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Die Reichweite des europäischen Lex mitior-Prinzips bei der Anwendung unionsrechtsakzessorischer Blankettstrafgesetze

by Vera Hoff (Author)
Thesis 166 Pages

Summary

Die Untersuchung befasst sich im Kern mit der Reichweite des europäischen Lex mitior-Prinzips bei der Anwendung unionsrechtsakzessorischer Blankettstrafgesetze. Sowohl die Verfassungsmäßigkeit von Blankettstrafgesetzen mit Unionsrechtsbezug, als auch die Reichweite und der Rang des Lex mitior-Prinzips auf nationaler und europäischer Ebene, waren in den letzten Jahren Gegenstand zahlreicher Diskussion in der Literatur und Rechtsprechung. Dieser Befund gibt Anlass, sich mit der Entwicklung der Rechtsprechung zum Lex mitior-Prinzip auf europäischer und nationaler Ebene näher zu befassen. Im Rahmen der Analyse sind nicht nur die Rechtsprechung des EuGH und des BVerfG, sondern auch die Rechtsprechung des EGMR von großer Relevanz. Die Entwicklung der europäischen und nationalen Rechtsprechung wirft dabei auch Fragen hinsichtlich der Behandlung einer weiteren Fallgruppe nationaler Einschränkungen des Lex mitior-Prinzips auf: des Einsatzes von Zeitgesetzen i.S.d. § 2 IV StGB.

