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Meḥmed Ḫulūṣī el-Ustrumcavī - Die Schönsten Namen Gottes

Einführung, Edition und Übersetzung

von Kübra Kısa (Autor:in)
©2022 Andere 314 Seiten

Zusammenfassung

Gott berichtet im Koran an verschiedenen Stellen von seinen Schönsten Namen (al-Asmā al-Ḥusnā). Über Jahrhunderte haben sich muslimische Gelehrte damit beschäftigt, diese Namen zu erklären und zu interpretieren. Der Gelehrte und Sufi Meḥmed Ḫulūṣī el-Ustrumcavī versuchte eben dies im 18. Jahrhundert in Strumica, im heutigen Nord-Mazedonien.
Die Autorin hat sein Manuskript ediert sowie übersetzt und inhaltlich kommentiert. Die Handschrift erscheint somit erstmals in perso-arabischer Schrift in osmanisch-türkischer Sprache mit dazugehöriger deutscher Übersetzung. Zusätzlich reflektiert die Autorin das Thema im Kontext der Geschichte des europäischen Islams sowie im Kontext der in Deutschland neu entstandenen Islamischen Theologie und Religionspädagogik.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung
  • Der Autor des Werkes
  • Zu seiner Person
  • Zur Stadt Strumica
  • Das Werk „Tabyīn al-maʿnā ʿala al-asmāʾ al-ḥusnā“
  • Zur Geschichte des Kodex
  • Zum Inhalt des Werkes
  • Kritik am Werk
  • Zu den „Schönsten Namen“
  • Fazit
  • Die Übersetzung des Werkes „Tabyīn al-maʿnā ʿala al-asmāʾ al-ḥusnā“ von Derūnīzāde Meḥmed Ḫulūṣī Efendi el-Ustrumcavī
  • Zur Übersetzung
  • Abkürzungen
  • Übersetzungsregister
  • Namenregister
  • Die Erläuterung der Bedeutungen der Schönsten Namen
  • Huwa-llāhu-llaḏī lā ilāha illā hū – erhaben sei sein Ruhm
  • Allāh – erhaben sei Sein Ruhm
  • Ar-Raḥmān ar-Raḥīm – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Malik – erhaben sei Sein Ruhm
  • Der Name, al-Quddūs – erhaben sei Sein Ruhm
  • As-Salām – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Muʾmin – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Muhaymin – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-ʿAzīz – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Ǧabbār – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Mutakabbir – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Ḫāliq – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Bāriʾ – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Muṣawwir – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Ġaffār – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Qahhār – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Wahhāb – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Fattāḥ – erhaben sei Sein Ruhm
  • Ar-Razzāq – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-ʿAlīm – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Qābiḍu l-Bāsiṭ – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Ḫāfiḍu r-Rāfiʿ – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Muʿizzu l-Muḏill – erhaben sei Sein Ruhm
  • As-Samīʿu l-Baṣīr – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Ḥakīm – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-ʿAdl – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Laṭīf – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Ḫabīr – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Ḥalīm – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-ʿAẓīm – erhaben sei sein Ruhm
  • Al-Ġafūr – erhaben sei Sein Ruhm
  • Aš-Šakūr – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-ʿAliyy – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Kabīr – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Ḥafīẓ – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Muqīt – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Ḥasb – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Ǧalīl – erhaben ist Er
  • Al-Karīm – erhaben sei Sein Ruhm
  • Ar-Raqīb – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Muǧīb – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Wāsiʿ – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Ḥakīm – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Wadūd – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Maǧīd – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Bāʿiṯ – erhaben sei Sein Ruhm
  • Aš-Šahīd – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Ḥaqq – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Wakīl – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Qawiyy – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Matīn – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Waliyy – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Ḥamīd – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Muḥṣī – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Mubdiʾ – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Muʿīd – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Muḥyī l-Mumīt – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Ḥayy – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Qayyūm – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Wāǧid – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Māǧid – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Wāḥid – erhaben sei Sein Ruhm
  • Aṣ-Ṣamad – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Qādiru l-Muqtadir – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Muqaddimu l-Muʾaḫḫir – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Awwalu l-Āḫir – erhaben sei Sein Ruhm
  • Aẓ-Ẓāhiru l-Bāṭin – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Wālī – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Mutaʿālī – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Barr – erhaben sei Sein Ruhm
  • At-Tawwāb – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Muntaqim – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-ʿAfuvv – erhaben sei Sein Ruhm
  • Ar-Raʾūf – erhaben sei Sein Ruhm
  • Māliku-l-Mulk – erhaben sei Sein Ruhm
  • Ḏu l-Ǧalāli wa l-Ikrām – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Muqsiṭ – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Ǧāmiʿ – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Ġaniyy – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Muġniyy – erhaben sei [Sein Ruhm]
  • Al-Māniʿ – erhaben sei Sein Ruhm
  • Aḍ-Ḍāru n-Nāfiʿ – erhaben sei Sein Ruhm
  • An-Nūr – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Hādī – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Badīʿ – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Bāqī – erhaben sei Sein Ruhm
  • Al-Wāriṯ – erhaben sei Sein Ruhm
  • Ar-Rašīd – erhaben sei Sein Ruhm
  • Aṣ-Ṣabūr – erhaben sei Sein Ruhm
  • Literaturverzeichnis
  • Primärquellen
  • Sekundärquellen
  • Internetquellen
  • Anhang

