HeldenGeschlechtNarrationen
Gender, Intersektionalität und Transformation im Nibelungenlied und in Nibelungen-Adaptionen
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Susanne Schul
4. Gendervarianzen: Mittelalterliche und neuzeitliche Gendernarrationen im Vergleich
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4.1 âne mâzen schoene so was ir edel lîp: Schönheitspreis und Statusbestimmung ambivalenter Weiblichkeit
Schönheitskonzepte und Schönheitspraktiken unterliegen im diachronen Vergleich kulturhistorischen Wandlungsprozessen.1 Die Darstellung ‚schöner‘ Körperlichkeit verbindet sich mit differenten gesellschaftlichen Statuserwartungen und korrespondiert wiederholt mit moralisch-ethischen Zuweisungen.2 Mediale Diskurse prägen dabei die jeweiligen Schönheitsbilder auf besondere Weise mit, da sie kulturell geformte Konzepte des ‚Schönen‘ aufnehmen, diese jedoch auch bearbeiten, variieren und erweitern. Hierbei gehört der klassifikatorisch-normativ verwendete Terminus Schönheit gleichermaßen zu den umstrittenen wie unhintergehbaren Grundbegriffen der Kulturwissenschaften und entzieht sich aber im Gegensatz zu dem eher sozialwissenschaftlich-praxeologisch orientierten Begriff des Schönheitshandelns einer eindeutigen Definition. Als ‚schön‘ bezeichnet man zunächst einmal etwas ästhetisch hoch Bewertetes, wobei die hierfür angelegten Maßstäbe und Kriterien allerdings von der Wahrnehmung, Auswahl und Bewertung derselben abhängen.3 Schönheitskonzepte sind demzufolge in sich bereits widersprüchlich angelegt, so kann Schönheit zum einen als eine natürliche, ganz authentische Qualität inszeniert werden, zum anderen gilt sie jedoch auch immer als herstellbar und manipulierbar. Mit der kulturwissenschaftlichen Hinwendung zu Körpermodellen geht dabei auch ein Interesse an Ästhetisierungs- und Modellierungsverfahren des ‚Schönen‘ einher.4 ‚Schöne‘ Weiblichkeit gilt in diesem Zusammenhang als ein zentrales narratives Muster, das durch differente Repräsentationsformen eine Vielzahl medialer Bearbeitungen von der Antike bis zur Neuzeit bestimmt. Der mediale Körperentwurf dient gleichzeitig als...
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