Rollenspiele
Musikpädagogik zwischen Bühne, Popkultur und Wissenschaft- Festschrift für Mechthild von Schoenebeck zum 65. Geburtstag
Edited By Thomas Erlach and Burkhard Sauerwald
Das Ohr ist rund, damit das Hören die Richtung wechseln kann. Ideen zu einer übergreifenden Interpretationsforschung: Alexander Gurdon
Einleitung – Werk und Interpretation
Extract
Das Ohr ist rund, damit das Hören die Richtung wechseln kann.
Ideen zu einer übergreifenden Interpretationsforschung
Alexander Gurdon
Zwischen Musik und Interpretation gäbe es vielleicht keine Definitionsprobleme, stünde nicht der Werkbegriff zwischen ihnen. Schwierig scheint es, das komplexe Geflecht zu entschlüsseln, in dessen Wechselwirkung Werk und Interpretation, Notentext und Interpret miteinander agieren. Der Blick auf das musikalische Kunstwerk ist uns inmitten des Dickichts aus Interpreten, Partituren, Klangvorschriften, Komponisten, Traditionen, Überlieferungen, Werkbegriffen, Definitionsfehden, Authentizitätsidealen, Aufführungspraxen, etc. nicht mehr nur wie der berüchtigte Wald vor lauter Bäumen verstellt, wir wissen häufig nicht einmal mehr, wie der Baum aussieht – vom Walde ganz zu schweigen. Der folgende Ansatz versucht daher die musikalische Interpretation von Neuem zu beobachten und eine übergreifende Kategorisierung des Gehörten zu erarbeiten.
Als Jean Cocteau 1922 seine ‚neue‘ Antigone konzipierte, entwarf er im Vorwort das folgende Bild seiner Arbeitsweise dazu:
„Es ist verlockend, Griechenland vom Flugzeug aus zu fotografieren. Man entdeckt dabei ein ganz neues Bild von ihm. So wollte ich Antigone übersetzen. Aus der Vogelschau verschwinden manche bedeutenden Schönheiten, andere treten hervor; es entstehen unerwartete Verdichtungen, Zusammenballungen, Schatten, Winkel, Reliefs. Vielleicht ist mein Versuch ein Weg, die alten Meisterwerke zu beleben. Wenn wir darin zu Hause sind, betrachten wir sie voller Zerstreutheit; da ich aber einen berühmten Text „überfliege“, glaubt jeder, ihn zum erstenmal zu hören.“1
Ein Ansatz, den es zu verfolgen lohnt, um...
You are not authenticated to view the full text of this chapter or article.
This site requires a subscription or purchase to access the full text of books or journals.
Do you have any questions? Contact us.
Or login to access all content.