adresse der Bauernfamilie Schmied in Nebowyd, eine halbe Stunde hinter Morbes, bei der wir viele Jahre einmal in der Woche Milch, Eier, Fett, Obst und Geflügel eingekauft haben.
Das Kaffehaus hatte zwei große, helle Räume, darinnen zahlreiche Marmortische und bequeme Stühle. An den Fensterplätzen durch die großen Scheiben hatte man eine gute Sicht auf das Leben und Treiben vor dem Bahnhof. Zwei elektrische Straßenbahnlinien durchquerten den Platz. Mit meiner Mutter brachte ich meinem Vater im Sommer das Essen, denn er ließ sich das Essensgeld auszahlen. Um 13 Uhr herum konnte er ruhig essen, nur selten von dem Ruf „Herr Ober, zahlen!“ gestört. Oft mals unterhielten sich die Chefin und ihr Mann
mit uns, und ich erhielt ein...
You are not authenticated to view the full text of this chapter or article.
This site requires a subscription or purchase to access the full text of books or journals.
Do you have any questions? Contact us.
Or login to access all content.