Einleitung

Die Beziehung des Islams und der Angehörigen muslimischen Glaubens zu Europa ist ein Thema, über das im deutschen Kontext seit mehreren Jahrhunderten geschrieben und gesprochen wird, insbesondere seit den Eroberungszügen der Osmanen in Europa. In dieser Hinsicht sind einerseits besonders die Reaktionen der Menschen auf diese Eroberungen durch das „Fremde“ sehr interessant. Andererseits erweist sich die Geschichte als komplexer als die Idee einer einfachen Dichotomie zwischen Ost und West, Orient und Okzident oder Abendland und Morgenland. Noch vor der ersten Eroberung der Osmanen im Jahre 13521 auf dem europäischen Kontinent ist auf politischer bzw. militärischer Ebene eine gewisse Zusammenarbeit zu beobachten, als 1337 die damaligen türkischen Stämme dem byzantinischen Herrscher 2000 Soldaten gegen die „rebellischen Albaner“ zur Verfügung stellen und im Gegenzug die Erlaubnis für die Überquerung des Bosporus im Jahre 1341 erhalten, um das derzeitige Bulgarien anzugreifen.2 Politische, diplomatische und militärische Beziehungen ziehen sich durch die gesamte Geschichte hindurch. Trotzdem muss betont werden, dass sich die Osmanen in einer religiösen Konfrontation mit dem christlichen Westen sahen, was sich in ihrer Literatur im Konzept des Dāru l-arb (Land des Krieges) und Dāru l-Islām (Land des Islams) niederschlug.3 Ebenso ist auch auf christlicher Seite eben diese Konfrontation, bspw. durch die Beauftragung eines gewissen Bruder Emericus de Kemel für die „Sachen des Glaubens und des Kreuzzuges gegen die Türken jenseits der Alpen“ im späten 15. Jahrhundert, zu beobachten.4 Dieses vielschichtige Verhältnis spiegelt sich auch heute noch wider, beispielsweise zum einen in der Diskussion um den Beitritt der Türkei zur EU5 und zum anderen, wenn die Stellung des Islams in Deutschland thematisiert wird oder gar infrage gestellt wird.←17 | 18→

Tatsache ist trotz allem, dass heute Muslime und Musliminnen in Deutschland leben. Gemäß der Studie des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge aus dem Jahr 2020 belief sich ihre Anzahl im Jahr 2019 auf 5,3 bis 5,9 Millionen.6 Michael Blume, dem Religionswissenschaftler und Antisemitismusbeauftragten der Landesregierung Baden-Württemberg, zufolge liegt die Schwierigkeit bei der Ermittlung der genauen Zahl darin, dass die Statistiken von der ethnischen Herkunft auf die Religion schließen und somit gar nicht differenziert wird, wer sich tatsächlich als Muslim:in definiert, den Glauben praktiziert oder wer einer anderen Religion angehört.7

