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Lesekompetenz als Schlüsselqualifikation beim Verstehen

Richtig Lesen, aber wie?

von Kemal Demir (Autor:in)
©2023 Monographie 100 Seiten

Zusammenfassung

In dieser Studie wurden ausgehend von einer Feststellung im Leseunterricht Leseziele,
Lesestile, Lesestrategien und Textgattungswissen im Hinblick auf ihre Auswirkungen
aufeinander und ihre Beziehung zueinander im Leseverstehensprozess
analysiert. Um das eigene Lesen und Verstehen effektiv zu fördern und die Fähigkeit
zur Selbstregulierung des Lernprozesses zu stärken, empfiehlt es sich, kognitive und
metakognitive Strategien in relevanten Themengebieten zu vermitteln. Durch diese
Kombination wird es möglich, den Einsatz kognitiver Lesestrategien mithilfe von metakognitiven
Strategien zu planen, zu überwachen, zu kontrollieren und zu reflektieren,
um ein selbstreguliertes Leseverhalten zu entwickeln. Dabei können Leserinnen
und Leser ihr Wissen über geeignete Strategien sowohl deklarativ als auch prozedural
einsetzen, um passende Lesestrategien entsprechend ihrer Leseziele und des Textinhalts
auszuwählen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Einleitung
  • 1. Lesestile (Lesearten-Leseformen)
  • 1.1 Detailliertes Lesen (totales, zyklisches, intensives, gründliches, komprimierendes, studierendes Lesen oder auf Englisch “Close Reading”)
  • 1.2 Selektives Lesen (suchendes, selegierendes, identifizierendes oder “search reading, scanning“).
  • 1.3 Globales Lesen
  • 2. Funktionen des Leseziels im Leseprozess
  • 2.1 Funktion des Leseziels in Bezug auf lineare Texte
  • 2.2 Funktion des Leseziels in Bezug auf Hypertexte
  • 3. Der Zusammenhang zwischen Leseziel und Lesestil
  • 4. Textsortenwissen, Lesestil, -ziel und -strategie
  • 4.1 Textsortenwissen
  • 4.2 Lesestrategien
  • 4.2.1 Kognitive Lesestrategien
  • 4.2.1.1 Organisationsstrategien
  • 4.2.1.2 Elaborationsstrategien
  • 4.2.1.3 Wiederholungsstrategien
  • 4.2.2 Metakognitive Lesestrategien
  • 4.2.2.1 Planen
  • 4.2.2.2 Überwachungsstrategien
  • 4.2.2.3 Regulierungsstrategien
  • 4.3 Lesestrategien mit Lesezielen, Lesestilen
  • 4.4 Zusammenhang Textsorten, Lesestilen und Lesezielen
  • 4.5 Zusammenhang zwischen Textsorten und Lesestrategien
  • 5. Fazit
  • 6. Literaturverzeichnis

Einleitung

In meinen DaF-Kursen stelle ich immer wieder fest, dass die Student oft Probleme mit dem Textverständnis haben. Wenn sie aufgefordert werden, einen Text zu lesen, fällt es einigen schwer, weil sie den Text gar nicht verstehen. Manche wollen jedes Wort verstehen und konzentrieren sich deshalb oft nicht auf den Sinnzusammenhang, sondern auf die Bedeutung der einzelnen Wörter, obwohl das bei vielen Texten gar nicht nötig ist, was den Leseprozess ständig unterbricht und im Hinblick auf ihr Wissensinteresse eine unnötige Anstrengung ist.

Bei der Literaturrecherche zu den möglichen Gründen dafür bin ich auf einer Website auf folgende Aussage gestoßen: “Die meisten meiner Schüler übersetzen alles, wenn ich ihnen einen Text zu lesen gebe” (Rappo, 2019.27.07).

Laut Rappo (2019.27.07) ist diese überstürzte Vorgehensweise in der Regel auf einen Mangel an Lesestrategien zurückzuführen, da einige Teilnehmer sofort mit der Übersetzung jedes Wortes beginnen, ohne die Aufgabe zu lesen und die Textsorte zu berücksichtigen. Roelcke (2005) weist darauf hin, dass die Schülerinnen und Schüler, wenn es keine Lesestrategie gäbe, den Text Wort für Wort vom Anfang bis zum Ende lesen würden, wie es im obigen Beispiel der Fall ist. Dudjahn (2019) sagt, dass eine Voraussetzung für ein gutes Leseverständnis vorallem einmal eine gut entwickelte Lesetechnik ist. Die Schülerinnen und Schüler müssen also Wörter schnell und ganzheitlich erfassen, sie in den Satzzusammenhang einordnen und diesen verstehen können. In der Realität kann man allerdings häufig beobachten, dass das Leseverständnis nur unzureichend ausgeprägt ist, selbst wenn diese Fähigkeit gut entwickelt ist. Der Grund dafür kann ein Mangel an Lesestrategien sein. Viele Schülerinnen und Schüler “lesen einfach drauf los” (Dudjahn, 2019), nach dem Prinzip “Augen zu und durch! Ich verstehe eh nicht sowieso nicht alles” (Dudjahn, 2019). Sie beachten oft nicht den Titel des Textes und brauchen ein paar Zeilen, um festzustellen, worum es in dem Text geht. Die Folge ist meist, dass sie zwar den groben Inhalt des Textes wiedergeben können, aber oft die Details nicht erfasst haben. Die Schülerinnen und Schüler brauchen Werkzeuge, die es ihnen ermöglichen, Texte sinnvoll und effektiv zu verarbeiten. Sie brauchen Lesestrategien (Dudjahn, 2019).

