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Auswirkungen der Unschuldsvermutung auf außerstrafrechtliche Folgeverfahren in Fällen des Freispruchs aus Mangel an Beweisen

Unter besonderer Berücksichtigung der Rechtsprechung des EGMR

von Luisa Folkmann (Autor:in)
©2022 Dissertation 202 Seiten

Zusammenfassung

Kommt es im Nachgang an ein Strafverfahren zu einem außerstrafrechtlichen Folgeverfahren, stellt sich die Frage, wie mit Verdachtsmomenten umzugehen ist. Besonders im Fall eines Freispruchs aus Mangel an Beweisen bestehen Schwierigkeiten, den Schutz des Freigesprochenen auch im Folgeverfahren zu gewährleisten ohne Rechte Dritter zu beschränken. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte begegnet dieser Problematik mit einer Ausweitung der Unschuldsvermutung auf den außerstrafrechtlichen Bereich. Zentrales Thema dieser Arbeit ist, ob diese Rechtsprechung in das deutsche Recht transferiert werden kann.
Die Autorin setzt sich mit der einschlägigen Rechtsprechung und Literatur auseinander und kommt zu einer vermittelnden Lösung. Daraus entwickelt sie konkrete Praxishinweise.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Gliederung
  • Inhaltsverzeichnis
  • Abkürzungsverzeichnis
  • § 1 - Einführung
  • I. Gegenstand der Untersuchung
  • II. Anlass der Untersuchung
  • III. Ziel der Untersuchung
  • IV. Stand der rechtswissenschaftlichen Forschung
  • V. Gang der Untersuchung
  • Teil 1: Bestandsaufnahme
  • § 2 - Der Geltungsbereich der strafrechtlichen Unschuldsvermutung
  • I. Die Unschuldsvermutung vor ihrem historischen Hintergrund
  • II. Gesetzliche Verankerung
  • 1. Internationales Recht
  • a. Die allgemeine Erklärung der Menschenrechte
  • b. Die Europäische Menschenrechtskonvention
  • c. Der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte
  • d. Die Charta der Grundrechte der Europäischen Union
  • e. Vergleich des Wortlautes der verschiedenen Unschuldsvermutungen
  • 2. Nationales Recht
  • 3. Einheitliche oder getrennte Auslegung der unterschiedlich normierten Unschuldsvermutungen?
  • III. Theoretische Grundlage der Unschuldsvermutung
  • IV. Der Begriff der Unschuldsvermutung
  • 1. Psychologisches und normatives Verständnis der Unschuldsvermutung
  • 2. Verschiedene Begriffe der Unschuld
  • V. Aussagegehalt der Unschuldsvermutung
  • 1. Die Unschuldsvermutung im Strafverfahren (erster Aspekt)
  • 2. Die Unschuldsvermutung außerhalb des Strafprozesses (zweiter Aspekt)
  • § 3 - Die Rechtsprechung des EGMR zur Wirkung der strafrechtlichen Unschuldsvermutung in außerstrafrechtlichen Folgeverfahren
  • I. Die Unterscheidung von Verdachtsäußerung und Schuldfeststellung
  • 1. Adolf v. Austria
  • 2. Minelli v. Switzerland
  • 3. Englert, Lutz, Nölkenbockhoff v. Germany
  • 4. Zusammenfassung der Rechtsprechungsgrundsätze des EGMR bis Sekanina
  • II. Die Rechtsprechungsverschärfung in Sekanina v. Austria
  • III. Umsetzung des Sekanina-Grundsatzes in der folgenden Rechtsprechung des EGMR bis heute
  • 1. Ringvold v. Norway
  • 2. Y v. Norway
  • 3. Del Latte v. The Netherlands
  • 4. A.L. v. Germany
  • 5. Puig Panella v. Spain
  • 6. Orr v. Norway
  • 7. Allen v. United Kingdom
  • 8. Cleve v. Germany
  • 9. Bikas v. Germany
  • 10. Urat v. Turkey
  • 11. Demjanjuk v. Germany
  • 12. Zusammenfassung der Rechtsprechungsgrundsätze des EGMR seit Sekanina
  • IV. Umsetzung der EGMR-Rechtsprechung in der deutschen Rechtsprechung
  • 1. BGH, Urteil vom 14.11.1989