Außerdem wurden im Zuge der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen Zentren für islamische Theologie an Universitäten in Deutschland gegründet und der islamische Religionsunterricht als reguläres Fach an deutschen Schulen angestrebt und teilweise bereits umgesetzt. Für die hierzulande sozialisierten, deutschsprachigen und in unterschiedlichen Kontexten mit Religion befassten Angehörigen des Islams besteht also ein Bedarf an islamischer Literatur in deutscher Sprache sowie an einem gemeinsamen Vokabular für islamische Begriffe.

Die Übersetzung des Werkes „Tabyīn al-maʿnā ʿala al-asmāʾ al-usnā“ wurde unter anderem angefertigt, um eben diesem Erfordernis schrittweise entgegenzukommen. Die Bedeutung der Tatsache, dass das Werk von einem Autor stammt, der Imam in einer Stadt war, die heute in Nordmazedonien, d. h. in Europa, liegt und bereits aus dem 18. Jahrhundert stammt, wird später in dieser Arbeit angesprochen. Es wird zunächst auf den Autor und seine Werke eingegangen. Außerdem wird der Stadt Strumica ein Unterkapitel gewidmet. Ein weiteres Kapitel setzt sich mit der Geschichte, Thematik und Rezeption des Werkes, dessen Übersetzung Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist, auseinander. Schließlich werden mit einem abrundenden Fazit die einführenden Seiten abgeschlossen und es wird zur Übersetzung des Werkes übergegangen. Das Fazit soll auf der einen Seite beantworten, wieso es wichtig ist, mit Manuskripten zu arbeiten, und auf der anderen Seite, welche Bedeutung die Übersetzung von islamischen Texten für den heutigen Kontext in Deutschland hat.

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Der Autor des Werkes

Der Name des Verfassers, dessen Werk übersetzt wurde und hier Derūnīzāde bzw. in der Übersetzung el-Ustrumcavī genannt wird, lautet Derūnīzāde Memed (oder Muammed) ulūī Efendi el-Ustrumcavī. Gemäß den Katalogangaben soll er im Jahre 1167 nach der Hidschra, was dem Jahr 1753 nach Christus entspricht, gestorben sein. Die Werke, die unter seinem Namen in den unterschiedlichen Handschriftenkatalogen eingetragen sind, belaufen sich nach bisherigem wissenschaftlichem Kenntnisstand auf folgende: viermal ein Diwan, ein Werk namens „Mevlīd“, zweimal das „Terceme-i all er-rumūz ve keşf el-kunūz“, „Tabyīn al-maʿnā ʿala al-asmāʾ al-usnā“,Maʿāriǧ al-asanāt ʿalā Dalāʾil al-ayrāt“ und die Übersetzung des Werkes „al-izb al-aʿam“ auf Türkisch sowie ein Werk namens „Risālat al-asmāʾ al-inā ʿašara dāʾirat bayna al-Ǧalwatiyya“. Außerdem ist das Werk „Taʿrīfāt-ı ʿAzīziyye“ unter seinem Namen katalogisiert, was weiter unten behandelt wird.

Zwei Exemplare des von Derūnīzāde verfassten Diwans sollen sich in Istanbul in der İBB Atatürk Kitaplığı unter der Handschriftennummer „Belediye K. 387/2“ und „O. Ergin 174“ befinden. Ein drittes Exemplar ist in der Üsküdar Selim Ağa Kütüphanesi unter der Nummer „Hüdayi (Selim Ağa Ktb.) 1243“ zu finden. Außerdem ist ein Diwan in Ankara in der Nationalbibliothek unter der Handschriftennummer „06 Mil Yz FB 473“ bei seinem Namen eingetragen und ein Mevlīd unter der Nummer „06 Mil Yz A 3084/3“. Das unter dem Titel „Terceme-i all er-rumūz ve keşf el-kunūz“ bekannte Werk befindet sich einmal in Manisa in der İl Halk Kütüphanesi unter der Nummer „45 Hk 4979“ und einmal in Ankara in der Nationalbibliothek unter „06 Mil Yz A 7595“.

