Deutsche Sprachkomik
Ein Überblick für Übersetzer und Germanisten
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Rainer Kohlmayer
Der Autor stellt den Humor der deutschen Sprache und Kultur auf den Prüfstand. Anhand von Beispieltexten und Interpretationen gibt er Einblicke in die Höhepunkte der Sprachkomik vom Mittelalter bis heute. Neben Klassikern wie Eulenspiegel, Heine, Büchner, Nestroy, Loriot, Gernhardt stehen ungewöhnliche Beispiele wie Wittenwilers Ring oder die ironische NS-Kritik, die Sander in seine Wilde-Übersetzung hineinschmuggelte. Der Autor vergleicht und kritisiert die Komiktheorien Bergsons und Freuds, erläutert die linguistischen Witztheorien und bricht eine Lanze für Zijdervelds These, Komik sei eine Form des gewaltlosen Widerstands. Der Schlussteil bringt vier kommentierte Beispiele für die Übersetzung von sprachspielerischen Texten aus dem Englischen und Französischen ins Deutsche.
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- 978-3-631-73847-4
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- Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2017. 210 S.
- Cover
- Titel
- Copyright
- Autoren-/Herausgeberangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Widmung
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- I. Teil Einführung
- 1. Kapitel. Merkmale des Komischen im Überblick
- 2. Kapitel. Humorkompetenz als Ziel
- II. Teil Komik in deutscher Sprache und Kultur
- 3. Kapitel. Zum Komikpotential der hochdeutschen Sprache
- 3.1 Pun und Kalauer
- 3.2 Homonymenfurcht und -flucht im Deutschen
- 3.3 Stabilität der deutschen Wörter und Morpheme
- 3.3.1 Silben- und Morphemstruktur, Wortlänge
- 3.3.2 Knacklaut und Wortverschleifung
- 3.3.3 Fugenzeichen
- 3.3.4 Auslautverhärtung und ‚s‘-Laut
- 3.3.5 Eindeutigkeit als Ideal
- 4. Kapitel. Komikpotential unterhalb der Schriftsprache
- 4.1 Dialekte, Mundarten
- 4.2 Umgangssprache
- 4.3 Sprachmischung, Ethno-Comedy
- 4.4 Kindersprache und Sprachfehler
- 4.5 Paronomasie und spielerische Sprachverwendung
- 5. Kapitel. Muttersprachenpathos und Komödientradition
- 6. Kapitel. Arbeitsethos contra Komik
- 7. Kapitel. Zur Tradition des autoritären Staates in Deutschland
- III. Teil Höhepunkte deutscher Sprachkomik
- 8. Kapitel. Die deutsche Komiktradition im Überblick
- 8.1 Reineke Fuchs
- 8.2 Till Eulenspiegel
- 8.3 Heinrich Wittenwiler: Der Ring
- 8.4 Die Schildbürger
- 8.5 Gottfried August Bürger: Münchhausen
- 8.6 Heinrich Heine und Georg Büchner
- 8.7 Heinrich Hoffmann: Der Struwwelpeter
- 8.8 Wilhelm Busch
- 8.9 Johann Nepomuk Nestroy
- 8.10 Deutsches Kabarett
- 8.11 NS-Kritik in der Übersetzung: Ernst Sander
- 8.12 Loriot und Robert Gernhardt
- IV. Teil Komiktheorien im Überblick
- 9. Kapitel. Lachen und Komik als universale Phänomene
- 9.1 Evolutionäre Erklärungen des Lachens
- 9.2 Lachen als Kommunikation
- 9.3 Universalität des Komischen
- 10. Kapitel. Funktionale und strukturelle Komiktheorien
- 10.1 Die Münchhausiade der Abstraktion
- 10.2 Überlegenheitstheorie
- 10.3 Entlastungstheorie
- 10.4 Inkongruenztheorie