  • 2. BVerfG, Nichtannahmebeschluss vom 16. Mai 2002
  • 3. BVerwG, Beschluss vom 24.01.2017
  • 4. Aktuelle Entscheidungen der Instanzgerichte
  • 5. Zusammenfassung der nationalen Rechtsprechung zur fortwirkenden Unschuldsvermutung
  • V. Rechtsprechungsübersicht: EGMR zur Fortwirkung der Unschuldsvermutung nach Art. 6 Abs. 2 EMRK
  • § 4 - Auswirkungen des extensiven Verständnisses der strafrechtlichen Unschuldsvermutung durch den EGMR in außerstrafrechtlichen Folgeverfahren
  • I. Verhältnis der Zweige der Gerichtsbarkeiten zueinander in der deutschen Rechtsordnung
  • II. Die Problematik eines Strafrichtermonopols
  • 1. Verstoß gegen den Grundsatz der freien Beweiswürdigung
  • 2. Verstoß gegen das Recht des mutmaßlichen Opfers auf rechtliches Gehör
  • 3. Verletzung der Eigentumsfreiheit des mutmaßlichen Opfers bezogen auf zivilrechtliche Schadensersatzansprüche
  • 4. Bevorteilung des ehemaligen Angeklagten im Folgeprozess durch Übertragung des strafrechtlichen Beweismaßes auf den außerstrafrechtlichen Folgeprozess
  • a. Gesetzliche Beweismaßsenkungen
  • b. Prognoseentscheidungen
  • c. Unterschiedliche Anforderungen an das Beweismaß im Strafverfahren und im Zivilverfahren
  • aa. Faktische Beweismaßsenkungen in der richterlichen Praxis
  • bb. Ansicht von Effer-Uhe: Graduelle Abstufungen des Beweismaßes der vollen Überzeugung
  • cc. Stellungnahme
  • 5. Außerkraftsetzen von speziellen Regeln zur Beweislastverteilung im außerstrafrechtlichen Folgeverfahren
  • 6. Zum Konzept der „realen Unschuld“ und dem Zweck eines Folgeprozesses
  • 7. Vom Untersuchungs- und Beibringungsgrundsatz
  • 8. Zur Idee der Einheitlichkeit der Verfahrensergebnisse
  • III. Ablehnung der Gesetzesentwürfe zur allgemeinen Bindungswirkung des Strafurteils
  • IV. Exkurs: Bindungswirkung im österreichischen Recht
  • V. Auswirkungen des Strafrichtermonopols auf die Praxis in verschiedenen Fallgruppen
  • 1. Fallgruppe 1: Zivilrechtliche Schadensersatzprozesse
  • 2. Fallgruppe 2: Sorgerechts- und Umgangsentscheidungen der Familiengerichte
  • 3. Fallgruppe 3: Verwaltungsverfahren zur Gewerbeuntersagung
  • 4. Fallgruppe 4: Disziplinarverfahren
  • 5. Fallgruppe 5: Prognoseentscheidungen im Polizeirecht
  • 6. Exkurs: Die Unschuldsvermutung im materiellen Zivilrecht – Verdachtskündigung
  • VI. Zusammenfassung
  • Teil 2: Weiterentwicklung
  • § 5 - Lösung des Problems durch restriktive Auslegung der Unschuldsvermutung
  • I. Diskutierte Lösungsansätze
  • 1. Extensives Verständnis der Unschuldsvermutung im außerstrafrechtlichen Folgeverfahren (Sperrung von Verdachtsäußerungen)
  • a. Konzept
  • b. Literaturansichten
  • aa. Grund für den zurückhaltenden Umgang mit der EGMR-Lösung in der deutschen Literatur
  • bb. Ideen zum verstärkten Opferschutz trotz extensiver Auslegung der Unschuldsvermutung
  • c. Bewertung
  • 2. Restriktives Verständnis der Unschuldsvermutung im außerstrafrechtlichen Folgeverfahren (Zulassen von Verdachtsäußerungen)
  • a. Konzept
  • b. Vertreter aus der Literatur
  • aa. Ansicht von Kühne: Freie Verwertung von strafrechtlichen Verfahrensergebnissen
  • (1) Darstellung
  • (2) Stellungnahme
  • bb. Ansicht von Stuckenberg: Kritische Einlassung zu Sekanina
  • (1) Darstellung
  • (2) Stellungnahme
  • cc. Ansicht von Bock: Interessenausgleich über das allgemeine Persönlichkeitsrecht
  • (1) Darstellung
  • (2) Stellungnahme
