Wolfram-Studien XXVIII: Fragmente und Fragmentierungen: Neue Zugänge zur mittelalterlichen deutschsprachigen Überlieferung. Freiburger Kolloquium 2023, hrsg. von Cornelia Herbrichs und Robert Schöller. Veröffentlichungen der Wolfram von Eschenbach-Gesellschaft. Berlin: Erich Schmidt, 2024, 541 S., 55 farb. Abb.
4 Seiten
Open Access
Journal:
Mediaevistik
Band 38
Ausgabe 1
Erscheinungsjahr 2025
pp. 219 - 222
Zusammenfassung
Vor gar nicht langer Zeit war es fast noch verpönt, das Fragment als eine literarische Strategie sui generis anzusehen, wenn es in mittelalterlichre Literatur auftrat. Es wurde als eine romantische Verirrung angesehen, die Fragmentierung als etwas anderes als einen bedauerlichen Zufall oder Verlust zu betrachten. Aber im Fall von Wolframs von Eschenbach Titurel ist das Fragment ganz bewusst in seinen Text eingeschrieben, denn die Hundeleine mit den mysteriösen Worten verschwindet ja, als Gardeviaz sich befreit fühlt und davoneilen kann. Wir wissen leider aus Parzival, dass der junge Liebhaber Schionatulander auf der Suche nach dem Hund bzw. dem Text seinen Tod finden wird. Nur, Titurel bricht ja dann bekanntlich ab, womit wir auf ein bewusst gestaltetes Fragment innerhalb einer fragmentarischen Dichtung stoßen. Und Gottfried von Straßburg vermochte oder wollte offensichtlich seinen Tristan nicht vollständig abschließen, weil das Liebesproblem unüberwindlich geworden war. Zwar haben verschiedene Nachfolger darauf reagiert und ihre eigenen Schlusspartien verfasst, aber dies bedeutet keineswegs, dass deswegen das Fragment als solches nicht auch für mittelalterliche Dichter von Relevanz gewesen sein könnte.
Details
- Seiten
- 4
- DOI
- 10.3726/med.2025.01.47
- Erscheinungsdatum
- 2025 (November)
- Schlagworte
- wolfram-studien xxviii fragmente fragmentierungen neue zugänge überlieferung freiburger kolloquium cornelia herbrichs robert schöller veröffentlichungen wolfram eschenbach-gesellschaft berlin erich schmidt
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