Es muss also den Schülern/innen bewusst sein, dass sie je nach Leseziel verschiedene Lesestrategien aktivieren müssen: Für die Aufnahme aller Einzelheiten eines Vertrags ist detailliertes Lesen erforderlich, bei globalem Lesen überfliegt man einen Text, um sich einen Überblick zu verschaffen; selektives Lesen hat das Finden einer bestimmten Information zum Ziel; sortierendes Lesen unterscheidet Wichtiges und Unwichtiges im Text (Studienseminar Koblenz, 2009, S. 14-18). Leisen (2009) weist darauf hin, dass sich das Lesen eines Romans vom Lesen eines Sachbuchs unterscheidet. Die Lernenden sind sich dessen bewusst, dennoch gehen sie in der Regel an beide Textsorten auf die gleiche Weise heran, d. h. sie beginnen am Anfang des Textes und lesen ihn Wort für Wort bis zum Ende, anstatt eine der Textsorte angemessene Strategie zu wählen. Laut Ehlers (1998, S.79-80) zeichnen sich kompetente LeserInnen dadurch aus, dass sie je nach Textschwierigkeit die geeigneten Strategien anzuwenden in der Lage sind und diese, entsprechend der Aufgabenstellung, flexibel zu handhaben vermögen. Schlechte LeserInnen dagegen können ihr strategisches Verhalten nicht den Anforderungen einer Aufgabe anpassen. Cain (1999) weist darauf hin, dass unterdurchschnittliche Leserinnen und Leser über weniger Wissen verfügen, mit welchen Lesestrategien sie Verständnisproblemen angemessen begegnen können. Beispielsweise geben sie häufig als Strategie an, Experten, z.B. die Lehrkraft, um Hilfe zu fragen. Wenn Probleme im Verstehensprozess auftreten, können sie darauf somit oft nicht flexibel und zielführend reagieren.

Es wird auch darauf hingewiesen, dass es dafür andere Gründe geben könnte. Rappo (2019.27.07) führt den ersten Grund auf die Tatsache zurück, dass die Lesestile nicht zielgerichtet eingesetzt werden. Nach Rappo (2019.27.07) ist Lesen nicht gleich Lesen, es gibt also je nach Textart, Informationsziel oder Interesse ganz unterschiedliche Arten, wie man Texte lesen kann. Unterschiedliche Textsorten erfordern unterschiedliche Lesestile, demnach können sie auch unterschiedlich gelesen werden. Somit ist es wichtig, die passende Leseart bewusst auszuwählen und anzuwenden. Wenn Sie sich Stellenanzeigen ansehen, lesen Sie wahrscheinlich nur die Stellenbezeichnung und entscheiden in diesem Moment, ob es sich lohnt, mehr darüber zu erfahren oder nicht. Sie überfliegen einen Zeitungsartikel nur flüchtig, weil Sie die Hintergrundinformationen bereits kennen und nur auf dem Laufenden sein wollen. Wenn Sie ein leckeres Rezept kochen, wollen Sie alles im Detail wissen, damit Sie keine Zutat vergessen oder einen wichtigen Schritt auslassen. Je nach Leseziel und Textsorte wählt man einen anderen Lesestil, eine andere Lesestrategie. Aus vorangehenden Ausführungen geht hervor, dass kompetente Leserin/ Leser aufmerksam und aktiv an einen Text herangehen und noch vor dem Lesen eine bestimmte Absicht haben und eine Erwartungshaltung aufbauen.

Details

Seiten
100
Jahr
2023
ISBN (PDF)
9783631902349
ISBN (ePUB)
9783631906385
ISBN (Hardcover)
9783631900710
DOI
10.3726/b21046
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (August)
Schlagworte
Gesellschaft Kultur Kunst Literatur Sprachwissenschaft
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2023. VIII, 100 S.

Biographische Angaben

Kemal Demir (Autor:in)

Salih Özenici (Hrsg.) ist junior Professor für Fremdsprachendidaktik im Bereich Erwachsenenbildung Kemal Demir ist Assoc. Professor für Deutsche Sprache und Kultur und Leitet die Abteilung Germanistik Nihal Kubilay Pınar ist Junior Professorin für Deutsche Literatur und Geschichte Oğuzhan Karaburgu ist Assoc. Professorfür Neue Türkische Literatur an der Akdeniz Universität

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