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Flucht - Nation - Soziale Ungleichheit

Eine Diskursanalyse zur bildenden Funktion von Medien

von Roxana Dauer (Autor:in)
©2022 Monographie 274 Seiten

Zusammenfassung

Berichte über Flucht*Migration waren im Jahr 2015 sehr präsent in deutschen Medien. Als Diskursanalyse untersucht der Beitrag die Titelbilder der Wochenzeitung Die Zeit aus dem Jahr 2015, die dieses Thema behandelten. Es werden die Fragen verfolgt, wie ‚Flüchtlings-‘ und Nationalstaatskonstruktionen repräsentiert wurden, in welchem Verhältnis diese Repräsentationen zueinanderstehen und inwieweit die gewählten Repräsentationen geeignet sind, soziale Ungleichheit von geflüchteten*migrierten Personen zu legitimieren. Ziel der Arbeit ist es, herauszuarbeiten, inwieweit die medialen Repräsentationen exkludierend wirken. Diskutiert wird, welche Schlussfolgerungen sich daraus für (sozial-)pädagogische Handlungsfelder ergeben. Die Arbeit leistet einen Beitrag zu einer kritischen Medienpädagogik.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Danksagung
  • Abstract
  • Inhaltsverzeichnis
  • 1 Problemstellung
  • 2 Stand der Forschung und Erkenntnisinteresse
  • 2.1 Diskursanalysen zu Flucht*Migration
  • 2.2 Diskursanalytische Ansätze in der Medienpädagogik
  • 2.3 ‚Flüchtlingskonstruktionen‘
  • 2.4 Mediale Repräsentationen im Kontext von Flucht
  • 2.5 Erkenntnisinteresse
  • 3 Zum Aufbau der Arbeit
  • 4 Zum Untersuchungsgegenstand Flucht*Migration
  • 4.1 Abgrenzungen von Flucht gegenüber Migration
  • 4.1.1 Zwischen Zwang und Freiwilligkeit: Juristische Bestimmung und allgemeiner Sprachgebrauch des „Flüchtlingsbegriffes“
  • 4.1.2 Globale Ungleichheit und (Neo-)Kolonialismus: Beteiligung der EU-Mitgliedsstaaten an der Schaffung von Flucht*Migrationsursachen
  • 4.1.2.1 Zwang zur Flucht*Migration am Beispiel transnationalen Landerwerbs
  • 4.1.2.2 Weitere Beispiele für die Schaffung von Flucht*Migrationsursachen durch die EU-Außen- und Wirtschaftspolitik
  • 4.1.3 Zwischenfazit
  • 4.2 Soziale Ungleichheit im Kontext von Flucht*Migration
  • 4.2.1 Das deutsche Asylsystem und die politisch-rechtlich legitimierte soziale Ungleichheit
  • 4.2.2 Stereotypisierungen und Stigmatisierungen von geflüchteten*migrierten Personen im Kontext der Nation
  • 4.2.3 Zwischenfazit
  • 5 Funktionalistische Betrachtung von Medien
  • 5.1 Die bildende Funktion von Medien
  • 5.1.1 Annäherung an eine Definition des Bildungsbegriffs
  • 5.1.2 Die bildende Funktion von Medien und der soziale Ausschluss einer politisch-rechtlichen Konstruktion von „Flüchtlingen“
  • 5.1.3 Die bildende Funktion von Medien und der soziale Ausschluss einer sozialen Konstruktion von „Flüchtlingen“
  • 5.2 Medien als (Re-)Produzierende sozialer Wirklichkeit
  • 5.3 Medien als Kommunikationsmittel
  • 5.4 Medien und Nationalstaat
  • 5.4.1 Medien als (Re-)Produzierende der Nation
  • 5.4.2 Medien als dem Staat verpflichtete Instanz
  • 5.5 Zwischenfazit
  • 6 Gouvernementalisierung des Staates im Fluchtkontext
  • 6.1 Gouvernementalität
  • 6.1.1 Annäherung an den Begriff der Gouvernementalität
  • 6.1.2 Der Begriff der Regierung
  • 6.1.3 Der Begriff der Macht
  • 6.1.3.1 Strategische Spiele in zwischenmenschlichen Beziehungen
  • 6.1.3.2 Macht-, Regierungsverhältnisse und die produktive Seite der Macht
  • 6.1.3.3 Machtbeziehungen, Freiheit und Herrschaft
  • 6.2 Sanfte Regierung und Zwangsausübung im Fluchtkontext
  • 7 Methodologie und methodisches Vorgehen
  • 7.1 Die diskursive Praktik der Repräsentation
  • 7.2 Die Werkzeugkiste der Diskursanalyse
  • 7.3 Datenerhebung und Wahl des Materialkorpus
  • 7.4 Datenauswertung
  • 8 Reflexion
  • 8.1 Das Dilemma
  • 8.2 Das Erfordernis einer Reflexion der eigenen Forschungstätigkeit
  • 8.3 Die Verstrickungen
  • 8.3.1 Westliche Wissenschaftler*innen und die Ausübung „epistemischer Gewalt“
  • 8.3.2 Reflexion der eigenen Forschungstätigkeit in der vorliegenden Untersuchung
  • 8.3.2.1 Die „komplizenhafte Verstrickung“ mit globaler Ungleichheit in der Position als westliche (Nachwuchs-)Wissenschaftler*in
  • 8.3.2.2 Die (Re-)Produktion von sozialer Ungleichheit im Forschungsprozess
  • 8.4 Zwischenfazit
  • 9 Darstellung der Ergebnisse
  • 9.1 „Was wollen wir tun?“ – Die Zeit – 23.04.2015
  • 9.1.1 Deskription
  • 9.1.2 Interpretation
  • 9.2 „Willkommen!“ – Die Zeit – 06.08.2015
  • 9.2.1 Deskription
  • 9.2.2 Interpretation
  • 9.3 „Die Macht der Gefühle“ – Die Zeit – 10.09.2015
  • 9.3.1 Deskription
  • 9.3.2 Interpretation
  • 9.4 „Weiß sie, was sie tut?“ – Die Zeit – 17.09.2015
  • 9.4.1 Deskription
  • 9.4.2 Interpretation
  • 9.5 „Wir sind die Neuen!“ – Die Zeit – 01.10.2015
  • 9.5.1 Deskription
  • 9.5.2 Interpretation
  • 9.6 „Was helfen Zäune?“ – Die Zeit – 29.10.2015
  • 9.6.1 Deskription
  • 9.6.2 Interpretation
  • 9.7 Zwischenfazit
  • 10 Ableitungen für (sozial-)pädagogische Handlungsfelder
  • 11 Abschließende Betrachtung
  • 12 Abbildungsverzeichnis
  • 13 Tabellenverzeichnis
  • 14 Literaturverzeichnis
  • Reihenübersicht