Table Of Contents

  • Abdeckung
  • Titelseite
  • Copyright-Seite
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung
  • Teil 1: Unionsrechtsakzessorische Blankettstrafgesetzgebung
  • A. Allgemeines zur unionsrechtsakzessorischen Blankettstrafgesetzgebung
  • I. Funktion der Blankettstrafgesetzgebung
  • II. Unionsrechtsakzessorische Blankettstrafgesetze
  • 1. Aufbau von Blankettstrafnormen
  • 2. Grundarten der Verweisungstechniken
  • B. Verfassungsrechtliche Anforderungen an Blankettstrafgesetze
  • I. Zulässigkeit von Rückverweisungsklauseln
  • 1. BVerfG, Beschl. v. 21.9.2016 – 2 BvL 1/15
  • a) Verfassungsrechtliche Würdigung
  • b) Abweichende Beurteilung aufgrund von Unionsrecht?
  • c) Eigene Stellungnahme
  • II. Zulässigkeit von Entsprechungsklauseln
  • 1. LG Stade, Beschl. v. 15.3.2017 – 600 KLs 1100 Js 7647/10 (1/15)
  • 2. BVerfG Beschl. v. 11.03.2020 – 2 BvL 5/17
  • a) Kompetenzsichernde Funktion
  • b) Freiheitssichernde Funktion
  • c) Verfassungsmäßigkeit der Ermächtigungsgrundlage
  • 3. Stellungnahme
  • III. Begrenzung der Blankettstrafgesetzgebung durch das Ultima-Ratio-Prinzip
  • 1. Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts
  • 2. Literaturstimmen/DAV
  • 3. Stellungnahme
  • Teil 2: Das europäische Lex mitor-Prinzip in Art. 49 I S. 3 GRCh
  • A. Geschichte und Bedeutung der GRCh
  • I. Rechts- und Rechtserkenntnisquellen der EU-Grundrechte
  • II. Entstehung und Ausarbeitung der GRCh
  • B. Auslegung und Einschränkbarkeit der Charta-Grundrechte
  • I. Einschränkbarkeit der in der GRCh anerkannten Rechte
  • 1. Gesetzesvorbehalt („Gesetzlich vorgesehen“)
  • 2. Wesensgehaltsgarantie und Verhältnismäßigkeitsgrundsatz
  • a) Legitimes Ziel
  • b) Geeignetheit und Kohärenz
  • c) Erforderlichkeit
  • d) Angemessenheit
  • 3. Darlegungslast und Kontrolldichte
  • 4. Transferklausel (Art. 52 II GRCh)
  • II. Auslegung der Grundrechtecharta
  • 1. Verhältnis zu den EMRK-Rechten (Art. 52 III GRCh)
  • a) Die Bedeutung der EMRK für die EU-Grundrechte
  • b) Der Einfluss der EMRK auf die Schrankenregelungen der Grundrechtecharta
  • c) Verhältnis zwischen EuGH und EGMR
  • 2. Verhältnis zu den gemeinsamen Verfassungsüberlieferungen (Art. 52 IV GRCh)
  • 3. Tragweite und Auslegung der Grundsätze der GRCh (Art. 52 V GRCh)
  • 4. Bedeutung von einzelstaatlichen Rechtsvorschriften (Art. 52 VI GRCh)
  • 5. Bedeutung der Charta-Erläuterungen (Art. 52 VII GRCh)
  • C. Anwendungsbereich der GRCh
  • I. Grundrechtsbindung der Europäischen Union
  • II. Grundrechtsbindung der Mitgliedstaaten
  • 1. Der Begriff der „Durchführung von Unionsrecht“
  • a) Die Genese der Rechtsprechung zu Art. 51 GRCh
  • aa) Rechtssache Deutsche Energiehandels- und Beratungsgesellschaft mbH
  • bb) Rechtssache Åkerberg Fransson
  • cc) Rechtssache Melloni
  • dd) BVerfG, Urteil v. 24.4.2013 – 1 BvR 1215/07 (Anti-Terror Datei)
  • ee) BVerfG, Beschl. v. 15.12.2015 – 2 BvR 2735/14 (Europäischer Haftbefehl II)
  • ff) Rechtssache Siragusa
  • 2. Fazit
  • D. Gewährleistungsinhalt des Art. 49 I S. 3 GRCh
  • I. Bedeutung des europäischen Lex mitior-Prinzips
  • II. Sanktionslosigkeit als „mildere Strafe“
  • III. „Meistbegünstigung“ als Element des Art. 49 I S. 3 GRCh
  • 1. Lex mitior und Meistbegünstigung – unterschiedliche Verständnisse
  • 2. Meistbegünstigungselement als Tatbestandsmerkmal
  • IV. Anforderungen an die Einführung einer milderen Strafe
  • V. Fazit
  • Teil 3: Das nationale Lex mitor-Prinzip in § 2 III StGB
  • A. Gewährleistungsinhalt des § 2 III StGB
  • I. Zwischengesetze und Straflosigkeit
  • II. Gesetzesänderung
  • 1. Modifikation von Tatbestandsmerkmalen
  • 2. Blanketttatbestände
  • 3. Änderungen des persönlichen Anwendungsbereiches einer Strafnorm
  • B. Ausnahme für Zeitgesetze nach § 2 IV StGB
  • I. Funktion des § 2 IV StGB
  • II. Entstehungsgeschichte des § 2 IV StGB
  • III. Aktuelle Auslegung des Begriffs „Zeitgesetz“
  • IV. Notwendigkeit einer einschränkenden Auslegung
  • 1. Art. 49 I S. 3 GRCh
  • 2. Art. 7 I EMRK
  • a) Die Bedeutung der EMRK im nationalen Recht
  • b) Die Bedeutung des Art. 7 EMRK bei der Auslegung von § 2 IV StGB
  • c) Die Rückwirkung des Art. 7 EMRK auf Art. 49 I S. 3 GRCh
  • 3. Fazit
  • C. Verfassungsdimension des nationalen Lex mitor-Prinzipes
  • I. Der verfassungsrechtliche Gehalt des § 2 III StGB
  • 1. Der Standpunkt des Bundesverfassungsgerichts
  • 2. Meinungsstand in der Literatur
  • a) Das Lex mitior-Prinzip als Ausprägung des Rechtsstaatsprinzips
  • b) Das Lex mitior-Prinzip als Ausprägung des allgemeinen Gleichheitssatzes
  • c) Das Lex mitior-Prinzip als Ausprägung des Rückwirkungsverbots (Art. 103 II GG)
  • 3. Fazit
  • Teil 4: Einschränkungen von Art. 49 I S. 3 GRCh durch die Schließung anpassungsbedingter Sanktionslücken und Zeitgesetze
  • A. Schließung anpassungsbedingter Sanktionslücken
  • I. Strafbarkeitslücke des § 38 III Nr. 2, III 39 III b, III d WpHG
  • 1. Entstehung einer Strafbarkeitslücke im WpHG
  • a) BGH, Beschl. v. 10.1.2017 – 5 StR 532/16
  • b) Literaturansichten zum Aufbruch einer Strafbarkeitslücke im WpHG
  • c) Eigene Bewertung
  • 2. Unionsrechtskonformität des § 52 WphG
  • a) Kritik an der Schaffung von Interklusionsnormen
  • aa) Herrschende Lehre: Keine Rechtfertigung der Korrektur von Verweisungsfehlern
  • bb) Mindermeinung: Korrektur zulässig bei offensichtlich unbeabsichtigten Fehlleistungen
  • b) Verhältnismäßigkeitsprüfung des § 52 WpHG am Maßstab des Art. 52 GRCh
  • aa) Herrschende Lehre: Keine Rechtfertigung von Verweisungsfehlern (Gaede , Rossi , Saliger )
  • bb) Mindermeinung: Korrektur zulässig bei offensichtlich unbeabsichtigten Fehlleistungen
  • c) Eigene Bewertung
  • 3. Lösungsansätze
  • B. Verwendung von Zeitgesetzen
  • I. Zeitgesetze als Einschränkung des Art. 49 I S. 3 GRCh
  • II. Verhältnismäßigkeitsprüfung des § 11 SchwArbG anhand Art. 52 GRCh
  • 1. Anwendungsbereich der Grundrechtecharta
  • 2. § 284 SGB III als „Zeitgesetz“
  • 3. Einführung einer milderen Strafe
  • 4. Verhältnismäßigkeitsprüfung anhand Art. 52 GRCh
  • a) Gemeinwohlgründe
  • b) Tatsächliche Erforderlichkeit
  • c) Ergebnis
  • III. Lösungsansätze für die Verwendung von Zeitgesetzen
  • C. Zusammenfassung der Ergebnisse
  • Literaturverzeichnis
  • Monographien, Kommentare und Aufsätze
  • Sonstiges
  • Abkürzungsverzeichnis

