Drachen und Rad
Gesammelte Beiträge zur mährischen Geschichte
Edited By Hellmuth Kiowsky
Erinnerungen
Extract
Von Kuriositäten und anheimelnden Gasthäusern
Es müssen nicht immer großartige Bauwerke und säkulare Ereignisse sein, die einer Stadt das besondere Gepräge geben, mitunter sind es Nebensächlichkeiten oft sogar „Kuriosa“, die der Nachwelt ein verständnisvolles Lächeln entlocken.
Neugierig, wie Kinder sind, pirschten sich die Kleinen durch das enge Gassel, um im alten Rathaus den Lindwurm zu besichtigen. Mit Gruseln hörten sie die Sage vom listigen Ritter, der das Untier erledigte, das gierig den in ein Kalbfell gehüllten Brocken ungelöschten Kalkes fraß. Dann stillte das Vieh seinen Durst mit einem Trunk aus dem Bache; der Kalk brauste auf, so dass der Bauch des Tieres platzte. So hatte der kluge Mann die Bedingungen erfüllt, er hatte das Land befreit von dem gefräßigen Ungeheuer. Die Brünner Ratsherrn sorgten dafür, dass der ausgestopfte Lindwurm der Nachwelt erhalten blieb. Er hängt jetzt an der Decke in der Einfahrt zum Alten Rathaus.
Am Turm der St. Jakobskirche war eine Steinfigur zu finden, die nicht zur ehrfürchtigen Haltung der gotischen Heiligen und Mätyrer passte. Denn sie zeigte dem Betrachter nicht ein erhabenes Antlitz, sondern lediglich den Rücken und das gerundete Hinterteil. Die Spötter deuteten die Plastik als eine Anspielung auf den Streit, der einst zwischen den Kleriker der Peters – und Jakobskirche über ausständige Gebührnisse geherrscht hatte, so kam das „unartige Männlein“ zu seinem Namen.
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