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1 Problemstellung

Deutsche Medien diskutieren insbesondere seit dem Jahr 2015 die Zuwanderung von Menschen nach Europa und Deutschland kontrovers. Nicht selten war und ist bis heute in diesem Zusammenhang von der sogenannten „Flüchtlingskrise“1 die Rede. Dieses Thema hat ähnlich wie bereits in den 1990er Jahren erneut eine Hochkonjunktur erfahren. Auf den ersten Blick lassen sich seit dem Jahr 2015 sehr diverse und vielfältige Diskursstränge ausmachen. So wurde beispielsweise über eine deutsche „Willkommenskultur“ (vgl. Fischhaber 2015) in den Medien berichtet und es waren Bilder zu sehen, wie Menschen an überfüllten Bahnhöfen von Ehrenamtlichen freudig empfangen und mit dem Nötigsten versorgt wurden (vgl. Hengst/Sperber 2015). Thematisiert wurden Einzelschicksale, wie beispielsweise im Falle Alan Kurdis, dessen Leichnam gemeinsam mit dem seiner Mutter Rehana Kurdi und dem seines Bruders Ghalib Kurdi an der türkischen Mittelmeerküste angeschwemmt wurde. Sie waren bei dem Versuch das Mittelmeer zu überqueren, ertrunken (vgl. Frank 2015). Einprägsam waren ebenso Fotoaufnahmen von Menschen, die aus Kriegsgebieten wie Syrien oder Afghanistan zu Fuß auf europäischen Autobahnen unterwegs waren (vgl. Orth 2015). Oder aber es wurde in deutschen Medien über Anschläge auf Personen in Erstaufnahmeeinrichtungen berichtet, wie bspw. in Heidenau (vgl. Meisner 2015) und Clausnitz (vgl. Tretbar 2016). In Heidenau kam es im August 2015 anlässlich einer bevorstehenden Nutzung eines leerstehenden Gewerbegebäudes als Erstaufnahmeunterkunft über mehrere Tage hinweg zu massiven rechtsextremen Ausschreitungen, während in Clausnitz ein Mob mit „Wir sind das Volk!“-Ausrufen Personen einschüchterte, die sich mit einem Bus auf der Anreise zu ihren Wohnungen befanden. Gegen die rechten Demonstrierenden wurde nicht durchgegriffen, sondern die Polizei wandte körperlichen Zwang gegenüber den Personen im Bus an, wie ein medial weit verbreiteter Videoausschnitt dokumentierte (vgl. Spiegel Online 2016).

Die Liste an Ereignissen, die rund um den Themenbereich Flucht*Migration2 seit dem Jahr 2015 in den Medien behandelt wurden, ließe sich über viele ←13 | 14→weitere Seiten fortsetzen und wäre dennoch nicht erschöpft. Was sich anhand der medialen Berichterstattung jedoch zeigt, ist, dass Flucht*Migration die Gesellschaft bewegt. Es scheinen Themen zu sein, welche es wert sind, dass Medien darüber in Bezug auf verschiedenste gesellschaftliche Bereiche berichten. Sei es bezogen auf das Gemeinwesen von Städten und Kommunen, den Wohnungs- und Arbeitsmarkt, den Gesundheits- und Bildungssektor, inter-/nationale Politik u.v.a.m. Parallel zu der großen medialen Präsenz des Themenbereiches Flucht*Migration hat es seit dem Jahr 2015 eine Reihe gesetzlicher Verschärfungen in der deutschen Asylgesetzgebung sowie repressive Maßnahmen in deutscher und europäischer Migrationspolitik gegeben. Um nur einige Beispiele zu nennen:

Tabelle 1: Recorded Deaths at the Mediterranean Sea and along land routes at Europe’s borders 2015–2018

2015

2016

2017

2018

Total

Deaths at sea

3.771

5.096

3.139

2.275

14.281

Number of deaths recorded along land routes at Europe’s borders

144

72

Details

Seiten
274
Jahr
2022
ISBN (PDF)
9783631885215
ISBN (ePUB)
9783631885222
ISBN (MOBI)
9783631885239
ISBN (Hardcover)
9783631885062
DOI
10.3726/b20010
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (September)
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2022. 274 S., 6 farb. Abb., 2 s/w Abb., 3 Tab.

Biographische Angaben

Roxana Dauer (Autor:in)

Roxana Dauer studierte im Masterstudiengang Soziale Arbeit an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg. Sie promovierte in Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg in Kooperation mit der HAW Hamburg. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

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