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Krieg und Frieden

Kulturelle Deutungsmuster

von Samuel Salzborn (Band-Herausgeber:in) Holger Zapf (Band-Herausgeber:in)
©2015 Konferenzband 310 Seiten
Reihe: Politische Kulturforschung, Band 10

Zusammenfassung

Thema des Buches ist der Zusammenhang von Krieg und Frieden, zwei Schlüsselbegriffen der Politikwissenschaft. In ihrer reflexiven Bezugnahme sind sie kaum voneinander zu trennen, da die Präsenz des einen die Abwesenheit des anderen bedingt. Was wird in unterschiedlichen kulturellen Kontexten als Krieg und was als Frieden angesehen? Inwiefern fungieren beide Begriffe damit auch als politische Kampfbegriffe? Dies bedarf nach Ansicht der Autor(inn)en einer Analyse differenter und konkurrierender Vorstellungen von Krieg und Frieden. Ihre Erforschung der Verwobenheit von Kultur mit (Ideen von) Krieg und Frieden eröffnet eine wichtige Forschungsperspektive, da sie es ermöglicht, handlungsleitende Sinnbezüge herauszuarbeiten.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Krieg und Frieden als kulturrelative Konzepte
  • Clausewitz ohne Ende – Oder die Existenzialität des Krieges
  • Die Erfindung des wahren Krieges Die Geburt des modernen Bellizismus aus der Krise der Aufklärung
  • Clausewitz im Ersten Weltkrieg
  • Wehrsport für den Frieden? Stalins Theorie von der Unvermeidbarkeit von Kriegen zwischen kapitalistischen Staaten und die Anfänge des Wehrsports in der DDR
  • Einsatzkultur und die Deutung von Gewalt beim Militär
  • Sieg und Frieden? Imperiale Facetten demokratisierender Friedenskultur
  • Kriegstreiberin Religion? ‚Religion und Gewalt‘ als kulturelles Deutungsmuster der europäischen Moderne
  • Wie Demokratie und Religion Gewalt begünstigen. Eine Fallstudie am Beispiel der Indonesischen Islamic Defender Front
  • Gewalt und Legitimität bewaffneter Gruppen
  • Mütter des Terrorismus. Frauenrollen und -bilder von RAF und ETA im Vergleich
  • Gewalt und das nackte Leben in Mexiko in Zeiten des Imperiums
  • Grundzüge einer Friedens- und Konfliktforschung des politischen Realismus. Eine Skizze am Beispiel der Arbeiten Edward Luttwaks
  • Die Autorinnen und Autoren

Samuel Salzborn/Holger Zapf

Krieg und Frieden als kulturrelative Konzepte

Krieg und Frieden sind Schlüsselbegriffe der Politikwissenschaft und zentrale Kategorien des Politischen. In ihrer reflexiven Bezugnahme sind sie nur schwerlich voneinander zu trennen, da die Präsenz des einen die Abwesenheit des anderen bedingt – und umgekehrt. Während der Schwerpunkt der politikwissenschaftlichen Forschung sich in den letzten Jahrzehnten verstärkt auf eine die Kriegsperspektive vernachlässigende Friedensforschung hin orientierte, wurde der Begriff des Krieges erst in jüngerer Zeit wieder verstärkt in den Mittelpunkt gerückt. Dass sowohl Friedens- wie Kriegsforschung nicht interessenfrei oder gar wertneutral betrieben werden kann, verweist auf ihre kulturellen Kontexte, die im internationalen und transkulturellen Vergleich erheblich differieren und das Feld einer umkämpften Debatte eröffnen. Was in unterschiedlichen Kontexten als Krieg und was als Frieden angesehen wird und inwiefern beide Begriffe damit auch als politische Kampfbegriffe fungieren, bedarf jedoch einer empirischen Analyse differenter und konkurrierender Vorstellungen von Krieg und Frieden.