Darüber hinaus verfasste er einen Kodex, der drei Werke enthält, von denen das erste Gegenstand dieser Arbeit ist. Mit diesem Werk namens „Tabyīn al-maʿnā ʿala al-asmāʾ al-usnā“ beginnt der Kodex, gefolgt von „Maʿāriǧ al-asanāt ʿalā Dalāʾil al-ayrāt“ und der türkischen Übersetzung des Werkes „al-izb al-aʿam“. Für Letztere nennt der Autor keinen eigenen Titel. Der Kodex ist in der Süleymaniye-Handschriftenbibliothek in der İzmir-Kollektion unter der Nummer „000796“ katalogisiert. Außerdem ←19 | 20→befindet sich in der Nationalbibliothek in Ankara das Werk „Risālat al-asmāʾ al-inā ʿašara dāʾirat bayna al-Ǧalwatiyya“ als Teil einer Textsammlung unter der Katalognummer „06 Mil Yz A 5255/5“. Ein Artikel über dieses Werk wurde im Jahr 2020 von Emrah Özdemir in der Zeitschrift „Mukaddime“ veröffentlicht.8 Obwohl aus der Textsammlung nicht eindeutig hervorgeht, dass das Werk dem Autor Derūnīzāde zugeordnet werden kann, fällt auf, dass die ersten dreieinhalb Seiten dieses Werkes fast vollständig mit einem unvollständigen Werk (175v bis 178r) in dem Kodex, der oben erwähnt wurde, übereinstimmen. Interessant ist, dass Ersteres auf das Jahr 1204 n. H. (1789 n. Chr.) datiert wird. Das wirft Fragen zum Sterbedatum des Autors auf, was im Kapitel „Zu seiner Person“ diskutiert wird.

Schließlich lässt sich auch das Werk mit dem Titel „Taʿrīfāt-ı ʿAzīziyye“ unter seinem Namen im Katalog der Süleymaniye-Handschriftenbibliothek in der Harput-Kollektion mit der Nummer „000172“ finden. In dem Werk nennt sich der Autor des Werkes selbst aber „Memed ulūī bin Yūsuf ʿAzīzī“. Das Werk ist auf das Jahr 1288 datiert. Tatsächlich lässt sich ein zweites Werk namens „Taʿrīfāt-ı ʿAzīziyye“ mit dem Autor „Memed bin Yūsuf ʿAzīzī“ in der Selimiye-Handschriftenbibliothek in Edirne mit der Nummer „22 Sel 3576“ ausfindig machen. Darüber hinaus ergibt eine Suche in den Bibliotheken der Türkei über İSAM9 einige Treffer, die denselben Autor und Werknamen tragen, unter anderem auch gedruckte Exemplare. Das legt nahe, dass der Eintrag in der Süleymaniye fehlerhaft ist. Daraus folgt, dass nur neun Werke des Derūnīzāde identifiziert und ausfindig gemacht werden konnten, jedoch kann die Existenz weiterer Werke dieses Autors nicht ausgeschlossen werden. Zudem werden bei Bursalı Mehmed Tahir, von dem im nächsten Kapitel ausführlicher die Rede sein wird, zwei Werke von Derūnīzāde erwähnt, die allem Anschein nach verschollen sind.