- 11. Kapitel. Lebensphilosophische Theorie: Henri Bergson
- 12. Kapitel. Psychoanalytische Theorie: Sigmund Freud
- 13. Kapitel. Soziologische Theorie: Anton C. Zijderveld
- 14. Kapitel. Linguistische Theorie: Raskin und Attardo
- 14.1 Script und Rahmen
- 14.2 Scriptüberlappung und Überlisten der Rezipienten
- 14.3 Raskins / Attardos Musterwitz
- 14.4 Kritische Anmerkungen
- V. Teil Sprachkomik (üb)ersetzen
- 15. Kapitel. Kommentierte Beispiele aus der Praxis der Komik(üb)ersetzung
- 15.1 Ein Wortspiel in Oscar Wildes An Ideal Husband
- 15.1.1 Voraussetzungen der literarischen Übersetzung
- 15.1.2 Voraussetzungen der Wildeschen Sprachkomik
- 15.1.3 Analyse des Originals
- 15.1.4 Übersetzung und Kommentar
- 15.2 Ronnie Barker: Doctor Spooner Revisited
- 15.2.1 Analyse des Originals
- 15.2.2 Übersetzungsprobleme
- 15.2.3 Übersetzung / Bearbeitung und Kommentar
- 15.3 Molière: Les femmes savantes / Die gelehrten Frauen
- 15.3.1 Zur Sprachkomik im Original
- 15.3.2 Übersetzungsprobleme
- 15.3.3 Übersetzung und Kommentar
- 15.4 Michael Flanders / Donald Swann: Edwardian Song
- 15.4.1 Inhalt tabu, Sprache brillant
- 15.4.2 Analyse des Originals
- 15.4.3 Übersetzungsprobleme
- 15.4.4 Übersetzung und Kommentar
- Schlussbemerkung
- Literaturverzeichnis
- Reihenübersicht
7. Kapitel. Zur Tradition des autoritären Staates in Deutschland
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Extract
Abstract: The one feature of life in Germany which, from the 19th century onward, was most antagonistic to humourous play was the military way in which the public institutions worked. The social order showed a hierarchy, in which the lower ranks abandoned their responsibilities to the higher grades (N. Elias). Texts by Wedekind, Kästner, Zuckmayer satirize the dehumanizing effects of this tradition that came to a head after 1933.
Der Kultursoziologe Norbert Elias hat in seinen Studien über die Deutschen hervorgehoben, dass die militärische Tradition für die Entstehung des autoritären deutschen Staates wichtig war. Demnach habe es in Deutschland seit langem eine idealisierende Hochbewertung militärischer Haltungen und kriegerischer Handlungen gegeben; die Folge davon sei eine positive Sicht auf Befehlen und Gehorchen als Grundlage der sozialen Ordnung, eine Erziehung „zu einer scharf ausgeprägten Haltung der Über- und Unterordnung“ (Elias 1989: 55). Im 18. Jahrhundert wurde die Militärschule zum Vorbild der staatlichen Schule überhaupt. Friedrich Schiller und Heinrich von Kleist wurden in solchen Militärschulen erzogen. Die Schule als halb-militärische Einrichtung hat in der deutschen Literatur- und Theatergeschichte markante Spuren hinterlassen; z. B. in Kleists Prinz von Homburg (1821), einem Stück, in dem die preußische Gehorsamspflicht vorgeführt wird.
Frank Wedekind (1864–1918) hat in seiner Kindertragödie Frühlings Erwachen (1892) demonstriert, wie die Heranwachsenden in dieser autoritären Gesellschaft geknechtet und vernichtet werden. Eine besonders satirische Szene ist die gespenstische Schulkonferenz zu Beginn des...
