Erich Schmid: Lebenserinnerungen
Band 1: Autobiographie- Band 2: Briefe- Band 3: Konzertprogramme und Radioaufnahmen
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Edited By Lukas Näf
Die Briefe von und an Erich Schmid dokumentieren das weite Spektrum seines Wirkens. In den Briefen an die Eltern findet besonders die Studienzeit in Frankfurt am Main und Berlin Darstellung. Aus dieser Lebensphase stammen auch die Kontakte zu Erich Itor Kahn, Alexander Molzahn, Peter Schacht, Mátyás Seiber und natürlich zum Berliner Lehrmeister Arnold Schönberg. Als Musikdirektor in Glarus wandte sich Schmid an Schweizer Komponistenkollegen wie Paul Müller-Zürich oder Robert Blum und fragte um Werke an. Daneben trat er mit Werner Reinhart, Paul Sacher, Willy Reich und Anton Webern in Kontakt, um gemeinsame Projekte zu verwirklichen. Die Korrespondenz mit Luigi Dallapiccola, Karl Amadeus Hartmann, Michael Mann, René Leibowitz, Hermann Meier und Wladimir Vogel zeigt ausserdem Schmids wachsende nationale und internationale Vernetzung. Als Dirigent des Tonhalle-Orchesters Zürich und des Radio-Orchesters Beromünster konnte sich Schmid schliesslich auch in grösserem Rahmen für zeitgenössische Komponisten wie Klaus Huber, Marcel Mihalovici oder Ernst Toch einsetzen.
Die vollständig edierten Konzertprogramme aller von Schmid dirigierten und gespielten Konzerte der Studienzeit, der Tätigkeit als Musikdirektor in Glarus und als Leiter des Tonhalle-Orchesters Zürich, die in der Autobiographie Erwähnung finden, bieten einen Einblick in das vielseitige Repertoire von Schmid. Dieses reicht von der Renaissance und Barockmusik über die klassisch-romantischen Standardwerke bis zum zeitgenössischen Musikschaffen und zur Harmoniemusik. Ein Verzeichnis sämtlicher in Schweizer Radiostudios erhaltener Tondokumente unter der Leitung oder Mitwirkung von Schmid dokumentiert zudem Schmids reiches Schaffen am Radio. Die Konzertprogramme und Radioaufnahmen werden durch ein Personen- und Werkregister erschlossen.
Glarus 1934–1935
Extract
Mein Schicksal für längere Zeit war nun entschieden. Was mir bevorstand, zeigte sich natürlich erst in den kommenden Monaten. Aber eines wusste ich von Anfang an; jetzt ging es darum, sich zu bewähren in dem Beruf, den ich mir für mein Leben ersehnt hatte.
Eine erste Ansichtskarte aus Glarus vom 7. Januar 1934 meldete: »Nun bin ich also gestern bei schönstem Wetter hier gelandet und sah die neue Landschaft recht eigentlich in ›grande toilette‹ mit prächtigstem Weiss überzuckert.«1 Zunächst stieg ich wieder im Hotel Sonne ab. Doch hatte man sich im Voraus um eine Wohngelegenheit für mich bemüht. Und so konnte ich nach einigen Tagen schon eine ideale Wohnung im Haus von Familie Bachofen2 an der Burgstrasse beziehen. Es war eine ParterreWohnung mit grossem möbliertem Wohnzimmer nebst Schlafzimmer und vollständiger Kücheneinrichtung, für die ich monatlich 40.– Franken bezahlen musste. Eine Frau aus der näheren Umgebung kam täglich, um meine Wohnung in Ordnung zu halten und kostete zusätzlich noch 20.– Franken. Ein Klavier konnte ich günstig von der Firma Burger und Jacobi Biel mieten. »Ich kann dabei Frühstück und Abendessen selbst zubereiten«,3 meldete ich nach Hause. – So war also eine wichtige Lebensfrage für mich schon gelöst. – Ein Brief an die Eltern vom 15. Januar meldete: »Mein Anfang war gut. Am Dienstag Probe mit dem Orchester, mit welchem ich für die Jahresversammlung des...
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