Derūnīzāde und seinen Schriften wurde jüngst in der akademischen Welt Aufmerksamkeit geschenkt. Die Masterarbeit von Nergül Küçükarıkan an der Erciyes-Universität aus dem Jahr 2006 trägt den Titel „Muhammed Hulusi’nin divançesi: (metin-inceleme-sözlük)“ und beschäftigt sich mit dem Diwan des Autors aus literarischer Sicht. Aus sufischer Sicht wird der Diwan des Derūnīzāde von Ömür Erbay in der Arbeit mit dem Titel ←20 | 21→Derûnî-zâde Muhammed Hulûsî’nin Divançesi’nin Yeni Bir Nüshası ve bu Divançe‘deki Tasavvufî Unsurlar“, der im Jahr 2021 erschienen ist, behandelt.10

Zu seiner Person

Das älteste Werk, welches nähere Informationen zu der Person von Derūnīzāde liefert, trägt den Titel „Osmanlı Müellifleri“ und wurde von Bursalı Mehmed Tahir im Jahre 1915 (1333 n. H.) vollendet.11 Eine im Jahre 1971 in Istanbul gedruckte Version enthält folgende Information:

ulūī Efendi << Derūnīzāde Mehmed ulūī Efendi >>

arīat-i Celvetiyye meşāyi-i ʿulemāsı’ndan ve sābiü’t-terceme-i İsmāʿīl

aı azretleri’niñ ulefasından olub (Ustrumca)lıdır. İkmāl-i taīl ve sulūkdan oñra vaanında iftā vü irşād ile demgüār olara (1167) tārīinde irtiāl eyledi. ʿAāʾidden meşhūr (aīde-i Emālī) ile (aīde-i Nūniyye)yi Türkce şer etmişdir ki Emālī Şeri’niñ a-ı destiyle muarrer nüsası (āli Efendi) Kütübānesi’nde müretteb Dīvānçesi’niñ nüsası da Üsküdar’da azret-i Hüdāʾī Dergâh-ı Şerīfi Kütübānesi’nde mevcūddur. […]“12

In einer mit lateinischen Buchstaben gedruckten Version kommt dieser Textausschnitt ebenfalls vor, wobei als Sterbedatum das Jahr 1177 angegeben wird.13 In dem 1949 in osmanischer Schrift mit dem Titel „Tuhfe-i Nâilî“ von Mehmet Nâil Tuman verfassten Werk wird ein Vierzeiler aus dem Diwan des Derūnīzāde zitiert, wobei „Osmanlı Müellifleri“ als Referenz angegeben wird. Obwohl es in Letzterem keine Information über den Vater des Autors gibt, erwähnt Tuman einen Vater. Dabei gibt er beinahe den gleichen Namen wie den des Sohnes an, d. h. für den Vater nennt er „Şey Derūnīzāde Mehmed Efendi“ und für den Sohn „Derūnīzāde Şey Mehmed ulūī Efendi“.14 Die Enzyklopädie für türkische Sprache und Literatur ←21 | 22→führt den Namen des Vaters als „Derūnīzāde Şey Muhammed Efendi“ auf.15 Ferner beschreibt sie zusätzlich, dass Derūnīzāde eine erste Ausbildung bei seinem Vater genoss und anschließend nach Bursa ging, um sich dem Ordensscheich der Ǧalwatiyya, „İsmail Hakkı Efendi“, anzuschließen. Zudem wird genannt, dass er Autor von sufisch-religiösen Liedern und lyrischen Texten war. Im zweiten Band derselben Enzyklopädie wird er, wenn auch kürzer, ebenfalls erwähnt.16

Die ausführlichste Information gibt Halil Çeltik. Zusätzlich zu dem bisher angeführten Wissen, gibt Çeltik Auskunft darüber, dass Derūnīzādes Vater, der hier „Derūnīzāde Şey Muammed Efendi“ genannt wird, im Jahre 1706 (1118 n. H.) starb und der Sohn daraufhin nach Bursa reiste. Ferner hat sich Çeltik offensichtlich mit dem Diwan des Autors befasst, da er aus dessen Vorwort und aus der Mers̱iye17 am Ende Informationen übernimmt. Seinen Angaben zufolge hat Derūnīzāde seinen Diwan im Jahre 1739 n. Chr., als die Stadt Belgrad von den Osmanen erobert wurde, gedichtet:18