  • dd. Ansicht von Gollwitzer, Esser und Eschke: Lösung über zwei unterschiedlich weit reichende Unschuldsvermutungen mit unterschiedlicher Schutzintensität
  • (1) Darstellung Gollwitzers Begründung
  • (2) Darstellung Essers Begründung
  • (3) Darstellung Eschkes Begründung
  • (4) Stellungnahme
  • c. Bewertung der unterschiedlichen Konzepte im Vergleich
  • 3. Zusammenfassung der diskutierten Lösungswege
  • II. Lösungsvorschlag des Verfassers
  • 1. Leitideen
  • a. Die Unschuldsvermutung stammt originär aus dem Strafrecht
  • b. Eine Interessenabwägung muss den Schutzbereich der Unschuldsvermutung begrenzen können
  • c. Die Feststellung und Bewertung der Verdachtslage ist Teil eines rechtsstaatlichen Verfahrens
  • d. Die Idee von der Bindung des Zivilrichters an strafgerichtliche Feststellungen passt nicht in das deutsche Rechtsschutzsystem
  • 2. Konzept
  • a. Schutzbereich der Unschuldsvermutung
  • b. Ergänzender Schutz nach Abschluss des Strafverfahrens durch außerstrafrechtliche Instrumente
  • aa. Menschenwürdegarantie
  • (1) Schutzbereich
  • (2) Bewertung
  • bb. Allgemeines Persönlichkeitsrecht
  • (1) Schutzbereich
  • (2) Bewertung
  • cc. Weitere Grundrechte
  • (1) Schutzbereich
  • (2) Bewertung
  • dd. Rechtsstaatsprinzip
  • (1) Schutzbereich
  • (2) Bewertung
  • ee. Grundsatz der Verhältnismäßigkeit
  • (1) Schutzbereich
  • (2) Bewertung
  • ff. Ergebnis
  • 3. Bewertung des Ergebnisses mit Blick auf die Umsetzung der Leitideen
  • 4. Übersicht Schutzsystem
  • III. Anwendung des Lösungsvorschlags auf die oben gebildeten Fallgruppen
  • 1. Fallgruppe 1: Zivilrechtliche Schadensersatzprozesse
  • 2. Fallgruppe 2: Sorgerechts- und Umgangsentscheidungen der Familiengerichte
  • 3. Fallgruppe 3: Verwaltungsverfahren zur Gewerbeuntersagung
  • 4. Fallgruppe 4: Disziplinarverfahren
  • 5. Fallgruppe 5: Prognoseentscheidungen im Polizeirecht
  • IV. Ergebnis
  • § 6 - Auswirkungen der geltenden Rechtslage auf die richterliche und anwaltliche Praxis
  • I. In der Praxis zu beachtende Grundsätze im Zusammenhang mit dem Schutz des Freigesprochenen im außerstrafrechtlichen Folgeverfahren
  • 1. Regeln für die Umsetzung der EGMR-Rechtsprechung in das nationale Recht
  • 2. Umsetzung der Sekanina-Rechtsprechung in das deutsche Recht
  • II. Leitlinien für die gerichtliche Praxis
  • 1. Zu beachtende Leitlinien bei der Fassung eines Urteils
  • 2. Formulierungsbeispiel
  • III. Leitlinien für die anwaltliche Praxis
  • 1. Allgemeine Leitlinien
  • 2. Anwaltliche Vertretung des Freigesprochenen im außerstrafrechtlichen Folgeverfahren
  • 3. Anwaltliche Vertretung des (mutmaßlichen) Opfers im außerstrafrechtlichen Folgeverfahren
  • 4. Haftung des Anwalts
  • § 7 - Abschließende Thesen
  • I. Die Unschuldsvermutung ist ein weltweit bekanntes Rechtsprinzip mit teilweise ungeklärtem Bedeutungsinhalt
  • II. Die Rechtsprechung des EGMR zur fortwirkenden Unschuldsvermutung ist von Widersprüchen beherrscht
  • III. Eine „eins-zu-eins-Umsetzung“ der Sekanina-Rechtsprechung in das deutsche Recht scheitert an einfachgesetzlichen und verfassungsrechtlichen Grenzen
  • IV. Die Umsetzung der Wertungen der Sekanina-Rechtsprechung in das deutsche Recht kann über das verfassungsrechtliche Schutzsystem aus Grundrechten und allgemeinen Prinzipien erfolgen
  • V. Trotz Umsetzungsschwierigkeiten darf die Sekanina-Rechtsprechung des EGMR in der deutschen Praxis nicht ignoriert werden
  • Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

