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Von integrativem zu inklusivem Englischunterricht

Weiterentwicklung sprachdidaktischer Prinzipien vor dem Hintergrund sonderpädagogischer Förderung

von Kim-Sarah Schick (Band-Herausgeber:in) Andreas Rohde (Band-Herausgeber:in)
©2022 Sammelband 410 Seiten

Zusammenfassung

Die Fremdsprachendidaktik befindet sich auf dem Weg zu inklusivem Fremdsprachenunterricht. Ziel dieses Buches ist es, diesen Weg für den Englischunterricht zu dokumentieren und einen Beitrag zur Weiterentwicklung sprachdidaktischer Prinzipien zu leisten. Hierzu werden wichtige Bezugsdisziplinen wie die Sonderpädagogik und die Psychologie in diese Entwicklung miteinbezogen. Die Basisbeiträge betrachten die ausgewählten Heterogenitäts- und Diversitätsdimensionen Lese-Rechtschreibschwierigkeiten, Autismus-Spektrum-Störung, Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung, Hörstörungen und Spracherwerbsstörung. Die Praxisbeiträge zeigen Möglichkeiten dafür auf, wie im Fremdsprachenunterricht Barrieren für Lerner*innen abgebaut und Teilhabe ermöglicht werden kann.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Preface
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung
  • Von integrativem zu inklusivem Englischunterricht. Weiterentwicklung sprachdidaktischer Prinzipien vor dem Hintergrund sonderpädagogischer Förderung (Kim-Sarah Schick & Andreas Rohde)
  • Lesen und Schreiben
  • Basis: Lese-Rechtschreibstörungen im Kontext des frühen Fremdsprachenunterrichts (Andreas Mayer)
  • Basis: Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten in der Fremdsprache (David Gerlach)
  • Praxis: Förderung der Lesefertigkeit durch automatisierte Worterkennung und Onset-Reim-Training im inklusiven Englischunterricht (Şeyma Polat & Pia Holtappels)
  • Praxis: Förderung des Leseverständnisses durch Textverständnisstrategien im Englischunterricht (Clara Juchelka)
  • Praxis: Rechtschreibförderung im inklusiven Fremdsprachenunterricht (für Schüler*innen mit LRS) (Sophie Engelen & David Gerlach)
  • Kommunikative Fähigkeiten
  • Basis: Autismus, Theory of Mind und Sprache (Andreas Rohde)
  • Praxis: Teaching Theory of Mind to Learners with Autism Spectrum Disorder in the Inclusive English as a Foreign Language Classroom (Eimear Geary)
  • Aufmerksamkeitssteuerung
  • Basis/Praxis: Schulische Interventionen bei Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Englischunterricht (Charlotte Hanisch)
  • Hören und Kommunikation
  • Basis/Praxis: Englischunterricht mit Schüler*innen mit Hörbehinderung an allgemeinen Schulen – theoretische Hintergründe und praktische Impulse (Katharina Urbann, Kristin Schlenzig & Thomas Kaul)
  • Praxis: Didaktisch-methodische Überlegungen zur Verwendung der American Sign Language oder eines Signed System im Englischunterricht mit hörgeschädigten Schüler*innen (Ann-Kathrin Schmauck)
  • Grammatik
  • Basis: Grammatical Deficits in Developmental Language Disorder: A Look at English (Laurence B. Leonard)
  • Basis: Language Transfer with Regard to Grammatical Phenomena in L1 German Learners of English (Anke Lenzing & Gisela Håkansson)
  • Praxis: Grammatikförderung im inklusiven Englischunterricht (Kerstin Chlubek)
  • Praxis: Grammatische Lernchancen durch kontextoptimierte Phasen im inklusiven Englischunterricht (Kim-Sarah Schick & Stephanie Riehemann)
  • Sprachverstehen
  • Basis: Sprachverständnisstörungen (Wilma Schönauer-Schneider)
  • Praxis: Comprehension Monitoring: Sprachverstehensprobleme als Lernchancen im inklusiven Englischunterricht (Kim-Sarah Schick, Ahlam Tibi & Iris Frank)
  • Die Autorinnen und Autoren
  • Reihenübersicht

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Kim-Sarah Schick & Andreas Rohde (Köln)

Von integrativem zu inklusivem Englischunterricht. Weiterentwicklung sprachdidaktischer Prinzipien vor dem Hintergrund sonderpädagogischer Förderung

Abstract: On the basis of six hypotheses, the prerequisites and challenges for an interdisciplinary concept of inclusive English teaching are outlined. It is discussed to what extent the field of Foreign Language Teaching has to open towards areas such as special needs education, pedagogy, and psychology.

