Bewegte Sprache
Leben mit und für Mehrsprachigkeit
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Edited By Antonella Nardi and Dagmar Knorr
Entdeckendes Lernen in der DaF-Grammatik: am Beispiel des nominalen Genus: Claudio Di Meola
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Es wird dafür plädiert, dass die Methode des entdeckenden Lernens auch auf extrem komplexe grammatische Phänomene wie die Genusdetermination angewendet werden kann, und zwar in Form einer eigenständigen Lehrwerkbeurteilung seitens der Lernenden. Nach einer einleitenden Reflexion darüber, wie eine didaktisch sinnvolle Regel auszusehen hat, können die Lernenden mit wenigen Zusatzinformationen die in den Übungsgrammatiken vorgegebenen Genus-Regeln bewerten, vorrangig nach den Kriterien Ausnahmslosigkeit, Reichweite und Anwendbarkeit. Zahlreiche Regeln erweisen sich so als didaktisch ungeeignet; die relativ wenigen sinnvollen Regeln können von den Lernenden dann besser verstanden und memorisiert werden als im lehrerzentrierten frontalen Grammatikunterricht.
1Einleitung
Das entdeckende Lernen als Methode einer lernerzentrierten, induktiven und selbstverantwortlichen Wissensaneignung hat seinen festen Platz in der Didaktik zahlreicher Fachgebiete, so auch in der Fremdsprachendidaktik (vgl. beispielsweise die Einführungen von Roche 2008 oder Rösler 2012): Entdeckende Verfahren kommen z. B. bei der Fehlerkorrektur zum Einsatz, in erster Linie aber bei der Aneignung grammatischer Strukturen. Die „Regel“ steht dabei nicht am Anfang des Lernprozesses, sondern am Ende: Auf der Grundlage vorliegender sprachlicher Daten – zumeist Texte – stellen die Lernenden Hypothesen zu einem bestimmten grammatischen Phänomen auf, verifizieren diese und gelangen schließlich eigenständig zur Formulierung der entsprechenden Regel. So können beispielsweise die Flexionsendungen regulärer Verben relativ schnell und problemlos zusammengestellt werden.
Problematischer wird es, wenn die Regularität nicht so einfach zu erkennen ist. So ist z. B. die Verteilung der substantivischen Derivationssuffixe -heit/-keit abhängig von Silbenzahl, Endung...
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