Insofern trügt auch der erste Blick, nach dem Krieg und Frieden recht klare Begriffe zu sein scheinen. Denn schon auf den zweiten Blick wird deutlich, dass die scheinbare Klarheit allenfalls einer gewissen Naivität geschuldet ist. Das zeigt sich zum Beispiel, wenn versucht wird, ‚Krieg‘ empirisch operationalisierbar zu machen und zu diesem Zweck zu definieren – etwa im Rahmen der Forschung zum „Demokratischen Frieden“. Hier gilt Krieg in der Regel als „zwischenstaatlicher Gewalteinsatz, an dem reguläre Truppen mindestens zweier Staaten beteiligt sind, der von der Regierung angeordnet wurde und der mindestens tausend Tote unter den Streitkräften gefordert hat“ (Geis 2001: 284). Präsentiert man diese Definition von Krieg Studierenden, erntet man regelmäßig ungläubiges Staunen, weil militärische Konflikte dieser Größenordnung aus dem Blickwinkel der Mitte des befriedeten Europas heraus fast schon unwirklich erscheinen. Zugleich sind im Alltagsverständnis durch Formen asymmetrischer Kriegsführung völlig neue und eben gerade nicht-reguläre Akteure ← 7 | 8 → Gegenstand des öffentlichen Interesses: von den Warlords über Söldnerarmeen und Separatisten bis hin zu terroristischen Gruppierungen. Zeiten, in denen Krieg ordnungsgemäß erklärt und in mehr oder weniger völkerrechtlich verbindlichen Rechtsarenen geführt wurde, sind lange (wieder) vorbei. Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff des Friedens, der ebenfalls sehr unterschiedliche Definitionen zulässt – von der (schlechterdings und faktisch unmöglichen) Abwesenheit struktureller und kultureller Gewalt (Galtung 1998: 17f) bis zum bloßen Fehlen von kriegerischen Auseinandersetzungen.

Vor diesem Hintergrund liegt es nahe, auch die kulturelle Verfasstheit von Krieg und Frieden in den Blick zu nehmen. Vorstellungen von Krieg und Frieden schöpfen aus kulturellem Hintergrundwissen. Die möglichen Bedeutungen der beiden Begriffe werden durch historische Erfahrungen, kulturelle Referenzsysteme, politische Rhetorik und religiöse, politische und ethische Überzeugungen beeinflusst. Die semantischen Netze, die sich im Umfeld des Begriffspaars identifizieren lassen, sind je nach gesellschaftlichem Kontext unterschiedlich konturiert – der Begriff Ehre mag dem Krieg einmal näher, einmal ferner stehen, und korrelative Begriffe wie Gewalt mögen einmal negativer, einmal positiver aufgeladen sein. Auch kann der semantische Rahmen dazu einladen, Krieg im Kontext moralischer Kategorien als Pflicht aufzufassen – etwa als Dschihad aus religiös-moralischen Gründen oder als humanitäre Intervention zur Verteidigung von Menschenrechten. All dies schlägt sich im begrifflichen Instrumentarium von kulturell situierten Vorstellungswelten nieder. Wenn dann gilt, dass mit sozialem Handeln subjektiver Sinn verbunden ist, stellt sich die Frage nach den jeweiligen Verständnissen der Akteure.

Dieses kulturelle Hintergrundwissen wirkt sich auf zwei Ebenen aus: Zum einen manifestiert es sich in politischen Theorien, die ihrerseits kulturell situiert und entsprechend durch kulturelles Wissen imprägniert sind und die zugleich reflexiv auf ihre eigenen kulturellen Grundlagen einwirken und ihnen gegenüber intervenieren (Zapf 2012). Zum anderen manifestiert es sich in politischen Handlungsmustern, Praktiken und Strukturen, die auf zum Teil latenten, zum Teil reflexiv zugängliche Sinnbezüge der politischen Akteure zurückgehen (Salzborn 2009). Denn sowohl die normative, wie die empirische Dimension des Gegenstandes tangieren die politische Kultur als Sinngebungs- und Deutungshorizont, die dem ← 8 | 9 → klassischen Begriffsverständnis von Almond/Verba (1965: 30) folgend als connecting link zwischen Mikro- und Makropolitik verstanden werden kann, also gleichermaßen von der rein individuellen Ebene zu differenzieren ist, wie von der strukturellen.