a.F.

alte Fassung

AcP

Archiv für die civilistische Praxis

AEMR

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

AöR

Archiv des öffentlichen Rechts

App. No.

Application Number

ArbGG

Arbeitsgerichtsgesetz

ARSP

Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie

AuR

Arbeit und Recht (Zeitschrift)

BeckOK

Beck Online-Kommentar

Beschl.

Beschluss

BT-Drs.

Drucksache des Bundestages

BVerfG

Bundesverfassungsgericht

BVerfGE

Bundesverfassungsgerichtsentscheidung

BVerfGG

Bundesverfassungsgerichtsgesetz

BVerwG

Bundesverwaltungsgericht

bzw.

beziehungsweise

CPO

Civilprozeßordnung

e.V.

eingetragener Verein

EGMR

Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte

EL

Ergänzungslieferung

EMRK

Europäische Menschenrechtskonvention

et al.

et alii/aliae/alia

EU

Europäische Union

EuGRZ

Europäische Grundrechte-Zeitschrift

EuR

Zeitschrift Europarecht

f.

folgende

FamFG

Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit

←15 | 16→ff.

fortfolgende

FGO

Finanzgerichtsordnung

Fn.

Fußnote

FPR

Familie Partnerschaft Recht (Zeitschrift)

GA

Goltdammer’s Archiv für Strafrecht

GG

Grundgesetz

GRCh

Grundrechtecharta der Europäischen Union

HRRS

Höchstrichterliche Rechtsprechung im Strafrecht (Zeitschrift)

Hrsg.

Herausgeber

hrsg.

herausgegeben

i.V.m.

in Verbindung mit

insb.

insbesondere

IntKomm

Internationaler Kommentar

IPbpR

Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte

JuBeG

Justizbeschleunigungsgesetz

JuMoG

Justizmodernisierungsgesetz

JuS

Juristische Schulung (Zeitschrift)

JZ

Juristenzeitung

KK

Karlsruher Kommentar

m.w.N.

mit weiteren Nachweisen

MDR

Monatsschrift für Deutsches Recht

MüKo

Münchener Kommentar

NJW

Neue Juristische Wochenschrift

NJW-RR

Neue Juristische Wochenschrift – Rechtsprechungsreport Zivilrecht

NStZ

Neue Zeitschrift für Strafrecht

NVwZ

Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht

NZA-RR

Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht – Rechtsprechungsreport

öZPO

österreichische Zivilprozessordnung

RdA

Recht der Arbeit (Zeitschrift)

←16 | 17→Rn.

Randnummer

SGG

Sozialgerichtsgesetz

SK

Systematischer Kommentar

StPO

Strafprozessordnung

StrEG

Strafentschädigungsgesetz

StV

Strafverteidiger (Zeitschrift)

u.a.

unter anderem

Urt.

Urteil

VGH

Verwaltungsgerichtshof

Details

Seiten
202
Jahr
2022
ISBN (PDF)
9783631880623
ISBN (ePUB)
9783631880630
ISBN (Paperback)
9783631880449
DOI
10.3726/b19842
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (Mai)
Schlagworte
Schuldfeststellungen Verdachtsbeschreibungen Minelli-Grundsatz Sekanina-Grundsatz Bindungswirkung Strafurteile Beweismaß Gefahrenprognosen Verfassungsrechtliches Schutzsystem
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2022. 202 S., 2 Tab.

Biographische Angaben

Luisa Folkmann (Autor:in)

Luisa Folkmann studierte Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln. Am dortigen Institut für Verfahrensrecht und Insolvenzrecht erfolgte auch ihre Promotion.

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