Keywords: Language teaching, special needs education, inclusion, reference sciences, dimensions of heterogeneity, labeling dilemma, TBLT; Fremdsprachendidaktik, Inklusion, Sonderpädagogik, Bezugswissenschaften, Heterogenitätsdimensionen, Labeling-Dilemma, TBLT

In diesem Beitrag möchten wir für eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit der englischen Fachdidaktik und Fachwissenschaft mit ihren Bezugsdisziplinen, u. a. der Sonderpädagogik, Erziehungswissenschaft und Psychologie plädieren, wie sie bereits vor einigen Jahren von Rohde (2014: 10 ff.) für das Fach Englisch gefordert wurde.

Sinnvoller, inklusiver Englischunterricht wird in Zukunft auch eine inklusive Didaktik erfordern, die nur durch eine Zusammenarbeit der verschiedenen Förderschwerpunkte und der jeweiligen Fachdidaktiken glücken kann (Rohde 2014: 12).

Auch in der sonderpädagogischen Lehrer*innenbildung und Fachliteratur wird die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit von Fachdidaktiken und Sonderpädagogik erkannt und eingefordert (z. B. Ilm, Rolf & Schick 2018: 550; Stitzinger & Sallat 2016: 17).

Auf die Fachdidaktik bezogen ist es besonders problematisch, dass die fachdidaktische Expertise an den Hochschulen nicht in der Breite auf die Ausbildung für inklusive Lernsettings eingestellt ist. […] Es fehlt allerdings noch flächendeckend an grundlegenden Fachdiskursen über Formen von Förderbedarfen, Behinderung, Benachteiligungen und deren fachdidaktisch relevante Aspekte (Greiten et al. 2017: 21). (Vogt & Chilla 2019: o. S.)

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Das Vorhaben einer ausreichenden Vernetzung von englischer Fachdidaktik und Bezugsdisziplinen wie Sonderpädagogik und Psychologie ist bis dato nicht ausreichend umgesetzt worden. Gerlach & Schmidt (2021) begründen die fehlende Vernetzung wie folgt:

Diskussionen um inklusive Bildung werden […] nicht selten ideologisch aufgeladen, es herrschen Narrative und mediale Diskurse vor – auch in wissenschaftlichen Publikationen – die bestimmte, im Wesentlichen politische, teils aber auch organisations- oder institutionsbezogene Interessen deutlich machen. Ein Diskurs über Disziplingrenzen hinaus wird nicht selten erschwert, wenn unterschiedliche Ebenen adressiert werden und verschiedene Disziplinen dabei eine Deutungshoheit für sich in Anspruch nehmen (Gerlach & Schmidt 2021: 3f.).

Es muss jedoch auch positiv bemerkt werden, dass mittlerweile einige Veröffentlichungen erste Beiträge zu einem möglichen Diskurs über Disziplingrenzen hinaus leisten (z. B. Bartosch & Rohde 2014; Blume, Gerlach, Benitt, Eßer, Roters, Springob & Schmidt 2019a; Bongartz & Rohde 2015; Engelen 2016; Gerlach 2019; Roters, Gerlach & Eßer 2018; Schick 2018; Schick & Rohde 2018).

Im Folgenden werden Voraussetzungen, Argumente und Herausforderungen eines solch interdisziplinären Zusammenwirkens zusammengetragen und diskutiert. Dies dient der Positionierung der Autor*innen dieses Beitrags innerhalb der inklusiven Fremdsprachendidaktik, wobei der Fokus in diesem Band auf der Förderung sprachlicher Kompetenzen liegt, sowie der Rahmung der in diesem Beitrag enthaltenden Beiträge. Hierfür nehmen wir sechs Thesen als Ausgangslage:

Ad 1: Inklusionsverständnis und Heterogenitätsdimensionen

Die diesem Sammelband zugrundeliegende Definition von Inklusion nimmt zwei der vier Zieldimensionen von Inklusion in den Fokus, die Piezunka, Schaffus & Grosche (2017: 207) ermittelten:

b) die bestmögliche Leistungsförderung einzelner Schüler*innengruppen.

c) Teilhabe, Anerkennung und Wohlbefinden aller Schüler*innen.

