Paul Celans Gespräch im Gebirg: eine Legitimation des Daseinsrechts der Dichtung nach dem Genozid und ein Bekenntnis zum Judentum
20 Pages
Open Access
Journal:
Jahrbuch für Internationale Germanistik
Volume 56
Issue 3
Publication Year 2024
pp. 175 - 194
Summary
Dichtung war für Paul Celan grundsätzlich Suche nach einem ansprechbaren Du und einer ansprechbaren Wirklichkeit durch ein neues Sprechen-Können nach dem Holocaust. Aus dieser Auffassung des Gedichts ergab sich das Grundprinzip des Legitimationsversuchs seines poetischen Schreibens gegenüber Theodor W. Adorno. In seinem 1951 veröffentlichen Essay Kulturkritik und Gesellschaft hatte der Philosoph, spätere ab 1953 Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und Mitbegründer der Kritischen Theorie, sein berühmt gewordenes Diktum von der Unmöglichkeit einer Lyrik nach Auschwitz formuliert.1 Damals kannte er Paul Celan noch nicht und auch in den darauffolgenden Jahren hatte er keinen Kontakt zu ihm. Adornos Interesse für den Dichter wurde von Peter Szondi geweckt, der im Sommer 1959 ein Treffen in Sils Maria (Engadin) arrangierte. Im Jahr zuvor hatte Szondi eine Ferienzeit in diesem von literarischen und philosophischen Erinnerungen erfüllten Gebirgsort verbracht, in dem Thomas Mann, Friedrich Nietzsche, Marcel Proust, Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse, Karl Kraus und auch Adorno geweilt hatten, und hielt ihn für ein ideales Szenario. Sowohl Celan als auch Adorno folgten der Einladung.
Details
- Pages
- 20
- DOI
- 10.3726/JIG563_175
- Publication date
- 2025 (August)
- Keywords
- paul celans gespräch gebirg legitimation daseinsrechts dichtung genozid bekenntnis judentum
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