Insofern ist es ein Ziel kulturrelativer Betrachtungen von Krieg und Frieden die spezifischen Semantiken in den Blick zu nehmen umso die kulturellen und damit letztlich legitimatorischen Einbettungen der Ideen von Krieg und Frieden selbst in den Blick zu nehmen. Dabei wird angeknüpft an einen Kulturbegriff, der Kultur als ein Ensemble von kognitiven und normativen Orientierungen bestimmt (Chabal/Daloz 2006; Schubert/Zapf 2013), aus denen sich einerseits Verständnisse von Begriffen wie „Krieg“ und „Frieden“ speisen und an die andererseits Rhetoriken und Praktiken anschließen müssen, wenn sie erfolgreich Legitimität für sich beanspruchen können sollen. Das Ziel einer solchen Konzeption besteht darin, Sinnbezüge im Handeln von Akteuren offenzulegen, die diesen selbst möglicherweise gar nicht transparent sind (Salzborn 2009: 46ff). So ist zum Beispiel der Wandel in der Kultur des Friedenschließens durch neue Legitimationsformen für Kriege – Stichwort Demokratisierung – ein bemerkenswertes und widersprüchliches, als solches den Akteuren aber zunächst intransparentes Phänomen. Hieran wird zugleich deutlich, dass ein mindestens implizites Aufeinanderbezogensein von Frieden und Krieg zu attestieren ist, wobei sich die jeweilige, subjektive Plausibilität der Nebenbedingungen für den Legitimitätsglauben im Kriegsfall oder für die Wünschbarkeit von Frieden aus Ressourcen speist, die als kulturell prädominiert zu verstehen sind.

Innerhalb der Friedens- und Konfliktforschung stellte die Frage nach kulturellen Deutungsmustern von Krieg und Frieden bislang ein eher randständiges Forschungsproblem dar. Gleichwohl kann die Erforschung der Verwobenheit von Kultur mit (Ideen von) Krieg und Frieden beanspruchen, eine bedeutsame Perspektive zu bieten, da sie es ermöglicht, handlungsleitende Sinnbezüge herauszuarbeiten, was eine wichtige Ergänzung insbesondere zur quantitativen Forschung darstellt, und auch die friedenspädagogische Forschung kann hieran anknüpfen. Der vorliegende Band stellt einen Versuch dar, hierzu einen Beitrag zu leisten und verschiedene disziplinäre Perspektiven zu verknüpfen. Er geht zurück auf eine Tagung an der Georg-August-Universität Göttingen, die vom Arbeitskreis „Politik und Kultur“ und der Themengruppe „Transkulturell vergleichende Politische ← 9 | 10 → Theorie“ der DVPW durchgeführt wurde. Die Tagung wurde durch eine Förderung von der „Deutschen Stiftung Friedensforschung“ ermöglicht, wofür wir uns herzlich bedanken.

Literatur

Almond, Gabriel A./Verba, Sidney: The Civic Culture. Political Attitudes and Democracy in five Nations, 4. Aufl., Boston/Toronto.

Chabal, Patrick/Daloz, Jean-Pascal 2006: Culture troubles. Politics and the interpretation of meaning, London.

Galtung, Johan 1998: Frieden mit friedlichen Mitteln. Friede und Konflikt, Entwicklung und Kultur, Opladen.

Geis, Anna 2001: Diagnose Doppelbefund – Ursache: ungeklärt? Die Kontroversen um den ‚demokratischen Frieden‘ in: Politische Vierteljahresschrift, 42 (2), 281–298.

Salzborn, Samuel 2009: Der Vergleich politischer Kulturen. Theorien, Konzepte und Methoden, in: Ders. (Hg.): Politische Kultur. Forschungsstand und Forschungsperspektiven, Frankfurt am Main, S. 45–60.

Schubert, Sophia/Zapf, Holger 2013: Komplementäre Perspektiven? Was politische Kulturforschung und transkulturelle Politische Theorie voneinander lernen können, in: Zeitschrift für Politische Theorie 4 (2), S. 147–169.