Im Inklusionsdiskurs sind unterschiedliche Varianten eines Inklusionsverständnisses zu erkennen. Nach einem engen Inklusionsbegriff liegt der Fokus auf der Berücksichtigung der Bedürfnisse von Schüler*innen mit Förderbedarf. Ein weiter Inklusionsbegriff hingegen versteht jede Dimension von Heterogenität und Diversität in der Gesellschaft als Normalität und Vielfalt als Bereicherung und bezieht damit z. B. auch Geschlechterrollen, verschiedene Erstsprachen, soziale Milieus etc. mit ein (z. B Cummins 2015: 95; Doert & Nold 2015: 24 f.; Grosche & Vock 2018: 260). Weiterhin geht mit einem weiten Inklusionsverständnis einher, dass eine Einschränkung nicht im Individuum konstituiert ist, sondern die Interaktion von Individuum und Umfeld Barrieren herstellen oder abbauen kann – also eine systemische Perspektive eingenommen wird (Gerlach & Schmidt 2021: 4).

Von einigen Autor*innen wird eine Fokussierung von Menschen mit Förderbedarf im Rahmen der Inklusionsdebatte stark kritisiert und als Einengung oder Reduktion des Inklusionsbegriffes bezeichnet (hierzu Amrhein 2016: 18 f. u. 32). Es wird hier zwar prinzipiell ein weites Inklusionsverständnis zugrunde gelegt, wenn es um das Erreichen umfassender Inklusion als Zielsetzung geht, gleichzeitig halten wir jedoch die Fokussierung einzelner Heterogenitätsdimensionen (Lerner*innen mit Autismus-Spektrum-Störungen, Lese-Rechtschreibstörungen, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom, Hörstörungen oder Spracherwerbsstörungen) und der damit einhergehenden Bedürfnisse in diesem Band für legitim und bedeutsam auf dem Weg zur Entwicklung einer inklusiven Englischdidaktik. Wir gehen davon aus, dass dieser Fokus letztlich einen entscheidenden Beitrag zum Verständnis und zum Gelingen von Inklusion ←17 | 18→in Schule und Gesellschaft insgesamt leisten kann, weil dieser Fokus die Bedingung für das Ergreifen gezielter Maßnahmen ist, die sich aus einer Beschäftigung mit Heterogenitätsdimensionen ergeben. Um also eine Einschränkung durch das Umfeld möglichst abbauen zu können, müssen die Bedürfnisse und Stärken des Individuums bekannt sein. Somit schließen sich die Fokussierung, Beschreibung und Thematisierung einzelner Dimensionen von Heterogenität und die Grundannahme, dass Heterogenität die Normalität darstellt und das Umfeld Barrieren abbauen und Entfaltung ermöglichen muss, nicht aus, sondern können positiv zusammenwirken. Die Thematisierung verschiedener Phänomene in diesem Sammelband dient dezidiert dem Ziel einer möglichst umfassenden Teilhabe aller Schüler*innen und leistet einen Beitrag zum langfristigen Ziel umfassender Inklusion in allen schulischen und gesellschaftlichen Bereichen.

Details

Seiten
410
Jahr
2022
ISBN (PDF)
9783631871386
ISBN (ePUB)
9783631871393
ISBN (Hardcover)
9783631862032
DOI
10.3726/b19326
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (März)
Schlagworte
Fremdsprachendidaktik Fremdsprachenunterricht Spracherwerb Heterogenität Inklusion
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2022. 410 S., 27 s/w Abb., 30 Tab.

Biographische Angaben

Kim-Sarah Schick (Band-Herausgeber:in) Andreas Rohde (Band-Herausgeber:in)

Kim-Sarah Schick ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Englischen Seminar II der Universität zu Köln. Andreas Rohde ist Professor für englische Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik am Englischen Seminar II der Universität zu Köln.

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