Über Orte im Lebenslauf.
Aus einer alten Märchensammlung
8 Seiten
Open Access
Journal:
Zeitschrift für Germanistik
Band 33
Ausgabe 1
pp. 86 - 93
Zusammenfassung
Die Erforschung von tabellarischen Lebensläufen kann auf keine lange Tradition zurückblicken. Das mag an dem Genre liegen. Im Unterschied zu anderen Ego-Dokumenten wie Autobiographien, Tagebücher, Briefe usw., die seit langem sich eines großen Interesses in der Forschung erfreuen, liefert das Curriculum vitae (CV) lediglich eine magere Aufstellung von Lebensdaten in tabellarischer Form. Die zumeist nur auf einer Seite (einem Blatt, hier wirkt das Papierzeitalter noch nach) aufgelistete Chronologie der Ereignisse ist zudem einer ‚äußeren‘ Geschichte verpflichtet, während sich die ‚innere‘ Entwicklung aus diesen wenigen Informationen kaum erschließen lässt. Die angestrebte Objektivierung verdeutlicht die Differenz zwischen der Individualität, die hier zum Ausdruck kommt, und der Subjektivität, die in dieser Textsorte eher als Störfaktor erscheint. Genau diese Formalisierung macht den CV zum geeigneten Dokument der Personalverwaltung (und ihres wissenschaftlichen Pendants: des Gelehrtenlexikons), liefert es doch von der jeweiligen Person selbst autorisierte Daten (‚Fakten‘) über ihren Werdegang. Wer sollte es besser wissen? Bei falschen Angaben muss man nicht lange nach der Verantwortlichkeit suchen.
Details
- Seiten
- 8
- DOI
- 10.3726/92174_86
- Open Access
- CC-BY
- Schlagworte
- CV Lebenslauf Orte Prozesslogiken