Rollenspiele
Musikpädagogik zwischen Bühne, Popkultur und Wissenschaft- Festschrift für Mechthild von Schoenebeck zum 65. Geburtstag
Edited By Thomas Erlach and Burkhard Sauerwald
Musikalische Abbildung eines pluralistischen Amerikas? Zur sozialen Funktion der Jazzgeschichtslehre: Mario Dunkel
1) Einleitung: Zur Praxis des Jazzgeschichtslehre
Extract
Musikalische Abbildung eines pluralistischen Amerikas?
Zur sozialen Funktion der Jazzgeschichtslehre
Mario Dunkel
In seinem viel beachteten Aufsatz „Constructing the Jazz Tradition: Jazz Historiography“ wies der amerikanische Musikwissenschaftler Scott DeVeaux 1991 darauf hin, dass die Geschichte des Jazz ein Konstrukt sei, welches sich im Zeichen des Post-Strukturalismus nur bedingt aufrecht erhalten ließe.1 Die Entwicklungsgeschichte des Jazz sei demzufolge zutiefst ideologisch behaftet und müsse grundsätzlich überdacht werden. Es sollten neue Narrative geschaffen werden, die die historische Komplexität der Jazzentwicklung abbildeten, anstatt ihre Vielschichtigkeit auf eine Meistererzählung zu reduzieren. Bemerkenswerterweise vollzog DeVeaux im Schlussteil seines Artikels eine Kehrtwende. Nachdem er zuvor angelehnt an Hayden Whites Konzept der Metageschichtsschreibung dargelegt hatte, inwiefern romantische und tragische emplotments2 in der Jazzhistoriographie ideologisch behaftet sind, plädierte er im abschließenden Teil seines Artikels dafür, die Geschichte des Jazz als ein romantisches Narrativ zu konstruieren. DeVeaux begründete diesen Schritt wie folgt:
My courses in jazz history are designed to inculcate a feeling of pride in a racially mixed university for an African-American musical tradition that manages, against all odds, to triumph over obstacles of racism and indifference. For this, the narrative of jazz history as Romance is a powerful tool, and I have invested a good deal into making it a reality in my students’ minds […].3
Laut DeVeaux hat die Geschichte des Jazz in erster Linie eine soziale Funktion. Sie soll einen sozial gerechtfertigten und zutiefst demokratischen Stolz auf...
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