Interest Will Not Lie – oder doch?
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Autorenangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Fragestellung und Zielsetzung
- 1.2 Methodisches Vorgehen
- 2 Französische Moralisten
- 2.1 Pierre Nicole
- 2.2 François de La Rochefoucauld
- 3 David Hume
- 3.1 Ablehnung der Universalität
- 3.2 Eigentum
- 3.3 Gerechtigkeit
- 3.4 Nützlichkeit
- 4 Adam Smith
- 4.1 Eigeninteresse
- 4.2 Fremdinteresse
- 4.3 Das Adam Smith Problem
- 4.4 Verknüpfung der Interessen
- 5 John Stuart Mill
- 5.1 Gebäude der Wissenschaften
- 5.2 Political Economy
- 5.3 Wissenschaft und Wahrheit
- 6 Gesamtbetrachtung
- 6.1 Beschaffenheit von Interesse
- 6.2 Kritische Bewertung der Implikationen
- Literatur
| 7 →
1.1 Fragestellung und Zielsetzung
Die Ökonomie ist eine Theorie der Wahl. Doch wie entscheiden Menschen und warum entscheiden sie sich so, wie sie sich entscheiden? Zentral in der Erklärung menschlichen Verhaltens in der Ökonomie ist das Motiv Interesse und speziell das Eigeninteresse der Akteurinnen und Akteure. Was aber ist Interesse?
Albert O. Hirschman geht in seinem Standardwerk Leidenschaften und Interessen – Politische Begründungen des Kapitalismus vor seinem Sieg ([1977] 1987) der Geschichte des Konzepts nach. Bei Plato finden sich zwei Arten von Motiven, die menschliches Verhalten auslösen und lenken – die Leidenschaften und die Vernunft (Hirschman, [1977] 1987, S. 52). Augustinus identifiziert drei Hauptsünden, drei Leidenschaften, die einen Menschen zu einem gefallenen Menschen machen – Machtgier, sexuelle Begierde und Habgier (Hirschman, [1977] 1987, S. 17). Diesen Leidenschaften wird eine zerstörerische Wirkung zugeschrieben (Hirschman, [1977] 1987, S. 23). Sie scheinen die Herrschenden zu skrupellosem Verhalten gegenüber ihren Untertanen, ununterbrochener Kriegsführung, Willkür und Grausamkeit zu verleiten (Holmes, 1990, S. 275-276; Hirschman, [1977] 1987, S. 89, 105). Die Vernunft hingegen wird als wirkungslos empfunden, da sie von den wilden Leidenschaften dominiert zu werden scheint (Hirschman, [1977] 1987, S. 32-33, 52, 55). ← 7 | 8 →
Diese Theorie wirkt aussichtslos in Bezug auf das menschliche Verhalten einerseits und die Zukunft der von den Entscheidungen der Mächtigen abhängigen Untertanen andererseits (Hirschman, [1977] 1987, S. 24, 52). Die Lösung dieses Problems geht ebenfalls auf Augustinus zurück und wird im 17. und 18. Jahrhundert aufgegriffen und weiterentwickelt (Hirschman, [1977] 1987, S. 18, 28-39). Es ist die Idee, die Leidenschaften gegeneinander auszuspielen und so für das Gemeinwohl einzusetzen (Hirschman, [1977] 1987, S. 28-29). Aber welche Leidenschaft soll welche bezähmen?
Zunächst wird angenommen, dass sich alle drei Leidenschaften wechselseitig neutralisieren können (Hirschman, [1977] 1987, S. 28-39), bis die Wahl auf die Leidenschaft für Geld, das ruhige Gewinnstreben fällt (Hirschman, [1977] 1987, S. 39-51). Der Habgier wird eine berechnende und methodische Urteilskraft zugeschrieben, die vorausschaut und alltäglichen Verlockungen widersteht (Hirschman, [1977] 1987, S. 41, 62-63). Sie gilt daher als beständig und vorhersehbar (Hirschman, [1977] 1987, S. 57, 63). Sie soll die anderen wilden Leidenschaften ausgleichen und ihre zerstörerische Kraft im Zaum halten (Hirschman, [1977] 1987, S. 39-40). Dabei schiebt sie sich zwischen die Leidenschaften und die Vernunft, indem sie von beiden die guten Eigenschaften übernimmt.
Die Leidenschaft würde, so meinte man, als Eigenliebe durch die Vernunft zugleich erhöht und beschränkt, als Vernunft erhielte es durch eben diese Leidenschaft Richtung und Kraft. Die daraus entstehende ← 8 | 9 → Zwitterform menschlichen Handelns wäre, so glaubte man, frei von der Destruktivität der Leidenschaft wie von der Wirkungslosigkeit der Vernunft.
Details
- Seiten
- 97
- Erscheinungsjahr
- 2014
- ISBN (PDF)
- 9783653039016
- ISBN (MOBI)
- 9783653990850
- ISBN (ePUB)
- 9783653990867
- ISBN (Paperback)
- 9783631648711
- DOI
- 10.3726/978-3-653-03901-6
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2014 (März)
- Schlagworte
- Politische Ökonomie Ideengeschichte Motivation menschlichen Handelns Eigeninteresse Ökonomie
- Erschienen
- Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014. 97 S., 1 s/w Abb.