Vera Hoff

Die Reichweite des europäischen Lex mitior-Prinzips bei der Anwendung unionsrechtsakzessorischer Blankettstrafgesetze

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Teil 1: Unionsrechtsakzessorische Blankettstrafgesetzgebung

A. Allgemeines zur unionsrechtsakzessorischen Blankettstrafgesetzgebung

I. Funktion der Blankettstrafgesetzgebung

II. Unionsrechtsakzessorische Blankettstrafgesetze

1. Aufbau von Blankettstrafnormen

2. Grundarten der Verweisungstechniken

B. Verfassungsrechtliche Anforderungen an Blankettstrafgesetze

I. Zulässigkeit von Rückverweisungsklauseln

1. BVerfG, Beschl. v. 21.9.2016 – 2 BvL 1/15

a) Verfassungsrechtliche Würdigung

b) Abweichende Beurteilung aufgrund von Unionsrecht?

c) Eigene Stellungnahme

II. Zulässigkeit von Entsprechungsklauseln

1. LG Stade, Beschl. v. 15.3.2017 – 600 KLs 1100 Js 7647/10 (1/15)

2. BVerfG Beschl. v. 11.03.2020 – 2 BvL 5/17

a) Kompetenzsichernde Funktion

b) Freiheitssichernde Funktion

c) Verfassungsmäßigkeit der Ermächtigungsgrundlage

3. Stellungnahme

III. Begrenzung der Blankettstrafgesetzgebung durch das Ultima-Ratio-Prinzip

1. Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts

2. Literaturstimmen/DAV

3. Stellungnahme

Teil 2: Das europäische Lex mitor-Prinzip in Art. 49 I S. 3 GRCh

A. Geschichte und Bedeutung der GRCh

I. Rechts- und Rechtserkenntnisquellen der EU-Grundrechte

II. Entstehung und Ausarbeitung der GRCh

B. Auslegung und Einschränkbarkeit der Charta-Grundrechte

I. Einschränkbarkeit der in der GRCh anerkannten Rechte

1. Gesetzesvorbehalt („Gesetzlich vorgesehen“)

2. Wesensgehaltsgarantie und Verhältnismäßigkeitsgrundsatz

a) Legitimes Ziel

b) Geeignetheit und Kohärenz

c) Erforderlichkeit

d) Angemessenheit

3. Darlegungslast und Kontrolldichte

4. Transferklausel (Art. 52 II GRCh)

II. Auslegung der Grundrechtecharta

1. Verhältnis zu den EMRK-Rechten (Art. 52 III GRCh)

a) Die Bedeutung der EMRK für die EU-Grundrechte

b) Der Einfluss der EMRK auf die Schrankenregelungen der Grundrechtecharta

c) Verhältnis zwischen EuGH und EGMR

2. Verhältnis zu den gemeinsamen Verfassungsüberlieferungen (Art. 52 IV GRCh)

3. Tragweite und Auslegung der Grundsätze der GRCh (Art. 52 V GRCh)

4. Bedeutung von einzelstaatlichen Rechtsvorschriften (Art. 52 VI GRCh)

5. Bedeutung der Charta-Erläuterungen (Art. 52 VII GRCh)

C. Anwendungsbereich der GRCh

I. Grundrechtsbindung der Europäischen Union

II. Grundrechtsbindung der Mitgliedstaaten

1. Der Begriff der „Durchführung von Unionsrecht“

a) Die Genese der Rechtsprechung zu Art. 51 GRCh

aa) Rechtssache Deutsche Energiehandels- und Beratungsgesellschaft mbH

bb) Rechtssache Åkerberg Fransson

cc) Rechtssache Melloni

dd) BVerfG, Urteil v. 24.4.2013 – 1 BvR 1215/07 (Anti-Terror Datei)

ee) BVerfG, Beschl. v. 15.12.2015 – 2 BvR 2735/14 (Europäischer Haftbefehl II)

ff) Rechtssache Siragusa

2. Fazit

Details

Pages
166
ISBN (PDF)
9783631918494
ISBN (ePUB)
9783631918500
ISBN (Softcover)
9783631918388
DOI
10.3726/b21799
Language
German
Publication date
2025 (April)
Keywords
Rückverweisungsklausel Derogationsgesetz Anpassungsgesetzgebung Zeitgesetze Lex-mitior Milderungsgebot Blankettgesetzgebung Blankettstragesetze Meistbegünstigung Europäisches Strafrecht
Published
Berlin, Bruxelles, Chennai, Lausanne, New York, Oxford, 2025. 166 S.
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Peter Lang Group AG

Biographical notes

Vera Hoff (Author)

Vera Hoff studierte Rechtswissenschaften an der Universität Trier mit Schwerpunkt Wirtschafts- und Steuerstrafrecht. Nach dem Referendariat am OLG Düsseldorf mit Stationen in wirtschaftsstrafrechtlichen Kanzleien promovierte sie 2024 in Trier. Heute ist sie Syndikusrechtsanwältin in Berlin.

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