Fe-li-llāhi-l-amd ol kelimātları tarīrimiz vatinde ʿavn-i ilāhi bādī olub Ehl-i Islām nice keferesi üzerine ġālib ve kāfir mehur olındıġından ġayrı yiğirmi üç sene midārı asret-keşi oldıġımız Belġrad dārü’l-cihādı ʿavn-i a ile yine dest-i Islāma girmesi müyesser olmışdır.19

Die erwähnten 23 Jahre beziehen sich wahrscheinlich auf die Zeit zwischen dem Jahr 1717 (1129), als das Osmanische Reich Belgrad verlor, mit dem anschließenden Frieden von Passarowitz 1718 (1130) und der Rückeroberung im Jahre 1739 (1152) mit dem anschließenden Frieden von Belgrad.20 Außerdem schreibt Derūnīzāde selbst, dass er Prediger der Moschee Sulān Murād ān war, und beschreibt in seinem Vorwort eine ←22 | 23→seelische Veränderung oder Entwicklung seinerseits im Monat „Cemāziye’l-evvel“21 des Jahres 1150 (1737 n. Chr.).22

Obwohl der Autor in der Süleymaniye-Handschriftenbibliothek als „Derūnīzāde Muammed ulūī bin ʿAbdullāh“ angegeben wird, scheint die Wahrscheinlichkeit höher, dass sein Vater „Şey Muammed/Memed Efendi“ hieß, denn auch in der Kopie seines Diwans in Ankara ist auf Folie 2r eine Notiz zu sehen, die offenbart, dass der Vater Şey Muammed Efendi einer der Nachfolger des Şey Ismāʿīl aī Efendi sei. Derūnīzāde selbst erwähnt weder im Vorwort noch am Ende seiner Werke, die untersucht wurden, den Namen seines Vaters. Auch sich selbst pflegt er als „eş-Şey Memed ulūī el-Vāʿi en-Nāi el-Celvetī Ustrumcavī“23, „ulūī Memed el-Ustrumcavī“24 oder „Memed ulūī el-Ustrumçevī“25, inklusive der typischen Erniedrigungsformel aīr“, zu nennen. Der Name „Derūnīzāde“ wurde in seinen Werken als Selbstbezeichnung bisher nicht gefunden. Diese Bezeichnung stammt aus Katalogeinträgen bzw. aus der Sekundärliteratur wie das oben bereits erwähnte Werk von Bursalı Mehmed Tahir.

Überdies beschreibt er in dem Vorwort seines Maʿāriǧ – welches Teil des für diese Arbeit bearbeiteten Kodex ist –, dass er alt und schwach und seine Augen krank geworden seien, sodass man ihm die Fehler verzeihen möge. Dieses Werk datiert er mit 1175 n. H. (1762 n. Chr.). Sein Werk, welches in dieser Arbeit übersetzt wurde und mit dem der Kodex beginnt, wird auf 1174 n. H. (1760 n. Chr.) datiert und das letzte Werk im Kodex, die Übersetzung des „al-izb al-aʿam“ von ʿAlī al-Qārī (gest. 1014/1605), wird auf 1177 n. H. (1763/64 n. Chr.) datiert. Die Jahreszahlen gibt Derūnīzāde im Text ausgeschrieben und als Zahl an. Damit müsste sein ältestes eigenhändig geschriebenes Werk 10 Jahre nach seinem Tod verfasst worden sein. Das heißt, dass entweder die Angabe seines Todesjahres in den Quellen falsch ist oder der Kodex nicht von ihm geschrieben wurde, was aber fraglich ist, da ein Kopist den Text nur kopieren und nicht verändern würde. Dass er also im Jahr 1167 (1753) gestorben sein soll, entspricht möglicherweise ←23 | 24→nicht der Wahrheit. Es ist jedoch ebenfalls möglich, dass ein Kopist ein ausgeschriebenes Datum im Text veränderte oder dass es sogar zwei verschiedene Personen mit ähnlichem Namen gab. Wieso bei Bursalı Mehmed Tahir das Sterbedatum im osmanisch-türkischen Original als 1167 aber in der latinisierten Version als 1177 angegeben wird, ist unklar. Dieses Datum stimmt aber zumindest mit dem Datum des Manuskriptes überein.