Zapf, Holger 2012: Kulturüberschreitende Perspektiven in der Politischen Theorie, in: Ders. (Hg.): Nichtwestliches politisches Denken. Zwischen kultureller Differenz und Hybridisierung. Wiesbaden, S. 13–29. ← 10 | 11 →

Peter Nitschke

Clausewitz ohne Ende – Oder die Existenzialität des Krieges

Lesarten

Clausewitz ist ein überschätzter wie unterschätzter Denker gleichermaßen. Überschätzt wird er in Bezug auf das, was man eine Theorie des Krieges nennen würde, denn die liefert er nicht, trotz aller entsprechenden Rezeptionen in der Geschichte militärischen Denkens (vgl. Hahlweg 1973a). Unterschätzt wird er hingegen im Bereich der Politischen Theorie: hier findet seine Erwähnung allenfalls am Rande statt, obgleich er doch gerade mit seinen Axiomata und den Beschreibungsformen konstitutiv geworden ist für das moderne Denken über Politik, auch und gerade, wenn es sich nicht um den Krieg selbst handelt. Nicht zufällig wird Clausewitz u.a. auch für die Entscheidungskompetenz und das strategische Handeln in modernen Managementlehren herangezogen (vgl. hier Oetinger/Ghyczy/Bassford 2001). Dieser Widerspruch zwischen einer nicht vorhandenen Theorie und zugleich wichtigen argumentativen Beschreibungsformen vom Krieg und darin inkludierten Axiomen wird meist in der Clausewitz-Rezeption gar nicht beachtet, weil man sich zu sehr mit den inhaltlichen (also den militärischen) Fragen selbst beschäftigt. Das ist im Folgenden nicht der Fall: hier geht es im Gegenteil um die Beweisführung zur Hermeneutik von Clausewitz’ Lehre und den logischen Folgen, die eine solche Betrachtungsweise für den Krieg haben.

In der Interpretation zu Clausewitz ist es ein gängiger Topos auf die so genannte Dreifaltigkeit des Krieges hinzuweisen, womit a) die Gewaltfrage gemeint ist, b) der Kampf selbst und c) die Zugehörigkeit der Kämpfenden zu einer übergeordneten Gemeinschaftsform (vgl. u.a. Herberg-Rothe 2003: 11, van Creveld 1998: 281). Damit wird (zumindest für die Ära der klassischen Kriege in der Epoche von Clausewitz) eine Trinitätsformel beschrieben, die aus dem Volk (der Nation), der Armee und der Regierung besteht. D.h., nach der Beschreibung von Clausewitz kämpfen im Krieg jeweils Staaten (mit ihren Völkern, Armeen unter der Anleitung ihrer ← 11 | 12 → nationalen Regierungen) gegen die jeweils andere trinitarische Formation auf der Gegenseite. Erkennbar ist dies jedoch eine Stilisierung, die eher vom Modell des Nationalstaats in einer Selbstzuschreibung des 20. Jahrhunderts ausgeht, als von den historischen Gegebenheiten. Insofern fällt auch sofort auf, dass eine solche Modellierung die konkrete Konstellation der Gegenwart im 21. Jahrhundert nicht (mehr) exakt beschreibt. Auch das Raum-Zeit-Verhältnis hat sich massiv geändert. Noch für die postkolonialen Kriege galt das Prinzip von Front und Hinterland. In der heutigen globalen Konstellation gilt dies nicht mehr (vgl. auch van Crefeld 1998: 296). Tendenziell ist die Front überall (und nirgends).

Aber ist deswegen Clausewitz in seinen Darlegungen gleich „veraltet, teils falsch“, wie der renommierte Militärhistoriker Martin van Creveld urteilt (ebd.: 15)? – Und warum? – Weil Krieg ein „Phänomen für sich“ sei, nie Mittel zum Zweck, schon gar nicht für die Politik (ebd.: 13)? Sicherlich hat sich durch die moderne Guerillakriegsführung einiges verändert, aber das Moment des Kampfes ist grundsätzlich geblieben. Es zeigt sich hier bei van Creveld (wie bei vielen Autoren, die über Clausewitz und den Krieg geschrieben haben), dass es oft nur um inhaltliche Bestimmungen im Sinne der Taktik und der Strategie geht.1 Kaum einer versucht zu verstehen, nach welcher hermeneutischen Methode Clausewitz überhaupt seine Argumente formuliert und was seine philosophischen Grundlagen sind. Der versteckte Kantianismus ist von den meisten unbeachtet geblieben.