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- Über das Buch
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- Vorwort
- I. Teil Einführung
- 1. Kapitel. Merkmale des Komischen im Überblick
- 2. Kapitel. Humorkompetenz als Ziel
- II. Teil Komik in deutscher Sprache und Kultur
- 3. Kapitel. Zum Komikpotential der hochdeutschen Sprache
- 3.1 Pun und Kalauer
- 3.2 Homonymenfurcht und -flucht im Deutschen
- 3.3 Stabilität der deutschen Wörter und Morpheme
- 3.3.1 Silben- und Morphemstruktur, Wortlänge
- 3.3.2 Knacklaut und Wortverschleifung
- 3.3.3 Fugenzeichen
- 3.3.4 Auslautverhärtung und ‚s‘-Laut
- 3.3.5 Eindeutigkeit als Ideal
- 4. Kapitel. Komikpotential unterhalb der Schriftsprache
- 4.1 Dialekte, Mundarten
- 4.2 Umgangssprache
- 4.3 Sprachmischung, Ethno-Comedy
- 4.4 Kindersprache und Sprachfehler
- 4.5 Paronomasie und spielerische Sprachverwendung
- 5. Kapitel. Muttersprachenpathos und Komödientradition
- 6. Kapitel. Arbeitsethos contra Komik
- 7. Kapitel. Zur Tradition des autoritären Staates in Deutschland
- III. Teil Höhepunkte deutscher Sprachkomik
- 8. Kapitel. Die deutsche Komiktradition im Überblick
- 8.1 Reineke Fuchs
- 8.2 Till Eulenspiegel
- 8.3 Heinrich Wittenwiler: Der Ring
- 8.4 Die Schildbürger
- 8.5 Gottfried August Bürger: Münchhausen
- 8.6 Heinrich Heine und Georg Büchner
- 8.7 Heinrich Hoffmann: Der Struwwelpeter
- 8.8 Wilhelm Busch
- 8.9 Johann Nepomuk Nestroy
- 8.10 Deutsches Kabarett
- 8.11 NS-Kritik in der Übersetzung: Ernst Sander
- 8.12 Loriot und Robert Gernhardt
- IV. Teil Komiktheorien im Überblick
- 9. Kapitel. Lachen und Komik als universale Phänomene
- 9.1 Evolutionäre Erklärungen des Lachens
- 9.2 Lachen als Kommunikation
- 9.3 Universalität des Komischen
- 10. Kapitel. Funktionale und strukturelle Komiktheorien
- 10.1 Die Münchhausiade der Abstraktion
- 10.2 Überlegenheitstheorie
- 10.3 Entlastungstheorie
- 10.4 Inkongruenztheorie
- 11. Kapitel. Lebensphilosophische Theorie: Henri Bergson
- 12. Kapitel. Psychoanalytische Theorie: Sigmund Freud
- 13. Kapitel. Soziologische Theorie: Anton C. Zijderveld
- 14. Kapitel. Linguistische Theorie: Raskin und Attardo
- 14.1 Script und Rahmen
- 14.2 Scriptüberlappung und Überlisten der Rezipienten
- 14.3 Raskins / Attardos Musterwitz
- 14.4 Kritische Anmerkungen
- V. Teil Sprachkomik (üb)ersetzen
- 15. Kapitel. Kommentierte Beispiele aus der Praxis der Komik(üb)ersetzung
- 15.1 Ein Wortspiel in Oscar Wildes An Ideal Husband
- 15.1.1 Voraussetzungen der literarischen Übersetzung
- 15.1.2 Voraussetzungen der Wildeschen Sprachkomik
- 15.1.3 Analyse des Originals
- 15.1.4 Übersetzung und Kommentar
- 15.2 Ronnie Barker: Doctor Spooner Revisited
- 15.2.1 Analyse des Originals
- 15.2.2 Übersetzungsprobleme
- 15.2.3 Übersetzung / Bearbeitung und Kommentar
- 15.3 Molière: Les femmes savantes / Die gelehrten Frauen
- 15.3.1 Zur Sprachkomik im Original
- 15.3.2 Übersetzungsprobleme
- 15.3.3 Übersetzung und Kommentar
- 15.4 Michael Flanders / Donald Swann: Edwardian Song
- 15.4.1 Inhalt tabu, Sprache brillant
- 15.4.2 Analyse des Originals
- 15.4.3 Übersetzungsprobleme
- 15.4.4 Übersetzung und Kommentar
- Schlussbemerkung
- Literaturverzeichnis
- Reihenübersicht