Weitere Informationen über sein Leben finden sich im Vorwort zur Übersetzung des „al-izb al-aʿam“. Darin erzählt der Autor, dass er im Jahr 1155 die Pilgerfahrt vollzogen habe und dort von einem gewissen Şey Muammed Sindī, der einer der „muhācirīn“ und ein Ordensvorsteher der Naqšbandiyya sei, die Erlaubnis für die Rezitation des Dalāʾil al-ayrāt des al-Ǧazūlī erhalten habe.

Schließlich ist es erwähnenswert, dass aus der Mers̱iye, die er für seinen Vater gedichtet hat, hervorgeht, dass der Tod des Letzteren ihn zutiefst berührte und betrübte, woraus auf eine möglicherweise innige Beziehung zum Vater geschlossen werden kann. Außerdem wird der Vater als ein sehr weiser, liebenswerter und hilfsbereiter Mensch beschrieben, der den Tod vor seinem Tod erlangt habe.26 Durch diese und weiter oben genannte Informationen lässt sich über den Vater sagen, dass er ebenfalls ein Ordensscheich gewesen sein muss und wahrscheinlich in enger Beziehung zur Gesellschaft gelebt hat. Wenn man nun davon ausgeht, dass Derūnīzāde alt genug war, seinen Vater, der im Jahr 1118 n. H. gestorben sein soll, so gut zu kennen, um ihn und seine Wesensart in seiner Dichtung zu beschreiben und von ihm zu lernen, sowie seine Aussage, dass er im Jahr 1175 alt und schwach gewesen sei, in Betracht zieht, scheint es wahrscheinlich, dass er im Jahr 1177, nachdem er die Arbeit am letzten Teil des Kodex abgeschlossen hat, gestorben ist. Wie aber bereits im vorherigen Kapitel erwähnt wurde, scheint es jedoch noch ein Werk aus dem Jahr 1204 n. H. (ca. 1789 n. Chr.) von ihm zu geben. Dieses Werk ist sorgfältig geschrieben. Wenn es tatsächlich von Derūnīzāde stammt, stellt sich die Frage, weshalb er 29 Jahre vorher ←24 | 25→bemerkt, er sei alt und schwach geworden und seine Augen krank, und man ihm seine Fehler verzeihen möge, wenn es ihm im Jahr 1204 dennoch gelingt, ein sehr ordentliches Werk zu verfassen. In dem Kapitel „Kritik am Werk“ wird genauer auf Fehler und Probleme in seinen Abhandlungen eingegangen. Folglich bleibt das Sterbedatum weiterhin unklar und bedarf weiterer Untersuchungen.

Zur Stadt Strumica

Djuneis Nureski berichtet in seinen Artikeln zwar von Moscheen in Mazedonien, die den Namen „Sultan Murad Han“ tragen, jedoch ist keine davon in Strumica.27 Es ist also nicht ganz klar, von welcher Moschee genau die Rede ist, wenn Derūnīzāde in seinem Diwan eine Sulān-Murād-ān-Moschee erwähnt. Da er seinen Diwan mehr als 20 Jahre vor seinem Kodex geschrieben hat, kann es sein, dass er damals außerhalb von Strumica tätig war, denn im Kodex erwähnt er, dass er der Mufti von Strumica ist.

Details

Seiten
314
Erscheinungsjahr
2022
ISBN (PDF)
9783631873922
ISBN (ePUB)
9783631873939
ISBN (Hardcover)
9783631873915
DOI
10.3726/b19452
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (Juli)
Schlagworte
Al-Asma al-Husna Koran Sunna Glaubenslehre Sufismus Europa Osmanisch-Türkisch Deutsch Islamische Theologie Islamische Religionspädagogik
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2022. 314 S., 2 s/w Abb.

Biographische Angaben

Kübra Kısa (Autor:in)

Kübra Kısa ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Islamische Theologie der Universität Tübingen und promoviert am Lehrstuhl für Islamische Geschichte und Gegenwartskultur

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