„Der Krieg ist ohne Zweifel ein viel zu weites Feld, um in einem einzigen Buch in angemessener Weise behandelt werden zu können“ (Lider 1983: 12). Trotzdem (oder gerade deswegen) überrascht die Vielzahl der Deutungen, die sich eigentlich immer mehr (nur) mit den Fakten und Strategien beschäftigen (und hierbei die realen Ereignisse immer wieder rekapitulieren), letztlich aber die analytischen Grundlagen für die interpretatorischen Standards ausklammern. Auch was sich hierbei Theorien nennt, ist oft alles andere als das. Folgt man Malinowski (1941), ist der Krieg als ein Element einer kulturellen Konfrontation bzw. Konfliktsituation zu betrachten, was bedeuten würde, dass man über Krieg (und Frieden) nur ← 12 | 13 → angemessen im Rahmen einer groß angelegten Kulturtheorie reden kann. Davon sind die Clausewitz-Deutungen der Gegenwart weit entfernt.2 Insofern geht es im Folgenden auch nicht um eine weitere Aneinanderreihung der Beschreibungen und taktischen Ausdeutungen in der Lehre von Clausewitz, sondern um die Rekonstruktion seiner hermeneutischen Standards bzw. seines heuristischen Profils, mit dem die maßgeblichen Axiome dann eben doch gebildet worden sind.

Die Politik

Für Werner Hahlweg, der sich zeit seines Lebens intensiv mit Clausewitz beschäftigt hat, ist das Verhältnis von Krieg und Politik das „Kernproblem“ der Militärgeschichte bzw. der Kriegskunst schlechthin (Hahlweg 1973b: VIII). Wenn Clausewitz überhaupt für die Politische Theorie in Beschlag genommen wird, dann eben immer in Bezug auf diese Relation. Allerdings ist das eine stereotype Überzeichnung bzw. Überschätzung des Faktors Politik – zumindest in der Form, wie wir heute Politik verstehen, nämlich im Format eines demokratischen Regimes. Denn die allseits zitierte, berühmte Formulierung vom Krieg als (anderes) Mittel der Politik kommt spezifisch nur an einer Stelle in der voluminösen Abhandlung von Clausewitz vor (vgl. Herberg-Rothe 2010: 86)! Krieg ist für Clausewitz nicht per se eine politische Kategorie, sie ist auch kein Suffix der Politik, etwas, was man mal nebenbei macht oder zu bedenken hat. Der Krieg ist eine existenzielle Größe sui generis. Er ist nicht lustig und schon gar kein Spiel. Der Krieg ist „ein ernstes Mittel für einen ernsten Zweck“ (Clausewitz 2008: 45/46).3 Carl Schmitt kann sich hier bedienen, wenn Clausewitz auf die Existenzialität für das Volk hinweist.4 Es geht nicht um den ← 13 | 14 → kleinen Krieg des Privatmannes, sondern immer um den „Krieg einer Gemeinschaft“ als Ganzes (46). Die Gewalt, die hierbei freigesetzt wird, ist im Prinzip hemmungslos (vgl. auch ebd.). Das ist wichtig, wenn man den Krieg verstehen will als eine Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Die berühmte Formel vom Krieg als das Mittel der Politik fällt in diesem Kontext, und das ist bezeichnend, wo es um die Gewaltfrage geht (47): „So sehen wir also, dass der Krieg nicht bloß ein politischer Akt, sondern ein wahres politisches Instrument ist, eine Fortsetzung des politischen Verkehrs, ein Durchführen desselben mit anderen Mitteln.“

Details

Seiten
310
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783653045581
ISBN (ePUB)
9783653985887
ISBN (MOBI)
9783653985870
ISBN (Hardcover)
9783631651827
DOI
10.3726/978-3-653-04558-1
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (Mai)
Schlagworte
bewaffnete Gruppen politische Kampfbegriffe Imperialismus kultureller Kontext
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. 310 S., 3 Tab.

Biographische Angaben

Samuel Salzborn (Band-Herausgeber:in) Holger Zapf (Band-Herausgeber:in)

Samuel Salzborn ist Professor für Grundlagen der Sozialwissenschaften am Institut für Politikwissenschaft der Universität Göttingen und Sprecher des DVPW-Arbeitskreises Politik und Kultur. Holger Zapf ist Akademischer Rat am Institut für Politikwissenschaft der Universität Göttingen und Sprecher der DVPW-Themengruppe Transkulturell vergleichende Politische Theorie.

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