Dr. Mabuse und seine Zeit
Eine deutsche Chronologie
Series:
Sven Safarow
Die 1000 Augen des Fritz Lang
Extract
Fritz Langs Interesse für spektakuläre Kriminalfilmstoffe zeigte sich bereits früh in seiner Karriere. Er selbst sah sich als Künstler, „dem es um Kolportage, um Unterhaltung, um Spannung ging“, der von Karl May ebenso beeinflusst war wie von Louis Feuillades Serials wie FANTÔMAS oder JUDEX.140 Langs erste Arbeit, die von Feuillade und den schillernden Verbrecherfiguren seiner Zeit inspiriert war, war der Episodenfilm DIE SPINNEN (1919/29), vermutlich eine Antwort auf Feuillades ähnlich gelagertes Serial LES VAMPIRES (1915/16). Das Abenteuer um eine maskierte Räuberbande, die artistische Fassadenkletterer und brutale Erpresser gleichermaßen waren, war auch Präludium zu Langs zweiteiligem DR. MABUSE, DER SPIELER (im Folgenden: DER SPIELER). Nach diesem Film schuf er mit SPIONE den ersten Spionagethriller weltweit.141
Sein erster Tonfilm M – EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER sowie DAS TESTAMENT DES DR. MABUSE demonstrierten endgültig Langs Interesse für das Verhältnis von Individuum und Verbrechen. Zum Kindermörder in M meint Patalas: „Er ist destruktive Lust, wie Mabuse, aber er kontrolliert sie nicht, setzt sie nicht um in Macht, deshalb hat er das Gesetz gegen sich.“142 In beiden Filmen konzentriert sich Lang auf die Hauptfigur des Verbrechers, die in M mehr als Opfer und in TESTAMENT mehr als Infrastruktur des Bösen auftritt. Wie die Gesellschaft sich zu diesen Figuren verhält ist genauso Thema der Filme wie die Verbrechen selbst. Bereits in DER SPIELER ist dieses Verhältnis von Protagonist und Gesellschaft von besonderer Bedeutung. Denn neben...
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